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Am 10.01.2022 veröffentlichte die evangelikale Evangelische Allianz in Deutschland (EAD) einen Artikel mit der Überschrift: „Impfpflicht ist „wenig zielführend““. Der Text wurde hier archiviert.
Das hier ist der Text in Form von Screenshots.
Dieselbe christliche Organisation, die sich so vehement gegen eine Impfpflicht ausspricht und auf einmal vorgibt, ihr soziales Gewissen entdeckt zu haben, will ungewollt Schwangere dazu zwingen die Schwangerschaft auch gegen deren erklärten Willen fortzusetzen.
2019 warb die Evangelische Allianz Gießen, der elf Gemeinden, die August-Hermann-Franke-Schule, die Freie Theologische Hochschule Gießen, das Institut für Ethik und Werte … angehört, für das „Beratungs- und Hilfsangebot“ von Profemina und zwar großflächig auf Bussen im mittelhessischen Gießen.
Zum Netzwerk der EAD gehören auch Vereine der AntiChoice-Bewegung (Treffen christlicher Lebensrecht-Gruppen e.V. (TCLG), Die Birke e.V. – Weil es im Leben immer eine Lösung gibt …, der Bundesverband Lebensrecht (BVL), kaleb e.V.)
Ich erinnere nur an den Marsch für das Leben, der einmal jährlich in Berlin stattfindet und vom BVL, einem Dachverband der AntiChoice-Bewegung, organisiert wird.
2021 gehörte Helmut Matthies, Ex-Vorstandsvorsitzender von idea und mit der „neu“rechten Wochenzeitung Junge Freiheit schon seit Jahrzehnten eng verbunden, der zu den Unterzeichner*innen der rassistischen Erklärung 2018 gehört, zu den Redner*innen.
Der Theologe bezeichnete Abtreibungen als „schwerste Menschenrechtsverletzungen im letzten Vierteljahrhundert“ und das im Rahmen einer Demonstration, in denen die Teilnehmer*innen nicht vor der Relativierung des Holocaust zurückschreckten oder vor Vergleichen mit der NS-Zeit.
Beispielhaft hier das T-Shirt des Mannes in orange mit einem Nasen-Mundschutz direkt unter dem Kinn.
CN: Antisemitismus
Es wundert deshalb nicht, dass an sog. „Querdenken-Demonstrationen“ von Anfang an auch Evangelikale teilgenommen haben. An Demonstrationen mit antisemitischen Symbolen und Relativierung der Shoah.
Philipp Greifenstein beschrieb die Stellungnahme der EAD in seiner ausführlichen Analyse in Die Eule als Brückenschlag, um die radikalisierten Impfgegner*innen zu erreichen [5] und bezog sich dabei auf Uwe Heimowsky, der die Intention der Stellungnahme via Facebook so erklärte:
„Glaube sollte Brücken schlagen, auch zu den Nichtgeimpften“. [6]
Besonders aufschlussreich in der Stellungnahme der EAD sind folgende Sätze:
„Wir wenden uns gegen die pauschale Diffamierung von Nichtgeimpften als „Pandemietreiber“, „Verschwörungstheoretiker“ oder „Querdenker“. Die Gründe, sich nicht impfen zu lassen, sind vielfältig und die Entscheidung für oder gegen die Impfung liegt in der Freiheit des Einzelnen. Nichtgeimpfte dürfen nicht pauschal vom öffentlichen und kirchlichen Leben ausgeschlossen werden.“
Diese beiden Sätze klingeln mir in den Ohren, wenn ich daran denke, wie evangelikale Abtreibungsgegner*innen und christliche Fundis über Schwangerschaftsabbrüche schreiben und reden und mit Vertreter*innen der ProChoice-Bewegung.
Dann fehlt ihnen jegliches Feingefühl, das sie jetzt auf einmal zu entdecken scheinen.
