Ein Schreibwettbewerb und ein rechtes Netzwerk

Dieser Beitrag steht mit allen Grafiken und Screenshots im Archiv zur Verfügung

Einmal jährlich wird von der Neue Fruchtbringende Gesellschaft (NFG) zu Köthen gemeinsam mit der Theo-Münch-Stiftung ein Schreibwettbewerb für Schüler*innen ausgerufen.

Im nächsten Jahr lautet das Motto: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“. Die Schirmherrschaft will die Bildungsministerin des Landes Sachsen-Anhalt Eva Feußner (CDU) übernehmen. [1]

Screenshot von der Webseite der Neue Fruchtbare Gesellschaft, die zum Schreibwettbewerb einlädt.

[2]

Und wie selbstverständlich berichteten in diesem Jahr auch das Kulturbüro Rheinland-Pfalz auf seiner Webseite über den Schreibwettbewerb, [3] ebenso der Deutsche Bildungsserver [4] und z.B. auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Infrastrukturförderung Schule. [5] Nachfolgende Screenshots können diese Angaben belegen.

Screenshots von den genannten Institutionen, die für den Schüler*innen-Schreibwettbewerb werben und zur NFG verlinken.

Bild

Bild

Ebenso selbstverständlich verlinkten sie alle zur Webseite der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft (NFG).

Schulen berichteten über ihre Teilnahme und stellten Schreibproben ins Netz und wirklich keine*r hat sich näher mit der NFG befasst und sich gefragt, wer und welche Absicht/Ideologie dahinter steckt.

Deshalb hier ein Beitrag über das rechte Netzwerk, das diesen Schreibwettbewerb möglich gemacht hat und vermutlich weiterhin ermöglichen wird. Sollte sich nichts ändern.

Gegründet wurde die NFG von Thomas Paulwitz,Ein Foto von Thomas Paulwitz, entnommen von der Webseite von Hallo Meinung

[6]

der im Jahre 2000 den Verein für Sprachpflege e.V. Deutsche Sprachwelt gegründet hatte und der seit 2015 Vorstandsmitglied der Theo-Münch-Stiftung ist.

Thomas Paulwitz, oben im Bild, ist in der Vergangenheit durch rechte Publikationen aufgefallen, darunter u.a. für die Junge Freiheit (zuletzt am 3.7.2020), [7] das Ostpreußenblatt, das Deutschland-Journal der geschichtsrevisionistischen Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG), die AfD-nahe Freie Welt … .

Zur Belohnung wurde Thomas Paulwitz im Jahre 2006 der Gerhard-Löwenthal-Preis für rechte Publizistik verliehen. [8]

Dieser Preis wird seit 2004 von der Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF), das ist der Trägerverein der Bibliothek des Konservatismus (BdK), in Kooperation mit der „neu“rechten Wochenzeitung Junge Freiheit und Ingeborg Löwenthal verliehen. [9]

Thomas Paulwitz fungierte u.a. auch als Referent für die extrem rechte Gesellschaft für freie Publizistik (GfP).

Aktuell gehört er zum Autorenkreis von Hallo Meinung, eine „rechte Gegenbewegung“, die „klassische rechte und verschwörungsideologische Themen bespielt“. [10]

Noch ein Screenshot von Hallo Meinung und was Thomas Paulwitz als Autor so zum Besten gibt: „Liebe Politiker*innen: Verschont uns vor der Gender-Schreibreform!“, „Podcast: „Liebe Politiker*innen: Verschon uns vor der Gender-Schreibreform!“, „Mercrons süßes Säuseln Das Gerede vom Wiederaufbau soll in den Sozialismus führen“.

Außerdem schrieb er in diesem Jahr (12.01.2021) einen Gastbeitrag für den Blog von Boris Reitschuster, [11] sowie einen Beitrag für die Wochenzeitung Das Parlament, die vom Deutschen Bundestag herausgegeben wird.

Screenshot von Das Parlament. Ein Artikel von Thomas Paulwitz mit der Überschrift: „Gewisse Nüchternheit – 3. Oktober erinnert an das DDR-Beitrittsdatum“.

[12]

Screenshot des gesamten Textes von Thomas Paulwitz für Das Parlament, entnommen dem E-Paper.

