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Ein Beitrag über den Internationalen Gideonbund in Deutschland e.V.
Dieser hat seinen Sitz im mittelhessischen Wetzlar in der Christian-Kremp-Str. 3. Wie der Name schon sagt handelt es sich um eine „weltweite Vereinigung“, die zugleich eine „weltweite Vereinigung von christlichen Geschäftsleuten und Führungskräften“ ist. [1]
D.h. von dieser Organisation von Bibeltreuen wird niemals eine Kritik am Kapitalismus erfolgen. Im Gegenteil, sind sie doch mit diesem zutiefst verbunden.
D.h. die Projekte, die sie anbieten, verfolgen nie das Ziel Armut zu beseitigen, sondern ausschließlich das Wort Gottes zu verbreiten, also zu missionieren.
Ein Beispiel ist das Projekt Philippinen 2019. Dazu schreiben sie folgendes: „(…) Ein großer Teil der Bevölkerung lebt in Armut und kann sich keine Bibel leisten. Selbst viele Christen besitzen wegen ihrer finanziellen Not keine eigene Bibel. (…)“
Und brüsten sich damit 900.000 Bibeln verschenkt zu haben.
Zitat: „Ein Mann, der in seiner Notunterkunft eine Bibel bekam und sein Leben Jesus übergab, sagte: „Das ist wahre Speise! Anderes, das wir bekommen, hält zwei Tage oder vielleicht eine Woche, aber dies hier hält ein Leben lang!“
Nein, jeder Mensch braucht mindestens Wasser, Nahrung, um zu überleben, dazu eine sichere Unterkunft/Schutz und Gesundheitsversorgung. Das ist das Mindeste!
Die letzten Projekte des Gideonbunds erstrecken sich auf die Philippinen (2019), Brasilien (2020), Indien (2021), Nigeria (2022) und die Ukraine als Sonderprojekt.
Dabei macht der Gideonbund nichts anderes als Bibeln zu verteilen, selbst in Kriegs- und Krisengebieten.
Die Angebote des Gideonbunds umfassen Bibeln, Bibelübersetzungen, Coaching, Gebetstreffen und Bibeln für Einrichtungen.
„Dazu gehören: Hotels und Schiffe, Bildungseinrichtungen (Schulen, Hochschulen, Universitäten), Medizinische Einrichtungen (Krankenhäuser und Arztpraxen), Pflegeeinrichtungen und Seniorenheime“. [5]
Aufgefallen sind die „Gideons“ in der Vergangenheit als „aufdringlich“
und missionierend insbesondere vor und in Schulen.
Die beiden nachfolgenden Screenshots sind eine Abschrift aus dem Simforum ( simforum.de/index.php?thre). Diesem empörten Bericht lässt sich entnehmen, wie ein Vertreter vom Gideonbund mit und vor Schüler*innen redet.
Das war nur ein Beispiel von vielen.
Wer sich die Verbindungen/Vernetzungen/Kontakte des Gideonbundes genauer anschaut, kann recht schnell erkennen, sie sind gut vernetzt.
Doch wo führen die Vernetzungen hin?
Sie führen u.a. zu idea bzw. zum Trägerkreis der Evangelischen Nachrichtenagentur von idea. Denn der Bundegeschäftsführer des deutschen Zweigs des Internationalen Gideonbundes Johannes Wendel wurde 2019 als neues Mitglied aufgenommen.
Sie führen auch ins Umfeld der Brüderbewegung, denn Johannes Wendel ist Autor von Büchern, die alle in der Christlichen Verlagsgesellschaft (CV Dillenburg) erschienen sind.
Die CV ist übrigens verantwortlich für die Dillenburger Konferenzen und diese stehen wiederum der Brüderbewegung nahe. [6]
Informationen über die Brüderbewegung stehen hier zur Verfügung.
Verbindungen führen vom 2. Bundesvorsitzenden des Gideonbundes (D) Volker Koch zum Bibel-Center Breckerfeld. [7]
Das Bibel-Center Breckerfeld bietet 3-jährige Vollzeitausbildungen und nebenberufliche Bibelschulausbildungen an. Zum „Service“ gehören auch Veranstaltungen, Gottesdienste, Predigten, eine Buchhandlung und u.a. das Israel-Projekt Stiftshütte.
Die Verantwortung für das Projekt tragen die „Southern Baptists/USA mit ihren Missionaren vor Ort. Wir unterstützen unsere Stiftshütte, indem wir Volontäre finanzieren, die dort einige Zeit mithelfen und Führungen machen“. [8]
Unter Gemeindebau in Jerusalem lässt sich folgendes finden: „Bitte beten Sie mit, dass noch viele Menschen in Israel den Messias finden.“ [10]
Das ist eindeutig „Juden*Jüdinnen-Mission“
und diese wurde u.a. von Papst Benedict, der EKD-Synode und dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZDK) abgelehnt. Die Deutsche Bischofskonferenz sah das allerdings 2009 anders.
