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Eine Stiftung zu gründen und Spenden zu sammeln, um weltweit Armut zu bekämpfen und menschenwürdige Lebensbedingungen zu fördern, hört sich gut an. Sehr gut sogar. Allerdings hat die Stiftung Pro Vita einen Pferdefuß.
Wäre ich gemein, würde ich behaupten, es sind zwei Hufe. Denn bei dieser Stiftung handelt es sich um eine evangelikale Stiftung, die mit der Evangelische Allianz in Deutschland (EAD) verbunden ist und zwar als Kategorie II, auf „der Basis und in Zusammenarbeit“ mit der EAD.
Am 19.05.2017 wurde die Stiftung, die einem evangelikalen Netzwerk angeschlossen ist, als gemeinnützig anerkannt. [2]
Eine Kinderstiftung zu gründen, die mittlerweile an 27 Standorten, in 13 Städten und Regionen vertreten ist mit Freizeitangeboten, kostenlosen Mahlzeiten, Feriencamps und u.a. Angeboten inkl. Beratung für Eltern, hört sich gut an. Sehr gut sogar.
Allerdings hat die Kinderstiftung christliches Kinder- und Jugendwerk Die Arche einen Haken. Sie gehört nämlich auch zum Netzwerk der EAD bzw. ist mit dieser verbunden als Kategorie II.
Ist also auch etwas Evangelikales und wird mit öffentlichen Geldern subventioniert. 2019 erhielt die Arche staatliche Zuschüsse in der Höhe von 718.012,53 €. [3]
Die Deutsche Bank z.B. spendete 2021 150.000, [5] die Commerzbank-Stiftung fördert Feriencamps der Arche mit 5.000 Euro, [6] das Institut für Berufliche Bildung Ag spendete 70.000 Euro in diesem Jahr, [7] die Barclay-Card erhöhte in diesem Jahr ihr Engagement auf 387.000 Euro, [8] um hier nur einige Beispiele zu nennen.
Einen Suchthilfeverband zu gründen, um „Suchtkranken und Angehörigen zeitgemäß und kompetent zu helfen und einer Suchtentwicklung vorzubeugen“ [9] ist eine sehr gute Idee.
Weniger gut jedoch ist die Tatsache, dass das Blaue Kreuz e.V. (BKD) nicht nur ein christlicher Suchthilfeverband ist, sondern auch mit den Evangelikalen der EAD verbunden ist.
„Wir tun alles dafür, dass Menschen suchtfrei und in geheilten Beziehungen mit sich, ihren Mitmenschen und Gott leben können“
ist auf der Webseite zu lesen. [10]
Das Blaue Kreuz e.V. ist eingebunden in das Netzwerk International Blue Cross, Blu:Prevent, Versuchung sucht Grenzen, Stiftung Deutsche Kindersuchthilfe und Serrahner Diakoniewerk gemeinnützige GmbH. [11]
Eine Zufluchtsstätte für muslimische Frauen, also ein Frauenhaus für Muslima, muss nicht zwangsläufig etwas Negatives sein, auch wenn die Förderung und der Ausbau autonomer Frauenhäuser sinnvoller wären, Präventionsprogramme und die
Abschaffung des Patriarchats.
Trotzdem muss eine derartige Zufluchtsstätte nicht zwangsläufig etwas Negatives sein. Doch im Fall von Perlenschatz e.V. im mittelhessischen Solms steckt eine evangelikale Organisation dahinter, die einflussreiche und namhafte Botschafter*innen hat.
Darunter z.B. den MdB der CDU Frank Heinrich, der zum Hauptvorstand der EAD gehört, ebenfalls mit dabei Christine Schirrmacher (EAD), Thomas Schirrmacher (EAD), Jürgen Werth (EAD), Yassir Eric (EAD), der MdB der CDU Michael Brand und der SPD-Bürgermeister der Stadt Solms. [13]
Ausgerechnet Botschafter*innen der EAD unterstützen das Projekt. Botschafter*innen eines evangelikalen Netzwerks von dem bisher nur misogyne, LGBTQI-feindliche Töne zu hören waren und auch antimuslimischer Rassismus.
Das passt nicht zusammen.
Der Verein Perlenschatz hat also genau wie die anderen „christlichen Hilfsorganisationen“ einen nicht zu unterschätzenden Pferdefuß.
Die Arbeit von humedica konzentriert sich auf die Schwerpunkte Not- und Katastrophenhilfe, langfristige Entwicklungshilfe in Form von Familienhilfe und Rehabilitationsprogrammen sowie auf Versorgungshilfe in Ländern und Regionen, wo sich Betroffene nicht selbst helfen können. (…)“,
ist auf der Webseite zu lesen. [14]
Respekt dürfte so manch eine*r denken.
Doch halt, so einfach ist das nicht!
Denn Humedica gehört zum Netzwerk der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD). Ist also auch etwas Evangelikales oder Bibeltreues.
