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Ein Thread über die Jüdische Rundschau.
Die „unabhängige Monatszeitung“ Jüdische Rundschau (JR) erscheint seit Juli 2014 und wird vom Verlag J.B. O. Jewish Berlin Online GmbH (Dahlmannstr. 23, Berlin) herausgegeben.
Mit der historischen Ausgabe der Jüdischen Rundschau, die von 1902 bis zu ihrem Verbot 1938 in Deutschland erschienen ist, [2] hat diese JR außer dem Namen nichts gemeinsam.
Der Deutschlandfunk berichtete im Juli 2014 die JR wolle konservative, orthodoxe und liberale Strömungen berücksichtigen, um Antisemitismus aufzudecken. [3]
Ob Aufdeckung + Analyse von Antisemitismus allerdings möglich sind, wenn zum Autor:innenkreis Personen gehören, d. zum Teil entweder rassistisch sind oder/+ einen rechten bzw. extrem rechten Hintergrund haben darf allerdings bezweifelt werden.
Denn spätestens seit der 2. Ausgabe der JR fallen die engen Verbindungen zum islamfeindlichen und rassistischen Blog Achse des Guten auf.
Ein Beispiel dafür ist Chaim Noll, der ab Ausgabe 2 zum Autor:innenkreis der JR gehört und für die Achse schreibt. Bereits 2011 hatte er einen Artikel für das neofaschistische Magazin Sezession verfasst
und er war Redaktionsmitglied und Autor von MUT (Eigenschreibweise). Als Beweis ein Screenshot von den Autor:innen der Januar-Ausgabe 2016. Hier ist nicht Chaim Noll zu finden, sondern u.a. auch als Autor der 2018 verstorbene Herausgeber Bernhard C. Wintzek (NPD).
Die Sezession ist bereits allseits bekannt und über mut ist bekannt, dass das Monatsmagazin bis 1983 vom VS, der keine seriöse Quelle ist, als rechtsextrem bezeichnet wurde. Ab 1984 wandelte sich das Magazin und die „Beobachtung“ endete.
Von da an bis zur Einstellung von mut im Juli 2017 war das Magazin Sprachrohr der „neuen“ Rechten.
Fast von an Anfang an als JR-Autor dabei ist Gerd Buurmann. Sein letzter Artikel erschien im Dez. 2020 in der JR. Dieser trug den Titel: „Wie die Democrats mit dem Ku Klux Klan kooperierten und die Republikaner die Sklaverei abschafften“.
In diesem Artikel geht es um seinen Vortrag, der sich mit der Frage befasst „Ist Donald Trump ein guter Präsident?“ [4]
Buurmann schrieb in der Vergangenheit genau wie Chaim Noll für die Achse des „Guten“ und er schrieb für Tichys Einblick. Zuletzt wurde er auffällig als Erstunterzeichner des rechten Appells für freie Debattenräume.
Seit 2016 schreibt auch Jaklin Chatschadorian, Kuratoriumsmitglied der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung für die JR. Sie ist 2017 aus der CDU ausgetreten, weil: [5]
„Unter dem Deckmantel des Kampfes „gegen Rechts“ haben wir eine CDU-Verteidigungsministerin, die der Bundeswehr in den Rücken fällt und den Ruf unserer Söhne und Töchter (nichts Anderes sind unsere Soldaten) der Lächerlichkeit Preis gibt: Nazis raus, Muslime explizit willkommen und Gender-/Sexseminare als Toleranzübung? Ernsthaft?“
Veröffentlicht hat sie ihre Austrittserklärung aus der CDU als offenen Brief bei der Achse des „Guten“.
In unregelmäßigen Abständen schreibt auch Henryk M. Broder von der Achse für die JR. Broder ist ebenfalls bereits einschlägig bekannt, einerseits weil er 2018 die rassistische Erklärung 2018 unterzeichnet hat, andererseits weil er bereits Referent für die rechten Frauen für Freiheit gewesen ist und 2019 als Referent für die AfD fungierte.
Er, der für die JR schreibt, unterzeichnete erst im letzten Jahr gemeinsam mit der extrem rechten Publizistin Vera Lengsfeld, Dieter Stein (Junge Freiheit), Matthias Matussek, Max Otte … die von Vera Lengsfeld initiierte Petition „Schluss mit dem Mißbrauch des Nazi- und Faschismusbegriffes in der politischen Auseinandersetzung“. [6]
Ebenfalls für die JR schreibt die extrem rechte und transfeindliche Influencerin Anabel Schunke. Zuletzt im Januar 2021. Ihr Artikel trug den Titel: „Wer schützt uns eigentlich vor den „Schutzsuchenden“? [7]
Anabel Schunke, die nach Publikationen z.B. für Tichys Einblick und für EMMA, mittlerweile bei der Achse des „Guten“ angekommen ist, hat 2016 „der Bundesrepublik ihre Gefolgschaft gekündigt, weil es keine Obergrenze für Geflüchtete gibt“.
