Infos zur Frankfurter Buchmesse (Teil 3 + 4)

Frankfurter Buchmesse 2021
Teil 1: Jungeuropa Verlag und Oikos Verlag
Teil 2: Susanne Dagen und das Buchhaus Loschwitz

Teil 3

Bisher ergab ein Blick ins Ausstellerverzeichnis die Verlage Jungeuropa und Oikos und die Buchhaus Edition Loschwitz als Aussteller*innen. Zusätzlich wird in Halle 3.1./C135 der „neu“ rechte österreichische Karolinger Verlag anzutreffen sein.

Screenshot vom Angebot des Karolinger Verlags unter „Varietates“. Im Sortiment ist Armon Mohler, Martin Mosebach, Wilhelm Schwöbel, Curt Hohoff, Ernst Jünger/Antonio Gnoli/Franco Volpi.

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Spätestens seit dem Zwischentag ist auch dieser einschlägig bekannt oder sollte es zumindest sein. Mehr dazu hier 

Ergibt 4!

Als digitaler Aussteller wird der extrem rechte und antisemitische Ahriman Verlag teilnehmen und damit ist indirekt auch der Bund gegen Anpassung mit dabei. Der Ahriman Verlag ist übrigens Mitglied im Börsenverein des deutschen Buchhandels. [2]

Screenshot aus 2018 der belegt, dass der Ahriman-Verlag GmbH zu dieser Zeit Vollmitglied im Börsenverein des deutschen Buchhandels gewesen ist.

[3]

Ergänzende Infos hier

Insgesamt sind es jetzt 5 neofaschistische/“neu“rechte oder extrem Verlage, die an der Frankfurter Buchmesse teilnehmen werden, um hier ihre reudige Propaganda zu verbreiten und das unter den Augen von vielen Menschen, die sich offensichtlich nicht oder nur eingeschränkt dafür interessieren.

Mit dabei auch die DVCK (Deutsche Vereinigung für eine christliche Kultur) und zwar in Halle 3.1 Stand A52.

Screenshot von der Startseite des DVCK e.V., der 1983 gegründet wurde und die angeblich aus ehrenamtlichen Mitarbeitenden besteht, die zusammen mit etwa 50.000 Teilnehmer*innen in Deutschland für die Wiederherstellung der christlichen Zivilisation kämpfen.

[4]

Zu dieser Vereinigung gehören die Aktion Kinder in Gefahr (KiG) und der Blog Kultur und Medien Online, das Mitteilungsblatt der KiG, sowie SOS Leben, eine Anti-Choice-Organisation mit Benno Hofschulte aus Frankfurt/M. als Vorsitzendem.

Fast im Minutentakt, so kommt es vor, werden auf der Webseite der Aktionen Kampagnen zur Rettung der Zygote, dem Embryo oder dem Fötus eingestellt, sogar ein Aufruf für einen Gedenktag für „Ungeborene“ existiert mit bisher 13.928 Unterzeichner*innen. [5] Zusätzlich gefolgt von der Werbung für die Teilnahme am 1000 Kreuze-Marsch in Münster am 23.10.2021.

Auf der Webseite der Aktion Kinder in Gefahr sieht es ähnlich aus, [6] allerdings kommt auf dieser noch eine ausgeprägte LGBTQI-feindlichkeit hinzu. Denn hier hat sich Mathias von Gersdorff, der Leiter der KiG, auf alles was mit „Gendern“ zu tun

als Staatsdoktrin“, als „Europäische Gender-Union“ oder „Kein Gendern an Hessens Schulen!“, „keine Gender-Schule in Deutschland“ regelrecht „spezialisiert“ und im Blog sieht es noch schlimmer aus.

Anti-Rassismus verkommt hier zu „grotesken Forderungen“, Pornographie soll verboten werden, Instagramm und soziale Medien werden hier zu einer suchtmachenden Gefahr für Kinder und Jugendliche und die übermäßige Smartphone Nutzung mache Kinder angeblich „stumm und dick“.

Dazwischen immer wieder Anfeindungen gegen LGBTQIs und gegen alles was mit Gender zu tun hat.

Konstante Debatten, d.h. die permanente Wiederholung von Hetze, unablässiges Sticheln, Stänkern und Ätzen und verbale Angriffe gegen Teile der Bevölkerung z.B. gegen queere oder trans Menschen, gegen FLINTA, gegen BIPoCs, gegen Linke, gegen Antifaschist*innen, Antirassist*innen … [beliebig erweiterbar] führen zur Ausgrenzung, zur Diskriminierung und früher oder später zu Gewalt und da spielt es keine Rolle ob dies unter dem Deckmantel von „christlicher Kultur“ erfolgt oder nicht.

