Über den Klebstoff

Machen wir uns nichts vor. Die Ideologie von Evangelikalen, christlichen Fundis und erzkonservativen Katholiken ist brandgefährlich. Ihre Ideologie ist aber auch zugleich ein Klebstoff, der unterschiedliche Gruppierungen und/oder Einzelpersonen zusammenhält.

Auch Personen/Organisationen/Spektren mit unterschiedlichen Schwerpunkten oder Ansichten, die eigentlich nicht zusammenpassen oder die einander sogar ausschließen.

An einem aktuellen Beispiel will ich das erläutern. Im Mittelpunkt steht der Kandidat für die am 12.06.2022 stattfindende Wahl zum Oberbürgermeister von Dresden. Im Mittelpunkt steht Maximilian Krah.

Er selbst bezeichnet sich als „katholische Avantgarde“, wird von der neofaschistischen Neue Ordnung, hrsg. vom Ares Verlag (AU), als moderner „Piusbruder“ bezeichnet, denn er ist Mitglied der Priesterbruderschaft Pius X.

In seiner Eigenschaft als Anwalt hat er „jahrelang millionenschwere Vermögenstransaktionen der Piusbruderschaft gemanagt“, d.h. „durch die Gründung von Organisationen in mehreren Ländern sollten offenbar Steuerzahlungen vermieden werden“. [1]

Kurzum der Rechtsanwalt Maximilian Krah hat den Fiskus beschissen. Er ist aber nicht nur ein Klerikalfaschist, sondern auch begeistert von Putin und in der Vergangenheit gab er mehrmals dem als russischen Propagandakanal eingestuften Sender „Russia Today“ Interviews.

Bisher ist er nicht nur als AfD-Mitglied aufgefallen, sondern auch als Referent für das Institut für Staatspolitik (IfS) (2016, 2019). Er schrieb einen Gastbeitrag für Philosophia Perennis, für Journalistenwatch, für die Sezession (2019), hat eine Kolumne im Deutschland Kurier und ist auch seit 2019 Mitglied des EU-Parlaments.

Er ist außerordentlich gut vernetzt, im In- und im Ausland. Ein Beispiel: seit 2019 beschäftigt er Guillaume Pradoura.

Ein Absatz aus https://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_Krah Krah beschäftigt seit 2019 Guillaume Pradoura, der eine langjährige Vergangenheit in der rechtsextremen Szene Frankreichs hat und im Jahr 2007 in Marseille eine Gruppe der Identitären Bewegung gründete. Vor Anstellung bei Krah war Pradoura von der französischen Rassemblement National als Mitarbeiter gekündigt und aus der Partei ausgeschlossen worden. Auslöser war ein Foto, das Pradoura als Karikatur eines orthodoxen Juden verkleidet zeigt. Seine Pose ähnelte dabei antisemitischen Darstellungen aus der NS-Zeit. „Das Bild ist nicht schön, aber ich kann darin kein Fehlverhalten sehen“, sagte Krah der taz,auf Twitter bezeichnete er die Verkleidung seines Mitarbeiters als „Karnevalsgag“. Krah kandidiert für die Wahl am 12. Juni 2022 zum Oberbürgermeister von Dresden.

Zusätzlich sei noch erwähnt, dass der Dresdner Jurist Krah den Holocaustleugner und einstigen Bischof Richard Williamson verteidigt hat. [2]

Krah ist Vater von sieben Kindern von drei unterschiedlichen Frauen. Wäre er nicht „katholische Avantgarde“ und würde er sich nicht so fotografieren und in Szene setzen lassen, wäre diese Tatsache nicht erwähnenswert.

das foto zeigt krah und ballova bei 1 katholischen messe nach tridentinischem ritus bei den piusbrüdern. hier liegt die gemeinsame wurzel des toxischen paars krah/ballova. das foto veranschaulicht die gemeinsamkeiten und interessen von krah und ballova in kondensierter und exemplarischer form.

[3]

Rechts im Bild ist Krahs Lebensgefährtin Kristina Ballova zu sehen. Sie ist in den sozialen Medien als FrauMitEigenschaften bekannt. Das Foto hat sie übrigens via Twitter weiter verbreitet.

2015 als sie für CathWalk.dedie Zehn Gebote des guten Stils verfasste[4] war sie 24 Jahre alt, studierte „nach Zwischenstationen in Heiligenkreuz und Wien nun Theologie in Dresden, wo sie mit Sohn Sixtus, ihrem Partner und seinen weiteren Kindern lebt.“

Ihr Abitur hat sie am Bischöflichen Gymnasium in Nitra, einer Stadt in der westlichen Slowakei, gemacht.

