Datum: 02.12.2018
Als Textversion
1) Der Deutschlandfunk und weitere Medien berichteten vor wenigen Tagen über die Anwältin Seyran Ateş als „Frauenrechtlerin“ und Preisträgerin des Marion-Dönhoff-Preis für das „unerschrockene Wort“.
2) Die 10.000 Euro Preisgeld und die Anerkennung für ihren Einsatz wären ihr gegönnt, würden die Zuschreibungen „Frauenrechtlerin“ und ihr„unerschrockenes Wort“ nicht diesen unangenehmen Beigeschmack haben und …
3) …würde sie sich nicht von rechten bis rechtsextremen Positionen/Gruppierungen vereinahmen oder/und vor den Karren spannen lassen. Sie lässt es zu und macht es ihnen möglich.
Darum sollte mensch einmal fragen, wer davon profitiert.
4) Und hier zeigt sich ein grundlegendes Problem. Natürlich ist es richtig und wichtig radikale Religionen zu kritisieren und eine Gegenposition zu entwickeln. Ob es der christliche Fundamentalismus ist, der Islam, der nationalistische Hinduismus…
5) Sie alle sollten und müssen kritisch hinterfragt werden.
Das alles geht aber ohne Reproduktion rechter Narrative, ohne eine fragwürdige Nähe zu Rechten bis Rechtsexzremen einzunehmen. Zu mehr Frauenrechten oder der Förderung des Feminismus trägt das sicherlich nicht bei.
6) Doch der Reihe nach.
Ateş im Ullstein-Verlag erschienenes Buch „Der Multikulti-Irrtum“ hat ihr bereits einen wohlwollenden begeistert formulierten Artikel im rechtsextremen und islamfeindlichen Blog PI-News gebracht.
7) Hier haben wir bereits ein erstes rechtes Narrativ „Multikulti-Irrtum“. Denn kann das Zusammenleben, das gemeinschaftliche Arbeiten, Essen und Lachen vieler Nationen, Kulturen, Sprachen und unterschiedlicher Religionen ein Irrtum sein? Nein.
8) Die Kultur der antiken Oasenstadt Palmyra als historisches Beispiel verdeutlicht, dass genau das möglich war und ist.
9) Beeinflusst durch die Griechen, die Römer, die Perser verehrten die Bewohner*innen lokale, sowie mesopotamische und arabische Gottheiten nebeneinander. Direkt an der Route der legendären Seidenstrasse gelegen, war die Oasenstadt Palmyra in der Region einzigartig.
10) Im März 2017 wurden die letzten Überbleibsel des UNESCO-Weltkulturerbe vom IS zerstört. Das ist zum einen sehr traurig, sollte aber nachdenklich stimmen.
11) Doch zurück zum Text in den PI-News aus dem Jahr 2007, verfasst von einem gewissen Ulrich, der seine Artikel mit zahlreichen Zitaten aus ihrem Buch versah und der mit den Worten endete: „Zitate, die wie wir finden, neugierig machen“.
Statt Screenshot die Quellenangabe: [1]
12) Auch der extrem rechte Antisemit Jürgen Elsässer hat Ateş ebenfalls einen Blogeintrag gewidmet und Compact hat dies zum Anlass genommen mit ihr ein Interview zu führen. Im Januar 2015 hat sie sich darauf eingelassen. Statt Screenshot die Quellenangabe: [2]
13) Wenn wir uns diesen Screenshot betrachten, ist das Interview mit der vermeintlichen Frauenrechtlerin eingebettet in einen Aufruf der rechtsextremen AfD den Migrationspakt zu stoppen oder wie seitlich rechts zu sehen ist verbunden mit diversen Verlinkungen.
14) Der Link „Migrationspakt“ führt direkt zu einem 31min. Video von Jürgen Elsässer und Jessica Bießmann (ja, die mit dem Hitlerwein) über den Migrationspakt als eine Verschwörung globaler Eliten und einer aktualisierten Version der sog. „Dolchstoßlegende“.
15) Als Gastautorin hat Seyran Ateş im Oktober 2011 einen Beitrag für den rassistischen Blog Achse des „Guten“ verfasst. [6] Auch hier stellt sich die Frage nach der Intention. Führt diese publizistische Tätigkeit zu mehr Frauenrechten? Sicherlich nicht.