Das Ergebnis ist dasselbe.

Damit sind „wir“ schon bei 6 menschenverachtenden Verlagen/Vereinigungen angekommen, die mit einer Selbstverständlichkeit auf der Frankfurter Buchmesse agieren können.

Damit trägt die Organisatorin der Buchmesse eine Verantwortung, der sie sich nicht stellt und nicht stellen will. Warum auch, es gibt ja kein ausreichendes Gegengewicht und kritische Stimmen sind zu leise, zu vereinzelt.
Teil 4

Bisher ergab ein Blick ins Ausstellerverzeichnis folgende Verlage: Jungeuropa, Oikos (Die Kehre), Edition Buchhaus Loschwitz, Ahriman, Karolinger und die DVCK (Deutsche Vereinigung für eine christliche Kultur e.V.), also bisher 6.

Zu diesen 6 Verlagen kommen natürlich noch christliche Fundis, Evangelikale, anthroposophische Verlage/Orgas … hinzu, d.h. bei den 6 bleibt es nicht.

In Halle 3.1/A24 wird idea (Informationsdienst der evangelischen Allianz) das Sprachrohr der EAD (Evangelische Allianz Deutschland) anzutreffen sein. Bei idea handelt es sich um einen evangelikalen „Nachrichtendienst“, auf deren Webseite immer wieder LGBTQI-feindlichkeit, antimuslimischer Rassismus und Hetze gegen alles was mit Gender zu tun hat zu finden ist. Infos über idea stehen hier zur Verfügung

In Halle 3.1/C64 wird die Edition Ruprecht, der hauseigene Verlag von SELK (Selbständig Evangelische Lutherische Kirche) anzutreffen sein. Informationen über die reaktionären christlichen Fundis stehen hier zur Verfügung .

Aus den Reihen der Evangelikalen, die zum Netzwerk der EAD gehören, wird in Halle 3.1/A34 noch die SCM Verlagsgruppe GmbH anzutreffen sein.

Träger der Verlagsgruppe bestehend aus SCM Bundesverlag, SCM Hänssler, SCM R. Brockhaus, GerthMedien und adeo, ist die Stiftung Christliche Medien, die von Friedhelm Loh (mehr dazu hier) gegründet wurde.

Ein weiterer Verlag von christlichen Fundis ist der Gabal Verlag, der in diesem Jahr als digitaler Aussteller teilnehmen wird. Er gehört auch zu den regelmäßigen Teilnehmenden am evangelikalen Kongress christlicher Führungskräfte (KcF).

Zu den Verlagspartner*innen gehören u.a. der KcF … und Willow Creek Leitungskongress 2020. [1] Willow Creek ist übrigens ein sog. „Werk“ der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD).

Jetzt sind es bereits 10 Verlage/Organisationen, die in ihrem Kern menschenverachtend/autoritär sind.

Diejenigen, die die EAD nicht kennen und deshalb nicht nachvollziehen können warum sie hier als menschenverachtend/autoritär bezeichnet wird, können sich hier mit einer 10teiligen Reihe auseinandersetzen.

Hinzu kommen noch die anthroposophischen Verlage/Orgas. Gezählt wurden bisher 6: Bund der freien Waldorfschulen (3.1/E97), die Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen (3.1/E97), der Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus GmbH (3.1/E93), Verlag Urachhaus (3.1/E85), der Königsdorfer Verlag (3.1/E85) und der Wunderlich Verlag (3.1/D91) angekündigt unter Rowohlt Verlag GmbH Wunderlich Verlag.

Wer sich jetzt fragt warum auch die anthroposophischen Verlage/Orgas aufgeführt sind, denen sei der Anthroposophie Blog empfohlen, um sich dort ausführlicher zu informieren.

Denn darauf näher einzugehen, würde den Rahmen dieses Threads, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, bei weitem sprengen.

Ich halte fest, bisher sind es schon 16.

Allerdings bin ich noch nicht fertig. Mit dabei in diesem Jahr ist auch der Europa Verlag Zürich AG (3.1/D107). Das besondere an diesem Verlag ist die Tatsache, dass dieser „both sides“ bedient, d.h. hier gibt es Publikationen, die von Rechte für Rechte geschrieben und veröffentlicht wurden und es gibt Publikationen, die über Rechte informieren und/oder sich dagegen aussprechen.

