Kongress Christenverfolgung

Dieser Beitrag steht mit sämtlichen Grafiken und Screenshots im Archiv zur Verfügung

„Wir“ müssen unbedingt mehr über christlichen Fundamentalismus inkl. Evangelikale sprechen, um zu wissen wo er sich befindet, wie er sich tarnt, mit wem er zusammenarbeitet, wie er Einfluss nimmt, wo er bereits angekommen ist, welche Themen er besetzt und wie er, der christliche Fundamentalismus, spricht.

Um dazu einen kleinen Beitrag zu leisten, habe ich mich mit dem bevorstehenden evangelikalen Kongress „Christenverfolgung heute. Weltweite Religionsfreiheit – Wachsende Kirchen“ beschäftigt.

Denn dieser soll im Zeitraum vom 14.-17.11.2021 in Schwäbisch Gmünd stattfinden. Konkret im christlichen Gästehaus Schönblick, das gemeinsam mit dem Informationsdienst der Evangelischen Allianz, kurz idea, Veranstalter des Kongresses ist.

Mit dabei wird der MdB der CDU Markus Grübel sein. Er wird als Schirmherr und Referent der Veranstaltung angekündigt und er ist Bundesbeauftragter für Religionsfreiheit. [1]

Ankündigungsseite des Kongress: „Christenverfolgung heute Weltweite Religionsfreiheit – Wachsende Kirchen Kongress vom 14. Bis 17. November 2021 in Schwäbisch Gmünd“. Dazu gehören Fotos von Markus Grübel, Tehmina Arora, Yassir Eric und dem Erzbischof von Abjua, Nigeria Ignatius Ayau Kaigama.

Der 1. Bürgermeister von Schwäbisch Gmünd Christian Baron wird das Grußwort sprechen. Aufgeführt wird er auch unter der Überschrift: „Sie berichten aus aller Welt und von ihrer Arbeit für verfolgte Christen“. [2]

Screenshot, der die Angaben im Thread belegt.

Hier wird auch Volker Kauder aufgeführt, denn mit ihm soll es ein Interview geben. 2 Bundestagsabgeordnete werden diesen Kongress also aufwerten.

Ebenfalls vorgesehen ist Uwe Heimowski, der Mitarbeiter des MdB Frank Heinrich, der auch dem Hauptvorstand der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) angehört.

Uwe Heimowski wird angekündigt als Beauftragter am Deutschen Bundestag für die DEA (Deutsche Evangelische Allianz). [3]

Screenshot mit einem Foto von Uwe Heimowski, dem Beauftragten am Sitz des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung. Dazu noch einige Angaben zur Person.

Die Kongressleitung wird von insgesamt 6 Personen übernommen, von denen 4 idea angehören, nämlich Erika Gitt, Matthias Pankau, Martin Scheuermann und Daniela Städter.

Grafik mit der Kongressleitung: Erika Gitt (Redakteurin idea), Kuno Kallnbach (ehem. Programmchef des christlichen Gästehaus Schönblick), Matthias Pankau (Chefredakteur und Leiter von idea, Vorstandsmitglied des Kongress christlicher Führungskräfte), Martin Scheuermann (Vorstandsmitglied idea), Daniela Städter (Redaktionsleitung idea), Mareike Wagner (Kongressmanagement und Rezeption des christlichen Gästehaus Schönblick).

Insgesamt werden 39 Kooperationspartner*innen dieser Veranstaltung aufgeführt. Darunter die Evangelische Allianz in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz.

Vertreter dieser Organisationen werden auch auf dem Kongress anzutreffen sein, so sieht es das Programm vor.

Natürlich wird es auch einen Gottesdienst geben, der durchgeführt wird von dem bekennenden Rassisten und „neuen“ Rechten Helmut Matthies.

Warum auch nicht, denn der Übergang vom christlichen Fundamentalismus zum Klerikalfaschismus oder zum Neofaschismus ist fließend und genaugenommen macht es kaum einen Unterschied aus.

