Dieser Beitrag steht mit allen Screenshots und Grafiken im Archiv zur Verfügung
In diesem Beitrag geht es um den Sammelband „Ohne Familie ist kein Staat zu machen“. Es wird sehr komplex und umfangreich.
Die CDU kommt vor, ein Kanzlerkandidat und Vernetzungen, die u.a. zum Opus Dei führen, und und und. Soviel zur Einstimmung.
2018 erschien im Herder Verlag besagter Sammelband unter Beteiligung von 42 Mitautor*innen. Das Buch wurde im Übrigen innerhalb Deutschlands 135-mal verkauft.
In gewisser Hinsicht entwickelte sich das Buch zum Flop, hat aber doch eine üble Mischung von Autor*innen zusammengeführt und hätte schon deshalb ernst genommen werden müssen.
Der Sammelband erfolgte mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), wie nachfolgender Screenshot belegt.
Der Herausgeber Karl-Heinz B. van Lier war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Rheinland-Pfalz und Leiter des politischen Bildungsforums Rheinland-Pfalz;
er gehörte und gehört zum erweiterten Vorstand von iDAF (Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie) und war und ist Geschäftsführer der Stiftung für Familienwerte.
Unter seiner Leitung führte die KAS Rheinland-Pfalz einige Veranstaltungen in Kooperation mit iDAF durch.
Auch hier, also bei iDAF, wieder Vernetzungen soweit das Auge reicht und das nicht nur durch den Vorstand oder den Geschäftsführer Jürgen Liminski vom Opus Dei, sondern auch durch den Kreis der Freunde und Unterstützer*innen, darunter u.a. Peter Hahne, Wolfgang Ockenfels, Hans-Werner Sinn.
Zum Stiftungsrat der Stiftung für Familienwerte gehörte zu dieser Zeit, also nachweislich bis zum 29.03.2020, Nathanael Liminski als stellvertr. Vorsitzender.
Er ist Leiter der Staatskanzlei NRW und die rechte Hand von Armin Laschet, der ebenfalls an diesem Buch als Mitautor beteiligt gewesen ist.
Unter Stiftungsorgane der Stiftung für Familienwerte ist auch Hedwig von Beverfoerde (Demo für Alle, Einer von Uns …) aufgeführt und Josef Kraus, extrem rechts und zu dieser Zeit Präsident des Deutschen Lehrerverbands (DL).
Josef Kraus gehört übrigens auch zu den Mitautor*innen dieses Sammelbandes.
Die Stiftung für Familienwerte ist Bündnispartner*in von Demo für Alle und damit lassen sich von der Stiftung für Familienwerte ausgehend nicht nur Verbindungen in die Staatskanzlei NRW feststellen, sondern gleichzeitig auch Verbindungen aufzeigen, die zum europaweiten LGBTQI-feindlichen und misogynen Netzwerk Agenda für Europa führen und zu CitizenGo.
https://taz.de/Europas-Antifeministisches-Netzwerk/!5498934/ und https://www.derstandard.at/story/2000128817724/neue-wikileaks-dokumente-ueber-netzwerk-fundamentaler-christen-mit-rechten-parteien
Anmerkung: Die Roten Pfeile in der nachfolgenden Grafik sollen die beiden Netzwerke Agenda für Europa und CitizenGo optisch sichtbar machen. Denn von ihnen führen weitere Verbindungen zu anderen Organisationen und Einzelpersonen.
Das gilt übrigens auch für alle anderen Organisationen und Einzelpersonen, würde aber die Grafik, die die Informationen aus dem Thread enthält, unleserlich machen. Die Grafik erhebt, genau wie der Thread, keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Ich komme nun zu den Mitautor*innen. Hier ein Überblick über alle Beteiligten. Immerhin waren es 42 Personen plus Karl-Heinz B. van Lier.
Was sich an dieser Stelle bereits erkennen lässt, ist die Kombi aus christlich Fundamentalen (inkl. Evangelikalen und orthodoxen), Abtreibungsgegner*innen, KAS, Vertreter*innen des Kapitals, aus der Mitte™ und vom Bund Katholischer Unternehmer.
Was sie alle eint, ist mindestens eine „konservative“, also protofaschistische, Haltung, die fließend in’s rechte Spektrum führt, wie am Beispiel von Josef Kraus zu sehen ist.
Gleichzeitig auch mit dabei sind Journalist*innen, Landtags- und Bundestagsabgeordnete der CDU/CSU oder (ehemalige) Minister/Ministerpräsidenten. Mindestens 10.
Sie können hier nachgelesen werden.
