Es ist mal wieder so weit für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“.
Ein Beitrag mit Hintergrundinformationen über die evangelikale Organisation, die dahinter steckt.
Bei „Weihnachten im Schuhkarton“ handelt es sich eigentlich um eine sehr liebenswerte Aktion, eigentlich. Doch dazu komme ich noch. Zunächst einmal einige Zahlen. 2022 wurden weltweit 10.559.907 Schuhkartons gepackt. [2] Diese Schuhkartons wurden an „Kinder in Not“ verschenkt.
International wurde die Aktion unter dem Namen „Operation Christmas Child“ bekannt und seit 1993 wurden weltweit bereits über „200 Millionen Kinder in über 150 Ländern“ beschenkt. [3]
Eigentlich eine liebenswerte Aktion, doch der dahinterliegende Gedanke ist es weniger. Denn die weltweite Geschenkaktion will Kinder in Not gleichzeitig mit der „Liebe Gottes“ „berühren“. [4]
Für „Weihnachten im Schuhkarton“ ist die Organisation Samaritan’s Purse International verantwortlich mit Franklin Graham, dem evangelikalen LGBTIQ-feindlichen Hetzprediger, als Präsident und CEO, der gleichzeitig seit 2001 ebenfalls „Präsident und CEO der Billy Graham Evangelistic Association, die Evangelisationsveranstaltungen im internationalen Raum durchführt“ ist.
Die Aktion und die verantwortliche Organisation ist darum eng mit der Billy Graham Evangelistic Association verbunden und das bedeutet, „Weihnachten im Schuhkarton“ ist ein evangelikales Projekt basierend auf dem Gedanken der Missionierung getarnt als fürsorgliche Nächstenliebe, die „im Auftrag von Jesus Christus, ganz praktisch rund um den Globus“ auf diese Weise Gottes Liebe greifbar machen will, [5] so O-Ton.
Ich höre schon die beschwichtigenden Stimmen. Ich sei zu kritisch und müsse den mitfühlenden Charakter von den Absichten trennen, also von den Absichten so viele Kinder wie möglich mittels mitfühlender Gesten und Geschenken zu missionieren oder zumindest für die christliche Religion empfänglicher zu machen. Doch das ist unmöglich.
Die Organisation Samaritan’s Purse ist zum einen der evangelikalen Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) angeschlossen und arbeitet deshalb auf der Glaubensbasis der EAD. [6] Mehr dazu hier und hier.
Zum anderen ist sie eng mit dem Gründer Billy Graham und seinem Sohn Franklin Graham verbunden. Franklin Graham als Trump-Unterstützer betete bei dessen Amtseinführung als 45. US-Präsident.
Im Wahlkampf hatte er sich, laut jesus.ch nicht eindeutig zu Trumps Wahlkampf geäußert, nach dessen Wahl war er gemeinsam mit ihm aufgetreten. [7]
2018 behauptete Franklin Graham Donald Trump sei ein „veränderter Mensch“, der den christlichen Glauben verteidige. In den 16 Monaten seines Einzugs ins weiße Haus im Januar 2017 habe dieser einen Wandel durchlaufen. [10]
Franklin Graham ist aber auch bekannt geworden, weil er den „Pride Month“ mit Hetze und Hass kommentierte: „Ein ganzer Monat wird genutzt, um einen Lebensstil zu feiern, den Gott als Sünde definiert. Das ist so, als ob man einen Monat dazu nutzt, um Lüge, Ehebruch oder Mord (das schließt Abtreibung ein) zu feiern. Oder etwas anderes, von dem Gott sagt, dass es eine Sünde ist“ und „Gott hasst Pride“. [11]
Graham hasst jedoch nicht nur homosexuelle Menschen, sondern auch trans Personen und Queerness im Allgemeinen. So veröffentlichte die Billy Graham Evangelistic Association (BGEA), die einen Text veröffentlichte mit der Überschrift „Reagieren Sie auf die LGBTQ+-Menschen in ihrem Leben: 5 biblische Wahrheiten“. [12]
In der hauseigenen Zeitschrift Decision – The Evangelical Voice for today findet sich folgende Passage: „Aber die Heilige Schrift widerlegt eindeutig jede Theorie, dass Geschlecht nur eine soziale Konstruktion sei oder dass es den Menschen freistehe, Geschlecht auf eine andere Art und Weise zu definieren, als Gott bei der Schöpfung Mann und Frau definiert habe.“ (in deutscher Übersetzung) [13]
2,9 Millionen Follower*innen folgen Franklin Graham bei X, der Mike Pompeo, March for Life, Mark Robinson, der sich selbst als Ehemann, Vater, Großvater und amerikanischen Patrioten bezeichnet, Ted Cruz, Tucker Carlson und Donald Trump folgt, um nur einige Beispiele zu geben.