Gerade unter dem Aspekt, dass auch die neofaschistische AfD ebenfalls schon eine Vielzahl von Veranstaltungen über Christenverfolgung angeboten und außerdem in der Vergangenheit 3 Anträge zur Bekämpfung der Verfolgung von Christen im Bundestag eingebracht hat, über die am 17.12.2020 im Bundestag beraten wurde. [4]

Screenshot, der die Angaben im Text belegt.

Bei den Christen in der AfD (ChrAfD) finden sich 13 Beiträge unter dem Suchbegriff Christenverfolgung, [5] darunter eine 2tägige Tagung in Schwerin vom 8.6.-9.6.2018.

Angekündigt war Ulrich Oehme, der von seiner Reise zu den verfolgten Christen und Yeziden im Irak berichtete. Er hatte diese Reise gemeinsam mit Schwester Hatune Dogan unternommen, die auch bei dieser Tagung anwesend war. [6]

Sie hat in der Vergangenheit schon auf so vielen AfD-Veranstaltungen Vorträge gehalten, dass ihre Beteuerungen „keiner parteipolitischen Richtung“ anzugehören [7] ins Reich der Fiktion gehören.

Ihre Aussagen sind derart islamfeindlich, dass sich schon so manch eine*r gefragt hat, ob das schon Volksverhetzung ist. [8]

So lässt sich an dieser Stelle schon einmal festhalten, dass hinter der vermeintlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Christenverfolgung antimuslischer Rassismus steckt. So lässt er sich nämlich hervorragend verbergen.

Schwester Hatune Dogan ist auch geladene Referentin für den Kongress im November 2021 im christlichen Gästehaus Schönblick und die von ihr gegründete Stiftung Helfe Hände gehört zu den 39 Kooperationspartner*innen der Veranstaltung.

Im nachfolgenden Screenshot ist die Stiftung rot umrandet.

Screenshot mit sämtlichen Kooperationspartner*innen

Genaugenommen heißt die Stiftung Hatune Foundation Helping Hands for the Poor and Needy bzw. in Deutschland Schwester Hatune-Stiftung – Helfende Hände für die Armen. Für ihren Einsatz wurde Hatune Dogan 2010 in Deutschland mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. [9]

Die Hatune Foundation betreibt eigenen Angabe zufolge weltweite Hilfsprojekte in 33 Ländern. [10]

Das Thema Christenverfolgung ist also auch die Schnittmenge nach rechts außen bis ins Spektrum des parlamentarischen Arms des Rechtsterrorismus.

Interessant ist auch die Zusammensetzung der Länder, die im Rahmen des Kongresses im Mittelpunkt stehen werden.

Denn es fällt auf, dass ein Großteil dieser Länder islamisch geprägt sind. So beschäftigen sich die Referent*innen mit Ländern wie Nigeria, Sudan, Ägypten, Pakistan, Algerien, Libanon und Syrien.

Weitere Länder werden sein: Armenien, Eritrea, Indien, Ostukraine und China.
Zum Thema China wird Dr. Meiken Buchholz vom Kollegium der evangelikalen FTH Gießen (Freie Theologische Hochschule) einen Vortrag halten.

Meiken Buchholz ist hier Hochschuldozentin für Missionswissenschaft und Interkulturelle Theologie. [11] Ihr Vortrag heißt: „Die Kirche in China – Selbstbewusst angesichts von Repressalien“. [12]

Es geht also um die Situation von Christ*innen in China. Also nicht um die prekäre Lage der Uiguren oder um den, wie es Wikipedia formuliert, „Genozidcharakter der chinesischen Poltik seit 2018.“ [13]

Warum auch, es sind ja nur Muslime und keine Christ*innen und um die geht es ja schließlich. Die stehen im Mittelpunkt. Die anderen Bevölkerungsgruppen müssen sehen wo sie bleiben.

Im Thematischen Forum 4 Religionsfreiheit weltweit – Initiativen und Entwicklungen ist neben Uwe Heimowski und Volker Kauder u.a. auch Prof. Dr. Christof Sauer vorgesehen. [14]

Er gehört zum Kollegium der FTH Gießen und hat hier eine Professur für Religionsfreiheit und Erforschung der Christenverfolgung. [15] Außerdem ist er Co-Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit (IIRF). [16]

Screenshot mit einem Foto von Prof. D. Th. (UNISA) habil. Christof Sauer vom Kollegium der FTH Gießen, Professur für Religionsfreiheit und Erforschung der Christenverfolgung.

