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Überlegungen und Anmerkungen zur bevorstehenden Leipziger Buchmesse #lbm22 als XXXXXL-Beitrag, denn es gibt viel zu sagen.
Ursprünglich hatte die Veranstalter*in angegeben das Aussteller*innenverzeichnis stehe Anfang Januar 2022 online zur Verfügung. Auf Nachfrage wurde Ende Januar genannt. Doch das Verzeichnis steht immer noch nicht zur Verfügung. (Stand 02.02.2022)
Das verschafft uns Gelegenheit einige Überlegungen vorab zusammenzutragen. Denn die Leipziger Buchmesse (LBM), so scheint es uns, weiß nicht auf was sie sich eingelassen hat, wenn sie an der Durchführung der diesjährigen #lbm22 festhält und das mitten in der Corona-Pandemie im beginnenden 3. Jahr.
Die beiden Buchmessen (Frankfurt, Leipzig) haben nämlich schon in der Vergangenheit gezeigt, dass sie im Umgang mit neofaschistischen und extremen rechten Verlagen viel zu nachgiebig sind, was von diesen als Schwäche verstanden wird.
Haben damit also gezeigt, dass sie das Wesen des Faschismus, des Neofaschismus nicht erkannt haben oder erkennen wollen und dessen Gefährlichkeit ebensowenig.
Die Gefährlichkeit für Vertreter*innen der Presse, für BPoC’s, für Aktivist*innen, für Linke, für Antifaschist*innen, für Jüdinnen*Juden, für Muslima*Muslime, für queere Menschen, für Menschen, die als „Ausländer*innen“ gelesen werden… .
Das kann für die Betroffenen lebensgefährlich werden, vor allen Dingen dann wenn Verlage und Organisationen einzelne Personen namentlich benennen und vielleicht noch den Wohnort dieser Personen angeben.
Dies ist schon mehrfach vorgekommen. Auf Beispiele wird bewusst verzichtet.
Diesbezüglich schaut die Buchmesse nicht hin, denn sie will und schwingt damit heftig mit dem Hufeisen, dass alle Verlage vertreten sind. Subsumiert wurde dies in der Vergangenheit unter dem Label „Meinungsfreiheit“.
Dabei sind Rassismus, Misogynie, Ableismus, Klassismus, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit … keine Meinung, sondern Hass und Hetze und damit brandgefährlich.
So berichtete die Hessenschau 2019 als Beispiel folgendes:
Nachzulesen hier
Und das ist jetzt nur ein Beispiel von sehr sehr vielen Fällen. Auf die Polizei ist in solchen Fällen nämlich auch kein Verlass. Das beweist z.B. der Hashtag #AusgebranntePresse.
In diesem Jahr wird es besonders problematisch, denn die #lbm22 hat ein Hygienekonzept entwickelt. Für den Auf- und Abbau von Ständen gilt 3G, das heißt:
„Bitte führen Sie einen Nachweis mit, dass Sie geimpft, genesen oder getestet sind. Die Regelung gilt für alle Personen, die sich am Stand befinden oder beim Auf- und Abbau unterstützen.“
Zusätzlich gelten noch Kontaktnachverfolgung sowie Abstand und Maske. [1]
Am Messestand selbst gilt ebenfalls 3G. [2] Ein*e hygieneverantwortliche*r am Stand ist verpflichtend, die regelmäßige Reinigung und z.B. Abstand, allerdings keine Maskenpflicht. [3]
Für Besucher*innen der #lbm22 gilt 2G oder alternativ der Nachweis eines negativen PCR-Testergebnisses, der nicht älter als 48 Stunden ist. [4]
Auf dem gesamten Messegelände herrscht Maskenpflicht, die unter bestimmten Umständen entfällt, sowie „Bitte denken Sie daran, dass für Personen mit Verdacht auf COVID-19 Zutrittsverbot gilt.“ [5]
Ob die Buchmesse in diesem Zusammenhang daran gedacht hat, wer im Vorfeld schon die Teilnahme vollmundig angekündigt hat (Verlag Sodenkamp & Lenz, Herausgeber*in des Demokratischen Widerstand aus den Reihen der CoroNazis)?
Ob die Buchmesse in diesem Zusammenhang weiß, dass z.B. die Querfrontplattform Rubikon Corona leugnet und Maßnahmen ablehnt, genauso wie ken fm oder die buchkomplizen?
Hier eine kleine Auswahl aus dem Sortiment von Rubikon. [6]
Ob die Buchmesse in diesem Zusammenhang weiß, dass sich die Weigerung von Maßnahmen zum Schutz vor Corona nicht nur auf sog. Querdenker*innen, also CoroNazis, dieselben die mit Eisenstangen eine Impfaktion in Essen gestört haben, erstreckt?
Auch extrem rechte, neofaschistische Organisationen/Verlage lehnen diese Maßnahmen und die Impfung ab und/oder verknüpfen diese mit anderen Botschaften.. Ein Beispiel entnommen aus der Deutsche Stimme.
