Eine kritische Auseinandersetzung mit der Glaubensbasis der EAD (2)

Teil 1

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Teil 2

Die Glaubensbasis der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) oder Deutsche Evangelische Allianz (DEA):

Wie zu lesen ist, wird das Alte und Neue Testament zur höchsten Autorität erklärt. D.h. „wir“ haben es hier mit einer bibeltreuen evangelikalen Organisation zu tun. So wie es in der Bibel steht, so wird es auch verstanden und so soll oder muss es dann auch sein.

Um herauszufinden was die Bibel bei strenger Lesart zu verschiedenen Themen zu sagen hat, wurden für diesen Thread verschiedene Medien (Blogs, Server, Publikationen …) genutzt.

Wenn die Bibel als „höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung“ dient, dann stellt sich zwangsläufig die Frage, wie halten es die Bibel und damit auch bibeltreue Organisationen/Einzelpersonen wie z.B. die EAD mit Regierungen oder einem Staat?

Steuern zu zahlen ist die Pflicht eines Bürgers, und Christen sind aufgerufen, gute Bürger zu sein. Aber Christen sind letztlich Bürger des Himmels (Philipper 3,20),“ veröffentlicht Got Questions Your Questions. Biblical Answers. [1]

In der Elberfelder Bibel steht: „Denn unser Bürgerrecht [15] ist in (den) Himmeln, von woher wir auch (den) Herrn Jesus Christus als Retter erwarten, (…)“.

Got Questions hat sich darum auch mit der Frage befasst: „Sollen sich die Christen den Gesetzen des Landes unterwerfen?“ und verweist in diesem Zusammenhang auf Römer 13; 1-7.

Römer 13; 1-7 beschäftigt sich konkret mit der Frage vom „Verhältnis zur staatlichen Gewalt“. [2]

Lutherbibel 2017Das Verhältnis zur staatlichen Gewalt 1 Jedermann sei untertan der Obrigkeit[1], die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet. 2 Darum: Wer sich der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Anordnung; die ihr aber widerstreben, werden ihr Urteil empfangen. 3 Denn die Gewalt haben, muss man nicht fürchten wegen guter, sondern wegen böser Werke. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes, dann wirst du Lob von ihr erhalten. 4 Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst. Sie ist Gottes Dienerin und vollzieht die Strafe an dem, der Böses tut. 5 Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. 6 Deshalb zahlt ihr ja auch Steuer; denn sie sind Gottes Diener, auf diesen Dienst beständig bedacht. 7 So gebt nun jedem, was ihr schuldig seid: Ste

Jetzt haben wir eine Bibelstelle gefunden, die der höchsten Autorität entgegensteht. Oder etwa nicht? Immerhin steht hier auch: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit [1], die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; (…)“.

Die Antwort liefert die Deutsche Evangelische Allianz, die identisch ist mit der Evangelischen Allianz in Deutschland ist, in einer Stellungnahme mit dem Titel „Sucht der Stadt Bestes – Zur Verantwortung der Christen in Staat und Gesellschaft“ ohne Datum. [3]

Cover vom Flyer: „Sucht der Stadt Bestes“ Zur Verantwortung der Christen in Staat und Gesellschaft. Eine Stellungnahme der Deutschen Evangelischen Allianz“. Bild: Reichstagsgebäude, der Himmel ist dunkel und im Innern des Reichstags brennt Licht und davor flattern die Deutschlandlappen.

In dieser bekennt bzw. bedankt sich die Evangelische Allianz für die „derzeitige demokratische und rechtsstaatliche Staatsform mit den grundlegenden Prinzipien der Volkssouveränität und Gewaltenteilung. (…)

Grundlegend ist für uns: Kirche ist nicht Staat und Staat ist nicht Kirche. Die klare Unterscheidung zwischen dem geistlichen Auftrag der Kirche und dem weltlichen Auftrag des Staates ist elementar. (…)

Sie (gemeint ist die Kirche) verstehen die „Unterordnung unter die staatliche Obrigkeit“ (Römer 13,1) als aktive Mitverantwortung. Ein Rückzug aus der politischen Verantwortung entspricht nicht dem neutestamentlichen Zeugnis und hat in der Vergangenheit oft zu verhängnisvollen Entwicklungen geführt. (…)

Bei allen legitimen Unterschieden in der politischen Orientierung halten wir angesichts der derzeitigen großen gesellschaftlichen Herausforderungen ideologische Scheuklappen und Fundamentalopposition für verhängnisvolle Wege. (…)

Weil die Herrschaft Christi alle Lebensbereiche umfasst, hat Christsein für die Evangelische Allianz nicht nur eine private, sondern auch eine öffentliche Dimension.

