Evangelikale und christliche Fundis – Teil 9

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5
Teil 6
Teil 7
Teil 8

Teil 9

Dieser Teil steht mit allen Grafiken und Screenshots im Archiv zur Verfügung

1. Teil 9 der kritischen Auseinandersetzung mit Evangelikalen und christlichen Fundis

2. Als ich jüngst die idea Nachricht las: „EKD-Fonds fördert evangelikale Organisationen auch 2021“ und sah welche „Werke“, also Organisationen oder Projekte, bezuschusst werden und wieviel Menschenfeindlichkeit damit gleichzeitig subventioniert wird,

Siehe Text.

Siehe Text.

3. war mein erster Impuls auf einige dieser Orgas/Vereine, wie z.B. Gerth Medien und das christliche Mädchenmagazin „Sis“ näher einzugehen.

4. Erst mit zunehmender Auseinandersetzung mit dem Thema wurde mir bewusst, dass die Empörung wesentlich früher einsetzen muss und so kam dieser Thread zustande, der sich mit der Subventionierung evangelikaler Organisationen mit öffentlichen Geldern befasst.

5. 1. Mit der Kirchensteuer

6. Die Kirchensteuer wurde 1919 als das Recht der Kirchen, welche Körperschaften des öffentlichen Rechtes sind, auf Grund der bürgerlichen Steuerlisten nach Maßgabe der landesrechtlichen Bestimmungen Steuern zu erheben („Kirchensteuererhebungsrecht“) sind in Art. 137 Abs. 6 Weimarer Reichsverfassung (WRV) verfassungsrechtlich anerkannt, [0] in der Weimarer Verfassung verankert. [01] Sie ist der Idee nach ein Mitgliedsbeitrag, der die Trennung von Kirche und Staat rechtlich und finanziell absichern soll.

7. Eigentlich müsste ich schreiben „sollte“, denn ganz so getrennt sind Kirche und Staat eben doch nicht. Das zeigt sich schon daran, dass die Kirchensteuer vom Finanzamt erhoben wird

8. und das Amt für diese Tätigkeit z.B. 2015 der Evangelischen Kirche in Deutschland (kurz EKD) 175 Millionen in Rechnung stellen konnte. [1] Die EKD ist es auch, die die „evangelische Kirchensteuer“ erhält und verteilt und auch von Menschen profitiert, die aus der Kirche ausgetreten sind.

Text vom 2.11.2019. „Einer zahlt für zwei Kirchensteuer: Wer nach dem Kirchenaustritt trotzdem noch zahlen muss. (…) Wer aus der Kirche austritt zahlt anschließend keine Kirchensteuer mehr. Dennoch kann ein Teil des Einkommens an die Glaubensgemeinschaft fließen, wenn der Ehepartner weiter Mitglied ist. In manchen Teilen Deutschlands muss er das besondere Kirchgeld zahlen, wenn das sogenannte glaubensverschiedene Ehepaar eine gemeinsame Steuererklärung abgibt. Das Finanzamt berechnet diesen Beitrag auf der Grundlage des gemeinsam zu versteuernden Einkommens. Diese Pracis hat das Bundesverfassungsgericht mehrmals bestätigt (Az.: 2 BvR 816/10) (…)“.

[2]

10. Soviel nur dazu.

11. Bis 2019 erhielt idea Zuschüsse oder Subventionen von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

12. Dies änderte sich mit dem Synodenbeschluss Ende 2017 und der Entscheidung Förderfonds einzurichten für dessen Gelder sich evangelikale Medienwerke bewerben können. [3]

13. Für das Sprachrohr der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) oder Evangelische Allianz Deutschland (EAD) idea bedeutete dies die schrittweise Reduzierung von 132.000 Euro auf 90.000 (2018), auf 60.000 (2019) und endete 2020 mit der kompletten Einstellung. [4]

14. Stattdessen wurden 2020 fünf evangelikale „Medienwerke“ bezuschusst bzw. subventioniert und zwar diese: 3E – echt.evangelisch.engagiert, das christliche Mädchenmagazin „Sis“, Bibel.Lifestream, das TV Magazin der Liebenzeller Mission und Bibelbeweger. [5]

• die Zeitschrift „3E - echt.evangelisch.engagiert“ Herausgegeben wird diese vom SCM Bundesverlag, der zur Stiftung Christliche Medien (SCM) gehört, die der Evangelischen Allianz Deutschland (EAD) nahesteht und damit mit ähnlicher theologischer Grundlage arbeitet. Zur Stiftung Christliche Medien gehört die SCM Verlagsgruppe mit insgesamt 7 angeschlossenen Verlagen, darunter Gerth Medien und adeo. Die beiden letzt genannten Verlage haben ihren Sitz im mittelhessischen Asslar. • das christliche Mädchenmagazin „Sis“ Herausgegeben wird Sis vom Lydia Verlag, der seit 2010 Gerth Medien angeschlossen ist. Der Lydia Verlag gibt auch die christliche Frauenzeitschrift Lydia heraus. • der Bibel.Lifestream, ein interaktives Online-Format für Kleingruppen • das TV Magazin „weltweit – am Leben dran“ der Liebenzeller Mission • Bibelbeweger.de, eine Mediathek für Gemeinde und Gottesdienst von Die Apis. Evangelischer Gemeinschaftsverband Württemberg mit Sitz in Stuttgart.