Das Publikationsorgan der NPD, die Deutsche Stimme, war bereits 2018 und 2019, gemeinsam mit Europa Terranostra als Aussteller*in auf der Leipziger Buchmesse vertreten. Es ist also durchaus möglich, dass sie in diesem Jahr an der #lbm22 teilnehmen wollen oder sogar werden.
Es ist aber auch möglich, dass die Deutsche Stimme und andere extrem rechte, neofaschistische und coronaleugnende Organisationen/ Verlage/ Einzelpersonen gegen die Buchmesse und deren Maßnahmen zum Schutz vor Corona demonstrieren.
Warum auch nicht. Sie drangen aufs Gelände eines psychiatrischen Krankenhauses vor und demonstrierten schließlich auch vor Kliniken.
Sie stecken schließlich Testzentren in Brand und wollen lynchen und schießen dürfen. Arbeiten um das zu erreichen mit christlichen Fundis, Anthroposoph*innen, Esoteriker*innen, Reichsbürger*innen, Holocaustleugner*innen, extremen Rechten und Nazis zusammen.
Und dieselben menschenverachtenden Sozialdarwinist*innen werden oder könnten auch auf der #lbm22 anzutreffen sein und nicht immer sind diese auf den ersten Blick erkennbar. Manchmal veröffentlichen sie auch in Verlagen, die nicht genuin extrem rechts oder rechts sind.
Ein Beispiel ist Hartmut Steeb von der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) und vom Treffen Christlicher Lebensrechtsgruppen (TCLG). Der Querdenker unter den Evangelikalen „schwurbelt“ schon lange für das Gemeindenetzwerk und verweist in seinen Texten permanent auf Boris Reitschuster.
Im August 2021 ist ein 16 seitiger Grußbrief von Steeb „Herzliche Teilnahme“ bei mediaKern New Edition erschienen. [8]
MediaKern wird seit Juni 2021 vom Kawohl Verlag weitergeführt. In der Vergangenheit hat die christliche Kawohl Verlagsgruppe nicht nur an den Buchmessen teilgenommen, sondern ebenso am evangelikalen Kongress christlicher Führungskräfte (KcF) und Publikationen von „neuen“ rechten und/oder rassistischen Autor*innen veröffentlicht. web.archive.org/web/2019050505
Zur Kawohl-Verlagsgruppe gehören mittlerweile auch der Verlag der Francke-Buchhandlung (Marburg), jeweils 50% des Brunnen Verlags, einschl. der Alpha-Buchhandlungen und des christlichen Logistik-Unternehmens ChrisMedia GmbH. [10]
Zu den Autor*innen des christlichen Brunnen-Verlags gehört neben Stephan Holthaus, Helmut Matthies oder Dogan Hatune auch der LGBTQI-feindliche und homosexuellenfeindliche Hetzer Christoph Raedel von der FTH Gießen.
Auch das Sprachrohr der EAD idea (Informationsdienst der evangelischen Allianz) wird vermutlich in diesem Jahr wieder unter den Aussteller*innen anzutreffen sein.
ie EAD veröffentlichte erst im Januar 2022 eine Stellungnahme mit der Überschrift: „“Impfpflicht“ ist nicht zielführend“. Mehr dazu hier
In dieser Stellungnahme fand die EAD sehr versöhnliche Worte für Querdenker*innen, also für CoroNazis.
Wenn wir einen Blick auf die evangelikale SCM Verlagsgruppe werfen, die in der Vergangenheit an den Buchmessen teilgenommen hat, dann können wir im SCM-Shop Autor*innen wie Peter Hahne, Johannes Hartl vom Gebetshaus Augsburg, Ulrich Parzany (Bekenntnisbewegung, „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“), Thomas Schirrmacher (EAD)… entdecken.
Ebenso auch kreationistische Publikationen, wie z.B. „Evolution – Ein kritisches Lehrbuch“, das niemals als Schulbuch zugelassen wurde, aber dennoch in einige Schulen gelangte und den Unterricht prägte.
CN: Homosexuellenfeindlichkeit
Im Lichtzeichen-Verlag, dessen Bücher auch im SCM-Shop zur Verfügung stehen, erschien die Publikation „Die Wissenschaft sagt Nein – Der Betrug der Homo-„Ehe““.
