Stiftung ZukunftCH, Institut für Ehe und Familie

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Am 31.10.2022 berichtete idea, das Sprachrohr der evangelikalen Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD), unter idea+ über die Stiftung ZukunftCH, die ein „Verbot von Geschlechtsumwandlungen bei Minderjährigen“ in der Schweiz fordert. [1]

Die Stiftung Zukunft CH dürfte einigen bereits bekannt sein, denn der Ehrenpräsident ist der Gründer Pfr. Hansjürg Stückelberger. [2] Stückelberger ist in der Vergangenheit bereits einschlägig aufgefallen z.B. als Unterzeichner der LGBTIQ-feindlichen Marburger Erklärung in 2009.

Er ist mittlerweile 91 Jahre alt und macht sich Sorgen weil ein „Volk ohne Moral, ohne Hochachtung von Tugend“ keinen Bestand habe. „Die von biblischen Werten geprägten Völker sind freier und reicher“, erklärte er in einem Interview mit idea im letzten Jahr. [3]

In der Kennenlern-Ausgabe von Z wie Zukunft, einem Magazin von Zukunft-Europa e.V., die sich für „die zukunftstragenden Werte der Gesellschaft ein (setzt) und auf die wertezerstörenden Trends“ hinweist, wird er als Autor aufgeführt, gemeinsam mit Birgit Kelle, Hedwig von Beverfoerde, Jürgen Liminski, Udo Ulfkotte, Beatrix von Storch, Markus S. Hoffmann (Wüstenstrom) … . [4]

So oder so ähnlich lesen sich auch die Referent*innen der Stiftung ZukunftCH. 2010 fand die erste Fachtagung der Stiftung statt. Mit dabei als Vortragsredner*innen der Churer Bischof Vitus Huonder, Gabriele Kuby vom Forum deutsche Katholiken und weiteren Vernetzungen, Stückelberger und der Höhepunkt des Tages soll ein Auftritt von Christa Meves gewesen sein.

Sie gehört zu den ältesten fundamentalsten aktivsten Abtreibungsgegner*innen, die schon Generationen von FLINTA* bekannt ist. Sie soll mit einer „humorgespickten Rede den ganzen Saal begeistert haben …“. [5]

Textauszug: Einen Höhepunkt des Tages bildete der Auftritt von Christa Meves. Die Psychotherapeutin und millionenfache Bestsellerautorin klärte in ihrem Vortrag „Gesunde Kinder – gesunde Gesellschaft“ über die linke Ideologie des „Gleichheitswahns“ und über die zentrale Bedeutung des Mutterseins auf. „Der Mensch hat keine Demut mehr, die Schöpfungsordnung zu akzeptieren. Nur mit Gottes Hilfe können wir diese Demut wieder erlangen“, erkannte die mehrfache Preisträgerin. Sie begeisterte mit ihrer humorgespickten Rede den ganzen Saal. So erklärte sie den Zuhörern z.B., dass „Frauen schon nur hormonell bedingt das grössere Bedürfnis zum Sprechen haben“ und deshalb die „Ehemänner ihren Frauen Endlos-Telefonate keinesfalls verbieten sollten, wenn sie nicht nach einem anstrengenden Arbeitstag selber von den weiblichen Redefluten ersäuft werden wollen“. Für ihren engagierten Vortrag erntete die 86-Jährige denn schliesslich auch einen mehrminütigen Applaus und Standing Ovations. 15.11.2010

Es folgten weitere sog. „Fachtagungen“ mit Referent*innen wie Jürgen Liminiski, Birgit Kelle, Thilo Sarrazin, Andrea Geissbühler (2013, SVP-Nationalrätin). Die letzte sog. „Fachtagung“ fand 2019 statt.

Dafür gab es allerdings 2021 einen Online-Vortrag über „Der Islam und der Rechtsstaat – zehn Jahre nach dem Arabischen Frühling“ mit Dr. Lukas Wick, der u.a. für die NZZ schreibt [7] und in diesem Jahr im Juni das Online-Forum „Transkinder[8] und im Oktober 2022 „Kind auf Bestellung“. [9]

Wenn wir also die Stiftung ZukunftCH als rechtsgerichtet, christlich-fundamental, als LGBTIQ-feindlich, Islam-feindlich und antifeministisch bezeichnen, dann entspricht das den Fakten.