„Judenmission“ ist jedoch ein Merkmal von evangelikaler Ideologie. Sie ist Bestandteil des christlichen Antijudaismus oder Judenfeindschaft/Judenfeindlichkeit, der als „historische Voraussetzung des neuzeitlichen Antisemitismus“ gilt. „Das Verhältnis beider Formen zueinander und damit die Definition von Antisemitismus werden in der Antisemitismusforschung diskutiert“, so Wikipedia. [11]
Soviel dazu. Sonst sprengt es den Rahmen dieses Beitrags, der auf eine weitere Verbindung eingehen möchte, die zu Joachim Loh führt.
Er ist Geschäftsführer der jlu Group [12] zu der u.a. Hailo gehört. Er engagiert sich in evangelikalen Organisationen. Er war bis 2006 Vorsitzender des Evangeliums Rundfunk, also ERF Wetzlar, ist Kuratoriumsmitglied von Pro Christ e.V. [13]
Pro Christ ein sog. „selbständiges Werk der Evangelischen Allianz“, [14] also ein Sprachrohr der EAD. Seine Kontakte erstrecken sich zu einer Ausbildungsstätte der Brüdergemeinden des Forums Wiedenest, das auch zum Netzwerk der EAD gehört, allerdings zur Kategorie II „Mit der Evangelischen Allianz verbundene Werke“.
Als der Gideonbund 2019 eine Führungstagung in Wetzlar organisierte, gehörte Joachim Loh neben Christian Rothe, CMO bei ABUS, zu den Hauptrednern. [15]
Aufschlussreich sind auch die Bilder dieser Tagung. Sie strafen die Aussage „Gideons sind Männer und Frauen“ in Bild 2 Lügen. Denn wie zu sehen ist, sind hier fast ausschließlich Männer präsent.
Bezüglich des Frauenbildes äußert sich der Gideonbund nicht explizit, doch jesus.de schreibt dazu folgendes: „(…) Ehefrauen der Gideon-Mitglieder dürfen dem Gideon-Frauendienst beitreten. Zweck dieses Dienstes ist es, die Mitglieder bei ihren Zielen zu unterstützen. Das geschieht nach Angaben des Internationalen Gideonbunds in Deutschlands beispielsweise durch Gebet, persönliches Zeugnis und die Weitergabe von Bibeln an Personen in medizinisches Einrichtungen und Pflegediensten. Die Verantwortlichkeiten sind dabei klar definiert. Beispielsweise dürfen ausschließlich Ehefrauen ihren Dienst in Frauengefängnissen, Frauenhäusern und in Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen durchführen. (…)“ [16]
D.h. Frauen im Gideonbund werden reduziert auf die Care-Arbeit (Pflege, Fürsorge, ihren Männern den Rücken freihalten) und als Abtreibungsgegner*innen, um die Demografie und die Reproduktion zu steigern.
Und obwohl sämtliche Informationen dieses Beitrags im Rahmen einer Internet-Recherche mir nichts, dir nichts möglich sind, entstehen regelmäßig rassistische/antimuslimisch geprägte Debatten wenn z.B. Salafisten den Koran verschenken.
Doch dass religiöse Ereiferer Kindern vor und in Schulen auflauern, dass diese religiösen Ereiferer bereits 2012 mehr als „20 Millionen Schriften unters Volk gebracht hat“ stört keine*n. [17]
Dass diese religiösen Ereiferer/Missionierer z.B. 2020 von der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Lohr eingeladen wurden, um ihre Arbeit vorzustellen, hat bisher auch keine*n gestört. [18]
Dass diese religiösen Ereiferer/Missionierer regelmäßig Politiker*innen mit einer Bibel beschenken, hat bisher auch keine*n gestört.
„Alle Bundespräsidenten, von Carl Carstens bis Horst Köhler, bekamen eine Gideonbibel.“ und auch der Norbert Lammert erhielt eine solche 2010. Zu dieser Zeit war er Bundestagspräsident.
Die 25-Millionste Gideon Bibel erhielt Wolfgang Schäuble, [20] wie das nachfolgende Foto belegt.
Der Schäuble, der in diesem Jahr die Schirmherrschaft für das evangelikale Event Christival 22 übernehmen wird.
[22]
Unterstützt wird das Spektakel u.a. vom Oberbürgermeister der Stadt Erfurt (Andreas Bausewein), Hermann Gröhe, Bernd Siggelkow (Gründer und Vorstand von Die Arche), der MdB Antje Tillmann … . [23]
Doch das ist eine andere Geschichte. Ich komme zurück zum Gideonbund und fasse zusammen: die Gideons sind kapitalistisch, patriarchal, missionierend bis übergriffig und sie sind gut vernetzt. Ihr langer Arm reicht bis in die Politik.
Und es gibt keine rote Linie. Es gibt kein Gegengewicht. Keine*n, der sich ihnen entgegenstellt und ihnen ihre Wohlfühlzonen nimmt.
ALERTA!
FUNDIS ZUR HÖLLE JAGEN!