Der Autor Gerard van den Aardweg stellte die Frage: „Ist Homosexualität wirklich normal?“ und kam zu dem Schluss, dass diese „einer Bürger-Mehrheit als Normalität übergestülpt werden soll.“ [13]
Zitat:
„Ist Homosexualität wirklich normal? Eine Minderheit, wohlwollend unterstützt von Politik und Medien, hat eine Ideologie in den Hauptstrom der Gesellschaft manövriert, die insbesondere in Bildung Erziehung Homosexualität als angeborene, natürliche, unveränderliche „sexuelle Orientierung“ darstellt. Diese Diese Ideologie vertritt auch die These, Homosexualität sei unumkehrbar. Wer sich dieser Lehre entgegenstellt, wird sogleich der Diskriminierung von Menschen bezichtigt, die sich für eine lesbische, schwule, bisexuelle oder Transgender-Lebensweise entschieden haben und diese vehement verteidigen. Die Debatte um die sogenannte „Homo-Ehe“ hat dies beispielhaft gezeigt. Mit unwiderlegbaren Fakten und Argumenten, gegründet auf über mehr als fünfzig Jahre intensiver Forschung, klärt der namhafte Psychologe Dr. van den Aardweg über das ideologisierte Vorgehen einer gesellschaftlichen Minderheit auf und bringt die traurige Realität eines sexuellen Lebensstils ans Licht, der einer Bürger-Mehrheit als Normalität übergestülpt werden soll.“
Der Lichtzeichen-Verlag, der zahlreiche Bibeln im Sortiment hat, [14] hat nicht ausschließlich christliche Publikationen im Angebot, sondern auch z.B. eine Publikation über „Immer fremder im eigenen Land – Islamisierung unserer deutschen Heimat“
oder über den „Genderwahn“.
Der Autor der genannten Publikationen, Eberhard Kleina, befasste sich auch mit der Frage: „Ist Deutschland noch zu retten? Auf dem Weg in eine neue Diktatur!“ und bezog sich dabei auf Maßnahmen zum Schutz vor Corona.
Buchbeschreibung:
„NEU!!! Stark überarbeitete Ausgabe!!!
Das neue und nach Meinung des Robert-Koch-Institutes (RKI) hochgefährliche „Corona-Virus“ hat das Leben zahlloser Menschen weltweit drastisch verändert. Gesichtsmasken in der Öffentlichkeit, Abstand halten zu anderen Personen, Quarantäne und anderes mehr sind die neuen Regeln, an die sich bei Strafandrohung jeder halten muß.
Das Grundgesetz wurde für Corona merklich beschnitten, die Wirtschaft empfindlich heruntergefahren.
Aber Widerstand regt sich. Sind die Viren tatsächlich so gefährlich? Was sagen Wissenschaft und Medizin? Welche Rolle spielen Politik, Medien, das Weltwirtschaftsforum und die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung in der sogenannten Corona-Krise?
Der Autor recherchiert Fakten, sucht Hintergründe auszuleuchten, sieht Verknüpfungen zum gesamtgesellschaftlichen Wandel und beschäftigt sich eingehend mit der Frage, wie Christen mit diesen Veränderungen umgehen können.“ [15]
Ja, bei christlichen Fundis, bei Evangelikalen und bei Abtreibungsgegner*innen wird auch quergedacht oder „geschwurbelt“ und selbstverständlich auch gehetzt.
So zum Beispiel beim DVCK (Deutsche Vereinigung für eine christliche Kultur e.V.), die regelmäßig an den Buchmessen teilnimmt.
Zur DVCK gehört die KiG oder Aktion Kinder in Gefahr. Was Mathias von Gersdorff hier zum Besten gibt macht schier fassungslos und das im 21. Jahrhundert.
CN: LGBTQI-feindlichkeit
Aus der aktuellen Ampel wird hier die „Gender-Ampel“, [16] die einen Generalangriff auf Ehe und Familie mit dem Koalitionsvertrag führe. „Gender-Ideologie“ solle „endgültig zur offiziellen Staats-Ideologie“ gemacht werden.
Das geplante Selbstbestimmungsgesetz bedeutet für von Gersdorff die Biologie durch den Willen zu ersetzen. … Daraus leitet er eine Aufforderung zum Widerstand ab.
„Wir müssen unseren Widerstand gegen diese Revolution und unsere Aktivitäten ausweiten. Zusammen werden wir es schaffen, eine starke Front gegen die Gender-Revolution aufzubauen“, so von Gersdorff im Dezember 2021, [17] der sich mehr als ausführlich zur Corona-Pandemie geäußert hat, sowie zur „queere Ideologie gegen Lebensrecht“. [18]
Schriften dieser Art stehen im DVCK-Shop zur Verfügung. Hier, wo die Mitstreiter*innen der ProChoice-Bewegung als „Abtreibungsaktivisten“, die Terror und Hetze verbreiten, hasserfüllt bezeichnet werden.
Ja, das alles und noch viel mehr kann mensch im Rahmen einer Messe finden, die sich der „Meinungsfreiheit als Leitlinie“ verpflichtet fühlt. Hier die Stellungnahme der Frankfurter Buchmesse 2021
Genauso sieht sich die Leipziger Buchmesse auch, als „Plattform für die Meinungsfreiheit“.
Ja, die nächste Buchmesse wird schön. Nur nicht für Alle. Nicht für BpoC’s, nicht für Jüdinnen*Juden, nicht für queere Menschen, nicht für Antifaschist*innen … .