Sie ist übrigens, wie in nachfolgendem Screenshot zu sehen, ist bei der IB so beliebt, dass diese ein Zitat von ihr gleich mit dem Banner der Identitären Bewegung versehen.
Über die Autor:innen der JR gäbe es noch viel zu sagen, ebenso über die Interviewpartner:innen zu denen z.B. Hans-Georg Maaßen, [8] Beatrix von Storch (AfD), [9] Audiatur-Online, [10] gehörten, um hier nur einige Beispiele aufzuführen,
allerdings möchte ich zunächst auf eine Veranstaltung näher eingehen und zwar auf die Preisverleihung für „ehrlichen Journalismus“, die erstmalig 2016 von der JR verliehen wurde.
Der rechte Blog von David Berger Philosophia Perennis berichtete mehrfach darüber und veröffentlichte dazu ein Foto von David Berger gemeinsam mit dem Chefredakteur der JR Simon Akstinat [11] in Kombination mit dem Titel „Jüdische Rundschau: Ein Preis als Kampfansage gegen den Gesinnungsjournalismus“.
Der Laudator der „Preisverleihung“ war übrigens Jan Fleischhauer und unter den Gästen des Abends waren z.B. Alan Posener, Alexander Wendt, Alexander Kissler und Nicolaus Fest (AfD …). [12]
Der Herausgeber der Jüdischen Rundschau Rafael Korenzecher, der auch Stifter des Preises ist, sprach in seiner Rede an diesem Abend von einem weithin herrschenden „Gesinnungsjournalismus“ und verwendete damit einen rechten Kampfbegriff.
Was nicht weiter verwundert, wenn mensch den einen oder anderen Text von Korenzecher liest. So schrieb dieser im März 2017´über die „Trump-Beschimpfungs-Lobby“ [13] oder im Juli 2019 über die AfD folgendes:
„Berlin ist nicht Weimar, und die AfD ist nicht die NSDAP. Sie ist eine nationale aber G’ttlob keine sozialistische – auch keine national-sozialistische Arbeiter-Partei. Und eine Mord-Partei ist sie gleich gar nicht.“ [14]
Es dürfte also keine:n überraschen, dass „Dr.“ Rafeal Korenzechers Artikel für die Achse des „Guten“ vom 20.10.2020 mit dem Titel: „Der geköpfte Lehrer: Wo bleibt Steinmeier?“ bei den AfD Freunden Ortenau gut ankam. [15]
Die Juden in der AfD begrüßten auf ihrer Webseite die Kolumnistin für die Jüdische Rundschau Laila Mirzo (2017 Gastautorin für Info Direkt (IB nah), 2019 Referentin für die FPÖ …), die den Schritt gewagt habe und für die AfD kandidiere. [17]
Die Juden in der AfD bedauerten, dass die mit dem JR-Autoren Chaim Noll angekündigte Veranstaltung in Wiesbaden ausfällt.
Während mit Orit Arfa als angekündigter Referentin für die AfD-Fraktion NRW im Februar 2020 eine weitere Autorin der Jüdischen Rundschau, die Verbindungen zur AfD unterhält, offensichtlich stattgefunden hat.
Arfa gilt als Trump-Anhängerin und hat ihn auch gewählt. [18]
Mit dabei an jenem Abend auch Michael Klonovsky, Mitarbeiter des MdB Alexander Gauland (AfD), der „Merkel jagen will“. [19]
Aber nicht nur die Nähe von Autor:innen der JR zur AfD und zur Achse des „Guten“ fallen auf, sondern auch die des Autoren Carl (Christian) Jancke, der „Monika Maron als neuestes Opfer einer linken „Cancel Culture“ in der JR bezeichnete. [20]
Er publiziert nämlich nicht nur für besagte Achse, sondern auch für den Cicero, das Handelsblatt und z.B. für Die Welt und ist genau wie Henryk M. Broder [21] Mitglied der Hayek-Gesellschaft. [22]
Was übrigens auch kein Einzelfall ist. Denn unter den Autor:innen der Jüdischen Rundschau sind noch weitere Mitglieder oder Referent:innen der Hayek Gesellschaft, dem Zitat: „Mistbeet der AfD“ oder dem „völkisch nationalistischen Sumpf“, [23] z.B. Chaim Noll. [24]
Es dürfte also keine:n überraschen, dass die Jüdische Rundschau, die auch unter Pro Trump einzuordnen ist, wie die Artikel belegen, [25] lobend in der zweiseitigen Grundsatzerklärung der Juden in der AfD (JAfD) erwähnt wird.
Das berichtete der Spiegel bereits 2018. [26]
Zum Abschluss noch ein Beispiel für antimuslimischen Rassismus. Verfasst von Lailo Mirzo (AfD, JR-Autorin) vom Januar 2021: „Demokratie und Islam sind unvereinbar – die Ablehnung des Islam ist kein Rassismus, sondern ein Gebot der Notwehr.“ [27]
Und damit wäre über die rechte islamfeindliche und rassistische Jüdische Rundschau alles Wesentliche gesagt.