Neue Apostolische Reformation – Teil 2

Teil 1

Teil 2 steht auch im Archiv zur Verfügung

Hier beginnt Teil 2 der Reihe, die sich kritisch mit der Neue Apostolische Reformation (NAR) und der bevorstehenden christlich-fundamentalen Glaubenskonferenz UNUM24 befasst.

Denn ausgerechnet im pride month und parallel zum CSD findet diese Konferenz im öffentlichen Raum statt und zwar in der Olympiahalle.

Eine Konferenz, die mit dem Ziel verbunden ist, einen christlichen Gottesstaat zu errichten. 

Zu den Redner*innen gehören u.a. der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen Tobias Bilz und der Bischof Heinrich Timmerevers des Bistums Dresden-Meißen, also Vertreter der beiden Kirchen.

Auf der UNUM24 werden sie u.a. gemeinsam mit dem homosexuellenfeindlichen Trumpunterstützer  Bill Johnson, Pastor der charismatischen Megachurch Bethel Church in Redding, Kalifornien, USA, auftreten.

Bill Johnson ist ein Vertreter der Neue Apostolische Reformation, kurz NAR, also ein Vertreter, der einen christlichen Gottesstaat errichten will. Aber er wird nicht der Einzige sein.

Wenn zwei Vertreter der beiden Kirchen, also der evangelischen und katholischen Kirche, an einer derartigen Veranstaltung teilnehmen, stellt sich die Frage ob ihnen bewusst ist, mit wem sie auftreten und welches Ziel diese Veranstaltung verfolgt?

Wir nehmen die Antwort vorweg: Ja, es ist ihnen bekannt. Denn in der Vergangenheit waren beide Initiatoren von Deutschland Betet Gemeinsam (2020) gemeinsam mit Johannes Hartl vom Gebetshaus Augsburg und und u.a. Fadi Krikor.

Fadi Krikor gehört zum Trägerkreis des CCD (Christlicher Convent Deutschland), der nicht nur „nationale Verantwortungsträger aus den Kirchen sammeln, sondern gleichsam aus weiteren Kernbereichen des gesellschaftlich-kulturellen Lebenswill. [1]

Klingt doch sehr nach NAR, nicht wahr?

Fadi Krikor ist Gründer von „Father’s House for all Nations e.V.“, kurz fhn ministry, Endzeitideologe [2] und seine Vernetzungen mit evangelikalen und charismatischen Organisationen/Vereinen, die eine geistliche – und damit ist eine charismatische gemeint – Erneuerung innerhalb der Kirchen anstreben, würde Bücher füllen.

Über Augustus Global Investment verfügt er zusätzlich noch über finanzträchtige Verbindungen und Partnerschaften.

Auch auf der Webseite von fhn ministry findet mensch die „kriegerische Sprache“ des christlichen Fundamentalismus, der nach sehr viel mehr trachtet als nur die Herzen von Menschen zu bewegen.

Da ist zum Beispiel die Rede vom zurüsten. „Alle weiteren Events – Lass Dich zurüsten![3]
Auch Krikor steht für die charismatische Erneuerung in den Kirchen.

Wir halten fest: Timmerevers und Bilz haben in der Vergangenheit mit Johannes Hartl und Fadi Krikor zusammengearbeitet. Sie kennen sich und das nicht nur über Deutschland Betet Gemeinsam, sondern auch über „1 Gebet an 1000 Orten gemeinsam vor Pfingsten“ in 2021 und 2022 [4]

Auch in diesem Jahr wird es am 3. Oktober „Deutschland Betet Gemeinsam“ als Livestream geben und wieder gehören zu den Initiatoren Hartl, Bilz, Krikor und Timmerevers. Unter den Träger*innen des Gebets wird auch der Christliche Convent Deutschland (CCD) aufgelistet.

Unterstützt wird das evangelikale/christlich fundamentale Spektakel u.a. von der Partei Bündnis C, vom CVJM, von der Evangelischen Allianz Osnabrück und von Father’s House for all Nations e.V., gegründet von Fadi Krikor. [5]

[5]

Zur Erinnerung: Deutschland Betet Gemeinsam basiert auf der „charismatischen Nationentheologie“, die wiederum ein Teil von NAR, also der Neue Apostolische Reformation, ist.

