Narnia

Die Geschichte, die ich erzählen möchte, beginnt in Florida, in einem Bundesstaat mit zahlreichen Gesetzesverschärfungen, darunter der Anti-Drag Bill (Quelle 1, 2023), dem Recht auf verdecktes Waffentragen und ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen nach der sechsten Woche (Quelle 2, 2023), einem Gesetz, das es Mädchen verbieten würde, in der Schule über ihre Periode zu sprechen (Quelle 3, 2023), dem „Don’t Say Gay“-Gesetz (Quelle 4, 2022), einem Gesetz, das ein Verbot des Schulfachs African American Studies zur Folge hätte und ein „Stop-Woke-Gesetz“, das die die Vermittlung der Critical Race Theory an Schulen untersagt (Quelle 5, 2022).

Dieses Gesetz wurde nur wenig später von einem Richter für verfassungswidrig erklärt. (Quelle 6, 2022).

Die Gesetzesverschärfungen im Bundesstaat Florida scheinen kein Ende zu nehmen. Sie waren u.a. die Konsequenzen der Abschaffung von „Roe vs. Wade“, die wiederum nur die Folgeerscheinungen von radikalisiertem Konservatismus, erstarktem weißen, nationalistischen, christlichen Fundamentalismus waren.

Schauen „wir“ zurück ins Jahr 2010. Gouverneur Jeb Bush, der Bruder des Präsidenten George Bush, mobilisierte mittels einer PR-Strategie über viele Wochen das christliche Publikum, indem er in Schulen und Kirchen warb jedes Kind in seinem Bundesstaat Florida solle „Narnia“ lesen.

Gemeint waren „Die Chroniken von Narnia“ verfasst von dem irischen Schriftsteller Clive Staples Lewis. Er gilt als einer der einflussreichsten „christlichen Apologeten der Neuzeit“ [1] und war viele Jahre eng mit J.R.R. Tolkien befreundet. Tolkiens Kritik an Narnia führte später zum Bruch der Freundschaft. [2]

Zurück zu Jeb Bush’s PR-Strategie. Polly Toynbee im Guardian nannte diese eine „saubere Synergie von Politik, Religion und Product Placement“. „“Narnia“ soll die Kinder aufweichen, sensibel machen für die Religion – auf dass sie, so C.S. Lewis „leichter das Christentum akzeptieren, wenn sie ihm später im Leben begegnen“.“ (Quelle 7)

Machen „wir“ einen Sprung ins Jahr 2023 nach Deutschland zum christlichen Medienmagazin pro, einem Sprachrohr der evangelikalen der Evangelischen Allianz Deutschland (EAD). Hier wird unter „Christliches im Fernsehen TV-Tipps zu Ostern“ am 4.4.203 auch Narnia aufgeführt: „Am Ostermontag zeigt RTL um 14.30 Uhr „Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte“. [3]

Auch hier in Deutschland wissen Christen, Evangelikale und Katholitäre „Narnia“ bzw. die „Die Chroniken von Narnia“ zu schätzen. Bereits 2005 war die Publikation „Eine theologische Orientierung zu C.S. Lewis’ „Der König von Narnia“ erschienen.

2009 stellte Markus Mühling diese im Religionspädagogischen Portal der Katholischen Kirche in Deutschland vor und verwies auf die Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 36 (2007), Heft 4, Seite 213. [4]

Der Blog Cathwalk.deAbendland, Alte Messe & katholische Tradition“ veröffentlichte 2018 die „Allegorie auf den Glauben: Die Chroniken von Narnia“ und schrieb über „Aslan als Christus: Opfertod und Auferstehen“.

Alsan sagte über seine Auferstehung:

„Wenn die Hexe verstehen würde, was es bedeutet ein Opfer zu bringen, dann hätte sie den tiefen Zauber vielleicht richtig verstanden. Denn wenn ein freiwilliges Opfer, das keinen Verrat begangen hat, anstelle eines Verräters stirbt, dann wird der steinerne Tisch zerbrechen, und vielleicht wird dadurch sogar der Tod selbst besiegt.“

Cathwalk schrieb dazu:

„Das erinnert an die Aussage Jesu: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh. 15.13) und dann das Pauluszitat über Christi Auferstehung: „Verschlungen ist der Tod vom Sieg“ (1. Kor 15, 54).“ [5]

In „Der Theologische Hintergrund die Chroniken von Narnia“ werden im Kapitel „Die Hexe triumphiert“ eindeutige Parallelen zur Passionsgeschichte Jesus Christus entdeckt. Emunds Verrat für türkischen Honig erinnere stark an den Verrat von Judas für Geld. [6]

Ich könnte an dieser Stelle auch einmal schauen was das Arbeitsmaterial „Die Chroniken von Narnia – Der König von Narnia“ über Aslans Opfer zu sagen hat oder zum „Vergleich Passionsgeschichte Jesu – Opfer Aslans“, [7] doch das ist gar nicht nötig.

Vielmehr sollten „wir“ aus den Erkenntnissen lernen, dass einer sexualitätsfeindlichen, queerfeindlichen, antifeministischen, misogynen, transfeindlichen, rassistischen, nationalistischen und christlich-fundamental geprägten Gesetzgebung/Gesellschaft, stets eine Phase vorangeht, die auch geprägt ist durch „Praise“ oder „Worship“ und Missionierung.

Was ist Worship? Es ist eine besondere Form des Gebetes. Gott wird angebetet und verehrt. Es kann durch Lieder, Musik, Meditationen oder andere Formen von uns an Gott verschenkt werden. Worship heißt: wir machen Gott Komplimente. Ihm Danke sagen, ihn bestaunen, ihn feiern, ihn groß machen. Durch Anbetung erweisen wir Gott die Ehre und zeigen ihm unsere Liebe.

[8]

Also eine Phase vorangeht in der Evangelikale/christlich Fundamentale in die Offensive gehen. Das tun sie auch in Deutschland, gerade jetzt, so dass, sollte sich nichts ändern, in Deutschland eine ähnliche oder vergleichbare Lage wie in den USA, in Polen oder in Ungarn möglich ist.

Deshalb möchten wir zum Abschluss warnen vor Evangelikalen und christlichen Fundis, die gefährlich sind!!!