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Aussenansicht!!!
Lasst „uns“ erneut über Worship, also Lobpreisung, sprechen. In diesem Zusammenhang verweise ich auf
Es ist nämlich so, dass vom 4.-7. August 2022 auf dem Flugplatz Allstedt das alljährliche Freakstock Jesus Festival stattfinden wird. [1]
Der Flugplatz Allstedt ist ein deutscher Sonderladeplatz bei Allstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt. Das Gelände selbst „bietet … genug Platz für Veranstaltungen jeglicher Größenordnung“. [2]
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass von 8 angekündigten Bands 3 aus den USA stammen: Preson Phillips, Eric Clayton and the nine (ex Saviour machine) und Sally Grayson.
Zusätzlich sind noch 8 Lobpreisbands angekündigt.
Darunter z.B. einszwofünf, die sich so in Szene setzen und d. eine*n oder anderen Betrachter*in an eine Punk-Band erinnern könnte.
Schon wegen der leeren Bierflaschen am Boden oder wegen des Symbols im Hintergrund. Denn wer sich nicht auskennt oder nicht genau hinschaut, könnte annehmen ein anarchistisches Symbol zu erblicken.
Doch weit gefehlt. Denn dieses A, das sich nicht in einem geschlossenen Kreis befindet, ist das Symbol der Jesus Freaks, (in ein Omega gestelltes Alpha)
deren Zweck die Evangelisation ist und deren Wurzeln zurückgehen auf die Jesus-People-Bewegung der 1960er und 1970er Jahre und der Missionsbewegung Steiger aus den 1980er Jahren. [3] Hier war MISSIONIERUNG der Antrieb schlechthin.
Interessant ist auch, dass im laufenden Text zum Festival gegendert wird. An einer Stelle mit einem *. Das ist neu.
Denn wenn christliche Fundis oder Evangelikale überhaupt gendern, dann mit einem Doppelpunkt, um so deutlich zu machen, dass nur Männer und Frauen gemeint sind, um so „Binarität zu symbolisieren, um Zweigeschlechtlichkeit zu manifestieren“. [4]
Es ist aber auch gut möglich, dass die Beschreibung zur Sterni-Bar-Bühne einfach übernommen wurde.
Doch wie auch immer, die Optik spricht Bände, denn sie spricht an. Es wird mit „Nachhaltigkeit“ geworben: Fair – Bio – vegan, regionale Unternehmen statt Großkonzerne, Soziale Gerechtigkeit/Wirtschaftszeug.
Auch hier wird gegendert, allerdings mit dem Binnen-I (Beispiel: MitarbeiterInnen). So werden definitiv nur Frauen und Männer angesprochen und so ist es auch zu verstehen.
Abgesehen von den Auftritten der Bands und 3 DJ’s wird es Hauptseminare geben, „kein Parallelprogramm. Es soll eine Zeit von gemeinsamen Hören, Beten, Tanzen, Singen sein – letztendlich ein Gottesdienst in groß und laut, trotzdem aber persönlich und herausfordernd.“ [7]
Zusätzlich sind ca. 50 Workshops angekündigt. Darunter z.B. „Das Evangelium des Tisches“, „Gewaltfrei gegen Besatzer? Ziviler Widerstand bei Jesus und heute“ oder z.B. „The Good Shepherd Leadership“ (English) mit Tommy Phillips.
Tommy Phillips bzw. Thomas Preson „Tommy“ Phillips (*1980) ist ein „US-amerikanischer christlicher Musiker und Pastor der Watermark Church in Seminole Heights“ [8] (zum Bild 1 gehört noch die Überschrift: „Bring your tattoos to church“)
und er wird mindestens 2 Workshops leiten. Nämlich auch: Imago Dei – Made in God`s Image (English).“
Als Workshop wird noch eine „Godly Play Darbietung für Erwachsene (ab 15 Jahre)“ „Gott hören“ angeboten. Der „Godly Play“-Stil wurde in der amerikanischen Quäker Bewegung entwickelt. [11]
„Godly Play“ bedeutet „Gott spielend und hörend, feiernd und gestaltend, staunend und redend zu begegnen“ [12] und ist „ein Konzept spiritueller und religiöser Bildung“ und „verbindet Impulse aus der Montessori-Pädagogik mit Inhalten des christlichen Glaubens“. [13]
Auf was ich hinauswill ist folgendes. Das Freakstock-Festival ist ein Event der Jesus-Freaks. Sie sind die Veranstalter*innen.