Im Juni 2022 veröffentlichte die Stiftung ZukunftCH eine „Kritik an Genderberichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ und berief sich dabei auf Eva Engelken. [10]

Der Artikel allerdings stammte vom Institut für Ehe und Familie (IEF) (Österreich), einer Einrichtung der österreichischen Bischofskonferenz, „die in den Bereichen Familienplanung, Familienpastoral und Familienpolitik tätig ist.“ [11]

Hier beim IEF kam Eva Engelken auch sehr gut an. Bezugnehmend auf den von ihr veröffentlichten Aufruf gemeinsam mit 120 „Wissenschaftler*innen“ und das 50seitige Dossier schrieb das IEF „Experten stellen ein „Leugnen naturwissenschaftlicher Tatsachen“ fest“.

Auch die EMMA verschaffte den christlichen Fundis vom IEF vermeintliche „Argumente“ mit ihrer Berichterstattung mit dem Artikel: „Von Frau zu Mann zu Frau“. [12] Das IEF verlinkte sogar zum Original-Artikel.

Sogar das Logo „EMMA (Frauenzeichen) Bleibt mutig!“ wurde übernommen.

Oben links das Logo und daneben Institut für Ehe und Familie. Untendrunter EMMA (Frauenzeichen) Bleibt mutig! Eingerahmt in Pink. Dann folgt: „DE/Gender: Frauenberichten über die Rückkehr aus der Transgender-(…).“

[13]

Es ist oder war dasselbe Institut, das unter „Initiativen und Vernetzungen“ die Prinzipien Sexualpädagogik aufführt. Die Prinzipien Sexualpädagogik gehen zurück auf die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz vom rechten und rassistischen Netzwerk Wissenschaftsfreiheit. Sie ist sehr gut vernetzt.

Die Liste der Unterzeichner*innen der Prinzipien Sexualpädagogik ist höchst interessant, denn die Spuren der Unterzeichner*innen führen in die USA, nach Rom, nach Tschechien, Liechtenstein, Ungarn, Österreich, Deutschland und sie führen oder führten zum Opus Dei, zur Siegmund-Freud-Privatuniversität, sie führten auch zu Universitäten und Kliniken und natürlich auch zu Demo für Alle.
(2 Screenshots von den Unterzeichner*innen der Prinzipien Sexualpädagogik)

Hier sind die Namen der Unterzeichner*innen aufgeführt. Z.B. Dipl. theol. Michaela Freifrau Heereman, Livio Melina (Rom), Prof. Dr. Martin L. Fontanari (Trier, Deutschland) und viele weitere Namen.

Weitere Unterzeichner*innen. Darunter Dr. Horst Schetelig, Norderney, Prof. Dr. Gerti Senger (Wien, Österreich), Prof. Dr. Albert Wunsch (Essen), Johanne von Westphalen, Vorsitzende der Stiftung Ja zum Leben …

[14]

Hier im Tümpel von Rechten, Abtreibungsgegner*innen und christlichen Fundis inkl. Evangelikalen kommen und kamen die transfeindlichen Veröffentlichungen von der EMMA und von Eva Engelken sehr gut an.

Und wir fragen uns deshalb erneut, was das für ein Feminismus sein soll, der Gemeinsamkeiten mit christlichen Fundis und Evangelikalen hat, mit Gruppierungen wie dem Institut für Ehe und Familie (IEF), das schockiert gewesen ist über den Versuch des EU-Parlaments ein „Recht auf Abtreibung“ festzuschreiben. [15]

Denn dieser Versuch war für das IEF „(…) eine politische Tendenz, die zur Folge hätte, dass einerseits das Lebensrecht der Ungeborenen weiter eingeschränkt werden würde und andere Menschenrechte wie Religionsfreiheit und Gewissensfreiheit verletzt werden könnten. (TSG)

Die manipulative und dreiste Einmischung in das Selbstbestimmungsrecht von ungewollt Schwangeren verkommt hier zur Verletzung der Religions- und Gewissensfreiheit von christlichen Fundis und Evangelikalen.

Hier beim IEF treffen „wir“ auf die Abtreibungsgegner*innen Birgit Kelle als Referentin (2014) oder Paul Kirchhof (Unterstützer von iDAF) oder Kardinal Christoph Schönborn, der zu den Unterstützer*innen oder Botschafter*innen von One of Us gehörte, das zum Netzwerk des europaweiten antifeministischen und LGBTQI-feindlichen Network Agenda Europe gehört.

Eva Engelken wird im Buch von Rona DuweMutter Wut Mutter Mut“ auf Seite 265 als Feministin bezeichnet. [16]

Doch was sind das für Feminist*innen, die Gruppierungen/Organisationen wie Stiftung ZukunftCH oder dem Institut für Ehe und Familie die vermeintlichen „Argumente“ liefern?

Zum Abschluss fragen wir angewidert erneut, was ist das für ein Feminismus, der fast oder manchmal ganz genauso klingt wie christliche Fundis, Evangelikale oder auch Rechte?