Kritische Auseinandersetzung mit der EAD – Teil 4

Teil 1
Teil 2
Teil 3

Teil 4

Dieser Beitrag steht mit allen Grafiken und Screenshots im Archiv zur Verfügung

In der Auseinandersetzung mit Evangelikalen/christlichen Fundis und der Evangelischen Allianz Deutschland (EAD) ging es bisher um Kreationismus und um Wissenschaftsfeindlichkeit, es ging um Bibeltreue, um den autoritären Charakter und um die Ablehnung/Feindseligkeit von inter- und transgeschlechtlichen Menschen und damit auch um Ausschluss, Ausgrenzung und Diskriminierung.

In dieser Lektion, nämlich der 3., geht es um die LGBTQ-feindlichkeit, um Druck, um Zwang und um das Ausmaß dessen, sowie um die Funktionen des Netzwerks von Evangelikalen/christlichen Fundis am Beispiel der EAD. Los geht’s!

Der christliche Gott soll also 2 Menschen geschaffen haben, einen Mann und eine Frau, die nicht nur cisgeschlechtlich sind und sein müssen, sondern auch heterosexuell.

2017 hat sich die EAD in einer Stellungnahme über Homosexualität und Ehe geäußert.

6. Zur Homosexualität steht hier folgendes: „Die in der Bibel beschriebene homosexuelle Praxis ist mit dem Willen Gottes und damit dem biblischen Ethos unvereinbar (3. Mose 18, 22; 20, 13; Römer 1, 24 – 27; 1. Korinther 6, 9; 1. Timotheus 1, 10).[1]

Das evangelikale Institut für Ethik und Werte im mittelhessischen Gießen, verbreitet zum Thema Homosexualität eine 30seitige Schrift von Michael Kotsch.

Unter Bezug auf zahlreiche Bibelstellen steht hier in fettgedruckter Schrift: „(…)Gott selbst sich in allen Phasen seiner Heilsgeschichte von homosexuellen Beziehungen distanziert und (…)“. Siehe Screenshot unten. [2]

Nachzulesen hier: https://www.ethikinstitut.de/datenbank/beziehung/homosexualitaet/ auf S. 35 am Ende der Seite. Dabei geht es um diesen Teil: Praktizierte Homosexualität wird darüber hinaus aber vor allem von Christen abgelehnt, weil Gott selbst sich in allen Phasen seiner Heilsgeschichte von homosexuellen Beziehungen distanziert und sie als menschliche Fehlorientierung verurteilt. Zu Recht nennt Thomas Schirrmacher die Homosexualität in der Bibel als Kennzeichen einer gottfernen Gesellschaft. „Massenhafte Homosexualität ist in der Bibel praktisch immer das Kennzeichen einer untergehenden, das heißt gerichtsreifen und kurz vor der Bestrafung Gottes stehenden Gesellschaft.“

Diese grundlegende Ablehnung von allen queeren Menschen/Kindern/Jugendlichen, also LGBTQs, weil diese sündhaft wären, was in vielen Texten nachzulesen ist, sowie der Druck, der auf die Betroffenen ausgeübt wird, muß als geradezu unerträglich verstanden werden.

1Und so ist es auch kein Wunder, wenn Betroffene in einen Konflikt geraten, verzweifelt sind, mit sich selbst, ihrer sexuellen Ausrichtung hadern und diese ändern wollen, um Gott, der Gemeinde und der Familie zu gefallen.

Die EAD, Evangelikale/christliche Fundis, präferieren die „Konversionsbehandlung“. Zwar ist Konversionstherapie mittlerweile verboten, aber das Verbot kann durchaus unterlaufen werden.

Wie das geht, das steht in der 20 seitigen Handreichung für christliche Gemeinden, die die EAD als pdf auf ihrer Webseite verlinkt. [3]

Cover von der erwähnten Publikation „Gesetz zum Schutz vor Konversionbehandlungen“ Eine Handreichung für christliche Gemeinden“.

Diese Schrift vergrößert allerdings den Druck und den Zwang, weil gläubige, bibeltreue Christ:innen sich stets an der „Ehe als gute Stiftung Gottes“ orientieren müssen, so ist dort zu lesen. Sie MÜSSEN. [4]

Nachzulesen hier: https://www.ead.de/fileadmin/user_upload/2020_Konversionstherapie.pdf auf S. 17

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das Bundesgesundheitsministerium ganz offiziell und ungeniert auf ihrer Webseite eine unkommentierte Stellungnahme der EAD aus dem Jahr 2019 veröffentlicht. D. komplette Link ist in der Grafik unten zu sehen und belegt die Angaben. [5]

Bild

Bevor ich an dieser Stelle fortfahre, möchte ich einen Umweg machen und mich dem Thema „Druck und Zwang“ bei christlichen Fundis/Evangelikalen widmen. Jeder:m, d. es schon einmal mit „Bibeltreuen“ zu hatte, dürfte das alles bekannt sein.

