GWE

Dieser Beitrag (1) steht mit allen Grafiken und Screenhots auch im Archiv zur Verfügung

Teil 1 des Beitrags über den Verein „Gesellschaft zur Förderung von Wirtschaftswissenschaften und Ethik e.V.“ (GWE).

Der Zusatz „Ethik“ ist hier allerdings ganz und gar nicht irreführend, obwohl es sich laut Wikipedia um einen Teilbereich der Philosophie handelt, der sich „(…) mit den Voraussetzungen und der Bewertung menschlichen Handelns befasst und (…)“ mit methodischem Nachdenken über die Moral. (…).“ [1]

Denn wer sich die Protagonist:innen und die Kooperationspartner:innen dieses Vereins genauer betrachtet, muss festellen, dass es hier um um eine Haltung geht, die eine kapitalistische Wirtschaftswissenschaft benötigt und die auch von extremen Rechten und christlichen Fundamentalist:innen geteilt wird.

Es handelt sich dabei um den autoritären Charakter, einen der sich unterordnet, der glaubt, der nichts hinterfragt oder kritisiert, schon gar nicht das System selbst und dessen Struktur, das auf Rassismus, auf Sexismus und Misogynie, auf Ableismus … und auf Klassismus aufgebaut ist.

Die GWE ist als gemeinnützig anerkannt. Kaum war sie am 03.05.1988 gegründet, erhielt sie auch schon am 14.07.1988 ihre Anerkennung. [2] Das hat steuerliche Vorteile, nicht nur für den Verein, sondern ist auch für die Spender:innen von wirtschaftlichem/finanziellem Interesse.

Anlass zur Vereinsgründung „(…) war ein Vorschlag des Unternehmensberaters Heinrich aus Hagen, der mit einigen VcK-Verantwortlichen über die Möglichkeit diskutierte, Wissenschaftler mit christlichem Hintergrund zu fördern, um sowohl für die wissenschaftliche Forschung, als auch für die christliche Praxis des Kaufmanns ethische Entscheidungshilfen zu liefern. (…)[3]

Zwei Jahre nach der Vereinsgründung, also 1990, ging die GWE eine Kooperation mit der kreationistischen Studiengemeinschaft Wort und Wissen ein. Wort und Wissen gehört zum Netzwerk der evangelikalen Evangelischen Allianz Deutschland (EAD. [4]

Ausdruck dessen waren und sind regelmäßige Tagungen. Im Screenshot ist ein kleiner Auszug vom Zeitraum 1990 bis 2008 aufgeführt.

Von 1991 bis 2008 fanden insgesamt 19 Veranstaltungen statt, die hier http://www.wirtschaftundethik.de/verein aufgeführt sind. Es sind leider zu viele für die Bildbeschreibung.

[5]

Auch in diesem Jahr, exakt am 23.01.2021, fand ein Online-Kongress statt. [6] Thema der Wirtschaftsfachtagung war: „Digitaler Kapitalismus – Wertschöpfung braucht Wertebindung“.

Veranstaltungsprogramm 22. – 23. Januar 2021 https://veranstaltungen.wort-und-wissen.org/wp-content/uploads/FT_Wirtschaft_2021.pdf

[7]

Veranstaltungsprogramm 22. – 23. Januar 2021 https://veranstaltungen.wort-und-wissen.org/wp-content/uploads/FT_Wirtschaft_2021.pdf

[7]

Zusätzlich gab es in der Vergangenheit mind. 2 Kooperationsveranstaltungen mit der Geschwister-Zabel-Stiftung (Dominikaner), dem Institut für Ökonomische Bildung der Universität Münster, der Internationalen Hochschule Liebenzell, Trägerin ist die Liebenzeller Mission, und der Fachgruppe Wirtschaft der kreationistischen Studiengemeinschaft Wort und Wissen. [8] [9]

2019 gab es eine Kooperationsveranstaltung gemeinsam mit Wort und Wissen, dem Institut für Ökonomische Bildung der Universität Münster, der Internationale Hochschule Liebenzell und dem HeidelbergER Institute of International Studies and Leadership (HI). [10]

Die GWE war in der Vergangenheit auch Aussteller:in und damit Teilnehmer:in des evangelikalen Spektakels Kongress christlicher Führungskräfte (KcF), so z.B. 2017 und 2019. [11] [12]

Das nachfolgende Foto ist von 2017 am Stand auf dem KcF. Zu sehen sind von links nach rechts: Prof. Harald Jung, Prof. Harald Bolsinger, Prof. Werner Lachmann, Dipl. theol. Karl J. Möckel. [13]

Siehe Text.

Beim KcF handelt es sich um eine evangelikale Messe mit Aussteller:innen, Seminaren und Rahmenprogramm, die vom Zweckbetrieb von idea, das Sprachrohr der EAD, im Abstand von 2 Jahren organisiert und durchgeführt wird.

