Anmerkungen zur Sonderschrift der Ludwig-Erhard-Stiftung

04.07.2020

In Bearbeitung

Gliederung von Teil 1:
1) Einleitung
2) Zur Person von Roland Tichy
3) Wer schrieb für die Sonderveröffentlichung?
4) Was auffällig ist

Gliederung von Teil 2:
5) Die Sonderveröffentlichung ist das Ergebnis von Netzwerken – ein Blick hinter die Hochglanzfassade
5.1) Hans-Werner Sinn, der Ökonom vom ifo institute, der die Interessen des Kapitals vertritt
5.2) Hardy Bouillon, der Wirtschaftsphilosoph aus den Reihen der menschenverachtenden rechtslibertären Lobbyisten
5.3) Hubertus Knabe, der misogyne Historiker, der keinerlei Problembewusstsein zeigte
5.4) Wolfgang Ockenfels, der rechte Dominikaner, aus dem Umfeld der AfD aber aus den Reihen der CDU
5.5) Sebastian Lüning, der rechte Klimawandelleugner
6) Abschließende Überlegungen

1) Einleitung

Aktuell stellt die Ludwig-Erhard-Stiftung (LES) eine Sonderveröffentlichung zur Verfügung, die im Finanzenverlag erschienen ist.

[1]

Die Sonderveröffentlichung trägt den Titel: „Wohlstand für Alle/Klimaschutz und Marktwirtschaft“ und offenbart nicht nur eine mehr als fragwürdige Einstellung zum Thema Klima im allgemeinen und Klimaschutz im besonderen, sondern auch die erschreckende Reichweite eines Netzwerkes ausgehend von der LES.

So ist die Sonderveröffentlichung Zeugnis von einem Netzwerkwerk, das es in sich hat und das bis in das extrem rechte Spektrum hineinreicht und u.a. zur Hayek-Gesellschaft, zum Institut für Unternehmerische Freiheit (IUF), zum Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg, zu rechtslibertären Organisationen führt und dabei für den geübten Blick schnell existierende Kontakte zu EIKE und zu anderen extrem rechten Gruppierungen zu erkennen gibt.

Wer bei der LES oder in der Sonderveröffentlichung angekommen ist hatte entweder noch nie Berührungsängste vor extremen Rechten oder ist bereits längst in diesem Spektrum zu verorten.

Gleichzeitig zeigt sich hier auch ein Netzwerk aus Lobbyismus, Politik, Einfluss, Macht und Kapital und mit einer sehr hohen Dichte von Akademiker:innen mit Titeln wie Prof. Dr. oder Prof. Dr. Dr. h.c. und mit einem Bundestagsabgeordneten und einer Landesministerin.

Verantwortlich für die Vernetzungen und die Ausrichtung der LES und damit auch für die Sonderveröffentlichung ist der Vorstand der Ludwig-Erhard-Stiftung (LES) mit dem Vorstandsvorsitzenden Roland Tichy, der sehr enge Verbindungen zur Hayek-Gesellschaft unterhält. [2]

Dazu gehören z.B. Tichys regelmäßige Vorträge für diverse Hayek Clubs. [3]

2) Zur Person von Roland Tichy:

[4]

Roland Tichy ist ständiger Gastautor für den islamfeindlichen und rassistischen Blog Achse des Guten, er ist Autor für den rechten Deutschen Arbeitgeberverband Markt & Freiheit, der mittlerweile in Deutscher Arbeitgeberverband Markt & Selbstverantwortung umbenannt wurde.

2017 war er Leiter von Panel 1 des Forum Freiheit 2017, das von der Hayek-Gesellschaft organisiert wurde. Tichy ist darüberhinaus Hayek-Medaillenträger 2015 und war im selben Jahr Referent für das Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V., dem Wolfgang Ockenfels (CDU, Desiderius-Erasmus-Stiftung, Forum Deutscher Katholiken …) angehört.

Tichy gehörte zu den Unterzeichner:innen der Petition Schluss mit dem Gender-Unfug (initiiert vom Verein Deutsche Sprache, VDS). In der Vergangenheit schrieb er auch für das extrem rechts-libertäre Magazin Eigentümlich frei.

Roland Tichy ist unten im Bild als Teilnehmer einer Podiumsdiskussion „Neue Medien – neue Gesellschaft“ der Bibliothek des Konservatismus (BdK), einem Think Tank „neuer“ Rechter, zu sehen. Gemeinsam mit Dieter Stein (Mitte) von der „neue“ rechten Wochenzeitung Junge Freiheit, mit Getrud Höhler (re) und Alexander Kissler vom Ciero und links neben Tichy sitzend ist Ferdinand Krauß von der WirtschaftsWoche (WiWo).

[5]

Roland Tichy ist auch Geschäftsführer und Redakteur der rechten Monatsschrift Tichys Einblick, in der er „allerlei rechte Publizisten zu Wort kommen lässt“. [6]

3) Wer schrieb für die Sonderveröffentlichung?

