Im März 2023 berichtete das Magazin Mannschaft von einem erneuten Angriff auf ein LGBTIQ-Jugendzentrum in Chur. Seit Jahresbeginn habe der Verein sozialwerk.LGBT+ vier Anzeigen wegen Hatecrime gegen Mitarbeitende oder den Verein erstattet.
Angriffe auf trans Personen, insbesondere trans Frauen, auf Homosexuelle, auf queere und/oder nonbinäre Menschen oder auch Dragqueens z.B. geschehen nie in einem Vakuum. Vielmehr sind sie das Ergebnis von Worten, von Hetze und Permanenz.
Am Beispiel von Chur (Schweiz) dem Erzbistum soll dies erläutert werden. Bis 2019 war nämlich Vitus Huonder Bischof von Chur und er hat mindestens bereits die Vorarbeit zu derartigen Über- und Angriffen in Chur geleistet und über die Grenzen hinweg.
Seit er emeritiert ist lebt er bei den Piusbrüdern im Knabeninstitut Sancta Maria in Wangs SG. [1]
Kath.ch schrieb über Huonder: er „bleibt für das Bistum Chur eine Hypothek“. [2] Huonder ist nämlich in der Vergangenheit durch homosexuellenfeindliche Äußerungen aufgefallen. Er hatte sich z.B. auf Levitikus (Altes Testament) bezogen. Hier werden sexuelle Handlungen zwischen Menschen gleichen Geschlechts als „Gräueltaten“ bezeichnet, „die mit dem Tod bestraft werden“.
Die Levitikus-Rolle wird von einigen evangelischen Bibelübersetzungen als das dritte Buch Mose bezeichnet. Dieses dritte Buch der Thora (der Pentateuch) hat sich über einen längeren Zeitraum entwickelt und hat seine heutige Form zwischen 538 – 332 vor unserer Zeitrechnung entwickelt. [3]
Im August 2018 berichte domradio.de Huonder habe sich für seine Äußerungen entschuldigt und doch stimmt das nicht so ganz. Denn er verteidigte seine Äußerungen im Kontext. [4]
An der Veranstaltung 2010 „Familie ist Zukunft! Gegen Werteverfall und Genderwahn“ nahmen neben Huonder und Stückelberger noch Beate Schmid, Gabriele Kuby vom Forum deutscher Katholiken teil und Christa Meves mit einem eigenen Beitrag im Blog.
Ein weiteres Beispiel: 2015 unterzeichnete Huonder die christlich fundamentale Salzburger Erklärung, die auch von Bischof Heinz Josef Algermissen vom Forum deutscher Katholiken erstunterzeichnet worden war. Der Fuldaer Bischof Algermissen schrieb in der Vergangenheit eine Grußbotschaft für Demo für Alle, die Anti-Genderismus und LGBTIQ-feindlichkeit verbreiten und das die Basis ihres Aktivismus ist.
Die Salzburger Erklärung wurde auch von Andreas Laun, Gregor Maria Hanke, Jürgen Liminski vom Opus Dei, Gabriele Kuby, Hatune Dogan, Joachim Cochlovius, Edith Düsing, Hubert Gindert … als Erstunterzeichner*innen unterstützt.
Sie alle sind in der Vergangenheit entweder durch homosexuellenfeindliche/queerfeindliche Äußerungen aufgefallen, durch rechte Aktivitäten/Äußerungen oder als Abtreibungsgegner*innen.
Bistumssprecher von Huonder war Giuseppe Gracia. Bekanntgeworden ist er u.a. als Referent für die rechten Frauen für Freiheit, als Erstunterzeichner des rechten Appells für freie Debattenräume, darüber hinaus war er Gastautor für idea (Sprachrohr der Evangelischen Allianz in Deutschland) und Referent des RPP-Instituts bzw. Institut „für Ressourcen in Psychiatrie und Psychotherapie“, mit Sitz in Graz. Mitgegründet wurde das RPP 2007 u.a. von Raphael Bonelli, dessen enge Kontakte zum Opus Dei und den Legionären Christi bekannt sind. [6]
Beim RPP trifft Guiseppe Gracia auf den österreichischen Diözesanbischof Klaus Küng, auf den Kardinal Kurt Koch, auf Sylvester Heeremann von den Legionäre Christi, Johannes Hartl vom Gebetshaus Augsburg, auf den Prior Pater Luc Emmerich CSJ, den katholischen Bischof Anthanasius Schneider ORC oder auch auf Birgit Kelle. [7]
2017 war die rechte Antifeministin und Abtreibungsgegnerin Birgit Kelle dem Bischof Huonder positiv aufgefallen. So erhielt sie das Privileg zum Tag der Menschenrechte 2017 das Bischofswort für Vitus Huonder schreiben zu dürfen.
