Kritische Auseinandersetzung mit der EAD – Teil 1

Dieser Beitrag mit sämtlichen Grafiken und Screenshots steht im Archiv zur Verfügung

Die kritische Auseinandersetzung mit den Evangelikalen der Evangelischen Allianz Deutschland (EAD) oder Deutsche Evangelische Allianz (DEA) sollte mit den Glaubensgrundsätzen bzw. mit ihrer Ideologie beginnen.

In einzelnen Lektionen möchte ich die Ideologie der EAD, deren Glaubensgrundsätze in nachfolgendem Screenshot zu lesen sind, einer kritischen Betrachtung unterziehen.

Screenshot von der Glaubensbasis, den Glaubensgrundsätzen, der Evangelischen Allianz vom 2. September 1846, überarbeitet 2018. Es ist zu viel Text, um diesen hier einzubinden. Sie können hier gelesen werden: https://www.ead.de/ueber-uns/

[1]

Diese kritische Auseinandersetzung ist notwendig, um den gefährlichen und antidemokratischen/autoritären Charakter jener Evangelikalen der EAD erkennen und natürlich auch um „Argumenten“ etwas entgegenhalten zu können.

Argumenten z.B. die Evangelikale verharmlosen. Denn so harmlos und so humanitär, wie Evangelikale und damit auch die EAD für viele immer noch scheinen, sind sie nämlich nicht.

Sie sind, und damit möchte ich beginnen, bibeltreu, d. h. die Bibel wird wortgetreu gelesen, so verstanden und nicht oder außerordentlich geringfügig interpretiert.

Die Bibel wird auch als höchste Autorität verstanden, die jede Lebenssituation umfasst und das mit einem Gott, der über der Verfassung steht und über dem Gesetz und dem mensch gehorchen muss.

Der letzte Absatz der Glaubensbasis belegt das.

Zitat: „Die Bibel, bestehend aus den Schriften des Alten und Neuen Testaments, ist Offenbarung des dreieinen Gottes. Sie ist von Gottes Geist eingegeben, zuverlässig und höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung“ .

Symbolhaft dafür ist nachfolgendes Bild mit dem Cover des Buches von Ulrich Parzany von der Bekenntnisbewegung: „Man muss GOTT mehr GEHORCHEN als den Menschen – Ein Appel zum mutigen Bekenntnis“.

Siehe Text

Lektion 1:
Schöpfungsmythos versus Evolution bzw. Kreationismus vs. Wissenschaft

Mit dem Satz „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“ (Gen. 1,1) beginnt der christliche Schöpfungsmythos und damit auch der Kreationismus, also die religiöse Auffassung, dass das Universum, das Leben, der Mensch buchstäblich so entstanden sind, wie es im alten Testament geschildert wird.

Dabei gibt es unterschiedliche Formen des Kreationismus, angefangen von der Annahme die Erde sei max. 10.000 Jahre alt (Kurzzeitkreationismus) oder den sog . „wissenschaftlichen“ Kreationismus, der in Deutschland von der Studiengemeinschaft Wort und Wissen in abgewandelter Form verbreitet wird.

Dieser besagt, dass das Alter des Universums einige (!) tausende Jahre beträgt und Fossilien das Ergebnis einer globalen Flut sind und entzieht sich damit jeglicher Fakten und Fundstücke und nachweisbarer Methodik zur Altersbestimmung, wie z.B. die 14C-Methode oder Radiokarbonmethode, auch als Radiokohlenstoffdatierung bekannt.

Es gibt viele unterschiedliche Formen von Kreationismus, darunter auch Intelligent Design (ID), der seit 1990 existiert und keinen Bibelbezug hat, aber doch einen intelligenten Urheber annimmt,

d. das Universum, das Leben, die Menschen, die Tiere … designed bzw. gestaltet hat. Natürliche Selektion gibt es in diesem Verständnis nicht und damit ist auch Charles Darwin weg vom Fenster, salopp formuliert.

Alle Formen des Kreationismus tragen in sich Wissenschaftsfeindlichkeit und sie entziehen sich den Fakten oder deuten diese um und das hat schwerwiegende Auswirkungen, die die Gesellschaft als Ganzes betreffen.

