Konservatismus

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Dies ist die Fortsetzung von Teil 4

Denn wer sich kritisch mit den Unionsparteien (CDU/CSU) und ihren Organisationen befasst, kommt nicht drumherum sich früher oder später mit dem „Konservatismus“ begriff zu befassen.

Dieser Thread ist ein Versuch losgelöst von Theorien oder von Namen wie Edmund Burke, Otto von Bismarck, Alfred Hugenberg oder z.B. Arthur Moeller van den Bruck … , also in ganz einfach.

Los geht’s!

Der „Konservatismus“ als politische Strömung entfaltete sich im frühen 19. Jahrhundert als politische Gegenbewegung zu „liberalen und demokratischen Ideen der Aufklärung, insbesondere gegen ihre Ausformung und Radikalisierung in der Französischen Revolution“. [1]

Screenshot, der die Angaben im Thread bestätigt.

[2]

D.h. der Konservatismus wurde als Gegenbewegung entwickelt zu einer Kritik an überkommenen autoritären Strukturen und Traditionen, richtet sich gegen die Ratio und damit u.a. auch in gewisser Hinsicht gegen Wissenschaftlichkeit und Reflexion.

Was sind die Merkmale des Konservatismus? Um diese zusammenstellen zu können, habe ich einzelne Texte quergelesen, also mal hier was, mal da was.

Darunter einen Beitrag für Schüler*innen, was von Werner J. Patzelt und z.B. auch einen Text vom christlichen Medienmagazin PRO über Wolfram Meiner‘s Publikation.

Soviel zur Herangehensweise, die ganz und gar unwissenschaftlich ist und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben will.

Zu den Merkmalen des „Konservatismus“ gehören:

Nationalismus,
Tradition,
Misstrauen gegenüber der menschlichen Natur mit der Konsequenz, dass die Institutionen Familie, Kirche und Schule den Menschen inkl. den Kindern den Wert von Disziplin beibringen müssen und die Regierung die Menschen, die sich nicht fügen können oder wollen, mittels Maßnahmen dazu zu zwingt.

Funktion der Regierung ist das Eindämmen und Unterwerfen. [3]
Abgelehnt wird ein kultureller oder ethnischer Wandel in der Gesellschaft mit der Konsequenz, dass Einwanderung gleichfalls abgelehnt wird. [4]

Werner J. Patzelt hielt in der Bibliothek des Konservatismus, einem Think Tank „neuer“ Rechter, einen Vortrag mit der Überschrift: „Konservativ ist, patriotisch die gerechte Ordnung bewahren“. [5]

Patriotismus ist also ein weiteres Merkmal. „Akzeptanz“, so Patzelt, „eines größeren Ordnungsrahmens, in der der einzelne sich einfüge und den er mittrage. Zum anderen das Prinzip der Hierarchie“.

Ein hierarchisches und autoritäres Denken und Verhalten sowie die Unterordnung gehört also zum „Konservatismus“ dazu und um das zu sichern oder mittels Maßnahmen erzwingen zu können ist ein starker Staat, ein autoritärer Staat,

ein überwachender und kontrollierender Staat notwendig mit einer schlagkräftigen und gutausgerüsteten Polizei, sowie dazu die notwendige Gesetzgebung und eine Bevölkerung, die genau das trägt, was ihr letzten Endes Schaden wird oder zum Untergang führt.

Beispielhaft wäre an dieser Stelle das geplante Versammlungsgesetz NRW zu nennen. Was sich dahinter verbirgt, kann hier nachgelesen werden

Wolfram Meiner, Autor des Buches „Das Konservative Manifest. Zehn Gebote der neuen Bürgerlichkeit“ beschwerte sich u.a. über die zu lasche Justiz für Migrant*innen und linke Randalierer*innen. (Das * wurde nachträglich hinzugefügt, entspricht darum nicht dem Original.

Konservatismus trägt also immer auch die Ablehnung und den Hass auf Linke und emanzipatorische Bewegungen in sich und selbstverständlich auch Rassismus und Kolonialismus.

Auch Meiner lehnt massiv alles ab was mit „Gender“ zu tun hat. Die Auseinandersetzung mit den Geschlechtern und den daraus folgenden notwendigen Konsequenzen werden als „Ideologie“ verstanden.

Meiner sieht den christlichen Glauben als Identitätsmerkmal von Europa und der Konservativen. [6]

Nachzulesen im christlichen Medienmagazin PRO einem Sprachrohr der Evangelischen Allianz Deutschland (EAD).

Daraus folgt, dass der christliche Glaube auch jenen aufgezwungen werden soll, die damit nichts zu tun haben wollen oder sich einer anderen Religion zugewandt haben.

In der Welt der „Konservativen“ gibt es auch nur 2 Geschlechter, Männer und Frauen. Die Gesellschaft ist eine patriarchale. Angelegt sind darum Misogynie, Sexismus, Antifeminismus, sowie LGBTQI-feindlichkeit, der sich zum Hass steigern kann.

