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Seit 34 Jahren versorgt die Bäckerei Moos nicht nur Wetzlar und Umgebung mit Backwaren und Brot. Motto der Bäckerei „Ohne Moos nix los“.
Mittlerweile ist das Unternehmen auf 70 Standorte angewachsen mit 550 Mitarbeiter_innen und insgesamt 742 Produkten. [1]
Geschäftsführer ist Hartmut Moos und die Großbäckerei hat ihren Sitz in Asslar, 5,4 km von Wetzlar entfernt. [2] Partner der Bäckerei sind:
HSG Wetzlar, Menschen für Kinder e.V., Die Tafeln, LANG Bio Energie und REWE. [3]
Das sind die offiziellen Informationen. Doch wer genau hinschaut entdeckt noch sehr viel mehr.
Seit 1997 findet in der oberen Altstadt von Wetzlar in der Adventszeit der Riesenstollenverkauf auf dem Eisenmarkt statt. Der stramm rechte MdB der CDU Hans-Jürgen Irmer und gelegentlich auch Hartmut Moos verkaufen dann Teile des Riesenstollens dessen Verkaufserlös einem Verein gespendet wird.
Hier ein Foto aus 2018. [4]
Möglich macht das die Bäckerei Moos, die den Riesenstollen in einer Länge von 20 bis 25 m kostenlos zur Verfügung stellt.
2018 wurde mit einer Spende von 1800,00 Euro, darunter 1170,00 Euro Verkaufserlös, der evangelikale CVJM Lahn-Dill vom Kv der CDU Lahn-Dill finanziert und gestärkt. [5] Das war übrigens nicht die erste Spende für den CVJM, die durch den Christstollenverkauf möglich wurde. [6]
Umgeben von Werbung für den Nazi Kopp-Verlag oder Anzeigen regionaler Unternehmen wurde im Wetzlar-Kurier, dessen Herausgeber H.-J. Irmer ist, berichtet und das sogar mit Bild.
Für Interessierte stehen hier ergänzende Infos über den Wetzlar-Kurier
Dabei ist der CVJM keineswegs harmlos. Denn der CVJM Kv. Wetzlar-Gießen e.V., so die korrekte Bezeichnung, ist organisiert im CVJM Gesamtverband in Deutschland e.V.
Dieser gehört zum Netzwerk der Evangelischen Allianz Deutschland (EAD) und gehört hier zu „den nahestehenden Werken, Kirchen und Verbänden“, arbeitet also mit „ähnlicher theologischer Grundlage, unterhalten geschwisterliche Kontakte zur Evangelischen Allianz“. [9]
Den CVJM als bibeltreu, als evangelikal, als missionierend und christlich-fundamental zu bezeichnen ist deshalb keine Übertreibung. Denn schließlich nimmt der Gesamtverband regelmäßig an der evangelikalen Messe Kongress christlicher Führung (KcF) mit Sitz in Wetzlar teil.
Für Interessierte gibt es hier Infos über den KcF21
Dass die Bäckerei Moos Werbung im Wetzlar-Kurier schaltet oder in der Bäckerei in Asslar 2018 ein Unternehmerstammtisch der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Lahn-Dill (MIT) und der CDU stattgefunden hat, [10] soll hier der Vollständigkeit halber Erwähnung finden.
Interessanter hingegen ist die Unterstützung für die evangelikalen Abtreibungsgegner_innen von Kaleb e.V. in der unteren Altstadt von Wetzlar im Jahre 2016 mit kostenlosem Laugengebäck. [11]
Für Interessierte weiterführende Infos über KALEB
Aber das ist noch steigerbar. Die Bäckerei Moos gehört nämlich zu den Partner_innen der Friedrich Wilhelm Raiffeisen-Schule Wetzlar eG, [12] einer privaten evangelikalen Grund- und Gesamtschule oder einer sog. evangelischen Bekenntnisschule. [13]
Die Schule selbst wird von 25 regionalen Kooperationspartner_innen unterstützt, darunter auch die Stadt Wetzlar.
Allerdings hätte es wenig Zweck die Stadt Wetzlar zu informieren und mit Fakten zu konfrontieren. Fakten, die noch folgen werden. Denn der Pressesprecher der Stadt Wetzlar Eckhard Nickig schrieb in der Vergangenheit für die „neu“rechte Wochenzeitung Junge Freiheit.