Hinter Humedica wiederum stehen zahlreiche Partner*innen, institutionelle und private Förderer und Partner*innen.
Die institutionellen Förderer sind das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Von ihnen erhält Humedica auch finanzielle Mittel und das bedeutet, dass der Steuerzahler*innengeld, also öffentliche Gelder, einer Organisation zu Gute kommt, die sich der EAD angeschlossen hat und zur Kategorie II gehört, die einer „christliche Allianz“ angeschlossen ist, die für Misogynie, für LGBTQI-feindlichkeit steht und die auch antimuslimischen Rassismus verbreitet und damit schürt.
Zu den „privaten“ Unterstützer*innen gehört u.a. der Bayerische Rundfunk (BR), Jacobs Douwe Egberts DE GmbH, die Deutsche Postcode Lotterie, Condor Flugdienst GmbH, Alete, die Kreis- und Stadtsparkasse Kaufbeuren, Rapunzel … .
2019 erhielt Humedica Geldspenden in Höhe von 5.437.897,83 EUR, zuzüglich Nachlässen, Mitgliederbeiträgen, Bußgeldern und Sachspenden kam eine Summe von 11.218.623,88 EUR zusammen.
Die öffentliche Hand zahlte zusätzlich 2.879.503,25 EUR. Insgesamt kamen 2019 15.215.326,51 EUR zusammen.
„Um die Diversität der Geldmittel weiter zu steigern, wurden im Geschäftsjahr Anstrengungen im Stiftungs-, Kampagnen- und Großspenderfundraising unternommen.“
Und so essentiell Not- und Katastrophenhilfe auch sein mag, sind bei dieser Organisation Zweifel angebracht. Denn
a) gehört sie zum Netzwerk der EAD und
b) bindet sie in den Jahresbericht christliche Zitate ein.
Wie nachfolgend zu sehen ist. Die Bilder samt den Zitaten wurden dem Jahresbericht 2019 entnommen.
Dies war nur eine kleine Auswahl an Beispielen. Beispiele, die Fragen aufwerfen.
In diesem kritischen Artikel ging es u.a. um den „Flüchtlingsmissionar“ Jürgen Grau, der zum örtlichen Arbeitskreis Migration und Integration der Evangelischen Allianz gehört und um dessen Kampf oder um sein „Ringen um die Flüchtlingsseelen“. [17]
Die Organisationen, die in diesem Thread vorgestellt wurden, ringen auch um die Seelen von Menschen. Z.B. um die von Menschen in Not, schwarzen Menschen, Menschen im Inland und im Ausland … .
D.h. die helfende Hand, die ihnen gereicht wird, hat Hintergedanken und verfolgt die Absicht d. Hilfesuchenden, d. Menschen in Not, das Kind, die Jugendliche zu missionieren.
Und hier stellt sich mir die Frage, ob das nicht schon „religiöser Machtmißbrauch“ ist.
Dazu hat die EAD sogar einen Arbeitskreis gegründet, der Hilfe bei „religiösem Machtmißbrauch“ anbietet und auch eine ganz eigene Definition parat:
„Religiöser Machtmissbrauch liegt dann vor, wenn Menschen zu etwas gedrängt werden, was sie von sich aus nicht tun würden und die drängende Person davon einen Vorteil hat. (…)“
Natürlich ist die Definition sehr eng gefasst und das Buch dem diese Definition entnommen wurde, erschien im Brunnen-Verlag, der ebenfalls der EAD angeschlossen ist. [20] Soviel dazu.
Ob die Hilfen von den genannten Organisationen noch was mit „christlicher Nächstenliebe“ zu tun haben oder es nur um Missionierung geht, die den beteiligten „christlichen“ Helfer*innen ein wohliges Gefühl vermittelt, so dass diese den permanenten Druck ihrem Gott zu gefallen aushalten können, und diese dadurch einen Vorteil gewinnen, möglicherweise auch finanziell durch die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden, sei dahingestellt.
Doch die Missionierten, die Notleidenden geraten so in eine Abhängigkeit, weil sie die Hilfe, die Unterstützung benötigen, vielleicht weil es sonst keine gibt, und verhalten sich anders als sie es sonst tun würden.
Es wäre also mindestens eine Manipulation, die dem „christlichen“ Gedanken der Missionierung und der Hilfe inne ruht.
Doch weil der Thread schon so weit fortgeschritten ist, möchte ich darauf verweisen, dass diese Gesellschaft, die Wirtschaft, der Staat viel Geld ausgeben, um den Status Quo zu erhalten und um evangelikale Strukturen zu stärken.
Strukturen, die sich mit Rechten verbinden. Strukturen, die früher oder später einer Gesellschaft schweren Schaden zufügen, weil die Ideologie, der Glaube, der dahintersteckt autoritär, misogyn und u.a. auch LGBTQI-feindlich ist.
Für Interessierte empfehle ich diese 10teilige Reihe, die sich kritisch mit der EAD auseinandersetzt