16) Und ist es nötig sich mit HC Strache im Rahmen einer FPÖ-Veranstaltung zusammenzutun, um vor dem politischen Islam als radikaler Strömung zu warnen? Auch hier wieder ein klares Nö. [3]
17) Wir erinnern noch einmal daran, dass Seyran Ateş die aktuelle Petition von TdF für ein Verbot des sog. Kinderkopftuches unterzeichnet hat. Diese wird z.B. von der AfD Darmstadt unterstützt, die am 11. Juli zur Unterzeichnung via Twitter aufgerufen hat.
18) Zu den weiteren Unterstützer*innen der Petition von TdF gehören Boris Palmer, Lisa Fitz, Rebecca Schönenbach von den rechten/rassistischen Frauen für Freiheit, Cora Stephan, Monika Maron….
19) Wir berichteten bereits mehr als ausführlich über diese querfrontähnliche Verbindung im Rahmen dieser Petition. Auch hier wieder stellt sich die Frage, wie profitieren Mädchen und Frauen davon oder ob überhaupt?
20) Und eine weitere Frage schlieszt sich zwangsläufig an. Wieso verhallen kritische Stimmen, die auf die große Nähe von Islamismus, „neuen“ Rechten oder Faschismus hinweisen. Wie z.B. Volker Weiß in zwei Interviews aus dem Jahr 2017
Screenshots zwei Quellenangaben: [3] [4]
21) … oder Nasir Ahmad, der noch im Oktober 2018 einen Gastartikel für den Volksverpetzter mit dem Titel verfasst hat: „Die AfD ist eine islamistische Partei“ – Ich bin vor Islamismus geflohen. Und die AfD verhält sich genauso.“ [5]
22) Nach all den vielen Unstimmigkeiten und den vielen Fragen, die sich Feminist*innen und Antifaschist*innen stellen, zumindest sollten sie es tun, sollte dieser thread hier enden. Doch dann haben wir noch dieses Fundstück entdeckt.
23) So berichtete Emma am 22.11.2018 von einem Manifest für einen aufgeklärten Islam, der als online-Petition besteht. (https://www.emma.de/artikel/manifest-fuer-einen-aufgeklaerten-islam-336273)
24) Wenn wir uns die Unterzeichner*innen betrachten, zu denen Seyran Ateş gehört, stellen wir schnell fest, auch hier findet sich eine erstaunliche Nähe zu höchst fragwürden Personen, wie z.B.
25) Necla Kelek (Autorin für den rassistischen Blog Achse des „Guten“ und Tichys Einblick, Vorstandsfrau von Terre des Femmes…)
26) oder Basam Tibi, Erstunterzeichner und zwar an 1. Stelle der rassistischen Erklärung 2018, der noch im April 2018 in einem Interview mit der NZZ die Meinung vertrat „Der deutsche Staat kapituliert vor dem Islam“…
27) oder Ali Ertan Toprak (CDU), Gastautor für Tichys Einblick, der für die Welt z.B. den Artikel „Die deutsche Integrationspolitik ist selbstzerstörerisch“ (28.06.2018) verfasst hat oder z.B. einen Gemeinschaftsartikel für Cicero
28) oder Hamed Abdel-Samad, ebenfalls ein Autor für den rassistischen Blog Achse des „Guten“, der in der Vergangenheit u.a. auch einen Vortrag für die rechtsextreme AfD Lv Berlin gehalten hat
29) Nach all diesen vielen Infos möchten wir Journalist*innen, Presseleute und Autor*innen raten sich zukünftig besser zu informieren, wen sie da als „Frauenrechtlerin“ präsentieren.
30) Bei dieser auffallenden Nähe zu protofaschistischen, „neurechte“ und/oder extrem rechten Positionen bis hin zur AfD können wir feststellen, Frauen/*gelesene und Mädchen* werden von dieser Art „Frauenrechte“ sicherlich nicht profitieren können. Im Gegenteil.
31) Und hier endet unser wütendes Wort zum Sonntag. Denn bedauerlicherweise gibt es täglich mehr zu berichten