Friedrich Merz und sein widerlicher Vergleich

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1) Als Friedrich Merz diesen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie herstellte, [1]

Zitat: „Über die Frage der sexuellen Orientierung, das geht die Öffentlichkeit nichts an. Solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft – an der Stelle ist für mich allerdings eine absolute Grenze erreicht – ist das kein Thema für die öffentliche Diskussion.“

Zitat von Friedrich Merz „Über die Frage der sexuellen Orientierung, das geht die Öffentlichkeit nichts an. Solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betriffe – an der Stelle ist für mich allerdings eine absolute Grenze erreicht – ist das kein Thema für die öffentliche Diskussion.“

2) las ich häufig den Satz, eine solche Einstellung sei nicht mehr zeitgemäß und Merz sei damit raus.

3) In diesem Moment habe ich mich, und das mehr als einmal, gefragt: Auf welchem Planeten leben die denn und kriegen die denn gar nichts mit? Oder wollen sie nicht sehen, was offensichtlich ist?

4) In Polen gibt es LGBTQI-freie Zonen und in Wien zerriss eine Rednerin im Rahmen einer Querdenken-Demonstration auf offener Bühne am hellichten Tag eine Regenbogenfahne. Die Rednerin kreischte und beschimpfte Homosexuelle als „Kinderschänder“ und das von der Bühne herab. [2]

5) Im Mai 2020 berichtete die Zeit, dass die Zahlen von LGBTQI-feindlichen Übergriffen 2019 in Berlin um 1/3 gestiegen seien. 395 Taten richteten sich gegen Schwule und männliche Bisexuelle, 83 gegen Transmenschen und 47 gegen lesbische oder bisexuelle Frauen. [3]

6) All das in nur einer einzigen Stadt.

7) Fast die Hälfte der deutschen LGBTQI-Personen verstecken ihre sexuelle Orientierung, nämlich 43 Prozent, wird in besagtem Artikel auch noch erwähnt.

8) Friedrich Merz hat, als er diesen ekelhaften Satz ausgesprochen hat, sehr genau gewusst was er sagt, welche Auswirkungen das hat und wer sich von ihm angesprochen fühlen wird.

9) Er hat schließlich noch großes vor als Kanzlerkandidat, wie das Politbaromenter 2019 ermittelte. Denn mehr als 1/3 der CDU-Anhänger:innen wünschen sich Friedrich Merz als Kanzler, gefolgt von einem Jens Spahn und ganz weit hinten als Schlusslicht die AKK. [4]

10) Eine DruKo konnte ich mir in diesem Zusammenhang dann doch nicht verkneifen und wies einen Schreiberling daraufhin, dass Merz Äußerung bei Evangelikalen sehr gut ankommt. Die gäbe es schließlich in Massen und die seien sehr gut vernetzt.

11) Allerdings wurde mein Hinweis prombt zurückgewiesen und kam damit auch nicht an.

12) Aus diesem Grunde möchte ich stellvertretend oder beispielhaft für so viele Organisationen die es gibt den evangelikalen Verein und die Struktur der Offensive Junger Christen e.V. (OJC) vorstellen.

13) Denn genau hier kann Friedrich Merz mit seiner Aussage punkten. Hier bei den Evangelikalen. Denn hier bestehen viele Gemeinsamkeiten, wie nachfolgend noch dargestellt werden wird.

14) Die OJC e.V., ein gemeinnützig anerkannter Verein (!), gehört zu den mit der Evangelischen Allianz Deutschland (EAD) verbundenen Werken, d.h. der Verein arbeitet auf der Basis der Glaubensgrundsätze der EAD.

15) Die sog. Glaubensgrundsätze, die einer Ideologie entsprechen, basieren u.a. auf einem binären Menschenbild, das ausschließlich 2 Geschlechter zulässt und die müssen gefälligst cisgeschlechtlich und heterosexuell sein.

16) Frauen wird in diesem System eine untergeordnete Rolle zugeteilt, verantwortlich für Heim, Kinder und Care. Ginge es nach der EAD und den angeschlossenen Vereinen der Anti-Choice-Bewegung wären Frauen nicht mehr als ein „Muttertier“ oder eine Zuchtsau,

17) denn Schwangerschaftsabbrüche wären grundsätzlich verboten.

18) Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die vielen Botschafter/Unterstützer aus den Reihen der EAD für One of Us, deren Spur zur Agenda für Europa führt.

19) Die Agenda für Europa, ein europaweites antifeministisches LGBTQI-feindliches Netzwerk, hat es sich zum Ziel gesetzt u.a. Scheidungen und Schwangerschaftsabbrüche zu verbieten und Homosexualität zu kriminalisieren.