Wir kommen gleich zurück zu Timmerevers. Doch zunächst werfen „wir“ noch einmal einen Blick auf die Initiatoren der UNUM24: Nicole und Fadir Krikor und Annette und Gerhard Kehl.

Anlässlich der UNUM24 veröffentlichte katholisch.de ein Interview mit Gerhard Kehl (Jordan-Stiftung). Aus diesem Interview geht hervor, dass Fadi Krikor und Gerhard Kehl auch privat miteinander befreundet sind.

Gemeinsam mit Krikor hätten sie schon 2015 einige große Konferenzen durchgeführt und dass beide aus der charismatischen Ecke kommen, erzählte Kehl und berichtete von einer Eucharistiefeier gemeinsam mit Timmerevers. [6]

Auch Timmerevers steht für eine charismatische Erneuerung allerdings in der katholischen Kirche. Im Rahmen einer solchen Veranstaltung tauchte er auf dem Katholikentag auf. [7]

Diese charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche erinnert sehr stark an die Entwicklungen, die zur Neuen Apostolischen Reformation führten.

2016 forderte bereits der Vatikan Gehorsam und da ging es genau um diese „charismatische Erneuerung“, die stärker kontrolliert werden sollte. Timmerevers äußerte sich dazu und befand diese Entwicklung für ausnahmslos positiv. [8]

Auch Bilz steht für eine „Erneuerung“ in der evangelischen Kirche, allerdings nicht für eine positive, sondern für eine rückwärtsgewandte, wie sie die Geistlichen Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche (GGE) vertritt und die wiederum repräsentiert, so idea, die Anfang der 60er Jahre entstandene charismatische Bewegung in den evangelischen Landeskirchen. [9]

Bilz fühlt sich offensichtlich bei den Evangelikalen sehr stark verbunden, denn er tauchte als Vortragsredner auf einer Veranstaltung des Willow Creek 2022 auf. [10] Willow Creek ist ein sog. „Werk“ der evangelikalen Evangelischen Allianz in Deutschland, kurz EAD.

Es scheint schon bigott oder verlogen von Bilz, der noch im Januar 2024 „kirchliches Engagement im Wahljahr“ ankündigte, [11] weil er sich „mit Blick auf rechtsextreme Parteien und das Wahljahr 2024 um die Menschenwürde sorgte und gleichzeitig mit Bill Johnson, der NAR vertritt, Trump unterstützt und durch homosexuellenfeindliche Äußerungen aufgefallen, auf einer Veranstaltung anzutreffen ist und diese durch seine Anwesenheit geradezu verharmlost und dabei gleichzeitig unterstützt.

Auf seine Teilnahme an der UNUM24 angesprochen verteidigte Bilz seine Teilnahme gegenüber dem Eulemagazin.

Zitat: „Er schätze die Vielfalt der Teilnehmer:innen aus Freikirchen, orthodoxen und katholischen Gemeinden und die Vielfalt „von ganz unterschiedlichen Frömmigkeitsformen und Gebetsweisen“. Deshalb arbeite er auch im Initiatorenteam von „Deutschland betet gemeinsam“ mit.“

Und weiter: „Als Mitglied des Rates der EKD und Vertreter im Kontaktgesprächskreis der EKD mit der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) spiele für ihn der Kontakt zu Pfingstkirchen eine wichtige Rolle.“

Wir erinnern, NAR (Neue Apostolische Reformation) ist aus der charismatischen evangelikalen Bewegung und den Pfingstkirchen entstanden und Timmerevers und Bilz fungieren als Türöffner der neocharismatischen Bewegung, die LGBTIQ+-feindlich ist, die Linke ablehnt und alle, die nicht passen und die nach einem christlichen Gottesstaat strebt.

Bilz kann also noch so oft behaupten, er habe bei einem Queer-Gottesdienst in Dresden gepredigt und könne sich gleichzeitig an der UNUM24 teilnehmen, „weil das gemeinsame Gebet nur möglich sei, wenn man unterschiedliche Meinungen zu einzelnen theologischen, ethischen oder auch gesellschaftspolitischen Fragen zurückstellt“.

Bilz und Timmerevers sind Türöffner.

Während in der Zwischenzeit Queerfeindlichkeit zunimmt, queere Menschen verbal und körperlich bedroht werden, mehr als in den letzten Jahren zuvor. Das berichteten in diesem Jahr auch die Veranstalter*innen des CSD Mittelhessen.

Teil 3