15. 2. Mit Steuergeldern

16. Beispiel 1: Schulen in freier Trägerschaft, also sog. Privatschulen, darunter christliche Bekenntnisschulen, erhalten 60 bis 70 % staatliche Förderung wie der Verband evangelischer Bekenntnisschulen, kurz VEBS, berichtet. [8]

Siehe Text

17. VEBS ist ein sog. „Werk“ der EAD. VEBS angeschlossen sind etwa 160 Schulen und Kitas. [9] Träger dieser Schulen wiederum sind gemeinnützige Vereine, [10]

18. in deren Schulen und Kitas z.B. Kreationismus, also die christliche Schöpfungsgeschichte, zu dem sich VEBS 2012 bekannte, unterrichtet wird und nicht die Evolutionsbiologie.

19. Auch Bekenntnisschulen, die nicht bei VEBS gelistet sind, erhalten staatliche Zuschüsse. Wie viele es sind konnte nicht ermittelt werden. Das Land Hessen z.B. erstattet staatlich anerkannten Schulen in freier Trägerschaft 50% der Gesamtkosten. [11]

20. Die August-Hermann-Francke-Schule im mittelhessischen Gießen gehört dazu. Sie gehört zum Netzwerk der Evangelischen Allianz Gießen [12] und auch sie wird mit 50% bezuschusst.

21. Ebenso die Freie Evangelische Bekenntnisschule Bremen (febb), die bei VEBS nicht gefunden werden konnte, erhält staatliche Zuschüsse bzw. Subventionen fürs unterrichten, fürs mobben, fürs diskriminieren und für Transfeindlichkeit.

22. Quellen: https://taz.de/Evangelikale-Erziehung/!5723499/ und https://www.nwzonline.de/bremen/mobbing-bremen-lehrer-transsexuell-schueler_a_50,9,3944320499.html

23. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen 3 Lehrer der febb wegen des Verdachts auf Misshandlung Schutzbefohlener.

24. Das Forum Säkulares Bremen forderte deshalb im September 2020 die Finanzierung dieser Schule umgehend einzustellen. [13]

Screenshot von hier: https://hpd.de/artikel/staatliche-foerderung-evangelikaler-bekenntnisschule-beenden-18474 Im Screenshot ist zu lesen, dass große Teile der Lehrerschaft, des Vorstandes und der Geschäftsführung der Bekenntnisschule evangelikale Überzeugungstäter:innen sind.

25. Beispiel 2: Kaleb bzw. das Kaleb-Zentrum Dresden 

26. Bei Kaleb (Kooperative Arbeit Leben Ehrfürchtig Bewahren) handelt es sich um einen gemeinnützig anerkannten Verein organisierter Abtreibungsgegner:innen, der der Evangelischen Allianz Deutschland (EAD) nahesteht.

27. Es ist also ein evangelikaler Verein.

28. Das Kaleb-Zentrum Dresden ist als Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle anerkannt, stellt KEINEN für einen Abbruch notwendigen Beratungsschein aus, erhält aber trotzdem öffentliche Mittel

29. und zwar vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, vom Jugendamt Dresden, vom Gesundheitsamt Dresen, vom Freistaat Sachsen …

30. Der Eintrag im Blog über Kaleb vom 10.09.2020 ist was die Förderer betrifft nicht mehr aktuell. Denn es sind weitere hinzugekommen.

31. Zum Vergleich ein Screenshot vom 10.09.2020 mit 7 Förderern

Text: Förderer Wir werden gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das Jugendamt Dresden, das Gesundheitsamt Dresen, der Freistaat Sachsen, Aktion Mensch, Software AG, Familienbund der Katholiken, Landesverband Sachsen. Viele weitere Spender beteiligen sich derzeit mit kleinen und größeren Beiträgen. Ihnen allen gilt unser ganz herzliches Dankeschön!

(Förderer: das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; das Jugendamt Dresden, das Gesundheitsamt Dresden, der Freistaat Sachsen, Aktion Mensch, Software AG, Familienbund der Katholiken, Landesverband Sachsen)

32. Zum Vergleich ein Screenshot vom 19.12.2020 mit mittlerweile 13 Förderern

Text: Förderer Wir werden gefördert duch: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Jugendamt Dresden, Gesundheits Dresden, Freistaat Sachsen, Aktion Mensch, Software AG, Familienbund der Katholiken, Landesverband Sachsen, COSMO CONSULT GmbH, Ladies‘ circle, Leßmann & Wagner Immobilienmakler GmbH Dresden, Qoniac GmbH Dresden, WOBA Dresden GmbH, HuManS-Stiftung Heidelberg. Viele weitere Spender beteiligen sich derzeit mit kleinen und größeren Beitragen.