[13]

Paulwitz Verbindungen in einer Grafik dargestellt veranschaulicht wie gut er vernetzt war und ist. Sie zeigt auch die Kontinuität seiner Aktivitäten.

Eine selbsterstellte Grafik, die die Vernetzungen und Aktivitäten von Thomas Paulwitz aufzeigen.

Zum Netzwerk gehören weitere Organisationen und nicht nur die Deutsche Sprachwelt, die NFG und die Theo-Münch-Stiftung, sondern auch die Jürgen-Moll-Stiftung, die gemeinsam mit der Deutsche Sprachwelt den Jürgen-Moll-Preis für „verständliche Wissenschaftssprache“ verleiht.

Der Versuch diese Verbindungen grafisch abzubilden, sieht durchaus noch überschaubar aus. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die orangefarbenen Kästen symbolisch z.B. für die 80.000 Leser*innen der Deutsche Sprachwelt stehen, für eine Vielzahl von Schulen und/oder Teilnehmer*innen von Veranstaltungen.

Grafik, die die Netzwerke visualisieren soll. Alles andere steht im Thread, der auch ohne Grafik auskommt.

Hinzu kommen noch Personen, die z.B. für die Deutsche Sprachwelt schreiben, für die NFG als Redner*innen fungieren oder zur Jury des Jürgen-Moll-Preis gehören.

Der extrem rechte Ehrenpräsident des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus schreibt für die Deutsche Sprachwelt und ist Jury-Mitglied des Jürgen-Moll-Preis.

Seine Verbindungen führen u.a. auch zu dem mehr als fragwürdigen Verein Lernen für die Deutsche und Europäische Zukunft e.V. (LDEZ), der in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen den Deutschen Schulbuchpreis verleiht.

Hier ist Josef Kraus Kuratoriumsmitglied. Wer als Preisträger gewählt wurde und wird hat mindestens eine konservative, also protofaschistische, Einstellung. Mindestens.

Zu den bisherigen Preisträgern des Deutschen Schulbuchpreises gehören z.B. Peter Hoeres, Klaus Rüdiger Maiund Tomas Kubelik für das Buch „Genug gegendert! Eine Kritik der feministischen Sprache“.

Die Preisverleihung fand übrigens in der Konrad-Adenauer-Stiftung in Mainz statt.

Und jetzt zurück zum Jürgen-Moll-Preis für Tomas Kubelik im Jahr 2017 auf der Leipziger Buchmesse im Rahmen des Programms Leipzig liest am Samstag 25.03.2017 in Halle 3, Stand H300. [14]

Screenshot von der Leipziger Buchmesse. 4 Männer (Paulwitz, Moll, Kraus und Kubelik) sitzen an einem langen Tisch und vor Mikrophonen, im Hintergrund ist „Leipziger Buchmesse“ zu lesen.

[15]

Im Bild zu sehen waren von links nach rechts Thomas Paulwitz, Sebastian Moll, Josef Kraus und Tomas Kubelik, der geehrt wurde für eine antifeministische, LGBTQI-feindliche und misogyne Schrift.

Das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels berichtete ohne Einordnung von der Auszeichnung Tomas Kubelik und machte aus dem Antifeministen und erbitterten Gegner gegenderter Sprache einen „Sprachkritiker“.

„Der Sprachkritiker und Gymnasiallehrer Tomas Kubelik erhält den mit 2.500 Euro dotierten Jürgen-Moll-Preis für verständliche Wissenschaft. Die Auszeichnung erfolgte im Rahmen von „Leipzig liest“ auf der Leipziger Buchmesse.“  [16]

Und genau dieser Geist weht auch auch in der Deutsche Sprachwelt und in der Neue Fruchtbringende Gesellschaft (NFG). Einmal jährlich organisieren die beiden Vereine die Rede zur deutschen Sprache.

In diesem Jahr hielt der rechte Evangelikale Peter Hahne, der das N-Wort verwendet und über das Z-Schnitzel ein ganzes Buch geschrieben hat, die Festrede anlässlich des Tags der deutschen Sprache.

Diese Gelegenheit nutzte Hahne um über die „Genderei“ zu hetzen was das Zeug hielt.

