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Regelmäßig engagiert idea, also das Sprachrohr der evangelikalen EAD, das Meinungsforschungsinstitut INSA, um dann mit den Umfrageergebnissen Stimmung zu machen. Auch andere „Medien“ greifen gerne auf die Ergebnisse zurück und die lesen sich als Schlagzeile dann beispielsweise so:

„Migration: Immer mehr Deutsche fordern eine Obergrenze“ (NZZ)
„Insa-Chef Binkert: „Die große Mehrheit wünscht sich eine spürbare Kurskorrektur in der Migrationspolitik“ (NIUS)
„Mehrheit der Deutschen will keine muslimischen Zuwanderer mehr“ (Junge Freiheit)
„Umfrage zeigt: Mehrheit der Deutschen ist dafür, keine Flüchtlinge mehr aus islamischen Ländern aufzunehmen“ (Die Weltwoche)
„Fremd im eigenen Land“: Mehrheit der Deutschen will keine Flüchtlinge aus islamischen Ländern mehr aufnehmen“ (Deutschland-Kurier – in Kombination mit diesem Foto)

Auf dem Foto sind fast ausschließlich ausländisch aussehende Männer auf einer Demonstration zu sehen und sie tragen ein Banner mit der Aufschrift: „Kalifat ist die Lösung“.

Das waren allesamt rechte Medien, doch bei idea liest es sich auch nicht sehr viel anders. Beispielhaft vier Schlagzeilen, die alle von antimuslimischem Rassismus und Islamfeindlichkeit geprägt sind:

„Keine Flüchtlinge aus islamischen Ländern mehr aufnehmen“ (vom 03.05.2024)
oder
„Mehrheit der Deutschen fürchtet sich vor Islamisierung Europas“ (10.04.2024)
oder
„Absolute Mehrheit lehnt Ramadan-Beleuchtung ab“ (18.03.2024)
oder
„73 Prozent stimmen umstrittener CDU-Aussage über den Islam zu“ (23.04.2024).

Da die EAD Deutschland, Österreich und die Schweiz auch das „Institut für Islamfragen“ (IfI) betreiben mit Christine Schirrmacher als wissenschaftlicher Leiterin [1] ist diese „Stimmungsmache“ nicht nur auf idea begrenzt, sondern wird auch über das „Institut“ verbreitet, das sich den Mantel der Wissenschaft umgeworfen hat und laut Eigenangaben „uneingeschränkt die demokratischen Prinzipien der Toleranz und Meinungsvielfalt“ vertritt und „ jede Form von Extremismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus sowie Diffamierung und Gewalt gegen ethnische, soziale oder religiöse Minderheiten ab“lehnt. [2]

Christine Schirrmacher, die Leiterin des IfI, ist übrigens Mitglied im rechten und rassistischen Netzwerk Wissenschaftsfreiheit und genau so argumentiert sie auch in ihrer Abhandlung „Islamkritik, Islamophobie, Muslimfeindlichkeit oder antimuslimischer Rassismus? Zum Problem von Begrifflichkeiten und Schuldzuweisungen in der deutschen Islam-Debatte“. Nachzulesen hier ab Seite 38 ff

Ein kleines Zitat von S. 54: „(…) Pauschale Rassismusvorwürfe zu erheben, anstatt konstruktive Vorschläge zur Zusammenführung der Gesellschaft zu machen, spaltet ebenso wie die Abwertung und Diskriminierung von Muslimen.“

Und wie üblich werden auch die Narrative von Denk- und Sprechverboten bedient.

In dieser Gemengelage aus Vernetzung, Transportmöglichkeiten von Botschaften, Plattformen, Medien bzw. rechten und rassistischen Medien, vermeintlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen haben das Markt- und Sozialforschungsinstitut INSA-Consulere inkl. gleichnamigem Verlag sowie der INSA-Stiftung gGmbH und dessen Geschäftsführer Hermann Binkert eine ganz besondere Bedeutung.

Leiter des Analyse-Stabs von INSA ist übrigens der rechte emeriterte Professor Werner J. Patzelt, der unter der Rubrik Team aufgeführt ist. [3]

Ein weiteres Teammitglied ist Thomas Dörflinger, der in seiner Eigenschaft als Mitglied des Berliner Kreis in der CDU, 2013 als Interviewpartner für die „Freie Welt“, des Sven von Storch, aufgefallen ist. In der „neu“rechten Bibliothek des Konservatismus hat Dörflinger auch schon einen Vortrag gehalten. Nur so viel dazu.

Beim Schreiben fällt mir auf, dass weder Patzelt, noch Dörflinger und ebenso wenig Binkert Statistiker oder Mathematiker sind, die die Notwendigkeit der Validität, der Reliabilität und Objektivität in Umfragen, Untersuchungen und Forschungsergebnissen studiert haben.

Denn die Qualität von Forschung basiert auch auf den Erkenntnissen von Einfluss- oder Störfaktoren auf die genannten quantitativen Gütekriterien.