Etwa 2.000 Mitglieder/Mitstreiter*innen gehören laut Wikipedia der Bewegung bzw. dem Verein an, der auf der Idee beruht einen Ort zu haben, wo „Freaks, Punks, Hippies und Szeneleute sich wohl fühlen“. [14]
Es ist also eine relativ kleine Bewegung und trotzdem gibt es hier z.B. auch Merchandising.
Ein Beispiel:
So sieht das Liederbuch der Jesus-Freaks aus: „Follow the Liederbuch“.
Das hat zumindest bei der Verfasserin dieses Thread zu Assoziationen geführt und führte diese zum Versandhandel Impericon, der im „Wesentlichen … Kleidung, Tonträger und Konzertkarten von Gruppen aus der Hardcore-Punk und Metalcore-Szene sowie Streetwear“ anbietet. [15]
Hier gibt es z.B. diesen Hoodie.
Auch die Assoziation mit „Follow Your Leader“ wäre denkbar.
Ich meine diesen Abschnitt des Covers
und hier der Vergleich.
Auf 4 Bühnen gibt es beim Festival christlichen Rock/Pop/Country oder andere Musikrichtungen aus unterschiedlichen Ländern darunter den USA, Kroatien und Deutschland.
Für jeden musikalischen Geschmack dürfte also etwas dabei sein und wer mag kann auf dem Gelände campen mit Zelt, Wohnmobil, Campingbus oder „sonstige Schlafunterkünfte auf Rädern“ [16] wie es die Jesus Freaks formuliert haben.
Und darum wirkt das ganze Spektakel irgendwie wie eine Art „christliches Wacken“. Zum Vergleich zwei Fotos. Auf dem ersten ist das Freakstock Jesus Festival zu sehen und auf dem anderen ein Foto von Wacken.
Wie schon gesagt, es ist ein ausgefeiltes Konzept, das vielleicht zu Missionierungen, Erweckungen oder Bekehrungen führen kann oder auch nicht.
Etwas wird es aber bei den Teilnehmer*innen bewirken und hinterlassen und das dürften angenehme Gefühle sein. Wie mensch sich auf oder nach einem Konzert eben so fühlt.
Dass dieses Event vom christlichen Missionierungsgedanken durchdrungen ist, wird nicht erkannt.
Der Sänger mit Tattoo, also Tommy Phillips, wird dann nicht mehr als Pastor gesehen, sondern als Bro.
Das nachfolgende Foto stammt von einem Shooting in Dresden. Der Fotograf schrieb einige Sätze über den Musiker und Ausnahmekünstler, erwähnte aber mit keinem Wort, dass der Musiker zugleich auch Leitender Pastor und Ältester einer Kirche ist, zu der auch ein Missionswerk gehört. [18]
Zitat:
Es war mir eine Ehre, Porträts von Preson machen zu können. Wir haben uns vor 5 Jahren über einen anderen Musiker kennengelernt und damals war ich Schlafzeuger auf seiner Tour. Er ist ein Ausnahmekünstler aus Tampa/Florida, macht leidenschaftlichen Americano/Indiefolk. Jetzt kam er wieder auf Tour, hat zwei Tage bei uns in Dresden verbracht und ich nutzte die Gelegenheit für ein Shooting.
Wer sich mit den Jesus Freaks näher befasst, findet zum Beispiel Bilder wie dieses.
Auch Simeon Wetzel, der junge Mann (männlich gelesene Mensch) auf dem Bild, engagiert sich bei den Jesus Freaks in Dresden und hat auch schon für freakstock viel Zeit investiert, [20] schreibt er selbst auf seiner Webseite.