Bild

Bild

Bild

Wir werden verarscht!“. Gender-Sprache, so der fromme Mann, sei „pure Menschenverachtung“. Eine „Mini-Mini-Minderheit terrorisiert“, „meist staatlich alimentierte Volksverdummung“ … .

Die Rede zur deutschen Sprache nahm Hahne dann auch zum Anlass auf den Aufruf „gegen den Gender-Unfug, initiiert vom pegidahaften Verein Deutsche Sprache (VDS), hinzuweisen, um zu zeigen, dass jede*r etwas tun könne, um den „Sieg der (Gender-)Sterne zu verhindern. [17]

Wer also wissen will, was für eine Organisation das ist, die jährlich zum Schreibwettbewerb für Schüler*innen aufruft, sollte sich einmal die Startseite der Deutsche Sprachwelt anschauen.

Die Gender-Regierung naht“. [18]
Söder will gegen Genderpolizei an Unis vorgehen“. [19]
Ablehnung von Gendersprache wächst“. [20]
Die meisten wollen das Wort „Rasse“ im Grundgesetz behalten“. [21]

Wer wissen will, was für eine Organisation das ist, die jährlich zum Schreibwettbewerb für Schüler*innen aufruft, sollte sich nur einmal die gewählten Sprachwahrer der beiden letzten Jahre anschauen.

Da ist von Antiziganismus, über Antisemitismus, über antimuslimischen Rassimus, über Antifeminismus und Misogynie alles dabei.

Vertreten durch Dirk Rabe, Lisa Eckhart, Alice Schwarzer, Dieter Nuhr. [22][23] Sogar Uwe Steimle wurde geehrt, der durch ein T-Shirt mit Nazi-Anspielung aufgefallen war.

Uwe Steimle trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Kraft durch Freunde“.

[24]

Unvergessen auch dieses Foto:

Uwe Steimle trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Ami go home“. Die Ausgabe Compact Spezial sieht genauso aus wie das T-Shirt.

[25]

Dieser Thread wird deshalb so ausführlich, weil die Deutsche Sprachwelt Mitglied bei der Neue Fruchtbringende Gesellschaft untrennbar miteinander verbunden sind.

Gemeinsam haben sie eine „Straße der deutschen Sprache“ eingerichtet [26] und das mit 20 Stationen, darunter Wittenberg, Gotha und Mansfeld. [27]

Daraus folgt: einmal jährlich wird von Schulen und anderen Institutionen durch Werbung für den Schreibwettbewerb die NFG, die Theo-Münch-Stiftung, die Deutsche Sprachwelt, also das gesamte Netzwerk, aufgewertet und gestärkt.

Und dort wächst und gedeiht die Ablehnung gegen Diversität und Vielfalt, gegen FLINTAs, gegen Muslima*Muslime, gegen Personen, die als „Ausländer*innen“ gelesen werden, gegen Jüdinnen*Juden, Rom*nja/Sinti*zze … .

Und genau diese permanenten Wiederholungen, Publikationen und Äußerungen führen zunächst zur Ablehnung, dann zur Ausgrenzung und enden früher oder später in Gewalt, die für die davon Betroffenen tödlich sein kann.

Zum Abschluss noch eine kleine bearbeitete Kostprobe von der Deutsche Sprachwelt, die untrennbar mit der Neue Fruchtbringende Gesellschaft (NFG) verbunden ist.

Ein Foto von Lisa Eckhart und dazu die Überschrift: „Z……soße und Redefreiheit: Rabe, Eckhart und Reitschuster sind Sprachwahrer des Jahres“. Der Artikel stammt vom 8.4.2021

Vorankündigung eines Artikels vom 12.03.2020 „Steimles Sprachwelt: Uwe Steimle ist Sprachwahrer des Jahres“. Vorankündigung eines Artikels vom 18.4.2020: „Depp*innensternchen“ Vorankündigung eines Artikels vom 23.07.2020: „Andreas Rödder erhält Jürgen-Moll-Preis für verständliche Wissenschaft“.

Screenshot mit einer Grafik dazu die Überschrift eines Artikels: INSA-Sprachumfrage 2021: Fast 70 Prozent wollen das Wort Z….. soße behalten. Der Artikel ist vom 6.9.21.