Teil 2 steht mit allen Screenshots und Grafiken im Archiv zur Verfügung
1) Hier beginnt Teil 2 des Beitrags über die Christliche Polizeivereinigung (CPV), die sehr gut vernetzt ist, sowohl im christlich-fundamentalen/evangelikalen Spektrum als auch mit der BDK (Bund Deutscher Kriminalbeamter) und der DPolG (Deutsche Polizeigewerkschaft).
2) Darüberhinaus ist sie mit der CPV Schweiz und Österreich verbunden und ist Mitglied in der International Christian Police Fellowship (ICPF). Sie ist also auch außerhalb Deutschlands Teil eines Netzwerkes. [1]
3) Sogar im Kongo war die CPV im Einsatz, unterstützte die Polizei in Moldawien oder war Teilnehmer:in des International Expresate 2018 in Spanien. Organisiert von der CPC, dem spanischen Pedants der CPV, [2] um hier nur einige Beispiele aufzuführen.
4) Nachdem nun klar geworden ist, wo und wie die CPV einzuordnen und wie gut sie vernetzt ist, schauen wir uns den wahren Charakter dieses Vereins genauer an.
5) Denn auch hier, genau wie bei den Interessenvertretungen der Polizei (BDK, GdP, DPolG) wird ein Bild von der Polizei, den Cops, den Bullen erzeugt, das mit der Realität nicht so recht übereinstimmen will.
6) Eine Aufstellung der Toten und der Todesumstände in polizeilichen Gewahrsamssituationen würde Bände füllen.
7) Beispiele gibt es reichlich z.B.
Oury Yalloh,
Hussam Fadl,
Ahmed Amad,
Maliullah Jabarkhil,
Rooble Warsame,
William Tonou-Mbobda
… .
10) Die Dokumentationen von Polizeigewalt gegen linke Aktivist:innen, z.B. gegen Ende Geläde oder bei antifaschistischen Demonstrationen, festgehalten in Gedächtnisprotokollen oder in Videos würden eine Datenbank bei weitem sprengen.
11) Über Einsätze der Polizei bei gewaltsamen Abschiebungen, bei denen Familien auseinandergerissen werden, mitten in der Nacht oder im Morgengrauen, will ich gar nicht erst sprechen.
13) All das wird von der CPV totgeschwiegen. Sie verliert kein Wort darüber. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die CPV weder von der Mitte™ noch von den Interessenvertretungen der Polizei oder Vereinen wie Pro Polizei zum Beispiel.
14) Was sie allerdings m.M.n. besonders verabscheuungswürdig macht, ist der christliche, der vermeintlich barmherzige, der angeblich gemeinnützige Mantel, mit dem sie sich und ihre Menschenverachtung und Inhumanität zu tarnen versuchen.
15) Denn bei genauerer Betrachtung ist hier kein Fünkchen Mitgefühl, Empathie, Güte oder gar Humanität vorhanden. Wer das sucht, wird es bei der CPV und den Evangelikalen im Allgemeinen nicht finden können.
16) Es ist an Scheinheiligkeit, an Verlogenheit, an Bigotterie, kaum zu überbieten einen Beruf auszuüben und diesen noch zu lieben, der auf Gewalt basiert
17) und das mit der Bibel unter’m Arm, mit einem Psalm auf den verlogenen Lippen und einer Schußwaffe im Holster oder mit Tonfa oder Taser in der Hand. Wie ist das vereinbar mit dem 5. Gebot: „Du sollst nicht töten?“
18) Darauf geht die CPV allerdings nicht ein, stattdessen schrieb Jürgen Stecken unter der Überschrift: „Die schärfste Waffe d. Polizei“ über die Macht der Worte im polizeilichen Einsatz [3] und konstatierte über den Einsatz von Gewalt durch die Polizei „Manchmal geht es nicht anders“.
19) Torsten Bödecker, leitender Polizeidirektor und Landesgruppenleiter Hamburg, wurde für einen Beitrag gefragt: „Was wird denn nun aus Deutschland?“ Dabei begann die Nachfrage zuerst mit den „Nachwirkungen der Flüchtlingskrise und der unkontrollierten Zuwanderung“ [4]
Textauszug: „Was wird denn nun aus Deutschland?