Für „Konservative“ oder Protofaschist*innen, wie ich sie lieber bezeichnen möchte, gibt es zwei Ereignisse, die sie als Zäsur betrachten, die sie als Stachel im Fleische empfinden.

Das ist zum einen die Ablehnung oder der Hass auf die Studentenbewegung. Sie ist regelmäßig Thema.

Veranstaltungsankündigung der KAS "Die 68er-Bewegung und ihre pädagogischen Mythen."

[7]

Eine weitere Veranstaltung der KAS mit dem titel: Das Erbe der 68er.

[8]

Der extrem rechte Ehrenpräsident der Deutschen Lehrerverbands Josef Kraus veröffentlichte im Juli 2018 im neofaschistischen Manuscriptum Verlag in der Werkreihe von TUMULT das Buch „50 Jahre Umerziehung: Die 68er und ihre Hinterlassenschaften“.

Daraus seien „Gesinnungsdiktaturen“ von „Political Correctness“ und „Gender“ entstanden. Der Autor, so die Buchbeschreibung, habe die „Umerziehung“ durch die Ideologien der 68er als Gymnasiallehrer unmittelbar erlebt.

Er, gemeint ist Josef Kraus, diagnostiziere die Metastasen in den Zellen aller gesellschaftlichen Institutionen. [9] Mensch beachte die Sprache!

Die andere Zäsur, der andere Einschnitt, ist alles was mit „Gender“ zu tun hat, ganz gleich ob es sich um Gender-Studies oder z.B. um eine geschlechtergerechte Sprache handelt.

CN: Ableismus
Ein Beispiel dafür ist das Narrativ „Gender-Gaga“, „Gender-Wahnsinn“ oder sogar „Gender-Idiotie“ oder in Zusammenhang mit „Verrücktheit“ oder als „Geschlechterapartheid“. [10]

Zusammengefasst die Merkmale des „Konservatismus“

  • Nationalismus
  • Tradition, Heimatliebe, Brauchtum, Feiertag
  • Die Bedeutung der Institutionen Familie, Kirche, Schule: Disziplin
  • Die Funktion der Regierung: Zwang, Eindämmen, Unterwerfen
  • Bedeutung der Polizei
  • Ein starker Staat
  • Ablehnung von kulturellem und/oder ethnischem Wandel, Ablehnung von Einwanderung
  • Patriotismus
  • Hierarchie und autoritäres Denken
  • Christlicher Glaube als Identitätsmerkmal
  • Rassismus und Kolonialismus
  • Ablehnung von Gender, LGBTQI-feindlichkeit, Misogynie, Sexismus, Antifeminismus
  • Patriarchale Gesellschaft

Das sind also bereits sehr viele Schnittstellen, die „Konservative“ mit „neuen“ Rechten, mit extremen Rechten, mit christlichen Fundis inkl. Evangelikale, mit Maskulisten, mit Antifeminist*innen … und mit Neofaschist*innen und Neonazis teilen und bisweilen mit der Mitte™, mit der „altmodischen“ Mitte™, die so einiges „bewahren“ will.

Also zum Beispiel das N-Wort, das Z-Wort, sexistische vermeintliche „Witzchen“, eine Zeit in der der Vater noch der Familienvorstand war und auf seinem Teller das größte Stück Fleisch lag.

Eine Zeit in der die Vergewaltigung in der Ehe kein Straftatbestand war. Das sollte sich nämlich erst mit der Abstimmung am 15.05.1997 im Deutschen Bundestag ändern.

130 Bundestagsabgeordnete aus den Reihen der CDU/CSU stimmten mit Nein und damit GEGEN die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe.

Einige von ihnen sind immer noch politisch aktiv. Zum Beispiel Volker Kauder, Friedrich Merz, Horst Seehofer. Nachzulesen hier oder hier

Da die beiden Unionsparteien (CDUCSU) mindestens unter „Konservativ“ subsumiert werden können, basieren nicht nur das Wahlprogramm, sondern auch alle Entscheidungen, Äußerungen und Ziele auf diesem zurückblickenden Weltbild, also einem dass sich die Vergangenheit zurücksehnt.

Vielleicht in die späten 1950er oder frühen 1960er Jahre, also in eine Zeit vor der Studentenbewegung als Zäsur.

Und das bedeutet, dass von diesen beiden Parteien eine nicht zu unterschätzende Gefahr ausgeht für die Ausgestaltung einer Gesellschaft, die zukunftsgerichtet sein muss

und das bedeutet gleichzeitig noch, dass diese beiden Parteien nicht in der Lage sein werden und nicht zeitnah, zukunftsgerichtet auf aktuelle Ereignisse reagieren zu können und wollen.

Es werden also auch zukünftig keine konstruktiven Antworten von den Unionsparteien, aber ebenso von den Parteien, die mit der CDU/CSU koalieren, zu erwarten sein,

geschweige denn Visionen für eine ökologische, gendergerechte und antirassistische Gesellschaft ohne Ableismus, Klassismus, Antisemitismus … .

