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Das Thema ist nicht nur die sog. Chicago-Erklärung – zur „Irrtumslosigkeit der Schrift“ aus dem Jahr 1978. Die Ideologie, die zur Abschaffung von Roe v. Wade in den USA geführt und u.a. zur transfeindlichen Stimmung beigetragen hat, brutzelte schon lange auf kleiner oder mittelgroßer Flamme. In Deutschland übrigens auch.
So hat sich z.B. der Bibelbund mit Sitz in Mettmann zur Chicago-Erklärung (CE) bekannt. [1] Wer sie liest, wird schnell feststellen, sie ist der Nashville-Erklärung aus dem Jahr 2017 sehr ähnlich.
Die CE besteht aus 19 Artikeln, einem Bekenntnis und einem Verwerfen, also einer Ablehnung. Interessanterweise führt die Chicago-Erklärung (CE) ins Jahr 1977. In diesem Jahr schlossen sich bibeltreue Theologen aus den USA und aller Welt „zum Internationalen Rat für biblische Irrtumslosigkeit zusammen (International Council on Biblical Inerrancy, kurz ICBI).“ [2]
Denn, so schreibt der Bibelbund, die Gründung des Rates war die Reaktion auf die Zunahme von Ansichten, die die biblische Inspiration einschränkte. Auch im evangelikalen Bereich sei das feststellbar gewesen.
Es folgten Konferenzen, zahlreiche „wissenschaftliche und allgemeinverständliche Bücher“ und Diskussionen auf drei zentralen Tagungen.
So entstanden die 3 Teile der CE. Es ist also nicht so, dass die sog. „Cancel Culture“ oder der, wie sie es nennen, „Wokeism“ dahinter steckt, sondern es ist eher der Ignoranz geschuldet, die christliche Fundis und Evangelikale hat stärker werden lassen.
Die Chicago-Erklärung besteht aus 16 Artikeln und umfasst 61 Seiten. Die nachfolgenden Textabschnitte sind vom 23.11.2000. [3]
Artikel 8 bzw. VIII befasst sich ausführlich mit den „Sexuellen Verirrungen“. Alles was nicht heterosexuell ist wird abgelehnt. Nur in einer verschiedengeschlechtlichen Ehe wird Sexualität akzeptiert. Homosexualität, Pornografie und Promiskuität werden abgelehnt.
Das alles und noch viel mehr wird unter „sexuelle Verirrungen“ subsumiert, die korrigierbar seien und von denen Menschen befreit werden könnten, so die CE.
All das was die Chicago-Erklärung ausmacht, tauchte von nun an immer wieder auf. Sei es in der Nashville-Erklärung oder im Strategiepapier „Restore the natural Orders“ des europaweiten antifeministischen und LGBTIQ-feindlichen Network Agenda Europe, bei CitizenGo oder Demo für Alle, den Prinzipien Sexualpädagogik, initiiert von der Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz.
Auch SWERFs und TERFs haben Teile ihrer Forderungen übernommen. Und je öfter Fundiorganisationen auf SWERFs und TERFs zurückgreifen können oder auch umgekehrt, desto weniger bedrohlich erscheinen die Fundiorganisationen und das was sie wollen.
Hier ein Beispiel:
Gleichzeitig kommen hierzulande auch US-amerikanische Botschaften, wie z.B. Transfeindlichkeit, Homosexuellenfeindlichkeit … an. Das verdeutlicht der nachfolgende Screenshot.
Jedes Mal wenn also irgendwo das Lied der 2-Geschlechtlichkeit erklingt, wirken das Glaubensbekenntnis der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD), die Salzburger Erklärung, die Chicago-Erklärung, das Strategiepapier Restore the natural Orders … weniger bedrohlich und werden dadurch relativiert.
