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Evangelikale und christliche Fundis sind nicht nur gefährlich, sondern sie sind auch überall zu finden und teilweise in der Mitte™ dieser Gesellschaft, also in den Strukturen, fest verankert.
Denn nach wie vor wird ein Bekenntnis zum christlichen Menschenbild oder zum Christentum als harmlos erachtet. Doch die Verbreitung von Misogynie, LGBTQI-feindlichkeit, Wissenschaftsfeindlichkeit … und von antimuslimischem Rassismus war und ist niemals harmlos.
Zum besseren Verständnis empfehle ich diese bkramer.noblogs.org/kritische-ause 10teilige Auseinandersetzung.
Die CDU/CSU Fraktion im Deutschen Bundestag berief sich im Rahmen einer Auftaktveranstaltung zu einer Reihe von Kongressen im September 2010 auf das christliche Menschenbild. [1]
Als Vortragsredner war auch Volker Kauder dabei, der als Waffenlobbyist und Abtreibungsgegner bekannt geworden ist und der sich sich bei der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) wohlfühlt. [2]
Ich könnte jetzt herausarbeiten, dass der Bezug auf die christliche Religion und auf die 10 Gebote und damit auf Gebot 5: Du sollst nicht töten, Gebot 7: Du sollst nicht stehlen und Gebot 8: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten – also nicht zu töten, nicht zu stehlen und keine Lügen über andere Menschen zu verbreiten, den Unionsparteien nicht zusteht, aber darauf will ich nicht hinaus. Vielmehr möchte ich einen kleinen aber unvollständigen Überblick über Evangelikale und christliche Fundis bieten.
Denn der Bundestagsabgeordnete Volker Kauder, der schon häufiger als Referent für die Evangelische Allianz in Deutschland (EAD) aufgetreten ist, ist kein Einzelfall.
Der MdB der CDU Frank Heinrich gehört zum Hauptvorstand der EAD. Er ist 1. Vorsitzender von Gemeinsam Gegen Menschenhandel und Botschafter des evangelikalen Vereins Perlenschatz e.V.
und ebenfalls im Vorstand von Gemeinsam Gegen Menschenhandel.
Auch in der Funktion von Schirmherrschaften sind Bundestagsabgeordnete außerordentlich beliebt.
Auch Olaf Scholz von der SPD hat es schon getan. Es war 2015 als er die Schirmherrschaft für den evangelikalen Kongress christlicher Führungskräfte (KcF), der in Hamburg stattfand, übernahm. 2017 folgten Ulrich Maly (SPD, Nürnberg) und 2019 Martin Lenz (SPD, Karlsruhe).
Nathanael Liminski gehört nämlich noch dem Aufsichtsrat der Film- und Medienstiftung NRW an, [7] außerdem ist er Mitglied des ZDF-Fernsehrates. [8] D.h. es bestehen auch Verbindungen zu „Film und Fernsehen“ oder dem ÖRF.
Zusätzlich gibt es noch Verbindungen in Kommunen und auf Kreisebene.
Am Beispiel der mittelhessischen Stadt Wetzlar lässt sich feststellen, dass die Stadt Wetzlar zu den Kooperationspartner*innen der evangelikalen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Schule eG (FWR Wetzlar) gehört, hinter der ein ganzes Netzwerk steckt.
Hintergrundinformationen über die Schule und zum Schulleiter gibt es hier
Ganz in der Nähe von Wetzlar im mittelhessischen Solms hat der evangelikale Verein Perlenschatz e.V. seinen Sitz. Dieser Verein betreibt eine „Zufluchtsstätte für muslimische Frauen“ und die Botschafter*innen sind höchst interessant.
Zu diesen gehören Frank Heinrich (EAD), Christine Schirrmacher (EAD), Thomas Schirrmacher (EAD), Jürgen Werth (EAD), Yassir Eric (EAD), der SPD-Bürgermeister der Stadt Solms Frank Inderthal und der MdB der CDU Michael Brand. [9]
Einfluss nehmen Evangelikale/christl. Fundis auch über Interessenvertretungen, wie z.B. die christliche Polizeivereinigung, die Vereinigung christlicher Friseure, die Christen im Gesundheitswesen oder die Christen in der Automobilbranche (CAI) (Audi, BMW, Daimler, Opel, VW).
Die Christen bei Audi wiederum sind vernetzt mit dem VW-Konzern und in der Automobilindustrie, so die Selbstdarstellung. An 4 Standorten gibt es Gebetskreise plus zusätzliche Veranstaltungen. [13]
Der Veranstaltungsort des Ökumenischen Gottesdienstes & Get Together im Januar 2020 war die Katholische Kirche St. Pius in Ingolstadt. [14]
Zu den Christen bei Daimler bzw. zum Netzwerk gehören 1.398 Mitglieder und 47 Gebetskreise. [15] Im November 2021 soll das 16. Daimler-Christen-Treffen stattfinden. [16]
Hier eine kleine Aufstellung von Interessenvertretungen, die allerdings nicht vollständig ist.
Evangelikale oder christliche Fundis führen auch erfolgreich Unternehmen. Darunter z.B. Trigema, Deichmann, Friedhelm Loh Group, Hailo …
Mehr dazu hier
Zusätzlich existiert eine ausgeprägte Struktur bestehend aus Dachverbänden, Vereinen, Stiftungen, Verlagen. Zum Thema Verlage folgt hier eine kleine, aber unvollständige, Aufstellung.
Zusätzlich gibt es noch Blogs, Podcasts, Zeitungen, Medien und Fernsehen. Darunter z.B. ERF-Medien, Bibel tv, gloria tv, EWTN. tv (katholisches Fernsehen), k-tv … .