Der ganze Alltag, dein ganzes Menschsein ist dem Glauben gewidmet“, erklärte 2018 ein Aussteiger aus einer Freikirche. „Ein Druck wird aufgebaut durch einen Gott, der permanent da ist und einen beobachtet.“

Es ging immer um alles richtig und alles falsch in meinem Leben, um die Angriffe des Teufels und um Gottgefälligkeit“. [6]

2014 berichteten zwei ausgestiegene Frauen von einem Leben in einem gefährlichen Milieu und meinten damit das evangelikale Milieu. Kein Kind könne sich frei entwickeln, über alles müsse Rechenschaft abgelegt werden und das schlechte Gewissen sei permanenter Begleiter. [7]

Der Druck und das nicht nur bei Homosexualität wird nicht nur durch den permanent beobachtenden Gott erzeugt, sondern auch durch soziale Kontrolle durch die jeweilige Gemeinde und durch die Familie und das in einem unerträglichen Ausmaß.

Das kann z.B. so weit gehen, dass ein Chef die Taschen seiner Angestellten heimlich durchsucht, Kinder ihre Eltern bespitzeln oder Gemeindemitglieder sich gegenseitig belauschen. Kontrolle. Überall. Rund um die Uhr.

Immer dann wenn Menschen nicht den „göttlichen oder biblischen“ Erwartungen entsprechen, wenn sie nicht denken, was sie denken sollen, wenn sie das sehen, was sie nicht sehen sollen, wenn sie sich nicht so verhalten wie es sollen, entweder weil sie es nicht wollen oder können, bricht die geballte Ladung Feindseligkeit bis Hass aus den sonst so frommen Menschen heraus.

Denn die Freundschaft, die vermeintliche Humanität, eben alles aber auch wirklich alles was Evangelikale/christliche Fundis tun, sagen, für was sie sich einsetzen, basiert auf dem christlichen Glauben bzw. aus der Bibel und ihren Missionierungsabsichten,

also Menschen dazu zu bringen so zu sein und an das zu glauben, was ihre Glaubensgrundsätze bzw. ihre Ideologie ihnen vorschreiben. Wenn sie keinen Erfolg sehen und nichts bewirken können, dann fällt die „fromme“ Fassade von ihnen ab.

Und was dann zum Ausdruck kommt, stimmt nicht mit dem Bild überein, das sie von sich vermitteln wollen.

2020 berichtete ein Aussteiger, wie er mit Kursen versucht hat seine Homosexualität zu ändern und daran fast zerbrochen ist. [8]

Auszug aus einem Artikel aus Bremen 2: „Viele Menschen in evangelikalen Freikirchen richten ihr gesamtes Leben an ihrem Glauben aus und folgen strengen konservativen Regeln. Das kann schwere Folgen haben: Als Bastian Melcher bemerkte, dass er schwul ist, war das ein Tabubruch für seine Gemeinde. Mit Kursen hat er versucht, seine Homosexualität zu ändern – und ist daran fast zerbrochen. Als Bastian Melcher gerade 20 Jahre alt war, veränderte sich sein ganzes Leben. Er war Mitglied einer Freikirche, hatte viele Jahre ein sehr frommes Leben geführt. Doch dann zog er einen Schlussstrich – und stieg aus der Kirche aus. Weil mir immer gesagt wurde, Gott könne das ändern, hat sich ein gewaltiger Druck aufgebaut. Bastian Melcher Denn Bastian Melcher war nicht nur sehr gläubig, sondern auch homosexuell. Ein Tabu in seiner Gemeinde. "Weil mir immer gesagt wurde, Gott könne das ändern, hat sich ein gewaltiger Druck aufgebaut. Ich habe mich selbst gehasst und bin an mir verzweifelt", sagt er heute

Auch er berichtete vom Druck „Weil mir immer gesagt wurde, Gott könne das ändern, hat sich ein gewaltiger Druck aufgebaut“. [9]

Dieser Druck wird auch durch ein überdimensionales und einflussnehmendes Netzwerk, das kaum zu durchschauen ist, erzeugt. Um dieses Netzwerk geht es im nächsten Abschnitt von Lektion 3.

Teil 5