Datum: 07.09.2020
In der Auseinandersetzung mit antifeministischen, misogynen und LGBTQI-feindlichen Vereinen/Organisationen/Blogs dürfen die Abtreibungsgegner:innen der Juristen-Vereinigung Lebensrecht (JVL) nicht fehlen.
Gegründet wurde die JVL 1984 von den „furchtbaren Juristen“: Willi Geiger, Günther Düring, Wolfgang Rüfner, Herbert Tröndle, Karl Lackner und Adolf Laufs.
Mehr dazu hier: https://www.klartext-anwalt.de/2016/11/die-perfide-kommunikation-der-juristischen-lebensschuetzer-und-abtreibungsgegner/
Die JVL, die Mitglied der Bundesvereinigung Lebensrecht (BVL) ist und deshalb zu den Organisator:innen des Marsch für das Leben gehört, [2] wurde vom Finanzamt Köln-Süd als gemeinnützig anerkannt. [3]
Im Vorstand der JVL sind 2 Professoren für Öffentliches Recht an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn (Christian Hillgruber, Klaus-Ferdinand Gärditz), 1 Richter am AG, Würzburg (Rainer Beckmann) und ein Anwalt aus Köln (Georg Dietlein). [4]
Die Schriftenreihe der JVL „Zeitschrift für Lebensrecht“ (ZfL) erscheint seit 1992 mit den Schwerpunkten: Abtreibung, Embryonenschutz, Sterbehilfe und „die mit diesen Themen zusammenhängenden Fragen der Biomedizin, des Haftungsrechts oder etwa der Rechtspolitik.“ [5]
Der Herausgeberbeirat der ZfL setzt sich aus 20 Personen zusammen, darunter 2 Frauen. [6]
Herausgeberbeirat
- Prof. Dr. med. Axel W. Bauer, Mannheim
- Richter am Amtsgericht Rainer Beckmann, Gemünden
- Prof. Dr. iur. Gunnar Duttge, Göttingen
- Prof. Dr. theol. Ulrich Eibach, Bonn
- Prof. Dr. iur. Klaus Ferdinand Gärditz, Bonn
- Prof. Dr. iur. Ansgar Hense, Bonn
- Prof. Dr. med. Christian Hepp, München
- Prof. Dr. iur. Christian Hillgruber, Bonn
- Prof. Dr. iur. Winfried Kluth, Halle
- Prof. Dr. iur. Winrich Langer, Gießen
- Prof. Dr. iur. Dr. h. c. Harro Otto, Bayreuth
- Prof. Dr. iur. Katharina Pabel, Linz
- Prälat Prof. Dr. theol. Anton Rauscher SJ, Augsburg
- Prof. Dr. iur. Wolfgang Rüfner, Köln Msgr.
- Prof. Dr. theol. habil. Peter Schallenberg, Paderborn
- Prof. Dr. med. Holm Schneider, Erlangen
- Prof. Dr. phil. Manfred Spieker, Osnabrück
- Prof. Dr. iur. Dr. h. c. Wolfgang Waldstein, Salzburg
- Dr. jur. A. Katarina Weilert, Heidelberg
- Prof. Dr. phil. Paul-Ludwig Weinacht, Würzburg
Interessant sind die Verbindungen des Herausgeberbeirats.
Ulrich Eibach gehört genau wie Manfred Spieker (vom Wissenschaftlichen Beirat des Lindenthal-Instituts, das zum Opus Dei gehört [7] , zum Redaktionsbeirat von Die Neue Ordnung und ist Bündnispartner von Demo für Alle …)
dem wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG) an.
Hierbei handelt es sich um ein „Studienzentrum“ der evangelikalen Offensive Junger Christen (OJC) e.V., die mit der EAD (Evangelische Allianz Deutschland) zusammenarbeitet bzw. zu den sog. „verbundenen Werken“ gehört. [8]
In den Publikationen des DIJG wird Gender als Ideologie definiert und abgelehnt, Homosexualität wird als Sünde und Störung dargestellt, die so laut Christl R. Vonholdt, von Männern und Frauen als unerwünscht erlebt wird.