20) Die OJC, die in diesem Spektrum zu verorten ist, ist sehr gut vernetzt, betreibt mehrere Gästehäuser, sowie ein öffentliches Café im Schloss Reichenberg, bietet Tagungen und Vorträge an, fördert eigenen Angaben zufolge weltweite Partnerschaften, pflegt eine Bücherwerkstatt,

21) gibt eigene Zeitschriften (Salzkorn, Brennpunkt Seelsorge, Bulletin) heraus, bietet ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an, betreibt regionale und internationale Jugendarbeit

22) und führt regelmäßig Grund- und Aufbaukurse in Seelsorge und Begleitung für Mitarbeiter:innen in Kirche und Gemeinden durch.

23) Darüberhinaus hat die OJC einen Think Tank gegründet, der sich mit „Zeitgeistströmungen“ auseinandersetzt. [5] Bei diesem Think Tank handelt es sich um das „Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft“ (DIJG), das seinerseits wiederum die bundesweite Netzwerk-Initiative

24) „Bündnis Ehe und Familie“ mitgegründet hat und das, laut Webseite, „im Austausch mit international anerkannten Partnern, Netzwerken und Universitäten“ steht. [6]

25) Ganz wie auch die EAD haben sich sowohl die OJC als auch das DIJG über das gesetzliche Verbot von Konversionstherapien im Vorfeld und nach dessen Verabschiedung sehr geärgert.

26) Gelebte Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit werden nämlich von Evangelikalen/christlichen Fundis als Sünde erachtet.

27) Mensch kann sich darum vorstellen, wieviel Druck auf LGBTQIs und queeren Kindern und Jugendlichen lastet, die sich ihrer Sexualität und/oder Geschlechtlichkeit bewusst werden oder geworden sind.

28) Doch anstatt die Kinder/Jugendliche sie selbst werden zu lassen, wird der Druck erhöht und es werden sog. seelsorgerische Gespräche angeboten, um auf Kinder/Jugendliche/Betroffene Einfluss zu nehmen, davon ausgehend, dass LGBTQI reversibel sei bzw. korrigierbar.

29) Und so war die Empörung groß, als das Verbot für Konversionstherapie verabschiedet wurde. Hier als Screenshot ein kleiner Auszug aus der Publikation Salzkorn 2/2019 von der OJC. [7]

Zu den Folgen

Nicht nur für die Beratungspraxis, auch für die Gemeindepraxis bedeutet dieses Gesetz einen massiven Einschnitt und Verunsicherungsmoment. Zwar darf im Kontext der Meinungs- und Religionsfreiheit gelebte Homo­sexualität, Transsexualität usw. als Sünde und die Mann-Frau-Ehe als das biblische Grundkonzept ­einer schöpfungsgemäßen Gestaltung des Sexual­lebens bezeichnet werden. Doch da hört es schon auf. Strafbar macht sich z. B. ein Prediger, wenn er in der Verkündigung oder im Ausüben seiner pastoralen ­Tätigkeiten darauf hinweist, dass es Hilfe für Menschen gibt, die ihre sexuelle Orientierung als konflikthaft erleben, sofern Jugendliche anwesend sind. Auch das seelsorgerliche Gespräch oder Gebet, das den Hilfe­suchenden darin bestärkt, sich fragend mit seinen Empfindungen auseinanderzusetzen und dabei Hilfe in Anspruch zu nehmen, kann zur Straftat werden. Befindet sich ein Betroffener diesbezüglich in einem inneren Konflikt, dann ist es von Seiten des Gesetzgebers erwünscht und erlaubt, ihn an Stellen zu verweisen, die das homo- oder transsexuelle ­Coming-Out fördern, wohingegen es strafrechtlich sanktioniert werden soll, wenn Betroffene an Werke, Therapeuten oder Berater verwiesen werden, die von einem raschen, festlegenden Coming-Out abraten und eine Auseinandersetzung mit tieferliegenden Wünschen, Gefühlen und Erlebnissen empfehlen.“

Ein Textauszug mit der Überschrift Zu den Folgen hier: https://www.ojc.de/salzkorn/2020/selbstbestimmt-identitaetspolitik-gleichstellung/gesetz-konversionsbehandlung-geschlechtsidentitaet/ zu finden

30) Bei der DIJG jedenfalls wird mensch nicht müde Homosexualität immer und immer wieder in den Zusammenhang mit Pädophilie und mit Krankheiten, wie z.B. der Syphilis, zu bringen und dafür noch auf irgendwelche „Studien“ zu verweisen.