Franklin Graham gehört darum zu den „Religiösen Rechten“, der eine Organisation leitet, die Gutes für Kinder tut, aber nicht gepaart mit guten Absichten, sondern mit Intentionen, die Annika Brockschmidt in ihrem Buch „Amerikas Gotteskrieger“ folgendermaßen beschrieb: [14]
Amerikas Gotteskrieger
Wie die Religiöse Rechte die Demokratie gefährdet
Sie lehnen alles Staatliche ab, propagieren „White-Supremacy“, kämpfen gegen Abtreibung, befürworten erzkonservative Geschlechterrollen und wähnen sich im Krieg gegen satanische Mächte: die Religiöse Rechte in den USA. Seit Jahrzehnten baut diese Bewegung ihre landesweite Infrastruktur aus Organisationen und Medienimperien immer weiter auf, unter der Regierung Trump konnten zahlreiche ihrer Vertreter Posten im Weißen Haus und in den Gerichten besetzen.
Annika Brockschmidt geht der Geschichte der heutigen Religiösen Rechten in den USA von den 1960er Jahren bis heute nach und entfaltet das Spektrum einer vielschichtigen Gruppierung, die mittlerweile über Sieg und Niederlage bei Präsidentschaftswahlen entscheiden kann – und den Ton in einer der beiden großen Parteien des Landes angibt. Sie deckt ihre politische Agenda auf und zeigt, wie Geschichtsrevisionismus, Nationalismus, Autoritarismus, Verschwörungsdenken, Apokalypse-Sehnsucht und Rassismus die Religiöse Rechte von Beginn an geprägt haben. Ihre Vertreter sind heute längst im Zentrum der Macht angekommen. Trumps Niederlage war nicht das Ende der Religiösen Rechten in den USA – genauso wenig, wie seine Präsidentschaft ihr Beginn war.
Wer also „Weihnachten im Schuhkarton“ unterstützt, unterstützt indirekt „Amerikas Gotteskrieger“ und damit auch das
Über den Sturm auf’s Kapitol in Washington 2021 schreibt Wikipedia folgendes: „Der in der US-Geschichte einzigartige Vorgang wird von Strafverfolgungsbehörden wie dem FBI als inländischer Terrorismus und von vielen politischen Beobachtern als Teil eines Putschversuchs von Trump gewertet.“ [16]
Wer also „Weihnachten im Schuhkarton“ unterstützt, unterstützt zwangsläufig Misogynie, Queerfeindlichkeit, weißen Patriotismus, Rassismus und letzten Endes auch Gewalt.
Denn der Kopf der Samaritan’s Purse, also Franklin Graham, ist nicht zu trennen von den Geschenken für die Kinder, die mich beim Schreiben dieses Threads immer mehr an das „trojanische Pferd“ erinnern.
#EvangelikaleSindGefährlich und sollten deshalb niemals, NIEMALS, unterstützt werden!!!!
Es gibt noch diese Info: „Bei der Übergabe der Geschenke an die Kinder, die man laut Eigenangaben mit „christlichen Institutionen verschiedener Konfessionen“ vor Ort organisiere, wird zusätzlich zum Schuhkarton ein „Heft mit Bibelgeschichten in der jeweiligen Landessprache“ angeboten.
Im Gegensatz dazu wird laut Samaritan’s Purse „Literatur jeglicher Art“ aus den Schuhkartons entfernt. Nicht erlaubt sind außerdem „Hexerei- und Zaubereiartikel“.“ [17]
#EvangelikaleSindGefährlich