Dieser Eintrag mit allen Fotos und Screenshots steht auch im Archiv zur Verfügung
Cn/Tw: Kindesmisshandlungen im Namen des Herrn
2013 schrieb Hugo Stamm im schweizerischen Blog Tagesanzeiger: „Untersuchungen in Deutschland zeigen aber, dass Kinder in freikirchlichen Familien häufiger geschlagen werden als in katholischen, protestantischen oder muslimischen.“ [1]
Der Autor fügte hinzu, dass sich nicht erheben lasse wie stark die Körperstrafe in Freikirchen verbreitet sei.
2022, 9 Jahre später, erschienen mehrere Artikel im schweizerischen Tagesanzeiger über „Gewalt im Namen Gottes“. [2] Streng religiöse Eltern, die der evangelikalen Brüderbewegung angehörten, hatten ihren sieben Kindern jahrzehntelang ein „System an Schlägen, Züchtigungen, Erniedrigungen“ angetan. [3]
Züchtigungen und Erniedrigungen, der Einsatz von körperlicher und/oder psychischer Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in stark religiös geprägten Familien oder auch in Institutionen, existieren nach wie vor und es handelt sich nicht um Einzelfälle, sondern ist System.
Würde ich eine Liste anlegen wollen mit all den vielen vielen veröffentlichten Fällen, sie wäre lang, viel zu lang und die Dunkelziffer dürfte sehr hoch sein.
Deshalb möchte ich was dieses Thema betrifft, zur Stimme werden für einen betroffenen Menschen, d. sich nicht öffentlich äußern kann. Aus diesem Grunde wurden Original-Zitate als Screenshots eingefügt.
„Wir sind nicht bloß Freizeitveranstalter, sondern Überzeugungstäter. Schoppen-Freizeiten sind geprägt von unserem Glauben an Jesus Christus. Wir engagieren uns mit Hingabe, weil wir Gott und unseren Nächsten lieben möchten“. Ist auf der Webseite des christlichen Freizeithaus Schoppen zu lesen.
Zitat der betroffenen Person: „Ja, das sind Überzeugungstäter. Geländespiele, die so brutal ausgefochten werden, dass es nicht unüblich ist, das man sich was bricht. Wer morgens zu spät zum Appell antritt, bekommt in kalten Temperaturen einen Eimer Wasser über den Kopf während man in Unterwäsche steht.“
Und unter „Was macht man in Schoppen?“ findet sich das: „und viele unvorhersehbare Zwischenfälle“.
Zitat der betroffenen Person: „(…) wenn das nicht reichte griffen die Gruppenleiter ein. Es wurden Leute nachts aus den Betten gezerrt, entführt und in den Kofferraum eines Autos gepackt und dann gefühlt stundenlang durch die Gegend gefahren und dann wieder frei gelassen. So Fake-Entführungen, um kleine Jungs auf Linie zu bringen“.
Zitat der betroffenen Person: „Einer ist dann mal morgens bei kalten Temperaturen im Hundezwinger gelandet. Einmal gabs bei so einer Aktion auch einen übereifrigen Chemiestudenten als Gruppenleiter, der dann Chloroform benutzt hat“.
Seit 1974 ist das Freizeithaus Schoppen eingetragen als gemeinnütziger Verein zur Förderung evangelistischer Jugendarbeit e.V. [6]
Die Brüderbewegung verlinkt auf die Schoppener Webseite, das Bibelcenter führt sie in der Hotels- und Pensionsliste auf … das Freizeitheim Schoppen steckt hinter Kraftstoff Bibeltag, hinter der christlichen Wohngemeinschaft Lebenshilfe Konzeption Ausweg e.V. und startete 2020 eine Kindersendung.
Zitat der betroffenen Person: „Allgemein wurde da so Zeug gemacht von den Leitern. Ich war mal dabei als das Thema „Wikinger“ war. Eine Aufgabe um sich als “echter Wikinger“ zu beweisen, war als 5er Gruppe 1,5l Flasche Salzwasser leerzutrinken. Als Gruppe von Teenies um die 12 Jahre. Das ist nicht gesund.“
Es lässt sich also festhalten: das Freizeitheim und die Leitung Gabriele und Andreas Fett sind gut vernetzt und „aufgrund der hohen Nachfrage darf jedes Jahr nur eine Freizeit besucht werden“.
Zitat der betroffenen Person: „Die Zimmergruppen wurden nach Sauberkeit, Disziplin, Nachtruhe etc benotet und wer am Ende vom Lager die besten Noten hatte bekam als ganze Gruppe ein Festessen, die schlechtesten Wasser und Brot.“
Die Angebote des „christlichen“ Freizeitangebots in Schoppen umfassen Angebote für Jungen und Mädchen, Angebote für Jugendliche, Angebote für Erwachsene, für Familien und ein Vater-Kind-Wochenende.
Es gibt zusätzlich noch „andere Angebote“
Zitat der betroffenen Person: „Es herrschte ein forcierter Korpsgeist, so gab es natürlich härtestes Mobbing innerhalb der Gruppen, niemand wollte verlieren.“
Der Leiter von Schoppen, Andreas Fett, schrieb 2021 für Gesunde Gemeinden:
„(…) Hüte dich vor einem Schlaffi-Schlaraffi-Christsein! So kannst du nicht Jünger sein!“ [8]
und in einem Interview erklärte er folgendes: „(…)Wenn wir das Wort Gottes voller Bereitschaft hören, wurzeln lassen und tun – dann wird Wachstum und Frucht nicht ausbleiben.“ [9]
Er referierte auf der Dillenburger Konferenz 2021 [10] an der auch Ulrich Parzany – die Kolumnisten bezeichnen in als einen gefährlichen Mann – [11] vom „Netzwerk Bibel und Bekenntnis“ teilnahm. [12]
Parzany hat ein Buch mit dem Titel „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ verfasst. [Mehr über Parzany]
Damit ein solcher Mensch überhaupt entstehen kann, also eine Person, die sich bedingungslos unterwirft, muss diese unter Druck gesetzt, im Zweifel sogar unter dem Einsatz von Gewalt gebrochen werden.