Der Text wurde am 10. Dezember 2017 verlesen und er trug den Titel: „Gender Mainstreaming: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“. Huonder, der von Birgit Kelle beeindruckt war, schrieb dazu ein Vorwort und zitierte Papst Franziskus: „Eine weitere Herausforderung ergibt sich aus verschiedenen Formen einer Ideologie, die gemeinhin ‚Gender‘ genannt wird und die den Unterschied und die natürliche Aufeinander-Verwiesenheit von Mann und Frau leugnet.“ [8]
Das Tagblatt kommentierte Kelle in diesem Zusammenhang als „Bischof Huonders Provokateurin“, die scharf schieße gegen Abtreibung, Kinderkrippen, Patchwork- und Regenbogenfamilien und weiter: „Bischof Huonder äusserte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu Kelles Worten zum Tag der Menschenrechte. Im seinem Vorwort dazu lobt er sie aber. Er hoffe, so Huonder, dass Kelles Stellungnahme der Abwehr einer grossen Gefahr für die Menschheit diene. Die Worte der Ehefrau und Mutter hätten ihn berührt.“ [9]
Doch Huonder hatte schon einmal den Tag der Menschenrechte als Plattform für Anti-Genderismus genutzt. Das war 2013. Sein Text wendete sich damals gegen die Gleichstellung Homosexueller und trug den Titel: „Gender – Die tiefe Unwahrheit einer Theorie“. [10]
Angriffe dieser Art geschehen nicht in einem Vakuum. Die Stiftung Zukunft CH – Mit Werten Wert schaffen, „eine Stiftung, die sich für die Respektierung der Menschenrechte (1948), zukunftstragende Werte, eine Aufwertung der Familie und gegen die schleichende Einführung der Scharia einsetzt“ [11] veröffentlicht im Magazin 1/2023 ein Interview mit Guiseppe Gracia, dem ehemaligen Bistumssprecher von Huonder, zum Thema Familie „Die Heimat für die Seele“. [12]
Gracia hat in der Vergangenheit bereits für die islamfeindliche und rassistische Plattform Achse des Guten publiziert [13] und für Audiatur Online. Gleichzeitig ist er Stiftungsrat der Audiatur-Stiftung und Buchautor.
2022 erschien im Fontis Verlag sein Buch „Die Utopia-Methode – Der neue Kulturkampf gegen Freiheit und Christentum“. In diesem Buch wird deutlich, dass der ehemalige Bistumssprecher Gracia Klimaschutz, Gender, Antisexismus und Antirassismus als „Kulturkampf“ erachtet.
Ein Kulturkampf, der die Denk- und Handlungsspielräume des „einzelnen Bürgers entsprechend einzuhegen“ versucht.
Nachdem er sein Amt 2021 als Bistumssprecher aufgegeben hat, ist Gracia seit Mai 2021 monatlicher Feuilleton-Autor für die Neue Zürcher Zeitung und lebt in St. Gallen. [15]
In einem Kommentar am 07.03.2023 schrieb er u.a. folgendes: „So entsteht aus Antirassismus und Antifaschismus die neue Erbsündenlehre für Weisse, die büssen müssen für die Sünden der Welt. Auch hier herrscht der geistige Tunnelblick einer ideologisch geprägten Realitätsferne.“ [16]
Gracia hat auch einen Twitter-Account und folgt mit diesem u.a. Anna Schneider, Anabel Schunke, Birgit Kelle, Jan Fleischhauer, Ulf Poschardt, Ahmad Mansour, Tichys Einblick, Julian Reichelt, Matthias Matussek, Donald Trump und Norbert Bolz, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die aufgeführten Personen sind bereits einschlägig aufgefallen, auch durch Anti-Genderismus zum Beispiel.
Das Regenbogenportal schrieb zum Thema Anti-Genderismus: „Das Recht auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung und die Anerkennung von LSBTIQ wird dadurch auf eine Weise in Frage gestellt, die mit einer pluralen und offenen Gesellschaft nicht vereinbar ist.“
Hier ein Auszug als Screenshot.
Doch eine Gruppe hatte das Regenbogenportal vergessen. Das sind TERFs (Trans-Exclusionary Radical Feminism). Auch sie kennen nur zwei Geschlechter, auch sie sind davon überzeugt, dass nur ein Mann und eine Frau ein Kind zeugen können und dass eine Frau Mutter ist, die ein Kind geboren hat.
Wie Sie sehen, geschehen queerfeindliche Angriffe oder Angriffe auf trans Frauen z.B. niemals in einem Vakuum. Sie sind das Ergebnis von Worten, von Hetze und von Permanenz. Ganz gleich ob im schweizerischen Chur oder in Berlin an der Humboldt-Universität. Sie sind das Ergebnis von Abhandlungen in Blogs, Zeitungsartikeln, Posts in den sozialen Medien oder Publikationen in Form von Büchern.
Und wie zu sehen ist, hört es bei Anti-Genderismus und Queerfeindlichkeit nicht auf. Das beweist der ehemalige Bistumssprecher Guiseppe Gracia mit seinem neuesten Buch: „Schwarzer Winter“.
In seiner Buchbesprechung schreibt Gracia über sein Buch folgendes: „Eine ökomarxistische Terrororganisation, die gegen den Kapitalismus und die Umweltzerstörung kämpft steht dabei im Zentrum. Julia, eine intelligente ehemalige Journalistin ist Teil der Terrorgruppe. Immer stärker wird ihr Fanatismus. Bei der Geschichte geht es aber nicht nur um die linksextreme Terrorgruppe, die wie einst die RAF in Europa ihren Schrecken verbreitet, sondern auch um die Frage der Liebe. Hat die Liebe im ideologischen Extremismus überhaupt Platz? Das Buch ist extrem scharfsinnig und packend.“ [18]
#TransRightsAreHumanRights #Queerfeminismus #FundisZurHölleJagen und TERFs gleich mit!