Datum: 19.04.2019
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1) Thread1: Das Oster-Xtra-Spezial beginnt nicht mit einem thread über Organisationen oder Vernetzungen, sondern mit losen Gedanken zum Einstieg. Allerdings ist sehr viel zusammengekommen und gleicht darum mehr einem Informations-Marathon. Los geht’s!
2) Die Redewendung mensch solle die Kirche im Dorf lassen, geht auf Zeiten zurück als Prozessionen der katholischen Kirche durch ein Dorf zogen.
3) Da aber manchmal das Dorf zu klein war, führte die Prozession um das Dorf herum, was von den anderen Dörfern bzw. dessen Bewohner*innen nicht gerne gesehen und als Grenzüberschreitung verstanden wurde. Mehr dazu siehe screenshots.
4) Die Redewendung, die möglicherweise auf das Spätmittelalter zurückgeht, meint darum: „bläht Euch nicht auf!“ bzw. „übertreibt es nicht!“
5) Zwischen dem Damals und dem Jetzt mag sich vieles geändert haben, aber sie tun es immer noch. Überschreiten Grenzen oder sind grenzenlos! Sie blähen sich auf, breiten sich auf, „verlassen das Dorf“ und gehen Verbindungen ein, d.h. vernetzen sich.
6) Wie z.B. die Piusbruderschaft St. Pius X., eine Vereinigung von Klerikalfaschisten und Kreationisten, die in regelmäßigen Abständen einen „Marsch für das Leben“ veranstaltet oder die,
7) wie die Autonome Antifa Freiburg am Beispiel von Stuttgart am 23.09.2018 mitteilte, verdeckt mit der extrem rechten AfD zusammenarbeitet.
8) Ein weiteres Beispiel ist der Gebetszug „1000 Kreuze für das Leben“, veranstaltet vom ökumenischen Gebetsnetzwerk „Euro-pro-Life“, der begleitet von lautstarken Gegendemonstrant*innen auch in diesem Jahr, im März, durch Münster zog.
9) Auch aufgeführt werden muss der „Schweigemarsch für das Leben“, der am 25.05.2019 (14.30) in Annaberg-Buchholz stattfinden soll.
10) Organisiert wird das jährliche Spektakel vom Verein Lebensrecht Sachsen e.V., der auf seiner Webseite Beiträge des evangelikalen Evangeliumsrundfunk – sprich: ERF – verlinkt oder auch Beiträge von idea oder des Deutschen Christlichen Fernsehens,
11) das sich selbst als „der Sender für christliche Werte“ bezeichnet.
12) Der Vollständigkeit halber müsste noch der jährliche Marsch für das Leben in Berlin erwähnt werden, der von vielen Landesbischöfen, von der Bischofskonferenz, von Erzbischöfen, von Weihbischöfen mit einem Grußwort aufgewertet wurde.
13) In diesem Jahr findet der Marsch am 21.09. stattfinden, gefolgt von einem ökumenischen Gottesdienst.
14) Sie, die Kirche, christlich-fundamentalistische Organisationen, Evangelikale, Katholizismus …, nehmen/nahmen Einfluss und zwingen/zwangen ihre Ideologie, ihre Religion, die eine ganz persönliche Entscheidung ist, ganz einfach anderen auf.
15) Oder sie rufen zum öffentlichen Bekenntnis auf. Der nachfolgende Screenshot ist im Übrigen kein Einzelfall. Gerade in der letzten Zeit kann eine Zunahme von Beiträgen auf der Webseite von idea beobachtet werden,
16) die sich mit den Themen Missionierung oder Anwerbung von Konfessionslosen befassen.
17) Obwohl mittlerweile Religionsfreiheit besteht und damit auch die Freiheit KEINER Religionsgemeinschaft angehören zu MÜSSEN,
18) besteht z.B. Karfreitags Tanzverbot in Clubs und öffentlichen Einrichtungen für die gesamte Bevölkerung und gilt damit auch für jene, die mit Ostern als christlichem Feiertag so gar nichts am Hut haben.