Der Vorsitzende des TCLG (Treffen Christlicher Lebensrechtsgruppen) Hartmut Steeb, selbst unter den Querdenker*innen angekommen, vertritt die Ansicht, das Lobbygruppen weltweit Abtreibungen fördern und die EAD hat’s veröffentlicht und verbreitet. [7]
Und nicht nur dort konnte Hartmut Steeb, der Ex-Generalsekretär der EAD, seine Ansichten verbreiten, sondern auch im Rahmen einer digitalen Veranstaltung von „Christen im öffentlichen Dienst“.
„Keine Bevölkerungsgruppe wird so massenhaft diskriminiert mit Todesfolgen wie die ungeborenen Kinder“, so Hartmut Steeb, [8] der für das Gemeindenetzwerk regelmäßig schwurbelt und Demotermine von CoroNazis verbreitet, [9]
während bisher in Deutschland 116.485 Menschen an und mit Corona gestorben sind.
Es geht in diesem Thread nicht darum eine Impfpflicht zu verteidigen. Es geht in diesem Thread auch nicht darum zwei Themen miteinander zu vermengen.
Es geht vielmehr darum zu erkennen, wie dieselbe Organisation, die ungewollt Schwangere zu Geburten zwingen will und bei einem Picks, also einer Impfung, die individuelle Entscheidungsfreiheit entdeckt und sich plötzlich zur Retter*in der Demokratie aufschwingt,
deren Sprachrohr idea in der Vergangenheit auch Artikel veröffentlicht hat in denen gewissermaßen für einen Gottesstaat geworben wurde.
Das muss mensch sich auf der Zunge zergehen lassen, dieselbe Organisation, die jetzt die individuelle Entscheidungsfreiheit entdeckt, macht seit Jahren Stimmung gegen Schwangerschaftsabbrüche, gegen gegenderte Sprache und gegen Gender im Allgemeinen.
Dieselbe Organisation, die jetzt so großspurig, fast schon gr0ßmäulig, der „Diffamierung der Demokratie“ entgegentreten will, tritt genau dieser schon seit Jahrzehnten in’s Gesäß.
Unvergessen wie idea, das Sprachrohr der EAD, im Rahmen der Rechtschreibresolution Gutes Deutsch gemeinsame Sache mit Ursula Haverbeck (Collegium Humanum), dem Hohenrain und dem Grabert Verlag, der Gesellschaft für freie Publizistik und z.B. Republikanerverbänden gemacht hat.
Nachzulesen hier
und verbunden ist die Resolution mit dem Motto: „Tradition, Kultur und Sprache bewahren, Volksvermögen schützen: Wir kippen die Rechtschreibreform!“
Dieselbe Organisation, die ungewollt Schwangere zu einer Geburt zwingen will und damit auch zu unerträglichen Schmerzen, körperlichen Beschwerden und Veränderungen,
dieselbe Organisation, die schon seit Jahrzehnten moralischen Druck aufbaut, die über ihr Sprachrohr sehr wohlwollend über „Gehsteigberatung“ vor einer Abtreibungsklinik berichtete, [12]
genau dieselbe Organisation, deren Mitglieder mit freudig erregten Herzen nach Polen oder Ungarn schauen, weil sie sich derartige Zustände auch in Deutschland wünschen, entdecken die „Freiheit des Einzelnen“.
Dieselbe Organisation, die Freiheit ansonsten nur im Kontext mit Religionsfreiheit kennt.
Dieselbe Organisation, die queere Menschen ausgrenzt, findet nun versöhnliche Worte gerichtet an Querdenker*innen, die im Jahre 2 der Pandemie auf Deutschlands Straßen tanzen, wüten und ganz unverhohlen lynchen wollen, die
epidemiologisch und ideologisch brandgefährlich sind, die mit Reichsbürger*innen, Volksverhetzer, Holocaustleugner*innen, NeoNazis … gemeinsame Sache machen.
Die EAD in ihrer Gesamtheit hat damit ihre Maske fallen lassen, gezeigt wo sie steht und ich finde, dass sollten alle wissen! Denn wieder einmal zeigt sich #EvangelikaleSindSEHRGefährlich
Abschließend ein Foto vom Kopf oder dem Dreigestirn der EAD: Siegfried Winkler (2. Vorsitzender), Ekkehart Vetter (Vorsitzender), Reinhard Schink (Generalsekretär) (v.l.n.r.)