Darum ist die Verkündigung des Evangeliums die erstrangige Aufgabe der Christen. Als Evangelische Allianz wissen wir aber auch um unsere Verantwortung für Staat und Gesellschaft.

Offiziell sind Staat und Kirche getrennt. Doch der Einfluss von Evangelikalen, rechten Christ*innen und christlichen Fundis auf die Gesellschaft oder das Gemeinwesen ist nur zu offensichtlich, wenn mensch genau hinschaut und die DEA/EAD hat es in ihrer Stellungnahme beschrieben.

Wie hier z.B.: „Weil die Herrschaft Christi alle Lebensbereiche umfasst, hat Christsein für die Evangelische Allianz nicht nur eine private, sondern auch eine öffentliche Dimension.“

Sie nehmen Einfluss auf die Gesellschaft und die Politik, um genau jene Obrigkeit zu erschaffen, der sie sich dann bedingungslos unterordnen/unterwerfen können und von dieser profitieren.

Dabei können sie sich auf die Bibel z.B. im speziellen auf Römer 13;2 beziehen: „Darum: Wer sich der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Anordnung; die ihr aber widerstreben, werden ihr Urteil empfangen.“ [4]

Oder Römer 13;5: „Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen.

Und es geht nicht nur um die Unterordnung oder die Unterwerfung, sondern auch um die Missionierung der Bevölkerung. 2009 veröffentlichte die EAD einen Text mit der Überschrift: „Werth: „Deutschland ist längst Missionsland““.

Der damalige Vorsitzende der Evangelischen Allianz habe in einem Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (dpa) vor wachsenden antichristlichen Tendenzen in Deutschland gewarnt. „Deshalb müsse die Mission in Deutschland gestärkt werden. (…) weil es einen „Trend zur Verdrängung des Christentums“ gebe. [5]

Textauszug: „Es gebe einen Trend, das Christliche immer mehr aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen, so Werth gegenüber dpa. „Ich glaube, dass wir damit die Basis verlassen, auf der die Bundesrepublik gegründet worden ist“, erklärte er weiter. Angesichts der schrumpfenden Zahlen von Christen, müssten die Kirchen wieder stärker über Mission in Deutschland nachdenken. Für die Verdrängung des Christentums sprächen etwa die kürzlich beendete atheistische Bus-Kampagne, der Fundamentalismus-Vorwürfen gegen evangelikale Christen, aber auch der fehlenden Gottes-Bezug im EUGrundlagenvertrag. Vor allem in Ostdeutschland gebe es kaum noch gesellschaftliche Unterstützung für christliche Positionen. „Trend zur Verdrängung des Christentums“ Schuld daran sei auch eine „Selbstsäkularisation“ der evangelischen Kirche: „Da wurde über alles Mögliche gesprochen, nicht aber über das, was die Kirche und den christlichen Glauben eigentlich ausmacht“, erklärte Werth der dpa. „Nach meiner Auffassung ist Deut

Im Juni 2021 veröffentlichte idea einen Artikel mit der Überschrift: „Evangelische Allianz: Als Christen in die Politik einbringen.“ [6]

In seiner Bachelor-Arbeit 2021 schrieb Felix vom Stein über „Die deutsche evangelikale Bewegung und ihre politische Kommunikation. Eine Diskursanalyse“.

Er schrieb in diesem Zusammenhang: „Um Ziele und politische Einflussnahme zu erreichen, wird auf theologische Diskurse verzichtet und stattdessen eine kollektive Einheit konstruiert.

Und weiter: „Als politische Bewegung wird sie dort aktiv, wo aus ihrer Sicht ethische Maßstäbe verschoben werden und die Gesellschaft ihre christlichen Grundlagen übersieht.

Und weiter: „Aufgefallen ist der absolute und exklusive Wahrheitsanspruch, der in einigen Texten zum Vorschein kam. Die Gefahr besteht, dass die DEA den religiösen bzw. theologischen Wahrheitsanspruch, der selbst noch nicht friedensgefährdend sein muss, auch auf das politische Agieren und das staatliche Handeln überträgt.“ [7]

Tatsächlich ist diese Gefahr bereits gegeben. Philipp Greifenstein schrieb im Januar 2022 in Die Eule: „Teile der evangelikalen Bewegung radikalisieren sich entlang der traditionellen Politikinteressen konservativer Christ:innen.“ [8]

Teil 3