Susanne Schröter und ihr Antisemitismusbegriff

Idea (Informationsdienst der evangelischen Allianz und evangelikal) berichtete am 16.12.2023 unter der Rubrik „Politik“ folgendes: „Antisemitismus: Islamverbände sind ein „Teil des Problems““ und zitierte die Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam Susanne Schröter,

Screenshot von idea mit einem Foto von Susanne Schrörter und der Schlagzeile: „Antisemitismus: Islamverbände sind „ein Teil des Problems“

die gleichzeitig auch Mitstreiterin des rechten und rassistischen Netzwerks Wissenschaftsfreiheit und Mitinitiatorin der rechtskonservativen Denkfabrik R21 ist. Der Jüdischen Allgemeinen hatte sie in einem Interview erklärt, „Diese Verbände hingen finanziell „am Tropf von Staaten wie der Türkei oder dem Iran“ und stünden ideologisch oftmals der Muslimbruderschaft nahe.“
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Idea nutzte dazu die Zwischenüberschrift: „Die Feindschaft gegen Israel schweißt Linke und Islamisten zusammen“. Der Antisemitismus fungiere als Kit, so Susanne Schröter.

Richtig ist: DITIB (Moscheeverband der Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion) [1] ist personell, strukturell und finanziell abhängig vom türkischen Staat, so Eren Güvercin. [2]

Richtig ist auch: es gab und es gibt linke Demonstrationen/Zusammenschlüsse mit Organisationen, Einzelpersonen und/oder Parolen, die das Existenzrecht Israels in Frage stellen.

Allerdings suggeriert der Artikel Antisemitismus sei ein „linkes“ und ein „zugewandertes Problem“ und das stimmt nicht. Ganz und gar nicht!!!

Der Artikel basiert nicht nur auf Un- und Halbwahrheiten, sondern er kann sich darüber hinaus auch mit einer Wissenschaftlerin brüsten, die dafür eine vermeintlich wissenschaftliche Begründung liefert.

Eine vermeintlich wissenschaftliche Begründung für antimuslimischen Rassismus, der dahinter steckt, und eine Ablehnung von allem was Links und emanzipatorisch ist.

Prof. Susanne Schröter nimmt in diesem Zusammenhang eine wichtige Funktion oder Rolle ein. Das macht sie und ihresgleichen umso gefährlicher.

Denn Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem in Deutschland, das jeden gesellschaftlichen Bereich und Aspekt durchzieht. Das erwähnt Susanne Schröter jedoch nicht. Sie zeigt nur mit dem Finger auf Muslime und deren Verbände und ihre Aussagen kommen an, bei Evangelikalen, bei Rechten, bei Rassist*innen und bei Ignorant*innen, die sich weiß gewaschen fühlen können und entlastet davon bei sich selbst zu beginnen oder vor der eigenen Haustüre zu kehren. Entlastet genauer hinzuschauen und sich damit auseinander zu setzen wer was sagt und vor allen Dingen mit welcher Absicht.

Ich möchte in diesem Zusammenhang an eine Äußerung von Dieter Schönecker, der genau wie Susanne Schröter, zum rechten und rassistischen Netzwerk Wissenschaftsfreiheit gehört, erinnern. Zitat:

„Niemand darf verbindlich festlegen, was Begriffe wie „Antisemitismus“ oder eben auch „Rassismus“ aus der Sicht der Wissenschaft bedeuten. In gewisser Hinsicht tun dies nicht einmal die Wissenschaften selbst, da der Erkenntnisprozess immer offen ist.“

[3]

Screenshot von folgendem Text: „Wer, wie die Hochschulrektorenkonferenz, auf den vielleicht gut motivierten, aber durchaus dummen Gedanken kommt, eine ganz bestimmte Definition von „Antisemitismus“ an deutschen Universitäten „etabliert“ sehen zu wollen, schränkt die Freiheit ebenfalls ein. In England war diese Strategie übrigens schon erfolgreich. Niemand darf verbindlich festlegen, was Begriffe wie „Antisemitismus“ oder eben auch „Rassismus“ aus der Sicht der Wissenschaft bedeuten. In gewisser Hinsicht tun dies nicht einmal die Wissenschaften selbst, da der Erkenntnisprozess immer offen ist. Das zweite Argument gegen die These, die Wissenschaftsfreiheit in Deutschland sei in Gefahr, besteht darin, dass man eine solche angebliche Gefahr mit Kritik und Widerspruch verwechsle. Kritik und Widerspruch seien eben auszuhalten. Aber wer hätte das denn je bestritten? Kritik ist eine Sache, Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit eine andere. Eine Vorlesung zu sprengen, ist kein legitimer Widerspruch, ebenso nicht, die Zensur eines erfolgreich begutachteten Artikels zu verlangen.“ Verfasst von Schönecker.

Der, der das gesagt bzw. in Deutschlandfunkkultur im März 2021 veröffentlich hat, nämlich Prof. Dr. Schönecker, forscht und lehrt an der Universität Siegen. Wenn also ein Mann der Wissenschaft, ein Hochschulprofessor, behauptet eine verbindliche Definition von Antisemitismus oder Rassismus sei für den Erkenntnisgewinn schädlich und „niemand dürfe verbindlich festlegen“, dann ist das ein gelungener Schachzug für Rassist*innen, Antisemit*innen und Rechte/extreme Rechte. Denn wenn es keine verbindliche Definition gäbe, was nicht stimmt, würden Menschen sprachlos gemacht, für das was sie hören, sehen und erleben gäbe es keine Begrifflichkeit. Was nicht stimmt.

Schauen „wir“ kurz zur Denkfabrik R21, deren Mitinitiatorin Susanne Schröter ist. Der Suchbegriff „Antisemitismus“ auf der Webseite der „Denk“fabrik führt zu Ahmad Mansour, zu Islamismus oder auch der Ausblendungder kritischen Auseinandersetzung mit Gewalt von Muslimen gegen den Staat und gegen jüdisches Leben“.
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Auch hier dreht sich fast alles um den Islam als Quelle von Antisemitismus. Wer sich den Beirat der Denkfabrik anschaut, entdeckt fünf „Wissenschaftler*innen“, die forschen und/oder lehren und sich mit akademischen Graden schmücken können. Das kommt an, in weiten Teilen der Bevölkerung.

Am 15.12.2023 erschien ein sehr kluger Text über „Machtmissbrauch an der deutschen Universität, der Aufstieg der neuen Rechten. Was Baberowski nicht geschafft hat …“ vom verstorbenen Jan Plamper. Er hat es besser formuliert als ich es je könnte und deshalb möchte ich diesen Thread mit diesem Link und einer damit verbundenen Leseempfehlung zum Ende kommen: https://www.merkur-zeitschrift.de/2023/12/15/machtmissbrauch-an-der-deutschen-universitaet-der-aufstieg-der-neuen-rechten-was-baberowski-nicht-geschafft-hat/

Denn was Susanne Schröter, Dieter Schönecker oder auch das gesamte Netzwerk Wissenschaftsfreiheit, dem Jörg Baberowski ebenfalls angehört, tun ist nichts anderes als Machtmissbrauch, um Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus, LGBTIQ-feindlichkeit … gesellschaftlich zu zementieren.

Damit gewährleisten sie den Höhenflug von „neuen“ Rechten und alten Nazis. #Alerta