Er ist mittlerweile freiberuflicher Mediengestalter und hat Life Capture für die Erstellung von Videodokumentationen, Flyer und Broschüren … gegründet als „Zweig von Jugend mit einer Mission Hernhut“ (JMEM Deutschland – Gott kennen und ihn bekannt machen).
Zu seinen Projekten gehören ein Podcast, bibelcartoon und JesusComic.
Auf was ich abschließend hinaus will. Ganz gleich wonach was oder wer ausschaut, es läuft auf die Missionierung hinaus.
Denn sie bleiben nicht unter sich, sondern wollen allen von Gott erzählen und ihre vermeintliche „Erleuchtung“ verkünden.
So sieht’s nämlich aus.
#Alerta!
#EvangelikaleSindGefährlich
#FundisZurHölleJagen
Nachträgliche Ergänzung vom 19.08.2022
Jesus Freaks Wedel gehören zu den ideellen Unterstützer*innen des Marsch für das Leben, organisiert vom Bundesverband Lebensrecht (BVL). [1] Sie unterstützen damit eine Anti-Choice-Organisation.
Innenansichten eines ehem. Jesusfreaks
(ca von 19XX – also beinahe von Anfang, an bis ca 20XX):
die Sache mit den Symbolen und den Ähnlichkeiten ist keine wirkliche Entdeckung. Das war seit der informellen Gründung in einem Hamburger Wohnzimmer von Anfang an beabsichtigt und auch offen kommuniziert, dass mit diesen Symbolen gespielt wird. Es war aus der Szene für die Szene.
(Einschub: Genauso wurden auch umgekehrt christliche Rituale hergenommen und von den Menschen, die da zusammengekommen sind, an die eigene Lebenswirklichkeit angepasst.
Da gab z.B. Experimente mit Abendmahl mit Chips und Dosenbier (aus der Anfangsphase), was die traditionelle Christenwelt ziemlich angepisst hat.
Das war nicht irgendwie gemacht, sondern kam aus den Bedürfnissen der Leute, die Inhalte für sich erlebbar und erfahrbar zu machen.
Hintergrundgedanke war, so wie Jesus beim Abendmahl das genommen hat, was gerade da war. Und das ist in so einer Punker-WG halt eher Bier und Chips statt Wein und Backoblaten.)
Nach und nach kamen dann Menschen aus anderen Szenen und Richtungen dazu und brachten ihre entsprechenden Symbole mit. Da ist überhaupt nichts Subversives dran, das war genau so gewollt und wurde sehr laut auch gesagt.
Auch das „ausgefeilte Konzept“ ist etwas, das über 30 Jahre gewachsen ist. Das erste Freakstock war ein Kennlern-und Vernetzungstreffen, mit einer Band, die da am Abend gespielt hat.
Heute ist es ein relativ kleines Festival.
In den 90ern und den ersten 2000er Jahren ist es dagegen jedes Jahr größer geworden bis es die 10tausender Marke gesprengt hat.
Es kamen sehr viele junge Menschen, teils auf der Suche, aber auch extrem viele aus anderen Gemeinden, die von dem Happening-Charakter angezogen waren.
Was war nicht geplant, niemand hat sie eingeladen und genau genommen wurde das auch von uns sehr kritisch gesehen. Es ging nie darum, möglichst viele zu werden, sondern für uns einen Ort zu schaffen, wo wir unseren Glauben entsprechend unserer Art leben konnten, was in traditionellen Gemeinden halt nicht ging, weil wir nicht so sein durften, wie wir waren (Piercings, Tattoos, Musik z.B. waren ein Riesenthema)
Da es bei den Jesusfreaks von Anfang an keine Leitung oder Hierarchien oder vorgegebenen Lehrmeinungen gab, entwickelten sich mit dem zunehmendem Wachstum Strukturen und Regeln, wenn Dinge nicht funktioniert haben, die sich dann auch -eben weil es niemanden gab, der die Richtung vorgibt – gegenseitig widersprochen haben.