(Förderer: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Jugendamt Dresden, Gesundheitsamt Dresden, Freistaat Sachsen, Aktion Mensch, Software AG, Familienbund der Katholiken, Landesverband Sachsen, COSMO CONSULT GmbH, Ladies‘ circle, Leßmann & Wagner Immobilienmakler GmbH Dresden, Qoniac GmbH Dresden, WOBA Dresden GmbH, HuManS-Stiftung Heidelberg.)

33. 3. Mit Fördermitteln der EU, vom Bund oder den Ländern also projektbezogene Förderung von Vereinen und Initiativen, die einen gemeinnützigen Zweck verfolgen.

34. 4. Mit städtischen bzw. kommunalen Zuschüssen

35. Ein Beispiel für öffentliche Zuschüsse entweder aus 3. oder 4. oder in Kombination und damit angepasst an das/die Projekt(e) ist das christliche Kinder- und Jugendwerk Die Arche, das mit der EAD verbunden ist. [14]

36. Die evangelikale Arche erhielt 2019 staatliche Zuschüsse in Höhe von 718.012,53 €. Das waren 5,78% der Gesamteinnahmen. [15]

37. 2018 beliefen sich die öffentlichen Zuschüsse auf 2,95% der Gesamteinnahmen und betrugen 399.478,20 Euro. [16] 2017 beliefen sich die öffentlichen Zuschüsse auf 2,63% und betrugen 297.966,77 Euro. [17]

38. D.h. die öffentlichen Zuschüsse wurden von Jahr zu Jahr erhöht. Ebenso werden auch Grundschulen/Schulen (private Träger:innen), die der Arche nahestehen oder in Kooperation mit ihr gegründet wurden, staatlich bezuschusst und damit subventioniert. [18]

39. Das ist aus vielen Gründen problematisch, auch weil so die Trennung von Staat und Kirche/Religion unterlaufen wird, außerdem zeigt sich hier (ich wiederhole mich)

40. das Versagen und die Ignoranz von linken, von antiautoritären, von autonomen und von anarchistischen Organisationen/Einzelpersonen/Strukturen. Sie haben es nämlich nicht geschafft

41. „a) ausreichend aufzuklären über die schädigende und antiemanzipatorische Wirkung von evangelikaler Ideologie/Glaubensgrundsätze und dass sich hinter den vermeintlich humanitären Projekten stets die Absicht von Missionierung verbirgt und

42. b) Projekte aufzubauen, um diesen Rattenfänger:innen des christlich fundamentalen Spektrums etwas entgegenzuhalten, damit Menschen bzw. Kinder- und Jugendliche in prekären Lebens- und Wohnsituationen nicht nur profitieren,

43. sondern auch bewusst auswählen können und damit die Möglichkeit haben evangelikale Angebote auszuschlagen und christliche Fundis so sehen zu können, wie sie tatsachlich sind und nicht durch die Brille von Dankbarkeit, Notwendigkeit und Prekariat.“

44. Dies waren nur einige Beispiele, die verdeutlichen sollen, dass es auch öffentliche Gelder sind mit denen evangelikale Projekte und Organisationen bezuschusst werden, dass mit öffentlichen Mitteln Misogynie z.B. oder Transfeindlichkeit subventioniert werden,

45. dass mit öffentlichen (staatlichen, kommunalen) Zuschüssen evangelikale Projekte, „Werke“, Initiativen aufgewertet werden und damit die gesamte Struktur oder das Netzwerk der EAD z.B.

46. Gleichzeitig stellen diese Projekte/Initiativen/Vereine sicher, dass der gesellschaftliche Status Quo erhalten bleibt und gegenwärtige Verhältnisse nicht infrage gestellt werden.

47. Was ein durchaus lohnenswerter Effekt für eine kapitalistische Gesellschaft ist, während dabei gleichzeitig so getan werden kann, als könne etwas Gutes dabei herauskommen, das auf evangelikaler Ideologie und dem Missionierungsgedanken basiert.

48. Da mag sich so manch Eine:r stolz und zufrieden auf die Schulter klopfen im Angesicht von so viel Humanität für finanziell verarmte Menschen, für ungewollt Schwangere … .

49. Doch alle, die sich ausreichend mit der menschenverachtenden Ideologie von Evangelikalen und christlichen Fundis befasst haben, mit dem Druck, dem Zwang, dem autoritären Charakter … wissen es besser.

50. Sie wissen, was dahinter steckt und wer es nicht weiß, beginne mit Teil 1 und arbeite sich durch.

Teil 10