Preußen und die KAS

Am 23.01.2023 organisiert die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) eine Veranstaltung in Kooperation mit der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) Sektion Oldenburg. Es geht um die Frage „Wird die Welt in Zukunft eine andere sein?

https://www.kas.de/de/veranstaltungen/detail/-/content/zwischen-weltbeben-und-neuer-weltordnung

Der Link zeigt schon die „Befürchtung“ eine neue neue Weltordnung stünde bevor und natürlich geht eine solche Befürchtung immer auch mit einem Bedürfnis nach Sicherheit einher.

Da trifft es sich natürlich gut, dass die Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V. (GSP), sie ist übrigens als gemeinnützig anerkannt, die älteste sicherheitspolitische Bildungsinstitution von Deutschland ist. Sie wurde 1952 gegründet. [1]

Gedanken- und Meinungsvielfalt gehören zu ihrem Selbstverständnis, so die GSP unter „Wir fördern“. [2]

Screenshot mit sehr viel Text über das Leitbild der GSP. Wir sind, Wir leisten, Wir vermitteln, Wir kommunizieren, Wir fördern. Unglaublich viel Text.

Die Sache ist die, wenn eine Organisation, die Anfang der 1950er Jahre in Deutschland gegründet wurde, Gedanken- und Meinungsvielfalt zusichert, sollte mensch misstrauisch sein.
Zum Bundesvorstand gehört als Vizepräsident der parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung a.D. Peter Tauber, der hier so vorgestellt wird.

Tauber ist aufgefallen als er am 14.10.2018 Erwin Rommel gedachte und jegliche Kritik an ihm abprallte wie an einer mit Teflon beschichteten Pfanne das Gelbe vom Ei.

Peter Tauber twitterte am 14.10.2018: „Heute vor 74 Jahren starb Erwin Rommel, von den Nazis zum Selbstmord gezwungen.“

Am 15.10.2028 twitterte Peter Tauber: „Twitter ist echt was für Leute mit Schnappatmung. Freue mich über die ganzen Linken, die durch ihre Tweets offenbaren, dass sie in Wahrheit Popo an Popo mit den Nazis stehen.“ Dafür erhielt er 196 Likes.

Hier unten im Bild ist Rommel (links) mit H*tler beim Abschreiten einer Ehrenformation in Goslar im September 1934 zu sehen oder wie im zweiten Bild als Generalfeldmarschall etwa 1942/42. [3]
Die beiden Fotos wurden dem Wikipedia-Eintrag entnommen, um zu zeigen wem Tauber gedachte.

Steht alles im Text.

Rommel in Uniform zu sehen.

Doch es wird noch interessanter, wenn „wir“ genauer hinschauen. Zu den Partner*innen der GSP gehört nämlich auch die 1961 gegründete Clausewitz-Gesellschaft, „Wo Kriegsverbrecher wohlgelitten bleiben“, so der Spiegel in einem Artikel aus dem Jahr 2014.

Dabei finden sich unter Clausewitz-Mitgliedern nicht nur verstorbene Kriegsverbrecher, sondern auch aktive Rechtsausleger, etwa Olaf Rose, ein deutscher Historiker, der 2012 von der NPD als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten nominiert wurde“, so berichtete der Spiegel weiter. [4]

Im selben Jahr in dem der genannte Artikel veröffentlicht wurde berichtete der Spiegel „Die Clausewitz-Gesellschaft ehrt Kriegsverbrecher“. [5]

Im Januar 2023 berichtete die TAZ „Carl von Clausewitz‘ Überlegungen zum Krieg erleben aktuell ein Comeback – beim Bundeskanzler, in der CDU, aber auch bei Managern.“ [6]

Dabei geht es um die Überlegungen des Namensgebers der Clausewitz-Gesellschaft, ein preußischer Kriegstheoretiker (1831 in Breslau gestorben).

Genau das ist es was das Clausewitz-Netzwerk für strategische Studien e.V. macht, nämlich die „Erforschung seines Vermächtnisses“ und das „Schaffen einer Grundlage für strategische Analysen drängender sicherheitspolitischer Fragen“. [7]

Zu den Mitgliedern gehört u.a. auch Sönke Neitzel vom rechten und rassistischen Netzwerk Wissenschaftsfreiheit.

Cover des Buches von Sönke Neitzel „Deutsche Krieger Vom Kaiserreich zur Berliner Republik – eine Militärgeschichte“ erschienen im Propyläen-Verlag und als Spiegel Bestseller gekennzeichnet.

Ein weiterer Partner der GSP ist der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. (VdRBw). Schon seit mindestens 2011 ist bekannt, dass beim Reservistenverband NPD-Funktionäre ungestört mit Bundeswehrwaffen hantieren dürfen. [8]

2018 berichtete die TAZ über den „Reservistenverband und rechte Umtriebe Arisches Blut.mp3[9] und 2022 ging es bei Kontraste um „Die Spuren einer Gruppe rechtsradikaler Reservisten“. [10]

Eine weitere Partnerorganisation ist die Deutsche Atlantische Gesellschaft e.V., die Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik e.V. (DWT), die mit der Konrad-Adenauer-Stiftung das „Wiesbadener Forum zur Sicherheitspolitik“ veranstaltet [11] und das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.