Es wurden Dinge ausprobiert, Dinge gemacht, auch solche, die nicht cool waren, es wurde gestritten, probiert und versucht und aneinandergekracht.
Jesusfreaks sind/waren ein extrem bunt gemischter Haufen Leute mit ebenso verschiedenen Meinungen zu allen möglichen Themen. Die eine Haltung und Lehrmeinung gab es nicht. Da kamen dann halt auch diverse Seltsamkeiten (teils auch wirklich sehr schräge Sachen, die in der Bewegung hart kritisiert und diskutiert wurden) mit rein. Das ist wohl der Preis für den nicht-hierarchischen antiautoritären Anspruch, den die Bewegung hat.
Hinter dem Ganzen steht kein designtes Konzept, sondern es ist eins aus dem anderen gewachsen.
Wenn was nicht funktioniert hat (z.B. Organisatorisches), wurden Lösungen überlegt, die wiederum zu neuen Problemen und daraus wieder neuen Lösungen usw, bis es super unübersichtlich und verwurschtelt wurde.
Nach diesem 10tausender-Festival kam die Erkenntnis, dass es so nicht weiterlaufen kann und es wurde die Reißleine gezogen. Das folgende FS war dann wieder ein reines von und für Jesusfreaks, um sich Luft zur Neubesinnung zu verschaffen (was uns von Teilen der Kids aus anderen Gemeinden dann echt übel genommen wurde)
Es folgte ein jahrelanger Prozess der Neustrukturierung. Dies war sehr mühsam und langwierig, da eben der Anspruch war, zu konsensbasierten Ergebnissen zu kommen.
Ich selbst bin seit ca. XX Jahren nicht mehr involviert (was aber keine Abkehr war, sondern es hatte div. andere Gründe, weshalb der Kontakt eingeschlafen ist).
Worauf ich hinaus will ist, dass es so nicht zutrifft, dass hinter all dem ein durchdesigntes Konzept steht, dass sich irgendwelche Seelenfänger am Schreibtisch ausgedacht haben.
Das Ganze ist ziemlich organisch gewachsen.
Auch der Punkt, dass Absichten verschleiert werden, ist so nicht richtig. Im Gegenteil, an der message, dass es auf dem Freakstock von Anfang bis Ende um Jesus geht, daran kommst du dort gar nicht vorbei.
Das liegt völlig offen. Wer hingeht, geht genau deshalb. Und entweder Leute nehmen was für sich mit, oder eben nicht und bleiben beim Bier auf dem Zeltplatz.
Das Motto war halt immer laut, schrill und bunt, vor allem in der Anfangszeit. Geboren aus einer Begeisterung für Jesus und Nicht-Klarkommen mit den etablierten Gemeinden und Kirchen. Und es war am Anfang halt eine Bewegung aus sehr jungen Menschen, mit allem was an Übertreibungen und übers Ziel hinaus schießen so dazugehört.
Gerade das FS ist ja nicht so, dass eins da unbedarft reinstolpert. Wer da hingeht, weiß wo sie*er ist.
Auch „Ausstiegsprobleme“, wie es in Gruppen mit Sektencharakter häufig ist, habe ich nie erlebt. Wer nicht mehr dabei sein wollte, ist halt gegangen, Freundschaften blieben wenn gewünscht erhalten.
Die einzelnen Gruppen in den Städten haben sich in ganz verschiedene Richtungen entwickelt. Einige sind heute kaum von traditionellen Baptistengemeinden zu unterscheiden, andere immer noch im AJZ-Stil. Es stimmt schon, es gab viele Gruppen, die sich von Ausrichtung und Stil nach und nach den etablierten Gemeinden angepasst haben (teilweise auch mit unguten Querverbindungen zu US-rechts-konservativen Gemeinden und welche, die, wie du erwähnt hattest, mit Steiger und US-Orgas zusammenarbeiten. Das betrifft aber jeweils die jeweilige lokale Gruppe und nicht die Bewegung an sich. Dies wird dann auch in Teilen aufs FS reingetragen.
Wie es heute konkret aussieht, dazu kann ich allerdings nicht viel sagen.