Für die Zeitung, die sich gelegentlich als Beilage im Wetzlar-Kurier befand oder die Werbung im Wetzlar Kurier schaltete. Für die Zeitung, die bis 2003 im Bericht des VS unter „rechtextrem“ aufgeführt und die vom VS, der keine seriöse Quelle ist, beobachtet wurde.
Nickig verfasste außerdem noch 5 Artikel für die AfD-nahe „Freie Welt“ des Sven von Storch und er war Autor für die extrem rechtslibertäre Monatsschrift „Eigentümlich frei“.
Unter Angabe seiner Tätigkeit als Kreisvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU Lahn-Dill unterzeichnete er die LGBTQI-feindliche Marburger Erklärung. [14]
Zurück zur Schule, die auch von der Stadt und der Bäckerei Moos unterstützt wird.
2014 bedankte sich die Schule bei den Kooperationspartner_innen mit einer Veranstaltung mit Verköstigung. Zum Thema „Trends in Gesellschaft und Unternehmen“ hielt Dr. Stephan Holthaus einen Vortrag. [15]
Nur Stephan Holthaus ist ein Evangelikaler, streng bibeltreu versteht sich. Er ist Rektor der FTH Gießen (Freie Theologische Hochschule) und Leiter des Instituts für Ethik & Werte. Beide sind Teil des Netzwerks der Evangelischen Allianz Gießen.
Die Ehe für Alle kommentierte Holthaus 2017 mit den Worten: „Heute ist kein guter Tag für unser Volk“, erschienen in idea, dem Sprachrohr der EAD mit Sitz in Wetzlar. [16]
Für Interessierte stehen hier Hintergrundinformationen über idea zur Verfügung
Bis zur Einstellung der Webseite „Einer von Uns“ (One of Us, betrieben von der Zivile Koalition, also von Sven und Beatrix von Storch) gehörte Holthaus zu den Unterstützer_innen bzw. Botschafter dieser Organisation, die Teil des europaweiten antifeministischen und LGBTQI-feindlichen Netzwerks „Agenda für Europa“ oder „Agenda Europa“ gewesen ist.
Für Interessierte stehen hier Hintergrundinformationen über Agenda für Europa zur Verfügung
Da Holthaus Leiter des Instituts für Ethik und Werte ist, lohnt ein Blick auf die Website des Vereins. Denn dieser Verein erachtet Homosexualität als sündhaft und präferierte „Konversionstherapie“, hier als „therapeutisch, seelsorgerliches Hilfsangebot“ bezeichnet.
Mittlerweile steht dieser Text nicht mehr zur Verfügung, was vermutlich der Tatsache geschuldet ist, dass Konversionstherapien verboten sind, doch ein Link existiert als Beweis: https://www.ethikinstitut.de/fileadmin/ethikinstitut/redaktionell/Texte_fuer_Unterseiten/Homosex_Beitraege_Michael_Kotsch.pdf
Ich fasse zusammen: Im Namen der Schule hielt ein Evangelikaler einen Vortrag, der so christlich-fundamental ist, dass er ein Netzwerk unterstützte, das Schwangerschaftsabbrüche grundsätzlich verbieten, die Antibabypille und Scheidungen und Homosexualität kriminalisieren will.
Da hielt also ein christlicher Fundi im Auftrag der Friedrich Wilhelm Raiffeisen-Schule einen Vortrag und das in gewisser Hinsicht auch mit Unterstützung der Stadt Wetzlar, der Bäckerei Moos und weiteren Partner_innen.
Das Üble ist nicht nur, dass dies mit städtischer Unterstützung/Billigung möglich gewesen ist, sondern dass es keine_n interessierte. Das Üble ist, es würde die Mitte und/oder die Gesellschaft vermutlich erst dann interessieren, wenn ein Referent auftreten tät, der Urlaubsreisen verbieten lassen will.
Wer allerdings jetzt die Nase rümpft, weil Wetzlar so ekelhaft sei, sollte sich mal in der eigenen Stadt umsehen. Denn da gibt es sie auch.
Nur 20,38 km Fahrtroute entfernt ist die Universitätsstadt Gießen. Hier gibt es sie auch. Gelegentlich sogar sog. „Mahnwachen“ vor einer Praxis, die Schwangerschaftsabbrüche durchführt.
Hier gibt es auch eine evangelische Bekenntnisschule, Evangelikale/christliche Fundis, Burschenschaften, eine Tarnorgansation der Moon-Sekte, Universal Peace Federation, und und und.
Hier gibt es auch Filialen der Bäckerei Moos. Guten Apetitt!