Christl R. Vonholdt, regelmäßige Autorin für die Publikationen des DIJG, ist von Reorientierungstherapien und Reparativtherapien zur Behandlung von Homosexualität überzeugt.
Hier ein schlechter Screenshot von einem Text, der mittlerweile auf der Webseite nicht mehr zur Verfügung steht. Der archivierte Link kann diese Angaben allerdings bestätigen. http://www.dijg.de/homosexualitaet/reorientierungstherapien-erklaerung-begriffe/
Bei diesem Screenshot handelt es sich um einen Ausschnitt eines Interviews mit Christl R. Vonholdt.
Es liest sich alles so menschenverachtend kurzum widerlich, auch die transfeindlichen Beiträge. WTF!
Soviel zur Einordnung des DIJG, dem Manfred Spieker aus dem Herausgeberbeirat angehört.
Ulrich Eibach vom Herausgebeirat gehörte übrigens zu den Erstunterzeichner:innen der 2015 veröffentlichten christlich-fundamentalen Salzburger Erklärung.
Anton Rauscher SJ, Augsburg, vom Herausgeberbeirat, ist als Unterstützer der Publikation Die Neue Ordnung (Hrsg. Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V.) aufgefallen.
Eine Publikation vor der die Arbeitsgemeinschaft Christliche Sozialethik gewarnt hat. Es ist davon auszugehen, dass Peter Schallenberg, Paderborn, vom Herausgeberbeirat, sich nicht daran stört, denn auch er hat 2018 einen Artikel/Aufsatz für Die Neue Ordnung verfasst.
der 2017 Kuratoriumsmitglied von ProLife Deutschland gewesen ist. Die Webseite von ProLife Deutschland existiert nicht mehr und wird zum Verkauf angeboten. Aktualisierte Angaben sind darum nicht möglich.
Holm Schneider ist 1. Stellvertr. Vorsitzender der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) und fungierte als Referent für zahlreiche Veranstaltungen, z.B.
für die Bioethik Akademie, für eine Kooperationsveranstaltungsveranstaltung der Christdemokraten für das Leben (CDL) und kaleb, darüberhinaus ist Schneider auch Mitglied des rechten Forum(s) Deutscher Katholiken (FDK).
Schon jetzt lässt sich feststellen, dass die JVL sehr gut vernetzt ist. Einerseits als Verein und andererseits durch die unzähligen personellen Verbindungen.
Interessant ist auch Axel W. Bauer vom Herausgeberbeirat der ZfL. Von April 2008 bis April 2012 war er Mitglied des Deutschen Ethikrats. [11] 2020 wurde er von der AfD als Kandidat für den Deutschen Ethikrat vorgeschlagen, jedoch mehrheitlich abgelehnt. [12]
2014 hatte sich Bauer bereits als Interviewpartner für die AfD-nahe Freie Welt zur Verfügung gestellt. [13] Mit der neofaschistischen AfD hat er also kein Problem.
2017 veröffentlichte Axel W. Bauer gemeinsam mit den Abtreibungsgegnern Michael Kiworr und Paul Cullen einen Artikel für das Deutsche Ärzteblatt und im selben Jahr fungierte er als Referent für das Lindenthal-Institut, das zum Opus Dei gehört.
Er hat also auch kein Problem mit christlichem Fundamentalismus.
Wie engmaschig die JVL vernetzt ist, das zeigt sich bei der „Akademie Bioethik“, einer Kooperationsveranstaltung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), der Christdemokraten für das Leben (CDL), einer Anti-Choice-Organisation der Unionsparteien,
und der Jugend für das Leben (JfdL), der Jugendorganisation der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA), an der als Referenten immer wieder Mitglieder (inkl. Herausgeberbeirat) der JVL teilgenommen haben.
zu den Fundis der Generation Benedict (mittlerweile Initiative Pontifex), European Dignity Watch … führen.