Die Auseinandersetzung mit der GWE in diesem Thread hat, wie bereits zu sehen war, zu Vernetzungen mit christlichen Fundis, mit Evangelikalen, mit Kreationist:innen und zu einer Universität geführt.

Im Laufe dieses Mehrteilers werden weitere Universitäten bzw. Bildungsstätten hinzukommen, sowie eine extrem rechte Burschenschaft, die CDU und die Hayek-Gesellschaft.

Außerdem führt dieser Thread in die Untiefen von evangelikalen und christlichen Fundi-Netzwerken.

Der Vorstand dieser feinen Gesellschaft der GWE setzt sich aus 10 Männern, keine Frau, plus dem Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. h.c. Werner Lachmann, der dem wissenschaftlichen Beirat der Studiengemeinschaft Wort und Wissen angehört, [14] zusammen. [15]

Der Vorstand der GWE:

  • Ehrenvorsitzender :  Prof. Dr. h.c. Werner Lachmann, Ph.D. (Rutgers University)
  • 1. Vorstandsvorsitzender :  Prof. Dr. Christian Müller
  • 2. Vorstandsvorsitzender :  Prof. Dr. Harald Jung
  • Schriftführer :  Matthias Vollbracht
  • Kassenführer :   Karl J. Möckel
  • Weitere Vorstandsmitglieder :
    • Dr. Helmut de Craigher
    • Prof. Dr. Gerald Mann
    • Prof. Dr. Dr. Elmar Nass
    • Jakob Löwen
    • Lucas Wehner
    • Johannes Zabel

Aufgeführt sind die Vorstandsmitglieder der GWE: Prof. Dr. h.c. Werner Lachmann, Prof. Dr. Christian Müller, Prof. Dr. Harald Jung, Matthias Vollbracht, Karl J. Möckel, Helmut de Craigher, Prof. Dr. Gerald Mann, Prof. Dr. Dr. Elmar Nass, Jakob Löwen, Lucas Wehner, Johannes Zabel.

[16]

Von den Herrschaften (insgesamt 11) haben 6 einen akademischen Titel. Die Kombination aus Prof. Dr. überwiegt unter den akademischen Titeln.

Von den Herrschaften (insgesamt 11) sind oder waren mind. 7 an einer Universität oder einer vergleichbaren Bildungseinrichtung tätig.

Von den Herrschaften (insgesamt 11) haben 3 den Kreuzerlass unterzeichnet (Werner Lachmann, Elmar Nass, Harald Jung). Beim Kreuzerlass handelte es sich um eine ökumenische Erklärung für das Kreuz in der Öffentlichkeit, [17] also um die Erklärung von christlichen Fundis.

Von den Herrschaften (insgesamt 11) gehören 3 zum Exekutivrat der HeidelbergER Institute for International Studies and Leadership (HI) (Karl J. Möckel, Harald Jung, Lukas Wehner (CDU)).

Die HeidelbergER Institute (HI) ist „eine Bildungs- und Beratungsagentur, die christliche Werte und Völkerverständigung unter Berücksichtigung des christlichen Bildes von Gott und Mensch in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft tragen möchte“. [18]

Das HI bekennt sich u.a. zu den Glaubensgrundsätzen der EAD. D. h. die Herrschaften der GWE glauben an ausschließlich 2 Geschlechter, die cisgeschlechtlich und heterosexuell zu sein haben und natürlich sind sie auch antifeministisch und misogyn.

Mehr dazu in diesem 4-Teiler

2 der vermeintlich honorigen Herren der GWE sind CDU-Mitglieder: Dr. Helmut de Craigher und Lukas Wehner.

Unter den vermeintlich honorigen Herren ist auch der Domvikar am Aachener Dom [19] und Privatdozent der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen und Lehrbeauftragter der Wilhelm Löhe Hochschule (WLH) Prof. Dr. Dr. Elmar Nass.

Er wurde im Februar vom Bundesvorstand der CDU-Sozialausschüsse als Berater für die Erstellung eines neuen Grundsatzprogramms der CDU Deutschland berufen. [20]

Dabei hatte er zu diesem Zeitpunkt, nämlich seit 2013, für Die Neue Ordnung publiziert, bei der es sich um eine Publikation vom Verein Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V. handelt, für die in der Vergangenheit

Screenshot von der Ausgabe Nr. 5/2013 Oktober mit Elmar Nass als Autor für Die Neue Ordnung: „Herkunft und Aktualität der christlichen Eigentumslehre.

[21]

Screenshot von der Ausgabe Nr. 6/2020 Dezember mit Elmar Nass als Autor für Die Neue Ordnung: Staat und Theologie. Zu einer neuen ökumenischen Sozialethik.

[22]

u.a. Felix Dirsch (Autor für die Sezession, Junge Freiheit …), Andreas Lombard (Gründer des Landt-Verlags und CATO …), der „Gotteskrieger im Tweedjackett“ Martin Mosebach und Konrad Löw geschrieben haben.

