Dieser Beitrag steht mit allen Grafiken und Screenshots im Archiv zur Verfügung
Datum: 16.07.2020
Teil 1 über Wolfgang Ockenfels
Teil 2: Wer sich mit rechten Netzwerken befasst, landet früher oder später beim „Institut“ für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V. (IfGW), einem klerikalfaschistischen Think Tank, mit Sitz in Bonn in der Form eines Vereins,
der von sich behauptet: „Das Institut ist dem gelebten Christentum in ökumenischer Gesinnung verpflichtet und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke.“ [1]
[1]
Gegründet wurde das IfGW 1951 von von dem Dominikaner Eberhard Welty, der gemeinsam mit Laurentius Siemer bereits 1946 die Zeitschrift „Die Neue Ordnung“ gegründet hatte. [2]
Die Neue Ordnung wird vom IfGW herausgegeben. Verantwortlicher Redaktionsleiter ist Wolfgang Ockenfels (CDU, Kuratoriumsmitglied der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung …), der seit 2007 auch Leiter des IfGW ist.
Weiterführende Informationen zur Person von Wolfgang Ockenfels stehen in Teil 1 dieses Threads zur Verfügung.
Der Veranstaltungskalender des IfGW wurde mittlerweile von der Webseite entfernt, die ursprünglich einmal so aussah und einen Einblick in die Vernetzungen des Vereins bot.
Im Archiv steht der Veranstaltungskalender allerdings noch zur Verfügung: https://web.archive.org/web/20180828212927/http://institut-walberberg.de/index.php?cID=10
So führte die IfGW gemeinsame Soiréen mit der Initiative Pontifex durch, die bis Juni 2013 Generation Benedikt hieß und dem christlichen Fundamentalismus zuzuordnen ist.
Gemeinsame sog. Akademien wurden in Kooperation mit der f1rstlife Stiftung durchgeführt, die enge Verbindungen zu Opus Dei unterhält. [3]
Zu den Referent:innen des „Instituts“ gehören u.a. die Antifeministin und Abtreibungsgegnerin Birgit Kelle, Vera Lengsfeld, Werner J. Patzelt (WerteUnion, CDU), Wolfgang Bosbach (CDU), Philip Plickert (FAZ), Alexander Kissler (cicero), Raphael Bonelli (Opus Dei),
Peter Hoeres, Rainer Wendt (Vorsitzender der DPolG), die MdBs Carsten Linnemann (CDU), Klaus Peter Willsch (CDU), Frank Schäffler (FDP) … [4]
Einen besseren Einblick bietet allerdings das Publikationsorgan des Vereins: „Die Neue Ordnung“, sowie das Autorenregister, das bis ins Jahr 1946 zurückreicht.
Mit 4 Beiträgen zwischen 1960 und 1980 ist der Nazi Willi Geiger unter den Autor*innen zu finden. [5]
W. Geiger erwirkte als NS-Staatsanwalt am Sondergericht Bamberg mehrere Todesurteile. In seiner Promotionsschrift 1941 hatte er die Möglichkeit gelobt,
sich jüdischer Journalisten mittels eines Berufsverbots zu entledigen. Dies war aber kein Hindernis für seine Beförderung ins Justizministerium und für seine Berufung ans Bundesverfassungsgericht (1951). [6]
W. Geiger, der zu den „furchtbaren Juristen“ gezählt werden kann, gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Juristen-Vereinigung Lebensrecht e.V. (JVL).
Weitere Autoren für „Die Neue Ordnung“ waren [7] Carl Schmitt, d. zu den intellektuellen Wegbereitern des Faschismus gezählt wird; Alfred Schickel, Gründer d. geschichtsrevisionistischen Vereins Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt,
oder der Philosoph und Schriftsteller Gerd-Klaus Kaltenbrunner, ein Vertreter der „neuen“ Rechten, den Nils Wegner in seinem neuesten Text für „Neue Ordnung“ (Hrsg. vom extrem rechten Ares Verlag) als „Hüter der Ursprünge“ bezeichnet.
Zu den aktuellen Autoren von „Die Neue Ordnung“ gehören noch der neofaschistische Althistoriker David Engels, [8] Henry Krause (Mitarbeiter der sächsischen Staatskanzlei), [9] Klaus-Rüdiger Mai (Referent und Autor für die Konrad-Adenauer-Stiftung), [10]
der Abtreibungsgegner Manfred Spieker, [11] Philip Plickert (FAZ), [12] der Hufeisenkönig Eckhard Jesse, [13] der extrem rechte Ehrenpräsident des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus, [14]
Felix Dirsch, [15] der nicht nur für die Sezession publiziert oder als Referent für das Institut für Staatspolitik (IfS) fungierte, sondern auch für TUMULT schreibt.
2019 forderte die Arbeitsgemeinschaft Christliche Sozialethik in einer öffentlichen Stellungnahme auf Publikationen in „Die Neue Ordnung“ zukünftig zu verzichten, [16] da diese in ein „populistisches und extrem rechtes Fahrwasser“ geführt worden sei.
Die gesamte Erklärung steht hier als Screenshots zur Verfügung.