Für „christliche“ Werbung sorgt der christliche Plakatdienst mit Großflächenplakaten in den Größen von 2,52 x 3,56 m. [17] Er ist seit Oktober 2003 als gemeinnütziger Verein anerkannt. [18]
Dann gibt es noch die Süddeutsche Plakatmission, gegründet 1972 von Gerhard Frey. „Es ist unser Ziel, Bibelworte in Form von Plakaten möglichst weiträumig zu verbreiten“. [19] Außerdem noch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Plakatmissionen in Deutschland.
Kampagnen, Projekte, Initiativen, Veranstaltungen, Symposien, Kongresse, Tagungen, Publikationen, Sammelschriften, christlicher Rap, Worship Musik also Lobpreismusik oder „radiotaugliche Kirchenmusik“ [20] … Das alles gehört dazu.
Worship Music kommt von den Freikirchen der USA und hat in Deutschland die katholische Kirche erreicht. Zu den deutschen Bands und Künstler*innen gehören u.a. Outbreakband, Glaubenszentrum, Albert Frey, Samuel Harfst … .
Das Erzbistum Paderborn hat im Januar 2016 einen Fonds für christliche Popmusik geschaffen und das Erzbistum Essen hat 2017 als erste Diözese Deutschlands zwei Pop-Kantoren angestellt. [23]
Hier ein Foto von der Webseite des ICF Church samt Worship. [24]
Und es gibt noch mehr. Schulen, Kitas, Angebote für Kinder und Jugendliche und nicht alle sind auf den ersten Blick als das zu erkennen was sie sind. Darunter z.B. die Arche, die zum Netzwerk der EAD gehört, der CVJM oder z.B. KEB – Kinder entdecken die Bibel, die es sich zum Ziel gesetzt haben Kinder zu missionieren und dazu auch Angebote für Schulen anbieten: Schulgottesdienst, Bibel-Entdecker AGs und Besuch im Religionsunterricht.
Sogar kostenloses Arbeitsmaterial stellt der Verein für Lehrkräfte gerne zur Verfügung. [25] Und wer weiß schon, dass KEB zum Netzwerk der EAD gehört.
In den Sommerferien besucht der evangelikale Verein u.a. Campingplätze mit einem abwechslungsreichen Kinderprogramm.
Und dann gibt es u.a. noch das Schwarze Kreuz – Christliche Straffälligenhilfe e.V. Das übrigens auch zum Netzwerk der EAD gehört. „Wir fangen da an, wo Krimis aufhören: im Gefängnis“, schreibt der Verein. [26]
Der Verein schreibt weiter, dass die Ehrenamtlichen inhaftierten und haftentlassenen Menschen helfen und das mittels: Briefkontakten, Besuchen, Veranstaltungen wie Gesprächskreisen und Hobbygruppen im Gefängnis.
Dazu gehört z.B. die Versendung von Weihnachtspaketen in die Haftanstalten. Diese Aktion nennt sich „Weihnachtsfreude im Gefängnis“ und erinnert an „Weihnachten im Schuhkarton“ von Samaritan’s Purse e.V., die ebenfalls Teil des Netzwerks der EAD sind.
Diese Aktion richtet sich an „bedürftige Kinder“, denen der Verein mehr als nur einen Glücksmoment schenken will. [27]
Dann gibt es noch das Forum deutscher Katholiken (FdK), einem Forum das papst- und kirchentreue Katholiken unterschiedlicher Spiritualität und geistlicher Ausrichtung in katholischer Weite zu einem lockeren Verband zusammenführen will. [29]
Zum Kuratorium gehören z.B. Norbert Geis (CSU), die Abtreibungsgegnerin Gabriele Kuby, der extrem rechte Weihbischof Em Andreas Laun, Christa Ley, Konrad Löw, Bernd Posselt (CSU) und der Dominkanermönch Wolfgang Ockenfels (CDU) [30]
vom Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V. (IfGW), das das Magazin Die Neue Ordnung herausgibt. Das IfGW fühlt sich der „katholischen Soziallehre“ verpflichtet.
Hier waren schon Philip Plickert, Alexander Kissler, Birgit Kelle, Werner J. Patzelt, Raphael Bonelli vom Opus Dei, Vera Lengsfeld und Armin Laschet zu Gast. Ebenso auch Rainer Wendt (DPolG), Carsten Linnemann (CDU), Klaus Peter Willsch (CDU) und Frank Schäffler (FDP).
Im Zeitraum von 2010 bis 2014 moderierte Nathanael Liminski Veranstaltungen für das IfGW mal mit und mal ohne Wolfgang Ockenfels.
Und hier beim katholischen IfGW existieren Verbindungen, Seilschaften, Kooperationen und Freundschaften, die bis ins extrem rechte Spektrum führen, aber auch zu Universitäten. Doch das ist eine andere Geschichte.
Aber ich bin noch lange nicht fertig. Denn auch Organisationen der Anti-Choice-Bewegung haben sich der EAD angeschlossen, zusätzlich gibt es auch katholische Organisationen, die Stimmung gegen Schwangerschaftsabbrüche machten.
Wie z.B. die Kampagne der Bürgerinitiative Durchblick e.V. „Wendepunkt § 219 a: Fürs Leben, nicht fürs Töten werben“, die von Bundestagsabgeordneten unterstützt wurde.
Durch die Videos mit den MdBs sei es Durchblick möglich geworden innerhalb von zwei Wochen mehr als 75.000 Nutzer*innen über Facebook und Twitter zu erreichen, so das christliche Forum. [32]
Und so endet ein unvollständiger Überblick über Evangelikale und christliche Fundis die gefährlich, überall zu finden und teilweise in der Mitte™ dieser Gesellschaft, also in den Strukturen, fest verankert sind.