Mehr über Walberberg e.V. hier

Als Elmar Nass, Subsidiar der Christkönig Gemeinde Fürth, [23] für die Erstellung des neuen Grundsatzprogramms der CDU Deutschland berufen wurde, war seine Publikationstätigkeit für Die Neue Ordnung unter Wolfgang Ockenfels (CDU, Dominikanermönch und Kuratoriumsmitglied der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung) als Redaktionsbeirat längst bekannt.

Obwohl der Arbeitskreis Christliche Sozialethik Anfang April 2019 vor Publikationen in Die Neue Ordnung gewarnt hat, weil diese „in ein populistisches und extrem rechtes Fahrwasser“ geraten sei, [24] schreibt Elmar Nass noch immer für diese Publikation

und gehört zu den Unterzeichner:innen der Antwort gegen den Boykottaufruf des Arbeitskreis. Mit dabei waren u.a. auch Hedwig von Beverfoerde (Demo für Alle), Felix Dirsch, Klaus Kelle (CDU, WerteUnion), der extrem rechte Ehrenpräsident des Deutschen Lehrerverbands (DL) Josef Kraus, Jürgen Liminski (Opus Dei), der radikale Abtreibungsgegner Martin Lohmann, Werner J. Patzelt, … . [25]

Wo sich Nass in dementsprechender Gesellschaft befand. Genauso wie beim Kreuzerlass, den hat er nämlich auch unterzeichnet.

Doch das hat die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Rheinland-Pfalz nicht gestört. Denn hier war Nass im September 2019 geladener Referent für eine Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling (CDU).

Die Veranstaltung „Talk im Bahnhof“ trug den Titel: „Soziale Marktwirtschaft am Scheideweg – Plädoyer des Miteinander von Markt und Mensch“. [26]

Die KAS schrieb dazu: „Die Soziale Marktwirtschaft sei eine ausgezeichnete Form und ein gutes Modell der Wirtschaftsordnung, denn „sie verbindet die Vorteile des Marktes und die unbedingte Menschenwürde.“[27]

Wie wunderbar das Miteinander von Markt und Mensch, sowie der unbedingten Menschenwürde hierzulande funktioniert, das kann mensch bei den Räumungen mitten in der Pandemie erkennen, an der Ignoranz gegenüber geflüchteten Menschen, darunter Schwangere und kleine Kinder, die an den Grenzen Europas unter menschenunwürdigen Bedingungen geradezu verelenden, an den gewalttätigen Abschiebungen und den Umgang mit Obdachlosen im Allgemeinen. Mittlerweile sind bereits 11 obdachlose Menschen erfroren.

Das ist es was sie meinen, wenn sie von „Verantwortung“ und von „Ethik sprechen oder wenn sie es wie Simone Habing im Rahmen der KAS-Veranstaltung, folgendermaßen formulieren:

„Hinter ihr (gemeint war die soziale Marktwirtschaft!) steht eine sozialethische Grundlage und damit auch eine Verantwortung.“ [28]

Dann zeigt sich, dass alles was sie sagen nichts mehr als Worthülsen und Phrasen sind. Sonst nichts. Da der Thread schon so weit fortgeschritten ist, endet hier der erste Teil.

Zum Abschluss ein Überblick über alle im Thread genannten Organisationen/Publikationen und Personen

  • Gesellschaft zur Förderung von Wirtschaftswissenschaften und Ethik e.V.
  • Studiengemeinschaft Wort und Wissen
  • Geschwister-Zabel-Stiftung
  • Institut für Ökonomische Bildung der Universität Münster
  • Internationale Hochschule Liebenzell
  • HeidelbergER Institute of International Studies and Leadership
  • Kongress christlicher Führungskräfte
  • Evangelische Allianz Deutschland
  • Informationsdienst der evangelischen Allianz (idea)
  • Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen
  • Wilhelm Löhe Hochschule (WLH)
  • CDU
  • Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V.
  • Christkönig Gemeinde Fürth
  • Desiderius-Erasmus-Stiftung
  • Demo für Alle
  • WerteUnion
  • Deutscher Lehrerverband (DL)
  • Opus Dei
  • Die Neue Ordnung
  • Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS)

Im Thread genannte Personen:

Vorstandsmitglieder der GWE :

  • Werner Lachmann
  • Christian Müller
  • Matthias Vollbracht
  • Karl J. Möckel
  • Helmut de Craigher
  • Gerald Mann
  • Elmar Nass
  • Jakob Löwen
  • Lucas Wehner
  • Johannes Zabel
  • Harald Jung

Weitere Personen:

  • Harald Bolsinger
  • Felix Dirsch
  • Andreas Lombard
  • Martin Mosebach
  • Konrad Löw
  • Wolfgang Ockenfels
  • Hedwig von Beverfoerde
  • Klaus Kelle
  • Josef Kraus
  • Jürgen Liminski
  • Martin Lohmann
  • Werner J. Patzelt
  • Ansgar Heveling

Teil 2

Teil 3