Alleine die Tatsache, dass Bundestagsabgeordnete, Ministerpräsidenten, darunter der Kanzlerkandidat Armin Laschet ein Netzwerk unterstützten, das bis zu Agenda für Europa reicht – einem antifeministischen LGBTQI-feindlichen europaweitem Netzwerk,
das Scheidungen, die Antibabypille und Schwangerschaftsabbrüche verbieten und einen sog. „Sodomieparagraphen“ einführen lassen will, um homosexuelle und damit auch bisexuelle Menschen zu kriminalisieren – hat bis heute kaum irgendwen interessiert.
Dass Bundestagsabgeordnete und Ministerpräsidenten, darunter der Kanzlerkandidat Armin Laschet, an einem Buch als Mitautor*innen beteiligt gewesen sind, das die „Unwerte“ dieses Netzwerks inhaltlich weiterträgt, hat bis heute auch kaum irgendwen interessiert.
Dass der Begriff „Familie“ in diesen Kreisen ein Codewort ist für eine Familie, die ausschließlich aus Vater, Mutter und Kindern besteht, von denen alle cisgeschlechtlich und heterosexuell sein müssen, mit miteinander verheirateten Eltern, und Familie mit einer „konservativen“ Ideologie besetzt ist, und dadurch andere Formen von Familien ausgeschlossen und unsichtbar gemacht werden, wie z.B. Regenbogenfamilien, hat sich auch noch nicht herumgesprochen.
Dass ganz selbstverständlich unter den Mitautor*innen auch Personen sind (Manfred Spieker, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Josef Kraus und Mechthild Löhr), die Kontakte zum Opus Dei unterhalten, juckt offensichtlich auch keine*n.
Dass einige Mitautor*innen dieses Buches auch als Mitautor*innen im Sammelband von Carsten Linnemann (Mitautor im genannten Buch)/Winfried Bausback (Hrsg.), der den Titel trug „Der politische Islam gehört nicht zu Deutschland“, zu finden sind (Marwan Abou Taam, Düzen Tekka) und sich hier eine Front gebildet hatte, die sich gegen den Islam im Allgemeinen richtete ausgehend von zwei Politikern der CDU/CSU und damit zur Weiterverbreitung und Festigung von antimuslimischem Rassismus beigetragen hat, interessiert auch kaum wen.
Gut angekommen ist bisher Sylvia Pantel’s angeblicher Widerstand gegen ein Verbot von Sexarbeit.
Das kam an und auch in ihrem Blog waren bisher Texte wie „Der Schutz der Prostituierten hat oberste Priorität“ [3] oder „Ein Sexkaufverbot hilft weder bei der Kriminalitätsbekämpfung, noch verbessert es die Situation von Prostituierten.“ [4] zu lesen.
Kaum wer schaute tiefer und schaute nach mit wem sich die Sprecherin des „konservativen“ Berliner Kreis und Mitglied im Bund katholischer Unternehmer sonst noch so verbündet hatte oder zusammenarbeitete.
Dieselbe Politikerin, die sich an diesem Buch beteiligt hatte und Sexarbeit verteidigt(e), gehört nämlich der Frauen Union an (Kreisverbandsvorsitzende der FU Düsseldorf und Beisitzerin des Bundesverbands), der nunmehr ein komplettes Verbot von Sexarbeit anstrebt und damit auch Pantel.
Frauen-Union – CDU-Frauen fordern Verbot von Prostitution (deutschlandfunk.de)
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, eine weitere Mitautorin, ist eine Größe bei Evangelikalen und LGBTQI-feindlichen Organisationen/Einzelpersonen. Ihre „Prinzipien der Sexualpädagogik“ haben zu einem Studiengang geführt.
Die Initiative Christliche Familie und die Phil.-theol. Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz bieten mittlerweile den Studiengang: Leib- Bindung – Identität. Entwicklungssensible Sexualpädagogik an. [5]
Obwohl es zum Buch „Ohne Familie ist kein Staat zu machen“ noch vieles zu sagen gäbe, vor allen Dingen inhaltlich, muss der Thread jetzt hier ein Ende finden.
Doch wenn es etwas gibt, dass dieses Buch auf die Schnelle lehren kann, dann dass der Angriff auf die Demokratie, auf die Grundrechte, auf Diversität, auf Emanzipation und auf die sozialen Errungenschaften aus der Mitte der Gesellschaft erfolgt, also aus ihren Strukturen selbst heraus.
Und dieser Sammelband und die Vernetzungen, die dahinter stehen und auch zu Universitäten führen, weil einige Mitautor*innen Lehrstühle an Unis/Hochschulen haben oder hatten, haben ihren Beitrag dazu geleistet und tun es immer noch.