Aber dies soll keine Abhandlung über Statistik und Umfragen und vermeintliche Studien werden oder über Wissenschaftlichkeit im Allgemeinen, sondern vielmehr das Augenmerk auf Hermann Binkert richten und dessen Verbindungen nach Rechtsaußen.

Bereits 2016 bezeichnete ihn die TAZ als „Der Zahlenmacher“, weil die AfD in seinen Umfragen besonders gut abschnitt. [4] Die Zeit berichtete über eine 7.000 Euro-Spende von Binkerts 2009 gegründeter Firma INSA an die AfD. [5]

2017 nahm Binkert an einer Veranstaltung des Deutschland-Kuriers statt und im Januar 2018 war Binkert Redner beim beim Neujahrsempfang der „neu“rechten Junge Freiheit.

Ebenfalls anwesend waren Dieter Stein, Alexander Gauland, Beatrix von Storch, Malte Kaufmann, Frank Christian Hansel, alle AfD, sowie Stefan Friedrich von der CDU und der JF-Pressesprecher Bastian Behrens.

Kurz vor der Landtagswahl in Bayern im Oktober 2018 arbeitete Insa auch für Bendels Publikation. Bendels bewarb auf Twitter und auf seiner Website eine „exklusive Insa-Umfrage“ für den Deutschland-Kurier“, berichtete die Zeit. [6]

Und fragte: „Wie unabhängig sind angesichts solcher Nähe die Wahlumfragen von Insa, wenn es um die AfD geht?

Doch diese Frage muss ausgeweitet werden. Denn Binkert tauchte auch als Referent für mind. eine rechte VV der wahren Schwarmintelligenz auf, sowie als Referent des Opus Dei nahen Bildungszentrum Wilmershain auf, im Januar 2024 tauchte er als Gesprächspartner bei Kontrafunk auf. Hier spracht mit geladenen Gästen über „linken Wohlfühlhass“. [7]

Es muss nicht erwähnt werden, dass auch Kontrafunk ein rechtes Medium ist.

Hermann Binkert gehört auch zum Autorenkreis von TheEuropean, einem Magazin, das „offene Debatten“ befürwortet. Hier schreibt Binkert regelmäßig darüber „wie die Deutschen ticken: ….“. [8]

Zurück zu insa consulere. Hier erscheinen wöchentliche Meinungstrends und stets liegt die AfD an 2. Stelle hinter den Unionsparteien.

Der Jahrestrend 2024 sieht dann so aus [9]

Grafik des Jahrestrend 2024. Gleichbleibend ist die neofaschistische AfD stets die zweite Kraft, nur übertroffen von den Unionsparteien.

Als im Oktober 2022 das ausgebaute INSA-Haus eingeweiht wurde, verfasste Christian Lindner (FDP) eine Grußbotschaft und die geladenen Gäste hoben den „guten Namen des Instituts“ hervor, sowie die „präzisen Umfragewerte“ und die „guten Erfahrungen“ mit INSA.

Der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke segnete das Gebäude unter Anwesenheit von 100 geladenen Gästen darunter u.a. der Innenminister und Ministerpräsident von Thüringen Georg Maier (SPD), der Partei- und Fraktionsvorsitzende der CDU Thüringen Mario Voigt, Thomas Kemmerich (FDP), Marion Walsmann (Europaabgeordnete der CDU), Ralf Schuler (NIUS, angegeben war B*ild), Helmut Matthies (idea) und z.B. noch Peter Hahne. [10]

Mittlerweile ist INSA auch in Österreich vertreten, nämlich INSA-Austria mit der Repräsentantin Isabella Poredos. [11]

Zu Vorträgen waren bisher ins INSA-Haus folgende Personen geladen: Michael Ragg von Ragg’s Domspatz (christlicher Fundi und Abtreibungsgegner), Sahra Wagenknecht (Querfrontlerin), Rainer Zitelmann (einer der Initiatoren des revisionistischen Berliner Appells 8. Mai 1945 – gegen das Vergessen).

Zum 10jährigen Jubiläum feierte INSA 2019 mit 250 geladenen Gästen. Darunter Mike Mohring (CDU), Ralf Schuler (damals noch B*ld), Christian Lindner (FDP), Cornelia Haase-Lerch (IHK) übergab die Ehrenurkunde. [12]

Als Moderatorin der Veranstaltung fungierte die Journalistin und Publizistin Susanne Gaschke. [13] Sie ist mittlerweile bei der rechtskonservativen Denkfabrik R21 angekommen.

Es zeigt sich also wie gut Hermann Binkert vernetzt ist und mit wem und zeigt sich auch wie beliebt er ist und wertgeschätzt wird. Und das aus gutem Grund.

Denn er kann dazu beitragen die öffentliche Meinung zu ändern oder zu verstärken und so eine gesellschaftliche Stimmung erzeugen, die politisch missbraucht und/oder genutzt werden kann.

Alerta!