31) „Studien“, die keine sind.

32) Alleine der Blog des DIJG kann widerlicher nicht sein. Der letzte Eintrag stammt vom 9.2.2018 und trägt den Titel: „Der große Betrug der Transgender-Medizin“ oder vom 6.6.2017 mit dem Titel: „Toiletten sind nur der Anfang – die wahren Ziele der Transgender-Bewegung“. [8]

33) Und der Artikel mit der Überschrift: „Starker Anstieg der Syphilis-Infektionen in Deutschland“ stammt vom 25.01.2016. [9]

34) Wer auf der Webseite des DIJG die Suchbegriffe „Pädophilie und Homosexualität“ eingibt, erhält satte 16 Ergebnisse. Bei der OJC sind es 5.

35) Da ich derartiges nicht weiterverbreiten möchte, belasse ich es bei nachfolgendem Screenshot mit der Überschrift: „Homosexualität: Daten und wissenschaftliche Studien – kurze Hinweise“. WTF!!! [10]

Bild

36) Obwohl es an Fundstellen nicht mangelt, werde ich an dieser Stelle keine weiteren einbinden, sondern stattdessen darauf verweisen, dass zum sog. Wissenschaftlichen Beirat der DIJG Professoren oder Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie gehören,

37) wie z.B. Prof. Dr. em. Inge Scharrer, ehemals Professorin der Uni Mainz und Gründerin der christlichen Aidshilfe gehört. [11] WTF!

Screenshot von dem wissenschaftlichem Beirat bzw. seiner Mitglieder. Quelle: https://www.dijg.de/ueber-uns/beirat/

38) Ich will darauf hinaus, dass Evangelikale und ihre Ideologie überall zu finden sind. Auch im Deutschen Bundestag. Hier arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter des MdB Frank Heinrich Uwe Heimowski als Beauftragter der EAD im Deutschen Bundestag.

39) Ich will darauf hinaus, dass Organisationen wie die EAD oder die OJC auch Angebote für Kinder und Jugendliche im Programm haben.

40) Ich will darauf hinaus, dass Organisationen wie die OJC über viele Möglichkeiten verfügen ihre menschenverachtende Botschaft weiter zu verbreiten.

41) Ich will darauf hinaus, dass auch unter den Bundestagsabgeordneten Evangelikale/christliche Fundis zu finden sind oder solche, die sich, wenn es nötig erscheint, mit diesen Gruppierungen/Initiativen/Kampagnen verbünden bzw. diese unterstützen.

42) Wie z.B. im April 2020 bei „Deutschland Betet Gemeinsam“. Dieses evangelikale Spektakel wurde von 19 Bundestagsabgeordneten unterstützt. Die Schirmherrschaft übernahm der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

43) Nachzulesen hier

  • Julia Klöckner, MdB, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft (CDU)
  • Marie-Luise Dött, MdB, langjährige Vorsitzende Bund katholischer Unternehmer (CDU)
  • Gitta Connemann, MdB, stellv. Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (CDU)
  • Marco Wanderwitz, MdB, parlamentarischer Staatssekretär (CDU)
  • Dr. Karl Lamers, MdB, stellv. Vorsitzender des Verteidungsausschusses (CDU)
  • Volker Kauder, MdB, langjähriger Vorsitzender der CDSU/CSU-Bundestagsfraktion (CDU)
  • Otto Fricke, MdB, haushaltspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion
  • Dr. Stefan Ruppert, MdB, religionspolitischer Sprecher FDP-Fraktion
  • Steffen Bilger, MdB, parlamentarischer Staatssekretär (CDU)
  • Stephan Pilsinger, MdB (CSU)
  • Marc Biadacz, MdB (CDU)
  • Markus Grübel, MdB, Beauftragter der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit (CDU)
  • Frank Heinrich, MdB (CDU)
  • Josip Juratovic, MdB (SPD)
  • Volker Ullrich, MdB (CSU)
  • Johannes Selle, MdB (CDU)
  • Pascal Kober, MdB (FDP)
  • Michael Theurer, MdB, stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender
  • Dietmar Nietan, MdB, Schatzmeister der SPD

Anmerkung: Die Angaben in rot entsprechen nicht dem Original, sondern wurden nachträglich hinzugefügt.

44) Und ich will auch darauf hinaus, dass Friedrich Merz genau an diese Ideologie anknüpfen kann. Ich will darauf hinaus, dass Wachsamkeit vonnnöten ist und Evangelikale gefährlich sind und deren Verharmlosung ein schwerer Fehler ist.