Teil 2
Einige Überlegungen über die inhaltliche Ausgestaltung des Forums Freiheit 2023 zum Thema „Kippunkte für die offene Gesellschaft – Gefahren für Wohlstand, Freiheit und Rechtsstaat“, die im Oktober stattfinden wird.
In regelmäßigen Abständen findet das Forum Freiheit 2023 statt. Dieses wird organisiert von der Hayek-Gesellschaft (HG) in Kooperation mit „verschiedenen Organisationen und Vereinen, deren Ziel eine allgemeine Werbung für die Idee der Freiheit oder für die Realisierung der Freiheit in bestimmten Einzelbereichen (z.B. im Bildungswesen, im Gesundheitswesen) ist“, so lautet die Definition der HG.
Ich beginne mit dem Freiheitsbegriff wie ihn Gerd Habermann, der geschäftsführende Vorstand der HG, propagiert.
Gerd Habermann, der schon länger für die extrem rechtslibertäre Zweimonatsschrift „Eigentümlich frei“ schreibt, hat in der Vergangenheit eine „Trilogie zur Freiheit“ verfasst. Unter der Überschrift „Zauber der Freiheit“ findet mensch dieses Schaubild. [1]
Hier unterscheidet Habermann zwischen einer „positiven Freiheit zu“ und einer „negativen Freiheit von“. Spontan hätte ich zum Thema Freiheit gedacht, dass die Freiheit der Einen dort endet, wo die Freiheit der Anderen beginnt.
Doch wer genauer hinschaut, entdeckt der Freiheitsbegriff von Habermann basiert auf Eigentum und nicht auf z.B. Freiheit von Not, also Armut.
Das wird deutlich in nachfolgendem Schaubild in der „staatlich organisierte Solidarität“ hier als SOS bezeichnet, einem Notsignal dessen Abkürzung „save our souls“ oder „save our ship“ bedeutet. Einem Notsignal, das seit 1906 als internationales Morsezeichen verwendet wird.
Das Notsignal wird verdreht und die Selbsthilfe, übersetzt: „sieh zu wo Du bleibst“, wird zur Bodenplatte einer Pyramide mit einer außerordentlich geringen staatlich organisieren Solidarität sprich sozialen Leistungen.
Mit Markus Krall ist ein weiterer Autor von eigentümlich frei mit dabei. [2] Geht es nach Markus Krall dann würden allen Bezieher*innen von staatlichen Leistungen das Wahlrecht entzogen.
Denn, so Markus Krall bei BILD in einem Interview datiert am 10.02.2023 „Deutschland kann nicht das Sozialamt der Welt sein“, weil er sich in einem Sozialismus wähnt und die Bundesrepublik nicht zur DDR 2.0 verkommen darf. [3]
Mit Birgit Kelle kommt eine Referentin hinzu, die als rechte Abtreibungsgegnerin bekannt geworden ist. Ihr Freiheitsbegriff gilt für die befruchtete Eizelle, doch nicht für die schwangere Person oder Personen mit Uterus im Allgemeinen.
Freiheit und zwar Frei von Übergriffen, Angriffen, also auch das Recht auf körperliche und psychische Unversehrtheit gilt laut Birgit Kelle ebenso nicht für alle. Nicht für queere oder trans Personen, nicht für Dragqueens und ebenso wenig für Büchereien oder Bibliotheken, die Lesungen für Kinder mit Dragqueens anbieten.
Im August 2023 schrieb Birgit Kelle einen Text, den sie im Blog ihres Mannes Klaus Kelle veröffentlichte. Er trägt den Titel: „Drag-Queen für Anfänger – Und die Frage wer schützt eigentlich Kinder vor ihren woken Eltern?“ [4]
Es ist ein widerlicher Text, der mMn schon dem stochastischen Terror zugeordnet werden kann.
Ein Zitat: „Die weniger appetitliche Antwort auf diese Frage sind leider die immer wieder neu auftauchenden Verbindungen zwischen der trans- und der Pädophilen-Szene, nachzulesen mit Beispielen hier unter dem Link. Es ergötzen sich Erwachsene an kindlicher Sexualität.“
Zitat: „Es ist nicht auszudenken, was aus einer Gesellschaft und vor allem auch aus diesen Kindern werden soll, wenn man ihren Eltern demnächst das Recht in die Hand gibt, ihren Kindern “nonbinäre” oder gar “transgeschlechtliche” Identitäten anzudichten, ihnen entsprechende Ausweisdokumente zu verschaffen und sie womöglich bereits früh auf den Weg einer kompletten Identitätsstörung zu drängen, während sie einfach ganz normale Jungen und Mädchen sind, die das aber nicht sein dürfen.“ [5]
Fast möchte mensch meinen Birgit Kelle wäre hocherfreut, wenn Elternteile, die ihre Kinder geschlechtsneutral erziehen und auf ihrem Lebensweg unterstützen, das Sorgerecht vom Jugendamt entzogen wird.
