Teil 2 – Mission Freedom und der Himmelsstürmer

Teil 1

Dieser Teil steht auch im Archiv zur Verfügung

Die Geschichte, die ich erzählen möchte, beginnt 2011.

In diesem Jahr gründete die christlich-fundamentale Pfingstkirchlerin Gaby Wentland den Verein Mission Freedom. Ein Verein, der gegründet wurde, um „gegen Menschenhandel und gegen Zwangsprostitution aufzustehen“, verbunden mit dem Auftrag „Aufklärung zu leisten sowie betroffenen Frauen Hilfe im Ausstieg anzubieten.“ [7]

Mit diesen Worten stellt sich der Verein vor, der mittlerweile als gemeinnützig anerkannt ist.

2013 tauchte der Verein Mission Freedom auf dem Katholikentag auf und eine junge Frau namens Lisa Heller berichtete als vermeintlich ehemalige Zwangsprostituierte über ihr vermeintliches Schicksal. Vermeintliche Hilfe habe sie schließlich bei Mission Freedom gefunden.

Doch dieses Schicksal, nein, die ganze Geschichte war erfunden, also erstunken und erlogen. Sogar das LKA Hamburg befasste sich mit dem Fall und die Medien berichteten ausführlich darüber u.a. die TAZ und Der Spiegel.

Am 20.02.2014 wurde Gaby Wentland, die hinter dem Verein Mission Freedom steckt, vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) zu „Deutschlands Bürgerin des Jahres 2013“ ernannt und erhielt den mit 20.000 Euro dotierten „Bürgerpreis“.

Doch zuvor war eine Petition bei OpenPetition eingestellt worden, die sich gegen die Verleihung richtete und dies ausführlich begründete. Nachzulesen hier

Einige Medien berichteten erneut kritisch über die Verleihung, über Gaby Wentland und Mission Freedom.

Im selben Jahr gab es noch die Dokumentation bei der ARD mit der Überschrift: „Mission unter falscher Flagge – Radikale Christen in Deutschland – Die Story im Ersten“ (2014). Gaby Wentland und ihre Pfingstgemeinde tauchten hier auch auf.

Doch so plötzlich wie der Skandal begonnen hatte, endete er allerdings auch wieder. Jede Kritik und jede Richtigstellung waren an Gaby Wentland abgeprallt und sie hat einfach weiter gemacht.

Aktuell ist sie Beisitzerin im Verein Gemeinsam gegen Menschenhandel (GGMH). Der Ex-MdB der CDU Frank Heinrich und aktuelles Vorstandsmitglied der Evangelischen Allianz in Deutschland ist Vorstandsvorsitzender der GGMH.

Wentland selbst gehörte bis 2022 dem Hauptvorstand der Evangelikalen Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) an. Zu dieser Zeit war sie Mitherausgeberin des Magazins Eins Das Magazin der Evangelischen Allianz Deutschland. [8]

Desweiteren gehört sie zur Freie Gemeinde Neugraben e.V. Der Verein gehört der Pfingstkirche an bzw. dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR, der wiederum zum Netzwerk der Evangelikalen Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) gehört.

Das waren nur einige ihrer Verbindungen, denn es geht hier weniger um ihre ausufernden Vernetzungen und Aktivitäten wie Vorträge oder Publikationen, sondern um ihren neuesten Coup.

Mission Freedom betreibt nämlich seit Ende 2023 als Alleingesellschafter den Himmelsstürmer Deutschland gGmbH und damit eine vollstationäre Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung im Allgäu in Bayern.

Die Einrichtung heißt Haus SeeNest und befindet sich in der Nähe von Kempten. Laut Webseite hat sich das Haus SeeNest „auf die Betreuung und den Schutz von Kindern und Jugendlichen mit traumatischen Erfahrungen spezialisiert. Die BewohnerInnen sollen durch traumapädagogische und traumatherapeutische Begleitung stabilisiert werden und neu zu gesellschaftlicher Teilhabe gelangen.“

Erste Minderjährige sollen hier bereits unter Mitwirkung des Jugendamts Dillingen untergebracht worden sein. Via Instagram verbreitete Gaby Wentland diese Information.

Dass hinter dem Himmelsstürmer Mission Freedom steckt, wird auf der Webseite des Himmelsstürmers nicht erwähnt und ist auch nicht ersichtlich. Diese Information steht nur im Handelsregister zur Verfügung.

Dass hinter dem Himmelsstürmer, eine christlich-fundamentale/evangelikale Organisation/Struktur steckt, ist den wenigsten Menschen bekannt und auch auf der Webseite des Himmelsstürmers ist das nicht ersichtlich.

Eben sowenig, dass die Mitarbeiter*innen in dieser „Schutzunterkunft“, die beruflichen Kontakt mit den untergebrachten Kindern/Jugendlichen haben, sei es als Sozialpädagog*in oder als Hausmeister, „persönliche Identifikation mit biblischen Glaubensgrundlagen“ mitbringen sollten.

Geboten wurde den zukünftigen Mitarbeiter*innen auch „geistliche Gemeinschaft“, so war es auf der Webseite von Mission Freedom zu lesen.

D.h. traumatisierte Kinder und Jugendliche, die hier untergebracht werden, werden in einer christlich-fundamentalen/evangelikalen Struktur/Organisation untergebracht und von Personen betreut, die mindestens genau so oder vergleichbar durchdrungen sind von biblischen Glaubensgrundlagen oder im schlimmsten Fall sogar vom heiligen Geist.

Diese biblischen Glaubensgrundlagen wurden hier bereits in Teilen erläutert und sind in diesem Blog zu finden.

Das wirft Fragen auf und zwar sehr viele. Besonders im Zusammenhang mit Gaby Wentlands skurilen Äußerungen via Youtube, Instagram … , auf die ich im nächsten Teil näher eingehen werde.

In dieser Angelegenheit wurde eine schriftliche Anfrage im Namen der Abgeordneten Gabriele Triebel (Die Grünen) an das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gerichtet. Die Antworten werden spannend sein.

Die schriftliche Anfrage betrifft auch die Betriebserlaubnis gemäß §45 SGB VIII.

Die Tatsache, dass schutzbedürftige möglicherweise sogar traumatisierte Kinder/Jugendliche von einem Träger betreut werden, der einen christlich-fundamentalen oder evangelikalen Background hat, ist in meinen Augen ein Skandal.

Fortsetzung folgt mit Teil 3