Hier ist zum Beispiel das Buch von Aiko Kempen „Auf dem rechten Weg?“ erschienen oder z.B. auch „Gesicht Zeigen! Mein Kampf gegen Rechts“, gleichzeitig wurden vom Verlag auch Publikationen von David Engels, neofaschistischer Historiker, Joachim Starbatty, Ingrid Freimuth oder Raymond Unger veröffentlicht.

Unger beschäftigte sich genau wie Gabriele Baring, einer weiteren Autorin im Europa-Verlag, mit dem „transgenerationalen Trauma“, dem „Nachkriegstrauma“ der deutschen Bevölkerung, die den 2. WK und den Nationalsozialismus erst möglich gemacht haben.

Mehr dazu hier

Im Oktober 2021 erscheint im Europa Verlag auch „Die verlorene Generation – Gespräche mit den letzten Kindersoldaten des Zweiten Weltkriegs“ von Dr. phil. Christian Hardinghaus.

Abbildung zeigt das Cover des Buches mit einem weinenden Kindersoldaten

Er hat sich schon häufiger mit dem 2. WK befasst. Sein Buch „Die verdammte Generation – Gespräche mit den letzten Soldaten des zweiten Weltkriegs

Anmerkung: Dies ist ein Screenshot vom Kopp Verlag, um zu zeigen wie dieser Hardinghaus vom Europa Verlag in Szene setzte

Neben dem Buchcover sind Soldaten zu sehen, oben drüber steht 13 zeitzeugen der bedeutendsten Schlachten des Zweiten Weltkrieges bitten letztmalig darum, gehört zu werden. Darunter steht „Sie öffnen sich und sprechen schonungslos ehrlich über alles, was sie erlebten. Hören wir ihnen zu, anstatt sie zu verdammen“. Darunter ist ein eisernes Kreuz abgebildet.

kam bei dem extrem rechten Ehrenpräsident des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus so gut an, dass dieser eine Rezension für Tichys Einblick verfasste. In dieser schrieb Kraus vom „dreifachen Verdienst des jungen Historikers Christian Hardinghaus“.

Textauszug: „Das dreifach Verdienst des jungen Historikers Christian Hardinghaus Das Verdienst des jungen Historikers Christian Hardinghaus und seines Buches ist ein dreifaches: Erstens stellt er klar und belegt dies, dass die Wehrmacht nach ihrem Selbstverständnis kaum politisch war bzw. dass sich die soldaten dem Land und nicht dem NS-Verbrechersystem verpflichtet fühlten. Wehrmachtssoldaten war es während ihrer Dienstzeit auch nicht umsonst verboten, Mitglied der NSDAP zu sein. Von daher übrigens immer wieder kritische Äußerungen Hitlers über die Wehrmacht und ihre General!“

[2]

Allerdings war dies nicht die einzige Auseinandersetzung von Josef Kraus mit Hardinghaus. [3]

Christian Hardinghaus, der „Sachbuchautor, der Romancier und Kolumnist aus Osnabrück“ fiel übrigens in der Vergangenheit durchaus schon sehr negativ auf. Denn er gehörte zu den Erstunterzeichner*innen des Aufrufs „Rettet die deutsche Sprache vor dem Duden“, initiiert vom pegidahaften Verein Deutsche Sprache.

Bei diesem Aufruf handelte es sich um eine Kampagne des VDS gegen gegenderte Sprache. Hier war Hardinghaus dann unter seinesgleichen. Gemeinsam mit Josef Kraus, mit Roland Tichy und Wolfgang Thierse, gemeinsam mit Uwe Tellkamp, Philip Plickert, Anna Dobler und z.B. auch Walter Krämer, [4] dem Statistikprofessor mit dem Hitler-Zitat im Schaukasten.

Über den Verlag und dessen Veröffentlichungen/Publikationen, die Rechte glücklich machen, gäbe es noch viel zu sagen.

Doch der Verlag selbst ist nur ein Symbol für die vielen Verlage, die sowohl rechtes Gedankengut veröffentlichen und im selben Moment auch Bücher, die Dagegenhalten.

Ich halte fest, jetzt sind es 17, allerdings 17 plus.
Plus wurde in diesem Jahr nicht näher dokumentiert.

Für Interessierte steht im Archiv eine Dokumentation zur Frankfurter Buchmesse aus dem Jahr 2019 zur Verfügung, um sich einen Überblick verschaffen zu können wer Vor-Corona an der Buchmesse teilgenommen hat.