So gibt es bei der kreationistischen Studiengemeinschaft Wort und Wissen einen Beitrag über die „Entstehung des Coronavirus und von Viren allgemein“. [2]

Darin behauptet der Autor Peter Borger, dass die Genetik des COVID19-Virus zeige, dass es sich sehr wahrscheinlich um eine alte Variante des alten SARS-CoV1-Virus aus dem Jahr 2003 handele. Covid19 sei eigentlich SARS.

Der Autor, der kein Epidemiologe ist, sondern Molekularbiologe + Kreationist, d. sich mit d. Frage befasst, wie d. Molekularbiologie aus d. Perspektive d. Schöpfung verstanden werden kann, [3] behauptet außerdem dass Viren durch Mutationen typischerweise immer schwächer werden.

Dann kommt er zu dem Schluss, es habe reichlich Gelegenheit gegeben, Heilmittel und Impfstoffe in den letzten mittlerweile 17 Jahren zu entwickeln, um die „Corona-Krise“, wie er es nennt, zu verhindern. [4]

In seinen Quellen beruft er sich u.a. auf Hendrick Streeck und einen FAZ-Artikel. Das ist alles andere als wissenschaftlich. Es ist schon an d. Grenze des „Verschwurbelten“ was er da schreibt und das bietet Raum für Verschwörungsideologien oder zumindest Anknüpfungspunkte.

Denn wenn Möglichkeiten existiert hätten, so wie Borger behauptet, um die Corona-Pandemie zu verhindern, dann muss mensch fragen wer das verhindert hat und warum.

Und das ist der Raum für Verschwörungsideologie und Strippenzieher:innen usw.

Zum wissenschaftlichen Beirat jener „Studiengemeinschaft“ gehören allerdings, mensch kann es kaum fassen, ausschließlich Professor:innen, die aktuell oder in der Vergangenheit einen Lehrstuhl innehatten oder Lehraufträge an Universitäten.

Außerdem gibt es keine Person ohne d. akademischen Titel: „Prof. Dr.“

Screenshot von der Webseite der Studiengemeinschaft Wort und Wissen. Angegeben sind hier sämtliche Mitglieder des Beirats und diese können hier: https://www.wort-und-wissen.org/wort-und-wissen/wissenschaftlicher-beirat/ gelesen werden.

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Edith Düsing dürfte einigen bereits bekannt sein durch ihre homosexuellenfeindlichen Äußerungen in der Vergangenheit, desweiteren hat sie 2015 die christlich-fundamentale Salzburger Erklärung unterzeichnet.

Sie gehört auch zum wissenschaftlichen Beirat des evangelikalen Institut für Ethik und Werte mit Sitz in Gießen.

Darüberhinaus ist sie Mitglied der theologischen Kommission der Internationalen Konferenz bekennender Gemeinschaften, gleichzeitig ist sie aber auch Dozentin für Philosophie an der Universität Köln und der evangelikalen FTH (Freie Theologische Hochschule) in Gießen.

D.h. ob an der Uni oder der FTH, ob in ihren Publikationen oder in ihren Tätigkeiten in Vereinen, die teilweise irreführend als Institute bezeichnet werden, sei es in ihren Kontakten, privat oder beruflich … überall dort, wo sie Referentin ist und sich frei äußert, fließt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Wissenschaftsfeindlichkeit ein. Während sie gleichzeitig einen akademischen Grad hat und damit einen vermeintlichen wissenschaftlichen Background.

Und das scheint mir mit einer von vielen zu Gründen zu sein, warum Prof. Dr. Dittmar Graf, der mittlerweile am Institut für Biologiedidaktik der J-L-U-Gießen lehrt und forscht, schon seit mehr als einem Jahrzehnt zurecht vor dem Kreationismus warnt, der das Fundament dieser Gesellschaft bedroht und dass durch den steigenden Einfluss von Kreationist:innen die Gefahr einer wachsenden Wissenschaftsfeindlichkeit besteht. (https://hpd.de/artikel/kreationismus-fundament-unserer-gesellschaft-bedroht-15349)

Ergänzendes noch hier: https://bkramer.noblogs.org/kreationistische-organisationen-in-d/

Bevor Lektion 2 beginnt, geht es im nächsten Abschnitt weiter mit ausgewählten Beispielen für eine bibeltreue Lesart.

Teil 2