Doch werfen „wir“ zunächst einen Blick auf CathWalk.de. Die Webseite setzt sich „mit ganzer Kraft für die Alte Messe und die Tradition ein“. [5] D.h. die „Alte Messe“ ist eine Messe nach „tridentinischem Ritus“.
Mehr dazu hier

Zu den Gastautor*innen von CathWalk.de gehören neben Ballova und Krah, u.a. auch Gudrun Kugler (ÖVP …), Birgit Kelle (CDU, CDL …), Felix Honekamp (Betreiber des PapsttreuerBlog, Ordensbruder des Tempelritterordens OMCT…, Autor für die neofaschistische Neue Ordnung… ), Matthias Matussek (bekennender Katholik), Alexander Pschera (Autor für die Sezession, Autor für CATO, vom Vorstand der Ernst und Friedrich Georg Jünger Gesellschaft …), Simon Püschel (1000plus) … . [6]

Hier kommen also Rechte, Abtreibungsgegner*innen und Klerikalfaschist*innen zusammen, die eine höchst unterschiedliche Einstellung zu Russland und zur Ukraine haben. Darauf werde ich später näher eingehen.

Kristina Ballova schreibt auch für die rechtskatholische Die Tagespost, Medienpartner*in so mancher rechter Vollversammlungen der wahren Schwarmintelligenz.

Am 18.02.2022 schrieb Ballova einen Artikel für Die Tagespost, der den Titel trug: „Slawen haben Angst vor Putins Aggressionen“.

Hier schrieb sie, dass auch ihre Heimat die Slowakei zu den östlichen Staaten der NATO gehöre und „Deutschlands Reaktionen auf Putin sind vielen Slawen und Balten zu lasch“.

Zitat: „Die Idee also, dass Putin eine Art konservativer Retter Europas gegen die „woke“ westliche Kultur sein könnte, wird aus der slawischen Sicht nicht nur als naiv, sondern angesichts der gegenwärtigen Lage als zutiefst zynisch betrachtet. Es sei denn, man hat bereits ausreichend „alternative“ Medien konsumiert.“

Krah sieht das natürlich anders.

„3.4.2022: Bucha wurde am 31.3. von den Russen geräumt. Es gibt zahlreiche Fotos und Videos vom 1. und 2., alle ohne die ab dem 3.4. berichteten Verbrechen. Die Bilder vom 3.4. zeigen keinerlei Verwesungsspuren, Kleidung unbeschädigt. Deshalb: Es ist Vorsicht angezeigt!“ Ein Tweet von Krah.

Endstation Rechts bezeichnete Krah folgendermaßen: „AfD-Politiker als treue Stimme Russlands“. [8] Auf der AfD-Webseite dresden-gewinnt.de wird der Oberbürgermeisterkandidat Dresden vorgestellt.

Zu seinen Plänen gehört auch die traditionelle Städtepartnerschaft mit St. Petersburg zu pflegen und zu intensivieren. [9]

Auf was ich hinauswill ist folgendes: Ein Putinversteher/Fan und eine, die Putin ablehnt/fürchtet und das aus Gründen, die sie in einem Artikel dargelegt hat, sind ein Paar, so ich die Trennung nicht verpasst habe, trotz gravierender Unterschiede.

Denn was sie verbindet ist die Ideologie des Klerikalfaschismus.

Auf was ich hinauswill ist folgendes: auch bei den oben genannten Gastautor*innen von CathWalk.de lassen sich derart gravierende Unterschiede im Hinblick auf Putin vs. Ukraine feststellen.

Während Gudrun Kugler einen Hilfstransport zur polnisch-ukrainischen Grenze begleitete und darüber berichtete, [10] schrieb Birgit Kelle für die rechtskatholische Die Tagespost „Im Krieg gibt es nur zwei Geschlechter“. [11]

Während die eine über die Situation vor Ort berichtete, nutzte Birgit Kelle den Krieg, um ihre LGBTQI-feindlichkeit unter’s Volk zu bringen.

Matthias Matussek sah sich dazu veranlasst via Twitter das hier zu verbreiten.