Wenn „wir“ noch tiefer bei der Konrad-Adenauer-Stiftung schauen, dann sehen wir von der KAS organisierte Facebook-Gespräche mit dem deutsch-israelischen Historiker Michael Wolffsohn, der für die Achse des „Guten“ publiziert

Beleg für das Facebook-Gespräch mit Michael Wolffsohn

oder mit Ahmad Mansour, der zur rechtskonservativen „Denk“fabrik R21 gehört [12]

Beleg für die Veranstaltung mit Ahmad Mansour

oder mit dem ehemaligen NPD-Mitglied Stefan Rochow. Er berichtete auf dem Jugendpolitiktag 2018 über seinen Ausstieg aus der NPD. [13] Da hatte er sich schon dem Katholizismus zugewandt und Rechts ist er immer noch, sonst würde er nicht seit 2016 fortlaufend für die rechtskatholische Die Tagespost schreiben. [14]

Er hat also nur den Glauben gewechselt. In seinem ersten Artikel vom Oktober 2016 Rochow den Nationalsozialismus mit dem Kommunismus gleich: „(…)Der Nationalsozialismus ist 1945 untergegangen und mit dem Zusammenbruch des Kommunismus im Jahre 1989, scheint der Totalitarismus, zumindest in der westlichen Einflusssphäre, ein für alle Mal überwunden zu sein. (…)[15]

Als er auf dem Jugendpolitiktag 2018 öffentlich auftrat, war dieser Artikel bereits erschienen. Dieser Artikel beweist Rochow war zwar aus der NPD ausgestiegen, hatte sich aber ansonsten nicht nennenswert verändert.

Am 12.01.2023 schrieb Andreas Rödder, der seit mindestens 2006 sehr eng mit der KAS verbunden ist, zum Netzwerk Wissenschaftsfreiheit gehört und zur „Denk“fabrik R21, einen Artikel im Tagesspiegel mit der Überschrift: „Grüne neue Welt: Hauptsache gegen Preußen – oder: Ideologie hat Konjunktur“.

Rödder hat, so wie es scheint, ein Faible für Preußen während er eine sensible Sprache, Antirassismus verabscheut und den Einsatz gegen Diskriminierung. Das bewies er bereits 2018 als er der „Resolution des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands zu gegenwärtigen Gefährdungen der Demokratie[16] gemeinsam mit Peter Hoeres, Ronald Asch, Jörg Barberowski, Hans-Christof Kraus, Sönke Neitzel, Rainer F. Schmidt, Michael Sommer, Uwe Walter … und Michael Wolffsohn öffentlich widersprachen.
Der Cicero schrieb dazu eine Art neuer Historikerstreit um das Haus Hohenzollern sei entbrannt und stellte die Frage „Kann historische Wahrheit per Verfügung festgeschrieben werden?[17]

Für diejenigen die es nicht wissen, das Haus Hohenzollern besteht laut eigenen Angaben „aus einer königlich-preußischen Linie und einer fürstlich-schwäbischen Linie.“ [18] Preussen.de so heißt die offizielle Webseite des Hauses Hohenzollern.

„Wir“ haben es hier also vermutlich nicht mit Demokrat*innen zu tun, sonst würden sie nicht auf die adelige Herkunft verweisen.

Wir gehen noch einmal zurück zum Einstieg dieses Threads und zwar zur Mitteilung der bevorstehenden Veranstaltung der KAS in Kooperation mit der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V. (GSP) und dem Vizepräsidenten Peter Tauber.

Er plädiert nämlich dafür das „aufgeklärte und liberale Preußen als Vorbild zu nehmen, um integrationspolitische Herausforderungen besser zu bewältigen und die Demokratie zu stärken.“ [19]

Allerdings wurde am 25. Februar 1947 Preußen durch den Alliierten Kontrollrat aufgelöst: „Der Staat Preußen, der seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen ist, hat in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört. Geleitet von dem Interesse an der Aufrechterhaltung des Friedens und der Sicherheit der Völker und erfüllt von dem Wunsche, die weitere Wiederherstellung des politischen Lebens in Deutschland auf demokratischer Grundlage zu sichern,
erlässt der Kontrollrat das folgende Gesetz: Artikel 1
Der Staat Preußen, seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden werden hiermit aufgelöst.“– Alliierter Kontrollrat am 25. Februar 1947.

Vielleicht fragt mensch sich jetzt „Was ist an Preußen so interessant?“ Die Antwort gibt ein Artikel des SWR2 über „Merz statt AKK: „Konservativ 21.0von Andreas Rödder“. In diesem Beitrag geht es um Rödders Buch „Konservativ 21.0 – eine Agenda für Deutschland“, 2019 erschienen.