Hugo Stamm schrieb dazu: „Die Studie gibt zu bedenken, dass der rigide Glaube mit psychischer Gewalt verbunden sei: «Die Ritualisierung des Züchtigungsvorgangs hat etwas Sadistisches.» Das führe zur Paradoxie «Gewalt aus Liebe». Auch die in Freikirchen weit verbreitete Evangelisierung von Kindern und Jugendlichen mit dem Mittel von Drohung und Angst stelle eine Form psychischer Gewalt dar, heisst es in der Studie. Darunter falle die Angst, sündig zu sein und am Jüngsten Tag nicht gerettet zu werden.“
Und wenn Sie das jetzt alles gelesen haben, dann fragen Sie bitte nicht, warum die betroffene Person die menschenverachtenden Handlungen im Rahmen der Ferienfreizeit nicht zur Anzeige gebracht hat,
sondern bedenken Sie, dass dieses religiöse System einen Ausstieg fast unmöglich macht und Kinder/Jugendliche nicht zur freien Rede oder zur Individualität ermutigt, sondern vorher gebrochen werden.
Ich wünsche allen betroffenen Personen, dass sie ihre Traumata überwinden können.
Mit solidarischen Grüßen
Zum Abschloss folgen interessante Informationen über eine Verbindung, die vom christlichen Freizeitheim Schoppen zu evangelikalen Christen in den USA führt.
Am jährlichen Kraftstoff Bibeltag 2021, organisiert vom christlichen Freizeitheim Schoppen, waren vier Vorträge von Roger Peugh angekündigt.
Über ihn schreiben sie folgendes: „Roger Peugh war mit seiner Familie für 19 Jahre Gemeindegründungs-Missionar in Stuttgart. 1991 zog er mit seiner Familie wieder in die USA. Er arbeitet als Seelsorger, Kaplan und Professor für Weltmission am Grace College in Winona Lake, Indiana. Er ist Vater von fünf Kindern und spricht fließend Deutsch.“ [14]
Peugh, der Prediger, der Missionar, der Seelsorger und Professor für Weltmission lehrt an einem evangelikalen und äußerst konservativen, also protofaschistischen, US-amerikanischen College, das Campus Pride in der Worst List 2021 „The Absolute Worst, Most Unsafe Campuses für LGBTQ Youth“ aufgeführt hat.
In deutscher Übersetzung: „Die aufgeführten Colleges und Universitäten haben sich dafür entschieden, LGBTQ-Jugendliche offen zu diskriminieren und/oder Ausnahmen nach Titel IX beantragt, um die Schäden religiöser Bigotterie zu verewigen“. [15]
In deutscher Übersetzung:
Und hier ein kleiner Auszug als Screenshot mit Crace Christliche Universität (in deutscher Übersetzung). Hier unterrichtet Peugh.
Wer hier studieren möchte muss sich verpflichten eine Lebensvereinbarung zu unterschreiben und täglich die Kapelle zu besuchen. Nachzulesen im Original bei der Detroit free Press oder in deutscher Übersetzung .
Ein lifestyle covenant, also eine Lebensvereinbarung bedeutet aber auch – in deutscher Übersetzung – eine Verpflichtung zur gegenseitigen Rechenschaftspflicht und das beinhaltet permanente Kontrolle.
Hier ein Auszug von der Colorado Christian University zum Thema „lifestyle covenant“, also Lebensvereinbarung.
Interessanterweise bietet das christliche Grace College Sportcamps für Kinder an. Zu den Werten und zum Programm gehören (deutsche Übersetzung) „harte Arbeit, Aufbau von Charakterchampions“
Zur Erinnerung:
Zitat der betroffenen Person: „Ja, das sind Überzeugungstäter. Geländespiele, die so brutal ausgefochten werden, dass es nicht unüblich ist, das man sich was bricht. Wer morgens zu spät zum Appell antritt, bekommt in kalten Temperaturen einen Eimer Wasser über den Kopf während man in Unterwäsche steht.“
und sie stellen sicher „dass jeder Campteilnehmer Christus ausgesetzt ist. Wir möchten, dass jeder Camper das Camp mit der Erkenntnis verlässt, dass das Leben mehr ist als nur Sport.“ [16] Im Original zu lesen unter Lancer Camp.
Zur Erinnerung:
Zitat der betroffenen Person: „Es herrschte ein forcierter Korpsgeist, so gab es natürlich härtestes Mobbing innerhalb der Gruppen, niemand wollte verlieren.“
Vielleicht erkennen Sie jetzt die Tragweite und können verstehen, warum es vielen betroffenen Menschen fast unmöglich ist Traumatisierungen, die in evangelikalen, bibeltreuen Familien/Institutionen stattfinden oder stattgefunden haben, öffentlich zu thematisieren.
Würden Sie sich doch mit einem ganzen System, zu dem Elternteile, Geschwister, Großeltern gehören, anlegen, als einzelner Mensch vielleicht sogar zerbrochener Mensch.