[7]

  1. Prof. em. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier: „Rechtsstaat und Aktivisten
  2. Boris Palmer (Die Grünen): „Klimanotstand in Kommunen – nur Übertreibungsrhetorik?
  3. Prof. Dr. Dietrich Murswieck: „Klima-Nationalismus ist keine Lösung
  4. Roger Köppel (SVP): „Wie ein Echo aus sorgloseren Zeiten
  5. Prof. Dr. Ingo Pies: „Wahrheit und Moral in der Umweltpolitik
  6. Prof. Dr. Hans Jörg Hennecke: „Wahrheit, Moral und Ideologie – oder lieber Vernunft?
  7. Dr. Klaus-Rüdiger Mai: „Klimaschutz als Mobilisierungsideologie
  8. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ernst Ulrich von Weizsäcker: „Umweltschutz und Kapitalismuskritik: Ein unzulässiges Junktim?
  9. MdB Frank Schäffler (FDP): „Feldversuch für Klimarebellen
  10. Ursula Heinen-Essen (CDU): „Umweltpolitik in der Sozialen Marktwirtschaft“
  11. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn: „Der klimapolitische Alleingang der Deutschen muss enden
  12. Prof. Dr. Uwe Schneidewind: „Die „Zukunftskunst“ des 21. Jahrhunderts
  13. Prof. Dr. Michael Hüther: „Kapital fürs Klima und Mut zum Markt!
  14. Ralf Fücks: „Ökologische Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft
  15. Reinhold von Eben-Worlée: „Klimaschutz und Unternehmertum sind Verbündete
  16. Prof. Dr. Horst Opaschowski: „Ist der Wohlstand gefährdet, sinkt das Umweltinteresse
  17. Prof. Dr. Gregor Kirchhof: „Der „Green Deal und die Kraft der Zivilgesellschaften“
  18. Dr. Philip Plickert: „Britische Wenden
  19. Prof. Dr. Justus Haucap: „Kosten und Nutzen der deutschen Energiewende
  20. Dr. Nicolaus Heinen: „Zur moralischen Macht von Marktteilnehmern
  21. Prof. Dr. Dr. Wolfgang Ockenfels: „Umweltschutz als christlicher Wert
  22. Matthias Warneke: „Politiker setzen auch beim Klimaschutz auf Steuern
  23. Berthold Barth: „Die Fahrt zu sinnlosen Zielen bremsen
  24. Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Blum: „Das Speichern von Klimagasen muss vergütet werden“
  25. Dr. Janez Potoĉnik: „Intelligentes Ressourcenmanagement
  26. Prof. Dr. Michael Braungart: „Innovationsplattformen für die Industrie
  27. Prof. Dr. Andreas Freytag/Prof. Dr. Matthias Menter: „Klimaschutz durch Innovation
  28. Dr. Hubertus Knabe: „Sozialismus ist keine Lösung – auch nicht beim Klima
  29. Prof. Dr. Hilmar Schneider: „Wie der „Green Deal“ auf den Arbeitsmarkt einwirkt
  30. Prof. Dr. Gernot Wagner: „Der wahre Preis von Kohlenstoff
  31. Prof. Dr. Joachim Weimann: „Emissionshandel in der Klimapolitik
  32. Dr. habil. Sebastian Lüning: „Wie viel Klima macht der Mensch
  33. Prof. Dr. Hans von Storch: „Klimawandel – was ist zu tun?
  34. Dr. Karsten Krause: Kernkraft als „Klimaretter“?
  35. Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph M. Schmidt: „Klimapolitik: Europa als Vorbild statt als Vorreiter
  36. Prof. Dr. Werner J. Patzelt:Ist die derzeitige Klimaschutzpolitik panikgebtrieben?
  37. Prof. Dr. Hardy Bouillon: „Ist die Umweltbewegung auf dem Weg zur Sekte?
  38. Prof. Dr. Niko Paech: „Wohlstand für alle? Ein Überlebensprogramm für alle
  39. Prof. Dr. Hardy Bouillon: „Ist die Umweltbewegung auf dem Weg zur Sekte?
  40. Prof. Dr. Niko Paech: „Wohlstand für alle? Ein Überlebensprogramm für alle
  41. Roland Tichy: „Wohlstand für alle durch Wettbewerb – auch in Zukunft!

4) Was auffällig ist

Auffälligkeit Nr. 1:

Von den 39 Beiträgen wurde nur einer vor einer Frau verfasst, Ursula Heinen-Esser (CDU). Sie ist Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen. Deshalb konnte bei dem Verhältnis von 40 zu 1 auf eine gegenderte Sprache verzichtet werden.

Auffälligkeit Nr. 2:

Der hohe Anteil akademischer Titel und damit auch ehemaliger oder aktueller Lehrstuhlinhaber. Hier lässt sich festhalten, dass daraus ein Eindruck von Seriosität, Kompetenz, Wissen und einem akademischen/wissenschaftlichen Background entsteht, der genau so beabsichtigt ist. So gehört zu jedem Beitrag gehört ein Foto des Autors mit der Angabe seiner aktuellen oder ehemaligen Tätigkeit und vielleicht noch das eine oder andere Sonstige, das diesen Autor erhöhen soll. So zum Beispiel bei Ernst Ulrich von Weizsäcker der Verweis auf auf die Ehrenpräsidentschaft des Club of Rome, bei Hans-Jürgen Papier der Zusatz „war von 2002 bis 2010 Präsident des Bundesverfassungsgerichts“ oder wie bei Horst Opaschowski die Angabe „ist wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Zukunftsfragen (O.I.Z.) in Hamburg“, eine Initiative von British American Tobacco. [8]

Das weltweit größte Tabakunternehmen mit einem Börsenwert 2018 von über 120 Mrd. USD. [9] Womit die oberflächlich angelegte Spurensuche in die Welt Wirtschaft, der Banken, des Kapitals führte.

Teil 2