2014 mit dabei aus den Reihen der JVL: Holm Schneider und Rainer Beckmann. [15]
2015 mit dabei aus den Reihen der JVL: Holm Schneider. [16]
2017 mit dabei aus den Reihen der JVL: Klaus Ferdinand Gärditz. [17] Hier trafen sie auf Michael Kiworr, Sandra Singer von ALfA und Harald Seubert,
der den „neuen“ Rechten zugeordnet werden kann ( bkramer.noblogs.org/harald-seubert/) und trotz Warnung für Die Neue Ordnung publiziert.
2018 mit dabei aus den Reihen der JVL: Axel W. Bauer und Rainer Beckmann. [18] Für das Programm 2018 wurde mit dem Zusatz: „Politische Bildung“ geworben.
2019 mit dabei aus den Reihen der JVL: Holm Schneider. [19]
Dabei richtet sich dieses einmal jährlich stattfindende Wochenendseminar an junge Menschen, um diesen
Zitat: „die Möglichkeit zu geben, sich in einem interdisziplinären Rahmen intensiv mit bioethischen Fragestellungen zu beschäftigen und dabei hochkarätige Referenten aus Wissenschaft und Politik kennenzulernen.“ [20]
WTF!
Bedeutsam im Hinblick auf die Vernetzungen der JVL erscheint hier die Tatsache, dass sich die Abtreibungsgegner:innen der JVL sowohl nach rechts verbinden mit christlichen Fundamentalist:innen kooperieren aber zugleich auch in der Mitte der Gesellschaft fest verankert sind.
So hielt Manfred Spieker vom Herausgeberrat 2004 einen Vortrag bei der Mitgliederversammlung der Christdemokraten für das Leben (CDL) und berichtete 2005 darüber in einem Artikel für die „neu“rechte Wochenzeitung Junge Freiheit (JF). [21]
Auch die Unterstützung von Demo für Alle führt nach rechtsaußen. Die Referententätigkeit für Opus Dei führt in das Spektrum christlichen Fundamentalismus.
Bis auf eine Ausnahme tragen alle Mitglieder des Herausgeberbeirats akademische Titel wie Prof. Dr. oder Dr.
Das verleiht ihren Aussagen einen wissenschaftlichen Hintergrund und lässt sie seriös erscheinen, macht sie dadurch umso gefährlicher, und gibt ihnen die Möglichkeit den Verlauf von öffentlichen Diskursen zu beeinflussen oder diesen sogar zu bestimmen.
Von den 20 Personen aus dem Herausgeberbeirat sind aktuell 12 an Universitäten tätig, d. h. sie forschen und sie lehren die nächste Generation, 6 sind bereits emeriert, 1 ist unbekannt und 1er arbeitet an einer Kinderklinik.
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die JVL von furchtbaren Juristen, also Nazis (das Original), gegründet wurde. Diese haben gleichzeitig in ihren beruflichen Tätigkeiten als Professoren weitere Generationen unterrichtet und geprägt.
Jetzt ist die Nachfolgegeneration am Ruder der JVL und tut genau dasselbe. Und vergessen wir nicht, dass der Paragraph 219a 1933 von den Nationalsozialisten eingeführt worden ist. [23]
Und so wie die „nationalsozialistische Gesetzgeber:in“, die „Deutungshoheit über den Wert des Lebens“ beanspruchen, tun das das auch die Abtreibungsgegner:innen der Juristen-Vereinigung Lebensrecht 87 Jahre später.
Wir sehen hier nicht nur den Prozess wie der Uterus aus völkischem Interesse vergesellschaftet worden ist, sondern auch Deutsche Kontituitäten, die nach wie vor bestehen.