Appell für freie Debattenräume

Datum: 02.09.2020

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Am 01.09.2020 erlangte der „Appell für freie Debattenräume“ auf der Webseite von Intellctual Deep Web Europe erstmalige Aufmerksamkeit. [1]

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Verantwortlich für den Inhalt der Webseite und Initiator des oben genannten Appells sind Milosz Matuschek und Gunnar Kaiser. [2]

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3) Milosz Matuschek gehört u.a. zum Autor:innenkreis des Cicero. Für diesen verfasste er Artikel wie: „Ein Loblied auf die Männlichkeit[3] oder die „Emanzipation ist durch“. [4]

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4) Matuschek betrieb von 2014 bis 2016 als „Dr. Strangelove“ einen Blog bei der NZZ [5] und im Prinzip kann mensch sich an dieser Stelle bereits vorstellen, wen Matuschek ansprechen will und wird.

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Das gilt auch für Gunnar Kaiser, der auf der Webseite als Schriftsteller, Youtuber und Initiator vorgestellt wird. Er schrieb bereits für Eigentümlich frei (extrem rechts-libertär) [6] und

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[6]

war z.B. Referent für die im Jahr 2019 stattgefundene Währungskonferenz der Hayek-Gesellschaft, [7] die nicht nur als marktradikal bezeichnet werden kann, sondern auch als extrem rechts.

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[7]

Damit wäre also schon einmal geklärt wer den Appell initiiert hat und wer das „freie Denken aus dem Würgegriff“ befreien will. [8]

Man(n), und diesem Fall trifft das fast zu, denn unter den 62 Erstunterzeichner:innen plus den beiden Initiatoren sind lediglich 9 Frauen, sieht mittlerweile sogar den demokratischen Prozess selbst bedroht, weil Karikaturisten zensiert würden, so steht es dort zu lesen.

Bestsellerlisten würden getilgt. Eine Gesinnung habe über die rationale Urteilsfähigkeit gesiegt. Lautstarke Minderheiten von Aktivisten würden immer häufiger festlegen, was wie gesagt oder überhaupt zum Thema werden darf.

Und dies ist nur ein Auszug aus einem Appell, der dazubeitragen will, das „unseelige Phänomen der Kontaktschuld“ zu beenden. WTF!

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Sowohl die Initiatoren als auch die Erstunterzeichner:innen setzen sich vehement dafür ein rassistische, antifeministische, antisemitische, transfeindliche, menschenverachtende Botschaften unkritisiert

und ohne Konsequenzen äußern zu können und dafür nicht einmal Verantwortung zu übernehmen; außerdem wollen sie auch den Kontakt zu solchen Menschen aufrechterhalten und diesen Plattformen zur Weiterverbreitung bieten und über die menschenverachtenden Äußerungen „diskutieren“.

Das wird sehr schnell klar, wenn mensch sich die Erstunterzeichner:innen genauer anschaut. Darunter z.B. Raphael M. Bonelli, der dem Opus Dei nahesteht und der in der Vergangenheit bereits als Redner für Demo für Alle aufgetreten ist.

Unter den Erstunterzeichner:innen ist auch der extrem rechte Maskulist Arne Hoffmann von den Liberalen Männern und Betreiber des antifeministischen Blogs Genderama.

Interessant sind in diesem Zusammenhang die Personen, die bisher nicht einschlägig aufgefallen sind, aber die diesen Appell ebenfalls erstunterzeichneten, wie z.B. Michael Schmidt-Salomon: Philosoph, Publizist von der Giordano Bruno Stiftung.

Er ist Vorstandssprecher der Stiftung. [10]

Seine Beteilung hat mich zunächst überrascht, weil ich die Erkenntnisse dieses Herrn im angeschlossenen Blog im Zusammenhang mit Opus Dei mehrfach zitiert habe und mir nichts nachteiliges aufgefallen ist.

Andererseits erklärt es für mich bisher wenig Verständliches. Nämlich wie es sein konnte, dass der rechte Verein der Frauen für Freiheit (FfF) im Falle ihrer Vereinsauflösung oder

bei Aufhebung der Gemeinnützigkeit ihr gesamtes Vermögen der Giordano Bruno Stiftung überlassen wollen. (siehe screenshot unten)

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Offensichtlich bestehen erhebliche Übereinstimmungen, auch auf inhaltlicher Ebene, zwischen der Stiftung und den rechten Frauen für Freiheit (FfF).

Giuseppe Gracia, ein weiterer Erstunterzeichner dieses Appells, war 2019 geladener Gast einer Diskussionsveranstaltung von FfF mit der Abtreibungsgegnerin Birgit Kelle und Ahmad Mansour.

Interessant erscheint mir auch, dass ein aktives Mitglied des Deutschen Ethikrats, nämlich der Philosoph Carl Friedrich Gethmann und Reinhard Merkel, langjähriges Mitglied bis 04.2020, diesen Appell erstunterzeichnet haben.

C.F. Gethman und Friedrich Wilhelm Graf erhielten als Buchautoren eines Sammelbandes: „Identität – Hass – Kultur“ u. a. eine Rezension von der neofaschistischen Sezession.

Verfasst von der identitären Caroline Sommerfeld [12] und versehen mit einem dementsprechenden Bestelllink zum Antaios-Verlag, der jedes Buch liefert.

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Es sieht also aus, als ob einerseits Angehörige des Deutschen Ethikrats keine Berührungsängste vor rechten und extremen Rechten haben und andererseits ihre Überlegungen/Ausführungen/Publikationen auch bei genau jenen Anklang finden.