Wie beurteilen Sie die Lage in Deutschland? Machen Sie sich Sorgen über gesellschaftliche und politische Entwicklungen? Über die Nachwirkungen der Flüchtlingskrise und unkontrollierten Zuwanderung? Über einen zunehmenden Rechtsextremismus, antisemitische Strömungen und die terroristische Bedrohungslage? Über internationale Konflikte und wirtschaftliche Tendenzen, die in der globalen Welt auch uns schnell erreichen können?“
20) Dass hier ein rassistischer Aspekt Ausdruck findet, sei nur nebenbei erwähnt. Entscheidend ist die Antwort, die Bödecker findet.
21) Er verweist zunächst auf ein Zitat von Luther, aber er bevorzugt Corrie ten Boom, die ins KZ eine Bibel hineingeschmuggelt hatte und gesagt haben soll:
„Sich sorgen nimmt dem Morgen nichts von seinem Leid, aber es raubt dem Heute die Kraft.“
Zitat: „Besser gefällt es mir, wie Corrie ten Boom es einmal ausgedrückt hat: „Sich sorgen nimmt dem Morgen nichts von seinem Leid, aber es raubt dem Heute die Kraft.“ Corrie ten Boom hatte zahlreiche Juden vor dem Holocaust gerettet und auch im Konzentrationslager Ravensbrück ihren Glauben an Jesus Christus bewahrt. Ihre ins KZ hineingeschmuggelte Bibel war ihr eine tägliche Ermutigung. Sie wusste um die Macht der KZ-Aufseher, aber um die viel größere Macht des mitfühlenden Gottes. Sie wollte die Last von morgen nicht mit der Kraft von heute tragen. Beeindruckend berichtete sie nach ihrer späteren Befreiung davon, wie sie immer wieder die ganze eigene Not und das Elend der Menschen um sie herum, „einen ganzen Koffer voller Sorgen“, in Gebeten zu Gott gebracht hat. Ihre Erfahrung war, dass Gott sich viel besser darum kümmerte, als sie selbst es gekonnt hätte.“
22) Dabei ist es schon sehr bezeichnend, dass sich ein Polizist auf Corrie ten Boom bezieht, auf eine Frau, die zusammen mit ihrer Schwester ins KZ Ravensbrück deportiert wurde. ( de.wikipedia.org/wiki/Corrie_te)
23) Ausgerechnet ein Polizist, der für einen Machtapparat tätig ist, der von Mitte 1933 bis 1945 vollständig unter der Kontrolle der NSDAP gewesen ist. [5]
24) Ich verweise an dieser Stelle auf Band 15 der KZ-Gedenkstätte Neuengamme „Polizei, Verfolgung und Gesellschaft im Nationalsozialismus“. [6]
25) und verweise auf die menschenverachtenden und tödlichen Taten der Nazi-Polizei, aufgebaut als Freund und Helfer und verweise auch darauf, dass nach der vermeintlichen Entnazifizierung die Wiedereinstellung der ehemaligen Nazi-Polizeibeamten erfolgte.
26) In einer anderen Gesellschaft, einer tatsächlich entnazifierten Gesellschaft, hätte die Polizei, sofern sie nicht abgeschafft worden wäre, eine besondere Verantwortung, der sie gerecht werden müsste.