Wo bleibt die Freiheit der Elternteile, die sich genau dafür entscheiden, um ihren Kindern zu ermöglichen zu werden wer sie sind und wie sie sein möchten?
Schon 2015 veröffentlichte die „neu“rechte Wochenzeitung Junge Freiheit ein Interview mit Birgit Kelle und schrieb dazu folgendes: „Die Gender-Ideologie ziele auf die Entwertung der klassischen Familie und arbeite an der Umerziehung der Kinder.“ [6]
Ulrich Vosgerau, ein weiterer Referent des Forum Freiheit, führte mit Demo für Alle, für die er als Referent fungierte, ein Interview, das von Tichys Einblick veröffentlicht wurde. [7]
Demo für Alle schrieb dazu: „Unser Vosgerau-Interview hat bereits so eingeschlagen, daß Tichys Einblick es jetzt in schriftlicher Form veröffentlicht hat“. [8] Es ging um die Ampel-Pläne eines reformierten Familienrechts.
„Dann bestimmt der Staat, wer die Eltern ihres Kindes sind“, so lautete die Überschrift.
Ulrich Vosgerau hatte im Dezember 2021 eine schriftliche Stellungnahme gegen einen Gesetzentwurf zur Impfprävention zum Schutz vor Corona abgegeben. In dieser Stellungnahme bezog er sich positiv auf die Impfgegner und Querdenker Wolfgang Wodarg und Sucharit Bhakdi. [9]
Hier zeigte sich deutlich, dass die Freiheit nicht für vulnerable Menschen galt. Frei von Impfpflicht, frei von Moral und frei sein durch Kontakte Menschen infizieren zu können ganz nach Belieben und das unter einem „Freiheitsbegriff“.
Er fand keine Appelle für das freiwillige Tragen einer Maske, um Infektionen einzudämmen, er appellierte nicht an die Bevölkerung andere zu schützen, freiwillig. Nein, er diskutierte zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes über „Herrschaft des Unrechts?“.
Das wurde deutlich in einem Interview mit JF-TV, also dem TV Kanal der Junge Freiheit. [10]
Wer sich mit den Referent*innen des Forum Freiheit 2023, nämlich Roland Tichy, Birgit Kelle, Ralf Schuler, Dieter Schönecker, Thilo Sarrazin, Markus Krall, Stefan Kooths, Ulrich Vosgerau, Lutz Peters, Fritz Söllner, Joachim Starbatty, Stephan Rietiker, Jörg Benedict und Carlos A. Gebauer auseinandersetzt, wird schnell feststellen, dass deren Freiheitsbegriff nur für Weiße, Vermögende und Menschen mit Eigentum, cisgeschlechtliche heterosexuelle Menschen gilt, allerdings für den Teil mit Uterus eingeschränkt, denn erst kommt die Zygote und dann die schwangere Person.
Er gilt damit außerordentlich eingeschränkt für Kranke/Behinderte, für BpoCs, für queere und trans Menschen, für Arme und noch mehr eingeschränkt für Elternteile, die ihre Kinder geschlechtsneutral erziehen.
Zurück zum Freiheitsbegriff von Gerd Habermann, der in Freiheit von Not keine Freiheit im liberale Sinne sieht und der im September 2022 einen riesigen Artikel in Epoch Times veröffentlichte mit der Überschrift: „Bürgergeld – Rein ins Land Schlaraffia“.
Hier zwei Zwischenüberschriften: „Jede Leistung der Regierung beruht auf einem Verzicht des Bürgers“ und „Im Schlaraffenland: „Jedes Gähnen bringt ein Goldstück““. [11]
Das Forum Freiheit 2023 ist also nicht nur als ein Angriff auf demokratische Grundrechte zu verstehen, sondern darüber hinaus viel mehr, nämlich auch als ein Angriff auf alle rechtsstaatlichen und sozialen Errungenschaften und Kämpfe zu verstehen und es richtet sich auch gegen die Gleichheit der Menschen.
Das widerliche und menschenverachtende rechte Forum Freiheit 2023 geht „uns“ Alle an. Stellen „wir uns“ ihnen in den Weg, wo immer wir auf sie treffen.
#Alerta