Mit dabei beim IIRF als Executive Director ist auch Thomas Schirrmacher, der

Screenshot, der die Angaben im Thread belegt.

aus aller Welt von der Arbeit für verfolgte Christ*innen auf dem Kongress berichtet wird.

Screenshot von „Sie berichten aus aller Welt und von ihrer Arbeit für verfolgte Christen“. Darunter Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher.

Thomas Schirrmacher, Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Unterstützer von Einer von Uns/One Of Us, wissenschaftlicher Beirat des Instituts für Ethik & Werte, wo ganz offen für Konversionstherapie geworben wurde, Erstunterzeichner der christlich fundamentalen Salzburger Erklärung und Unterzeichner der LGBTQI-feindlichen Marburger Erklärung, um nur einige seiner Posten und Aktivitäten zu beschreiben.

Er selbst erachtet Glauben als ein Menschenrecht und ebenso die Missionierung. Zitat: „Dabei ist Mission ein Menschenrecht, und zwar doppelt verankert“, so der fromme Mann in seiner 186 Seiten umfangreichen Schrift. [17] Hier ein Auszug von S. 172.

Text: „Freie Religionsausübung bedeutet nicht nur, heimlich im stillen Kämmerlein zu beten, sondern auch, sich der breiten Öffentlichkeit mit seinem Glauben zu präsentieren und dafür zu werben. Religionsfreiheit „ist eben nicht nur ‚negative Religionsfreiheit‘, deren Kern darin besteht, dass kein Bürger zu einem religiösen Bekenntnis oder einer Mitgliedschaft in einer Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft gezwungen werden kann. Sie ist vielmehr auch eine ‚positive Religionsfreiheit‘, wie dies in der verfassungsrechtlichen Literatur immer wieder unterstrichen wird. Die positive Religionsfreiheit besteht darin, gerade wegen des Religionsneutralitätsgebotes des Staates, ‚den Staatsbürgern die Möglichkeit (zu erhalten), ihren religiös-weltanschaulichen Überzeugungen auch im öffentlichen Leben soweit wie möglich Geltung zu verschaffen‘. „

D.h. es geht Schirrmacher nicht um Menschen und um deren Rechte, also auch nicht um das weltweite Recht KEINER Religion anzugehören und davon verschont zu bleiben, sondern es geht ihm um nichts anderes als um Missionierung und das ist der Wesenskern von christlichem Fundamentalismus inkl. Evangelikale. Menschen durch Akquise, mittels Heuchelei, Druck, Zwang oder auch Manipulation zum christlichen Glauben zu bringen.

Das ist neben antimuslimischem Rassismus ein weiteres Merkmal bzw. Intention, wenn Evangelikale und christlich Fundamentale über Christenverfolgung debattieren.

Denn für sie ist der Islam und das Christentum „wahrlich nicht dasselbe“, so die EAD 2014. [18]

Text: „Allianz sollte Dialog fördern Islam und Christentum sind wahrlich nicht dasselbe. Und ja, es ist wichtig, über Christenverfolgung in muslimischen Ländern und salafistische Problemgruppen in Deutschland zu sprechen, auch von Seiten der Allianz. Stehenbleiben dürfen die Gläubigen an diesem Punkt aber nicht. Im Gegenteil, sie müssen zeigen, dass sie es besser können. Dass sie Willens sind, den Kontakt zu Andersgläubigen zu suchen, Unterschiede stehen lassen können und für das Gemeinwohl zusammenarbeiten wollen. Denn auch das ist Mission. Und das sollte zu allererst die Deutsche Evangelische Allianz fördern. (pro) Von: al aus Christliches Medienmagazin pro“

Die sich in der Vergangenheit ganz klar zur Missionierung bekannt haben.

Evangelische Allianz: Nein zum Verzicht auf Mission.