Marburger Erklärung

(vom 13.11.2017)

Die Marburger Erklärung wurde anlässlich der Kritik und Protesten von Schwulen- und Lesbenverbänden verfasst, angesichts des „6. Internationalen Kongress(es) für Psychotherapie und Seelsorge“, der in den Räumlichkeiten der mittelhessischen Stadt Marburg stattfand mit Christl R. Vonholdt und Markus Hoffmann als Referent*innen. Beide kommen aus den Reihen sog. „Homo-Umpoler“ oder „Homoheilern“.

Anmerkung: Ebenfalls als Referentin war auch Angelika Pokropp-Hippen, eine bekennende Abtreibungsgegnerin, von der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA), angekündigt.

Als Reaktion auf die Kritik und die Proteste wurde die Marburger Erklärung formuliert, [1] der als Appell „Für Freiheit und Selbstbestimmung“ von Erstunterzeichner*innen und Unterstützer*innen in ihren Publikationen noch heute so bezeichnet wird. [2]

Anmerkung: Die Marburger Erklärung lautet in ihrer Gesamtheit so:Für Freiheit und Selbstbestimmung – gegen totalitäre Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände“.

Die Wissenschafts-, Rede- und Therapiefreiheit sei durch den Versuch den Kongress zu verhindern, in Deutschland gefährdet, so lautete die Argumentation der Marburger Erklärung, in der sich die Organisator*innen und Referent*innen als Opfer ‘totalitärer‘ Schwulen- und Lesbenverbänden darstellten.

Zu den Erstunterzeichner*innen der LGBTIQ*-feindlichen Marburger Erklärung gehörten u.a. die christlich-fundamentalistischen Abtreibungsgegner*innen Hedwig von Beverfoerde, Gabriele Kuby (Rednerin Institut für Staatspolitik (IfS) in 2007, Autorin Junge Freiheit,Bloggerin für die AfD-nahe Freie Welt…), Mathias von Gersdorff (Autor Junge Freiheit, Leiter der Initiative Kinder in Gefahr…), Benno Hofschulte (Deutsche Vereinigung für eine christliche Kultur e.V. (DVCK)…), der erste Vorsitzende vom Weißen Kreuz Wilhelm Hoffmann, Felizitas Küble (Verlagsleiterin KOMM-MIT-Jugendverlag, Autorin für die AfD-nahe Freie Welt des Sven von Storch, Leiterin Christliches Forum, Teilnehmerin am Sommerfest (2005) der neurechten Wochenzeitung Junge Freiheit, auch JF-Autorin (1997)), Mechthild Löhr (in ihrerer Eigenschaft als Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL)) oder der Antifeminist Eckhard Kuhla (bekannt als Redner bei Demo für Alle, Vorsitzender des antifeministischen Vereins Agens e.V. …), aber auch bekannte Personen, aus dem rechten bis ins neofaschistische Spektrum, wie z.B. Konrad Löw (Autor der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG), Autor Sezession, Referent der extrem rechten Münchner Burschenschaft Danubia, Junge-Freiheit-Autor…), Wolfgang Ockenfels (Referent für die Alternative für Deutschland (AfD), Autor Junge Freiheit…), Norbert Geis, Harald Seubert … .

Und das war nur eine kleine Auswahl [3] von „(…) zunächst 370 Wissenschaftlern, Publizisten und Vertretern des öffentlichen Lebens (…)“ [4] als Erstunterzeichner*innen, mit ihren vielfältigen Verbreitungsmöglichkeiten und einer Vielzahl von Unterzeichner*innen, die sich nachträglich noch solidarisierten. Sie stammen aus den Bereichen Bildung, Jugendarbeit, Pflege, katholische und evangelische Kirche, Freie Kirchen und Medizin, nicht zu vergessen auch aus den Parteien (CDU, SPD, Partei Bibeltreuer Christen).

Wir zählten insgesamt 1965 namentlich genannte Unterstützer*innen, die die „Marburger Erklärung“ unterzeichneten „und weitere Personen aus insgesamt mehr als 1000 Städten und Gemeinden“. [5]

Sie alle sind aber weit mehr als Erstunterzeichner*innen oder Unterstützer*innen. Sie sind, sofern sie sich nicht aus reiner Unwissenheit namentlich solidarisierten, Sprachrohr für eine Welt- und Menschenbild, das im schlimmsten Fall zum Tod führen kann.

Die Vorstellung, die genannten 1965 Unterstützenden plus eine weitere unbekannte Anzahl von Personen, vertreten unter anderem die Ideologie, Homosexualität sei nicht gesund und könne mittels „Reparativtherapie“ [6] geheilt werden, in ihrem sozialen Umfeld, in ihren Familien, in ihren Vereinen, in ihren Publikationen und/oder an ihren Arbeitsplätzen, ist erschreckend. Vor allen Dingen, wenn wir an die oben aufgeführten Wirkungsstätten, wie zum Beispiel Bildungs- oder Jugendarbeit, Medizin oder Pflege …, denken. Wenn wir uns vor Augen führen, dass es sich hierbei um Krankenschwestern oder –pfleger, Ärzt*innen, Erzieher*innen,Therapeut*innen, Lehrkräfte an Schulen oder Universitäten handelt, sehen wir die Viefalt und das Ausmaß von Möglichkeiten zur Verbreitung LGBTIQ*-feindlicher Ideologie.

Quellenangaben:

[1] Die Marburger Erklärung im Orginal: http://medrum.de/content/initiative-fuer-freiheit-und-selbstbestimmung, zuletzt abgerufen am 08.12.2017

[2] So zum Beispiel bei „MEDRUM Christliches Informationsforum“ (http://www.medrum.de/?q=node/2450, zuletzt abgerufen am 08.12.2017) oder „Junge Freiheit“ (https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2009/appell-fuer-freiheit-und-selbstbestimmung-ins-leben-gerufen/comment-page-1/, zuletzt abgerufen am 08.12.2017

[3] Die Unterzeichner*innen der Erklärung sind hier zu finden: http://www.medrum.de/?q=node/2450, zuletzt abgerufen am 08.12.2017

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Marburger_Erkl%C3%A4rung_(2009), zuletzt abgerufen am 08.12.2017

[5] http://www.medrum.de/?q=node/2649, zuletzt abgerufen am 09.12.2017

[6] http://www.dijg.de/homosexualitaet/reorientierungstherapien-erklaerung-begriffe/, zuletzt abgerufen am 11.12.2017 „Was sind Reorientierungstherapien? Eine kurze Erklärung zentraler Begriffe im Zusammenhang mit Therapiemöglichkeiten von ichdystoner Homosexualität.“ Ein Beitrag von Christl R. Vonholdt