Denn auch extreme Rechte sind unter den Erstunterzeichner:innen dieses Apells zu finden. Zu nennen wären hier Asfa-Wossen Asserate, Jörg Baberowski, Norbert Bolz und Josef Kraus.

Offensichtlich haben Angehörige oder ehemalige Mitglieder des Deutschen Ethikrats zusätzlich ebensowenig Bedenken ein Anliegen mit Walter Krämer zu teilen.

Walter Krämer das ist der Statistikprofessor, der an der Uni Dortmund ein Hitler-Zitat und eine widerliche Karrikatur von Greta Thunberg aufhängte und

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der 1. Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache (VDS) ist, der erst im letzten Jahr einen Aufruf gegen gegenderte Sprache initiierte, die von dem Evangelikalen Peter Hahne unterzeichnet wurde, der jetzt auch wieder mit dabei ist.

Hahne ist bekennender Gegner einer respektvollen Sprache. Er will das N-Wort weiterverwenden

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und kämpft u.a. für den Erhalt des Z-Schnitzels. Geschlechtergerechtigkeit ist für ihn „Genderwahn“. Also Pathologisierung gleich mit dazu.

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Es gäbe viel zu sagen über diesen Aufruf und über die, die diesen erstunterzeichnet haben. Zum Beispiel über Raymond Unger. Er ist Autor mehrerer Bücher beim Europa Verlag.

Raymond Unger’s Schwerpunkt seiner Bücher ist das „transgenerationale Traumata“, also das Nachkriegstrauma der Deutschen, der Nazis, der Täter und der Mitläufer:innen.

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Unger scheint offensichtlich weder über Geschichtskenntnisse noch über Mitgefühl oder gar Humanität zu verfügen. Denn er bevorzugt das „eigene Territorium zu schützen

und er vermutet bei denjenigen, die Geflüchteten helfen und diese unterstützen entweder ein „Helfer-Syndrom“ oder sogar eine psychopathologische Erkrankung.
Hier ein Zitat von Unger:

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So ist im Rahmen dieses Appells ein verabscheuungswürdiges Potpourri aus Rechten/extremen Rechten, aus Antifeminist:innen und Rassist:innen … entstanden.

Mit dabei auch Markus Krall, der in Kürze als Referent der 5. VV der wahren Schwarmintelligenz in Erfurt auftreten wird.

Krall ist seit September 2019 Geschäftsführer von Degussa Goldhandel, die zur Unternehmensgruppe von August Finck gehört. „Sponsor von libertären und rechtskonservativen Parteien und Gruppen in Deutschland.“ [15] Dabei vor allem die neofaschistische AfD.

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Markus Krall ist Teil eines finanzstarken rechten Netzwerks, (twitter.com/andreaskemper/), das sich unermüdlich ausbaut und er plädierte in der Vergangenheit für den Entzug des Wahlrechts für Menschen, die Transferleistungen vom Staat erhalten.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass unter dem Gesichtspunkt personeller Vernetzungen eine große Bandbreite von Zeitschriften/Zeitungen/Publikationen, als Plattformen, zusammenkommen.

So schrieben und schreiben die Erstunterzeichner:innen z.B. für: NZZ, Cicero, Tagesanzeiger, Cato, TUMULT, Jüdische Rundschau, Achse des Guten, cuncti, FAZ, Tichys Einblick, Novo, Eigentümlich frei … .

So verfügen die Erstunterzeichner:innen über Verbindungen oder sind vernetzt mit: Terre des Femmes (D), Deutscher Ethikrat, Deutscher Lehrerverband (DL), Hayek-Gesellschaft, Opus Dei, Liberale Männer, Bibliothek des Konservatismus … , sowie einigen Universitäten … .

Und genau diese Kombination macht einen Appell gefährlich, denn die Unterzeichner:innen und ihre Ansichten/Ideologie ist auch in der bürgerlichen Mitte™ anzutreffen, deren Rechtsdrall so weiter verstärkt werden wird.
Noch weiter, noch weiter und noch weiter.

Noch mehr Antifeminismus, noch mehr Misogynie, noch mehr Rassismus, noch mehr Antisemtismus, noch mehr Transfeindlichkeit, noch mehr Menschenverachtung.
Noch mehr, noch mehr und noch mehr.

All das ist möglich, weil die bürgerliche Mitte™ KEINE rote Linie kennt und sie noch NIE definiert hat und auch gar nicht daran denkt.

All das ist möglich, weil die bürgerliche Mitte™ sich in weiten Teilen nur für sich selbst interessiert und für den Erhalt der eigenen und mehrheitlich weißer, cis-het Privilegien.

Wohin eine solche Entwicklung führen wird, sofern sich nichts grundlegendes ändert, ist absehbar.

Nachträgliche Ergänzung: Abschrift der Erstunterzeichner:innen (Stand 04.10.2020) [17]

Als nachträgliche Ergänzung vom 08.09.2020 empfehlen wir den nachfolgenden Thread mit ergänzenden Hintergrundinformationen über den Mitinitiator Gunnar Kaiser:

Quelle: https://twitter.com/wie_wachs/status/1303164362702622721

Ergänzung vom 12.09.2021:

Die Webseite des Appells für freie Debattenräume wurde deaktiviert. Die Informationen stehen allerdings hier: https://archive.is/n7rVD weiter zur Verfügung, sowie die Liste der Erst-/Unterzeichner*innen hier: https://archive.is/siPSK