27.2.2022: „So bitter die bilder aus der Ukraine sind, sie sind der überfällige RealityCheck für eine Schneeflöckchen-Generation, die sich mit wahnhaften Mikroaggressionen beschäftigt – so sieht Makro aus.“ Ein Tweet von Matussek

[12]

Felix Honekamp beschäftigte sich in der Zwischenzeit geradezu hingebungsvoll mit der Frage „Hat sich Papst Franziskus mit seiner Interviewäußerung vom „Bellen der Nato vor Russlands Tür“ als Putin-Versteher geoutet? Natürlich nicht, aber er möchte – in einem positiven Sinn – einer werden“ in seinem Papsttreuen Blog. [13]

Auf was ich hinaus will ist folgendes: Egal ob Pro Putin oder Pro Ukraine, es gibt einen unterschätzten Klebestoff, der sie alle eint und das ist der Katholizismus oder der christliche Fundamentalismus (inkl. Evangelikale).

Birgit Kelle zum Beispiel. Sie unterstützt die „erzkonservativen Legionäre Christi[14] und hat das Pilgern entdeckt, darüber sogar ein ganzes Buch verfasst. [15]

Gudrun Kugler zum Beispiel. Ihr wurde 2018 der „Thomas More Award“ des christlich-fundamentalistischen Vereins International Catholics Legislators Network für ihr Engagement im Bereich Religionsfreiheit verliehen. [16] Sie soll dem Opus Dei angehören oder diesem nahestehen.

Ein weiteres Beispiel ist Felix Honekamp. Er schreibt regelmäßig Gastkommentare für kath.net., ein „unabhängiges katholisches, österreichisches Internetmagazin, dessen Aufgabe die Verbreitung von Nachrichten aus der katholischen Welt ist.“ [17]

Hier, also bei kath.net ist die LGBTQI-feindlichkeit und Misogynie zu Hause. Hier freut mensch sich an den negativen Entwicklungen in den USA und einer mögliche Aufhebung von Roe v. Wade und dem wie sie schreiben „Großer Sieg für die Pro Life Bewegung“. [18]

Denn wie schrieb Felix Honekamp am 12.02.2015 „Nun lassen sich Politik und Glauben wahrlich nicht trennscharf voneinander abgrenzen“. [19]

Auf was ich hinaus will ist folgendes: Am 12.02.2022 kandidiert ein katholischer Neofaschist für die Oberbürgermeisterwahl in Dresden. Einer der gut vernetzt ist, im In- und im Ausland.

Einer, der wie Fundis und Evangelikale auch, eine höhere Geburtenrate, in diesem Fall für Dresden, anstrebt. Einer, der weibliche Frauen und männliche Männer mag und der die Ansicht vertritt, dass die geschlechtliche Identität auch durch Biologie und Kultur geprägt wird.

Einer, der nur zwei Geschlechter kennt und akzeptiert, so wie Fundis und Evangelikale auch.

Einer, dem wie Fundis und Evangelikalen auch, Gleichstellungsprojekte, Projekte für LGBTQI ein Dorn im Auge sind. Deshalb will er die finanziellen Mittel „so weit wie möglich reduzieren, um den NGO-Sumpf trocken zu legen.“ [20]

Einer, der wie Fundis und Evangelikale auch, lügt, dass sich die Balken biegen. Denn Fairness und Wertschätzung ist sowohl von dem Einen als auch von den Anderen nicht zu erwarten.

Frage: Als neuer Bürgermeister sind Sie auch Chef der Stadtverwaltung. Was dürfen die Mitarbeiter von Ihnen erwarten? Maximilian Krah: Fairness und Wertschätzung von Eigeninitiative. Mit mir wird das Leistungsprinzip gelten, nicht mehr die Klüngelwirtschaft nach Parteibuch. Ich möchte, dass die Mitarbeiter sich mit ihren Ideen und Erfahrungen konstruktiv in die Entwicklung der Stadt einbringen und nicht nur Dienst nach Vorschrift machen.

[21]

Es gäbe zwar über Krah und seine Verbindungen noch sehr viel mehr zu sagen. Aber eigentlich ging es mir nur darum DEN unterschätzten Klebstoff, der Gruppierungen/Organisationen/Einzelpersonen eint, aufzuzeigen.

Fundis Zur Hölle Jagen!!!

Nachträgliche Ergänzung:

„Vielleicht darf ich mir noch eine kleine Ergänzung erlauben, dass Krah mit einem weiteren erzkatholischen Rechtsradikalen mit Weltkriegsphantasien verbandelt ist. Nebst Kontakten der JA mit AltRight und dem US-Kardinal Burke“

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