Die Reaktion kam prombt. „Über 60 Autoren, Wissenschaftler, Publizisten, Freunde der katholischen Zeitschrift (…)“ [17] formulierten eine empörte Antwort, die die Tagespost veröffentlichte. [18]
Verfasst wurde der Artikel in der Tagespost von Lothar Roos, vom Forum Deutscher Katholiken, dem auch Wolfgang Ockenfels angehört, und Stephan Raabe, der schon für die nationalrevolutionäre NPD-nahe Zeitschrift MUT publiziert hatte
und der mittlerweile Landesbeauftragter für Brandenburg und Leiter des Politischen Bildungsforums Brandenburg der Konrad-Adenauer-Stiftung ist.
Rabe und Roos forderten einen „substanziellen Dialog“ mit den extremen Rechten, den Fundamentalisten, den Klerikalfaschisten „statt Stigmatisierung und Ausgrenzung“. [19]
[20]
Zu den Unterzeichner:innen der öffentlichen und empörten Antwort gehörten u.a. Norbert Geis (CSU), Klaus Kelle (CDU), Josef Kraus, Henry Krause, Jürgen Liminski (Opus Dei), Mechthild Löhr (CDU, Bundesvorsitzender der Christdemokraten für das Leben),
der weißglühende Frauenhasser und Abtreibungsgegner und Mitinitiator der Aktion Linkstrend stoppen Martin Lohmann, Klaus-Rüdiger Mai, Werner J. Patzelt, Philip Plickert, Stephan Raabe (CDU), Karl-Heinz B. van Lier (Christdemokraten für das Leben (CDL))… .
Die Neue Ordnung“ für die seit ihrer Gründung Nazis, also die Originale, und „neue“ Rechte und Klerikalfaschisten Artikel verfasst hatten, erhielt weitere Unterstützung, nämlich von der Tagespost, die die empörte Reaktion der Unterzeichnenden,
unter denen viele ehemalige oder aktuelle Lehrstuhlinhaber waren, komplett abdruckte und zu einer Stellungnahme des Deutschen Hochschulverbands (DHV) verlinkte.
Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hatte sich in einer Resolution vom 09.04.2019 gegen „Denk- und Sprechverbote an Universitäten“ ausgesprochen und dabei den rechten Kampfbegriff der „politischen Korrektheit“ bzw. „political correctness“ in den Mittelpunkt gestellt.
Als Screenshot ein kleiner Auszug (Quelle: https://www.hochschulverband.de/uploads/media/Resolution_Verteidigung_der_Debattenkultur-final.pdf)
[21]
Und der Erkenntnisgewinn aus diesem Thread und den Vernetzungen des „Instituts“ für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V. ist der,
dass selbst Klerikalfaschisten, die nichts Gutes im Sinn haben, aber hervorragend vernetzt sind, hierzulande tatkräftig Unterstützung erhalten, statt sie ins Aus zu verbannen.
Denn dort gehören sie hin. Alle.
Quellenangaben:
[1] http://institut-walberberg.de/index.php?cID=8
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_Welty
[3] https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-145638282.html
[4] https://web.archive.org/web/20180828212927/http://institut-walberberg.de/index.php?cID=10
[5] http://web.tuomi-media.de/dno2/Dateien/RegAlph.pdf?navid=156
[6] https://www.klartext-anwalt.de/2016/11/die-perfide-kommunikation-der-juristischen-lebensschuetzer-und-abtreibungsgegner/
[7] http://web.tuomi-media.de/dno2/Dateien/RegAlph.pdf?navid=156
[8] http://web.tuomi-media.de/dno2/Dateien/NO220-4.pdf
[9] http://web.tuomi-media.de/dno2/Dateien/NO120-7.pdf
[10] http://www.die-neue-ordnung.de/ Ausgabe Nr. 3/2020 Juni
[11] http://www.die-neue-ordnung.de/ Ausgabe Nr. 1/2019 Februar
[12] http://www.die-neue-ordnung.de/ Ausgabe Nr. 2/2019 April
[13] http://www.die-neue-ordnung.de/ Ausgabe Nr. 5/2019 Oktober
[14] http://www.die-neue-ordnung.de/ Ausgabe Nr. 5/2019 Oktober
[15] http://www.die-neue-ordnung.de/ Ausgabe Nr. 3/2020 Juni
[16] http://www.christliche-sozialethik.de/wp-content/uploads/2019/03/Ag-CSE_Die-Neue-Ordnung_Erklaerung_Pressetext.pdf
[17] https://www.deutschlandfunk.de/debatte-um-christliches-magazin-neue-ordnung-rechte-ordnung.886.de.html?dram:article_id=444627
18] https://www.die-tagespost.de/gesellschaft/feuilleton/Substanzieller-Dialog-statt-Stigmatisierung-und-Ausgrenzung;art310,198850
[19] https://www.die-tagespost.de/gesellschaft/feuilleton/Substanzieller-Dialog-statt-Stigmatisierung-und-Ausgrenzung;art310,198850
[20] https://www.die-tagespost.de/gesellschaft/feuilleton/Substanzieller-Dialog-statt-Stigmatisierung-und-Ausgrenzung;art310,198850
[21] https://www.die-tagespost.de/gesellschaft/feuilleton/Substanzieller-Dialog-statt-Stigmatisierung-und-Ausgrenzung;art310,198850