Es ist nämlich der Versuch „den Makel den Preußen-Deutschland und NS-Zeit dem Konservatismus hinterlassen haben“ auszugleichen oder aufzuheben [20] und preußische „Tugenden“ wie Drill, Gehorsam und Militarismus durch die Hervorhebung der Gleichzeitigkeit von Freiheit für Forschung und Lehre, Religionsfreiheit, Gewerbefreiheit, Bildungsreform und anderen Reformen, die den Bereich Verwaltung, Regierung, Landwirtschaft und Heer betrafen, aufzuwerten [21]

Denn Preußen war, so Rödder, Militarismus und Aufklärung. „Beide gehören zu jenem Teil der deutschen Geschichte, den wir nicht verdammen müssen.“ [22]

Und jetzt zu Tauber dem Vizepräsidenten der GSP zurück, der darüber schrieb, dass die Deutschen sich in einer Identitätskrise befänden und sich durch Migration das Land verändert habe und weiter verändern werde.

Er knüpft an ein aufgeklärtes, liberales Preußen an. Deutschland als Einwanderungsland, das „geprägt von bürgerlicher Selbstverantwortung und republikanischem Patriotismus“ sein solle. Was wir bräuchten, so Tauber, seien „preußische Reformen“. [23]

Denn er ist ein „großer Preuße in seinem Herzen“. [24]

Via Facebook schreibt er dies hier

„Ich plädiere für etwas Verschmähtes. Für eine Leitkultur, die es längst gibt. Oder gab. Ich plädiere für Preußen und seine Tugenden. Preußen beginnt mit Vielfalt. Preußen war Multikulti, längst bevor das Wort erfunden war. Jeder sollte schließlich nach seiner Façon selig werden. Aber alles wiederum in einer starken Staatsfaçon. Das Preußen aber, von dem ich spreche, ist eine größere Idee, könnte, wenn man so will, Vorbild für die heute allerorts geforderte Leitkultur sein: das Preußen der (religiösen) Toleranz, das Preußen einer funktionierenden und unbestechlichen Verwaltung, das Preußen der Künste und der Wissenschaft, das Preußen, das sich demokratischer Werte und dem Recht verpflichtet fühlte. Preuße war man nicht durch Geburt, sondern durch Bekenntnis und Lebenseinstellung.“ Der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere in der jetzt schwierigen Phase des Zusammenwachsens der westlichen und östlichen Landesteile, stünde es gut an, sich an Geist und Ethos des nicht mehr existierenden Preußen zu orientieren.“ hat Julius H. Schoeps, Professor für Neuere Geschichte und Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam einmal geschrieben. Wer mehr darüber wissen will, warum dieses Preußen uns heute noch Vorbild sein kann, dem empfehle ich mein Buch "Was uns zusammenhält. Lösungen für die Einwanderungsgesellschaft".

[25]

„Wir“ sehen jetzt wieviel „Preußen“ in der KAS und der GSP steckt. Dabei ist die eingangs erwähnte Veranstaltung nicht die erste Kooperationsveranstaltung. So fand am 12.01.2023 der Neujahrsempfang der GSP-Brüssel und der KAS-Brüssel statt.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Thomas Gutschker von der FAZ und an der Debatte nahmen teil: Nicola Beer (FDP), Jürgen Hardt (CDU) und Hans-Peter Bartels von der GSP. [26]

Insgesamt fanden in 2022 10 Kooperations-Veranstaltungen von KAS und GSP statt. [27]

Wie war das noch 2014 als die KAS gemeinsam mit der GSP, der Deutsch Atlantischen Gesellschaft, dem Bundeswehrverband und der Clausewitz-Gesellschaft durchgeführt hat. Dabei handelte es sich um den Sicherheitspolitischen Kongress im baden-württembergischen Innenministerium. [28]

Deutsche Sicherheitspolitik (und Bundeswehr) nach Afghanistan Sicherheitspolitischer Kongress Die Forderung nach einem stärkeren deutschen Engagement in der Welt ist dieser Tage immer lauter zu hören. Stichworte sind nicht zuletzt Syrien, der Irak und IS. Detalles Doch was bedeuten diese Forderungen konkret? Und was kann Deutschland aus der Vergangenheit - insbesondere aus den Erfahrungen aus Afghanistan - lernen? Auf Einladung von Minister Reinhold Gall tagt der diesjährige sicherheitspolitische Kongress im baden-württembergischen Innenministerium. Der Kongress ist eine Kooperation mit der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, der Clausewitz-Gesellschaft, der Deutschen Atlantischen Gesellschaft und dem Bundeswehrverband. Wichtiger Hinweis zur Anmeldung: Die Anmeldung erfolgt über die Deutsche Atlantische Gesellschaft, alle Informationen finden Sie auf dem Programm zum Download!

Wenn Sie also wissen wollen wieviel reaktionäres „Preußentum“ in der CDU steckt, schauen Sie zur der Konrad-Adenauer-Stiftung oder lesen sie die verklärenden Publikationen von Peter Tauber oder Andreas Rödder (beide CDU) über Preussen.
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