Jedes Mal wenn z.B. unkommentiert die Botschaft eines US-amerikanischen Senders, in diesem Fall Fox News Channel, der dem „konservativen und der Republikanischen Partei nahe stehenden Spektrum zugeordnet“ wird, verbreitet wird, sickern diese menschenverachtenden Botschaften in die Mitte der Gesellschaft hinein. [4] Jedes verdammte Mal.
Evangelical Focus, von Demo für Alle retweetet, wurde 2015 ins Leben gerufen als „Ein Projekt für Europa, auf Englisch. Ziel ist es evangelikalen Christen auf dem Kontinent eine Stimme zu geben und Brücken zwischen Kirche und Gesellschaft zu bauen.“ (in deutscher Übersetzung) [5]
Aber es hat sich seitdem noch mehr getan. Im Oktober 2022 berichtete Evangelical Focus von der jüngst verabschiedeten The Greater Love Declaration in UK.
Über 1.000 Kirchenführer sollen an der Veröffentlichung einer Erklärung zur Aufrechterhaltung der biblischen Ehe beteiligt gewesen sein.
Diejenigen, die die The Greater Love Declaration unterstützt hatten, hatten schon im Jahr zuvor, also 2021, in einem Brief an die Regierung vor einem Verbot der sog. Konversionstherapie gewarnt. 2.500 Kirchenführer und 5.000 andere Unterstützer*innen sollen es gewesen sein.
Hier 2 Screenshots vom EMMA-Magazin vom 26.10.2022. Sie betrachten u.a. die Nichteinführung des Gesetzes gegen Konversion als gelungenes Ergebnis von britischen Feminist*innen. WTF!
Die Erklärung (The Greater Love Declaration) kann hier greaterlove.org.uk/declaration/ im Original gelesen werden.
Abschnitt 2 besagt (in deutscher Übersetzung): „In sexuellen Angelegenheiten werden wir daher nach der Güte der christlichen Lehre von der Ehe leben, sie lehren und verkünden.“
Die Verkündigung beinhaltet immer auch die Missionierung und den Versuch anderen ihren Glauben und damit auch ihre Ideologie aufzuzwingen.
In Abschnitt 3 verbirgt sich das Bekenntnis zur 2-Geschlechtlichkeit: „(…) denn alle sind Männer und Frauen, die nach dem Bilde Gottes geschaffen wurden. Wir werden allen Liebe zeigen, wie Christus sie und uns geliebt hat.“
Gerade der letzte Satz „Wir werden allen Liebe zeigen, (…)“ klingt vielmehr wie eine Drohung. Denn, und jetzt schauen wir in die USA, erst im Juni 2022 hatte der Pastor und Republikaner Mark Burn die Exekution von Eltern gefordert, die ihre trans Kinder unterstützen.
Er behauptete allen Ernstes diese Eltern sollten sich wegen Kindesmissbrauchs verantworten müssen. In der TERF-Bubble wird zwar keine Exekution gefordert, allerdings ist auch hier die Rede vom Kindesmissbrauch bei stillenden trans Müttern z.B.
Hier einige Beispiele:
Zurück zur Chicago-Erklärung, zu der sich auch die Evangelisch Reformierten Baptisten (ERB) Wetzlar bekennen. [6]
Zu den Partner*innen von ERB Wetzlar, 2016 gegründet, gehören die HeartCry Missionary Society mit Sitz in Radford/Virginia/USA und z.B. auch die Grace Baptist Mission mit Sitz in Oxon (UK/Großbritannien).
Ein Blick nach Virginia zeigt, was wir meinen. Hier wurden im September 2022 die Rechte von trans Schüler*innen eingeschränkt.
Der Namenswechsel wurde erschwert und die betroffenen Schüler*innen müssen die Unkleideräume ihres ihnen zugewiesenen biologischen Geschlechts benutzen.
„So machen die Republikaner trans Kinder in den USA zur Zielscheibe“ berichtete am 22.09.2022 Annika Brockschmidt für die FR und verwies auch auf die Gesetzgebung in Virginia.