Zitat:
„Jesus ermutigt uns dazu, uns nicht zu sorgen (Matthäus 6, 25 – 34). Für Petrus ist es Hochmut, wenn man mit seinen Sorgen alleine klarzukommen versucht (1.Petrus 5, 6-7). Und Paulus fordert dazu auf, alle Anliegen mit Gebet und Flehen vor Gott kundwerden zu lassen, damit uns auch in großer Bedrängnis Gottes Friede auf unerklärliche Weise erfüllen kann (Philipper 4, 6 und 7). Ich bin davon überzeugt: Gott hält Sie und mich in seiner Hand. Und die Fäden der Geschichte hält er ebenfalls in seiner Hand.In einem Interview wurde ein lebenserfahrener Pastor gefragt, welchen Rat er sich geben würde, wenn er in der Zeit zurückreisen und vor sich selbst als jungem Mann stehen könnte. In dem rückblickenden Wissen, dass alle seine Sorgen nur zusätzliche Last waren und dass Gott immer bei ihm war, lautete seine Antwort: „Meine Worte an den jungen Mann wären: Fürchte dich nicht!“
28) und dabei auch politischer Akteur zu werden und zum Beispiel gegen den Artikel d. TAZ-Kolumnist:in Hengameh Yaghoobifarah „All Cops are Berufsunfähig“ zu ätzen. [7]
29) Erstaunlich ist dabei mit welcher Schnelligkeit und Leichtfüßigkeit der Vorsitzende der DPV Holger Clas auch in diesem Zusammenhang das für ihn richtige Bibelzitat findet,
30) bevor er sich zum G20 und den „massiven Straftaten aus Teilen des linksextremistischen Spektrums“ in Hamburg (2017) äußert. WTF!
31) Halten wir an dieser Stelle inne. Wir befinden uns hier bei einer Organisation und damit auch in gewisser Weise an einem Ort, wo Macht, Einflussnahme, Gewalt und Religion, christlich-fundamental interpretiert, Wort für Wort also Bibeltreu, zusammengefunden haben.
32) Die Propagandist:innen, die frommen, die bibeltreuen Polizist:innen dieser Vereinigung greifen auch bei aktuellen Ereignissen
33) und gesellschaftlichen Veränderungen auf Psalmen zurück, die von realen Menschen in einer anderen Gesellschaft vor etwa 1.900 oder 2.000 Jahren niedergeschrieben worden sind.
34) Die Forderung nach einer Welt ohne Polizei bzw. #AbolishThePolice kommt hier nicht nur nicht an, sondern wird mit einem Zitat aus der Bibel beantwortet und zwar mit einem Zitat aus dem Brief an die Römer von einem Apostel namens Paulus (13. Kapitel) geradezu abgebügelt.
35) Der genannte Apostel habe deutlich gemacht, so Holger Clas, „dass Gott d. Polizei (wörtlich die „Obrigkeit“, d. „das Schwert“ trägt, d. Red.) eingesetzt hat, um damit den Menschen ein friedliches Miteinander zu ermöglichen.
36) Und ergänzt: „Sie trägt ihr Schwert nicht umsonst!“ [8]
Zitat:
„Schon die These, dass ein gesellschaftliches Zusammenleben ohne Polizei möglich wäre, und die formale Auflösung der Polizei in Minneapolis zu fordern, finde ich sehr sportlich. In seinem Brief an die Römer im 13. Kapitel macht der Apostel Paulus deutlich, dass Gott die Polizei (wörtlich die „Obrigkeit“, die „das Schwert“ trägt, d. Red.) eingesetzt hat, um damit den Menschen ein friedliches Miteinander zu ermöglichen. Und ergänzt: „Sie trägt ihr Schwert nicht umsonst!“ Nicht die, die Gutes tun, müssen die Polizei fürchten, sondern nur die, die Recht und Gesetz missachten.“
37) Doch das rückwärtsgewandte Denken und die Orientierung an eine Zeit von vor fast 2.000 Jahren zeigt sich nicht nur am Beispiel Abschaffung der Polizei, sondern an vielen anderen Stellen auch.
38) D.h. evangelikale Organisationen und die Christliche Polizeivereinigung können nie Lösungen anbieten, sondern sind stets Teil des Problems auch des Polizeiproblems und auch von Polizeigewalt.
39) Deshalb noch einmal: die CPV ist eine Organisation/ein Verein, wo Macht, Einflussnahme, Gewalt und Religion, christlich-fundamental interpretiert, Wort für Wort also Bibeltreu, sich miteinander verbunden haben.
40) Das macht diesen Verein so gefährlich.
41) Ach ja, und weil mit der Indoktrination nicht früh genug angefangen werden kann, gibt es noch den CVP-Tipp für Kinder: „Kinder-Entdeckerheft – Polizei“ [9]