Seit dem 12. Jahrhundert hatten Könige, Herrscher, Fürsten einen oder mehrere Hofnarren.
„Hofnarren“ hatten unterschiedliche Funktionen. Sie dienten einerseits der Unterhaltung und andererseits fungierten sie als Berater und sie hielten ihrem Herrscher den Spiegel vor.
„Sie konnten sich daher nicht nur über die Etikette hinwegsetzen, sondern es wurde geradezu erwartet, dass sie Späße über den Hofstaat und auch den König machten.“ [1]
„Wir“ könnten hier noch stundenlang die Eigenschaften und Funktionen eines Hofnarren erörtern, der nicht nach unten tritt, sondern nach oben. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Hofnarr wurde ersetzt durch z.B. Kabarettist*innen, Stand-up-Comedy, Comedian, Komiker*innen und Humorist*innen.
Am Beispiel von Dieter Nuhr kann mensch sehr schön erkennen, dass dieser stets nach „Unten“ tritt. Nach „Unten“ meint er stichelt nicht gegen Mächtige, sondern gegen die, die Opfer des Patriarchats oder z.B. von Queerfeindlichkeit geworden sind. Er äußerte sich bisher sexistisch, betreibt Anti-Genderismus, ist durch Islamfeindlichkeit aufgefallen [2] und hielt zuletzt für eine Veranstaltung der rechtskonservativen „Denk“fabrik R21 einen Vortrag über das Woke Deutschland.
Hier ist er zu sehen ganz rechts außen, daneben Kristina Schröder und einen Sitz weiter Anna Schneider, die gleichfalls als Referent*innen fungierten.
Hier äußerte sich Nuhr u.a. folgendermaßen: „Und man hat das Gefühl, dass hier eben eine machtvolle kleine Elite versucht zu steuern gegen einen Großteil der Bevölkerung.“
Die Grünen MdB Schönberger subsumierte das Gesagte unter „antisemitische Verschwörungserzählungen“. [4]
Das sollte nicht überraschen, denn er folgt 50 Accounts darunter: Anna Schneider, Jan Fleischhauer, Don Alphonso, Ulf Poschardt, Norbert Bolz, Birgit Kelle, Donald Trump, Peter Sloterdijk, aber auch der Achse des Guten und Kontrafunk.
Seinen Twitter-Account nutzt er fast ausschließlich zur Selbstdarstellung. Mal auf Reisen, mal in einer Garderobe vor einem Auftritt. Wer sich allerdings die Likes einmal anschaut, wird das was er/sie/xier vermutet hat, bestätigt finden.
Hier likte er am 8.1. Markus Krall. Markus Krall ist der ehemalige Degussa-Chef, extrem rechts und ein christlicher Fundi. Er vertritt die Ansicht, dass Menschen, die Transferleistungen vom Staat erhalten, das Wahlrecht entzogen werden solle.
Am 4. Dezember 2022 likte er LyllithB, ein Terf-Account, der gerne hetzt und doxxt und Lügen verbreitet über die, die sich kritisch gegen Terfs äußern. Nuhr likte die rechte Abtreibungsgegnerin Birgit Kelle, Anna Schneider, wieder Birgit Kelle am 16.07.2021 und mehrfach Judith Sevinc Basad.
J.S.B. gehört zur TERF-Bubble und gemeinsam mit D.N. war auch sie beim Kongress der „Denk“fabrik R21 Referentin, genau wie Anna Schneider, wie Ahmad Mansour, den er häufiger liked. (Quellen: https://archive.ph/RdM3S und https://archive.ph/YDFpd)
Bereits 2016 berichtete Migazin über Nuhr, der den Nationalsozialismus und den Islam gleichsetzte. [6] Shitstorms stellen für ihn „die humane Variante des Pogroms“ dar. [7]
Er vertritt die Ansicht, dass „wir“ in Deutschland das erste mal nach 1945 wieder so weit seien, dass „es gefährlich für Leib und Leben ist seine Meinung zu sagen“
und „wir“ ein Problem mit „Denunziation, Diffamierung und Etikettierung von Andersdenkenden“ hätten.
Wäre Dieter Nuhr ein Hofnarr, würde er den Mächtigen und Herrschenden den Spiegel vorhalten, stattdessen hetzte gegen Greta Thunberg, die er mit Hitler und Stalin verglich [9] , und gegen Klimaaktivist*innen im Allgemeinen bzw. FridaysForFuture.
Wäre er ein Hofnarr, hätte er die vorgeführt, die für den Klimawandel verantwortlich sind. Beispiele gäbe es reichlich. Er würde nach oben treten. Die Mächtigen, die Bonzen, die Kapitalist*innen, die Politiker*innen vorführen. Tut er aber nicht.
Er tritt nach unten und zur Seite, nie nach oben. Der Funktion eines Hofnarren kann er nicht das Wasser reichen. Wie ist es mit Satire? Ist er etwa ein Satiriker und „wir“ haben ihn einfach nicht verstanden, denn Satire darf alles, schrieb Tucholsky 1919.
Tucholsky schrieb aber auch «Satire ist eine durchaus positive Sache. Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als hier, nirgends zeigt sich fixer, was ein gewissenloser Hanswurst ist, einer, der heute den angreift und morgen den.» [10]
Würden „wir“ Dieter Nuhr als einen gewissenlosen Hanswurst bezeichnen, würden „wir“ seine Botschaften verharmlosen oder relativieren. Deshalb möchten wir mit einem Zitat eines Fachanwalts für Urheber- & Medienrecht enden:
„Satire darf heute alles, sofern primär eine Botschaft transportiert werden soll, die geeignet ist, die Welt zu verbessern. Gleichzeitig muss dabei die Menschenwürde des Angegriffenen gewahrt bleiben. Die Menschenwürde ist nicht abwägbar.“ [11]
Wenn „wir“ diesen Anspruch an Satire zugrunde legen, dann ist Nuhr auch kein Satiriker, sondern ein gefährlicher verbitterter reaktionärer Schwätzer, der kein Interesse daran hat die Welt zu verbessern, sondern nur sein Ego zu stärken und den Geldbeutel auch.
Ergänzungen:
Dieter Nuhr (ARD): Rassismus, Sexismus und schlechte Witze – nein danke!
Die Rassismustheorie des Dieter Nuhr: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten“
Ergänzung vom 17.02.2024
Ein kleiner aber abstoßender Überblick über den Twitter-Account von Dieter Nuhr, denn er retweetet transfeindliche, rechte und extrem rechte Accounts.