Nehmen „wir“ das Thema Klimawandel. Bereits jetzt verändern sich nachhaltig Landschaften durch Verödungen, Dürren, Ackerflächen können nicht mehr genutzt werden, durch Brände zerstörte Wälder, Permafrost taut … .

Das alles ist von Menschen verursacht. Wollten also die Unionsparteien hier etwas ändern, dann könnten sie das nur innerhalb ihrer Ideologie und der Mechanismen, die den Klimawandel überhaupt erst ermöglicht haben.

Durch den Klimawandel, durch Wassermangel und Ressourcenknappheit werden verstärkt Flucht und Migration die Konsequenzen sein.

Die Antworten: Grenzen schließen und verteidigen und/oder noch mehr bösartige menschenverachtende und finanzielle Deals mit den Taliban und Diktatoren eingehen, um die Zuwanderung nach Deutschland (ist auch auf andere Länder übertragbar) zu vermeiden. Stichwort: Festung Europa.

Die Fragen, wie wollen „wir“ in Zukunft wohnen und leben, wie müssen Städte klimafreundlich, ökologisch sinnvoll und für Menschen, unabhängig ihrer monetären Ausstattung, barrierefrei für Menschen mit Behinderungen, für Menschen aus vielen Ländern und unterschiedlicher Religion und Kulturen, FLINTA-freundlich … gestaltet werden, werden unbeantwortet bleiben oder zu Entscheidungen führen in dem Modus der rückwärtsgewandt ist und das wird jeden Lebensbereich durchdringen und früher oder später alle und jede*n treffen.

Denn die Antwort des „Konservatismus“ ist stets die „autoritäre und starke sowie strafende Hand“, die Repression, Polizeiaufgabengesetze, einschränkende Versammlungsgesetze, die Demonstrationen fast unmöglich machen, Aufstandsbekämpfung, mehr Polizei, mehr Polizeigewalt und mehr Repressionen/Kriminalisierung von Aktivismus und Widerstand.

Denn das ist das Wesen des „Konservatismus“ und damit auch die Basis der Unionsparteien (CDU/CSU), die früher oder später zum autoritären Polizeistaat oder in den Faschismus führen wird.

Das sollte m.M.n. allen bewusst sein, die die Unionsparteien wählen oder Parteien wählen, die eine Koalition mit der Union in Erwägung ziehen.

Ach ja, die Reihe wird fortgesetzt mit dem Evangelischen Arbeitskreis (EAK) der CDU/CSU.

Und hier noch ein kleiner Anhang, der verdeutlicht wie wenig sich die Union in den letzten 50/60 Jahren verändert hat. Sie hat sich lediglich optisch angepasst. CDU-Bundestagswahlkampf 1949

Wahlplakat: Zu sehen ist Großdeutschland, angerichtet auf einem Herz. Dazu „Das ganze Deutschland soll es sein. Zum ungeteilten Vaterland durch die CDU“. CDU

Bundestagswahlkampf 1957

Auf die Bild ist ein Junge zu sehen, der Lederhosen trägt, die an eine Tracht erinnern. Darüber ist die Aufschrift: „Vater und Mutter wählen für mich“. In der Hand hält der Junge ein Schiefertafel auf der steht in Großbuchstaben CDU.

Unbekanntes Datum

Abgebildet ist eine Frau, die ein Kopftuch trägt. An dem einen Arm hängt ein Korb, der mit vermutlich Gemüse oder Obst gefüllt ist. Am anderen Arm eine prall gefüllte Einkaufstasche während sie ihren geöffneten Geldbeutel präsentiert. Darunter sitzt ein ein Mädchen und isst einen Apfel. Das ganze ist umrahm mit: Endlich wieder kaufen können wählt CDU.

Unbekanntes Datum

Irgendein Politiker hält ein Schild mit der Aufschrift: Wirtschaft, Arbeit, Zukunft. Gemeinsam für Deutschland CDU. Im Hintergrund ist dieser Slogan noch einmal in groß zu sehen.

Unbekanntes Datum

Auf dem Foto ist ein Mann zu sehen, der mit einem Roller fährt. Darüber steht Weiter vorwärts. Darunter steht: darum wieder Liste 2 CSU.

Wahlplakate der CDU anlässlich der BTW 2021

Eine Collage von mehreren Wahlplakaten. Für bezahlbares Wohnen. Deutschland gemeinsam machen. Oder Gemeinsam für ein modernes Europa oder heute lernen, was morgen zählt …

Zu sehen ist eine Frau, die mir ihrem kleinen Kind in einem Buch liest. Im Hintergrund ist ein Mann zu sehen, der lächelt. Schwarz-rot-goldene Streifen sind auch noch zu sehen und der Aufdruck: Familien sollen es kinderleichter haben. Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben. CDU. Die Abgebildeten Menschen sind übrigens weiße Menschen.

Zwischen schwarz-rot-goldenen Balken ist die Rückseite von zwei Polizeibeamten zu sehen. Dazu die Aufschrift: Denen den Rücken stärken, die für uns stark sind. Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben. CDU.

Schwarz-rot-goldene Balken und dazwischen die Aufschrift: Für Sicherheit und Ordnung.