19) Das ist aber nur das Kleinere Übel. Viel schlimmer ist z.B. die Situation für schwangere Menschen und die Schwierigkeiten sich im Vorfeld über den medizinischen Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs ausreichend und unbeeinflusst,
20) also frei von Manipulation und ergebnisoffen, informieren zu können.
So werden die Diskussionen um die Paragraphen 218 und 219 dominiert von Rechten, von Abtreibungsgegner*innen und christlichen Werten.
21) Da ist die Rede vom „ungeborenen Leben“, wenn es um die Zygote, den Fötus, den Embryo geht.
22) Da werden von Rechten, von Christ*innen, Kinderrechte für Schwangerschaftsgewebe oder befruchtete Eizellen gefordert. Dies forderte z.B. auch die Antifeministin Birgit Kelle als Rednerin anlässlich des Marsch(es) für das Leben im Sept. 2017 in Berlin,
23) während sie die Forderung „Kinderrechte in der Verfassung“ festzuschreiben, nach wie vor ausdrücklich ablehnt, weil es eine gezielte Entmündigung von Eltern bedeute. (screen1 Welt: 4.4.2017; screen2 Tichys Einblick: 12.01.2018)
24) Auch das „Kinder“geld während der Schwangerschaft, „KINDER“geld für einen vorgeburtlichen Zustand, wird von Rechten, von Christ*innen, von Abtreibungsgegner*innen gerne zum Thema gemacht.
25) Eine Forderung, die auch von den Evangelikalen der Allianz seit etwa Mitte der 90er Jahre vertreten wird. Beispielhaft einige screenshots.
26) Erinnern möchte ich in diesem Zusammenhang an die „Gehsteigberatung“, also an die Übergriffe von christlichen Fundamentalist*innen, oder an die „Mahnwachen“ vor den wenigen Praxen oder Kliniken, die überhaupt noch Schwangerschaftsabbrüche durchführen.
27) Ich möchte an Vereine erinnern, die sich irreführenderweise „Beratungsstellen“ nennen und doch nichts anderes sind als Geschäftsstellen organisierter Abtreibungsgegner*innen, die weder eine Beratung noch den notwendigen Beratungsschein anbieten können und wollen,
28) wie dies z.B. KALEB (Kooperative Arbeit Leben Ehrfürchtig Bewahren) tut.
32) Das alles hängt zusammen und Ostern scheint mir eine gute Gelegenheit zu sein, das anzusprechen.
33) Denn was den einen als gefährlicher Tümpel erscheint, der sich aus Misogynie, LGBTIQ*-feindlichkeit, Rassismus und anderen Formen gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit oder -hass speist,
34) stellt für einen überraschenderweise großen Teil der Bevölkerung offensichtlich keine Gefahr dar. Und so lassen sie sie einfach weiter machen und scheren sich nicht drum.
35) Anstatt die Hand zur Faust zu ballen und ihnen zuzurufen: „Haltet Euch fern und Euer Maul!
36) Wir haben Eure Bevormundung, Eure Gängelungen,
Eure Doppelmoral und Euer menschenverachtendes Geschwätz
so dermaßen statt“,
um ihnen dadurch enge Grenzen zu setzen,
so wie es sein müsste.
37) Aus aktuellen Gründen soll hier auf eine private „Anti-Abtreibungskapelle“ hingewiesen werden.
38) Wirklich widerlich. Um die Redewendung noch einmal aufzugreifen, sehen wir hier was passiert, wenn „eine Kirche im Dorfe bleibt“, aber Politiker + Geistliche hingehen und sich nicht daran stören, wenn die Singularität der Shoah in Frage gestellt wird, durch die Gleichsetzung
39) von Schwangerschaftsabbrüchen und Holocaust. Hier noch einige verabscheuungswürdige Fotos als screenshots https://www.buzzfeed.com/de/pascalemueller/bayern-kapelle-abtreibungsgegner-antisemitismus
40) Erinnern möchte ich im Rahmen dieses xtralangen threads auch an den im Juni 2018 formulierten Kreuzerlass erinnern. Eine ökumenische Erklärung katholischer und evangelischer Professoren und Hochschullehrer der Theologie zum bayrischen Kreuzerlass.