Netzwerk Wissenschaftsfreiheit (9)

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Beitrag Teil 9: Das rechte und rassistische Netzwerk Wissenschaftsfreiheit hatte mit Datum vom 19.04.2021 weitere Mitstreiter*innen gewinnen können. Von 405 ist das Netzwerk auf 442 Mitstreiter*innen gewachsen. [1]

Screenshot, der die Angaben im Thread belegt.

Mit dabei ist auch der Staats- und Sozialwissenschaftler „Prof. Dr.“ Jochen Bohn von der Universität der Bundeswehr München, der eine militärische Vita hat. [2]

Die „neu“rechte Wochenzeitung Junge Freiheit zitierte Bohn 2011 im Rahmen eines Artikels mit der Überschrift: „Wofür töten, wofür sterben?

Bohn hatte nämlich einen Text für das Magazin Campus geschrieben. Die JF dazu: „Eine junge Zeitschrift, die noch militärische Ideale vertritt und gegen den Werteverfall in der Bundeswehr kämpft.“

Bohn hatte in diesem Text betont, „dass soldatische Identität gesellschaftliche Identität“ voraussetze. Und weiter: „Wenn ein Soldat nicht mehr für Deutschland, sondern für das Gute kämpfe, könne er sich nicht mehr mit seinem Land identifizieren und wisse somit nicht mehr, wofür er kämpfe oder vielleicht auch sterbe. Bohn will wieder mehr Ideologie in der Bundeswehr sehen und stellt fest, daß die Bundeswehr dafür erst einmal wieder eine Identität braucht.[3]

Screenshot, der die Angaben im Thread belegt.

Mit dabei unter den neuen Mitstreiter*innen des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit ist auch der Theologe „Prof. Dr.“ Ludger Schwienhorst-Schönberger.

Er macht keinen Hehl daraus, dass er homosexuellenfeindlich ist und er sprach sich in seinem Artikel für die rechte katholische Tagespost gegen „die Dekonstruktion der christlichen Lehre vom Menschen als Mann und Frau“ aus.

Schwienhorst-Schönberger, der Theologe vom Institut für Bibelwissenschaft, schreibt auch für die österreichische Zeitung Die Furche. In einem Artikel vom Oktober 2020 beschäftigte er sich mit der Frage: „Moria: Ist das unchristlich?“ und gelangte nicht etwa zu einem Nein.

Ganz und gar nicht. Er, der an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien forscht und lehrt, kam zu dem Schluss, dass Mitleid und Hilfe auch Grenzen hat und dass „Gläubige aus christlicher Sicht zu unterschiedlichen Lösungen gelangen

und weiter: „Es kann nicht unsere Pflicht sein, uneingeschränkt zu helfen, weil es nicht möglich ist. Wir können es nicht. Und wir sollten auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir unserer Hilfe Obergrenzen setzen.[4]

Für das Lasalle-Haus Bad Schönbrunn in Edlibach in der Schweiz fungiert er auch als Referent.

Der Trägerverein des Hauses ist dem Jesuitenorden zuzuordnen. [5] Zum Preis von nur 290 CHF plus Kost & Logis können wohlhabende christliche Menschen an einem 2tägigen Kurs mit Schwienhorst-Schönberger und Wilfried Dettling SJ teilnehmen. [6]

Dann geht es am Wochenende im September 2021 um Sinnsuche und Lebenskunst, während gleichzeitig weitere Menschen im Mittelmeer ertrinken oder in Lagern verelenden werden.

Doch wie der Referent, der Theologe, bereits auf eine so menschenverachtende Art und Weise festgestellt hat, hat Hilfe eben ihre Grenzen.

Wer sich sonst noch dem Netzwerk angeschlossen hat, kann hier nachgelesen werden.

Was nicht im Blog steht, ist das was unter der Rubrik „Presse & Beiträge“ auf der Website des Netzwerks und zwar unter Berichterstattung zur Netzwerkgründung zu finden ist.

Interessant ist dabei wie weit das Netzwerk nach rechts und rechtsaußen offen ist und das ganz unverkrampft öffentlich. Hier wird sich auch nicht verstellt. Hier wird verlinkt zur Preußischen Allgemeinen Zeitung, zur Jungen Freiheit und zu Tichys Einblick.

Hier wird ein „Schutzraum nur für freies Denken“ gefordert. Ein Denken, das so frei ist, dass hier Rassismus, LGBTQI-feindlichkeit, Antisemitismus, Antifeminismus und Misogynie … gedeihen können und im Namen der Wissenschaft weiterverbreitet werden.

So, als habe es die Toten der rassistisch-/antisemitisch-motivierten Attentate in Hanau oder Halle nie gegeben.

Ungeachtet der Tatsache, dass eine deutliche Zunahme antisemitisch motivierter Straftaten und Angriffe zu verzeichnen ist.

Ungeachtet der Tatsache, dass eine deutliche Zunahme rassistisch-motivierter Straftaten und Angriffe zu verzeichnen ist.

Ungeachtet der Tatsache, dass auch die Angriffe und Straftaten gegen queere und trans Menschen zugenommen haben.

Ungeachtet der Tatsache, dass die Zahl versuchter und vollendeter Femizide während der Corona-Pandemie noch weiter gestiegen ist.

Hier beim Netzwerk Wissenschaftsfreiheit fühlt mensch sich sogar verfolgt. Erst vor wenigen Tagen schrieb das Gründungsmitglied Dieter Schönecker einen Artikel für die NZZ mit dem Titel: „Ja, es gibt die Cancel Culture. Und nein, es handelt sich nicht um harmlose Einzelfälle. Letzteres zu behaupten, hiesse sogar: zu bagatellisieren“. [7]

In diesem Artikel setzte er „strukturellen Rassismus“ mit „Cancel Culture“ gleich.

Text: Selbstredend stehen Kritik und Cancel-Culture nicht auf einer Stufe. Dabei gibt es schwierige Fragen zu klären: Wie lassen sich rechtswidrige Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit von solchen, die zwar rechtskonform sind, aber dennoch illegitim, unterscheiden? Kann es umgekehrt rechtswidrige, aber legitime Boykottmassnahmen gegen Wissenschafter geben? Welche verschiedenen Typen von Cancel-Culture gibt es? Warum gibt es Cancel-Culture von links wie von rechts? Was ist überhaupt «die Wissenschaft», auf deren Freiheit sich die Kritiker der Cancel-Culture beziehen? Es lohnt sich, darüber nachzudenken, so wie es sich lohnt, etwa über strukturellen Rassismus nachzudenken. Die Strategie polemischer Verharmlosung führt uns dagegen nicht weiter.

Was einem Schlag ins Gesicht gleichkommt z.B. für die Hinterbliebenen der Opfer von Hanau, die ihre Herzensmenschen, Söhne, Töchter, Brüder, Schwestern … begraben mussten und ihren Verlust betrauern, vermutlich für den Rest ihres Lebens.

Screenshot mit Fotos und Namen der in Hanau getöteten Menschen. Darunter die Überschrift: „Angehörige zu Hanau. „Unsere Welt blieb stehen am 19. Februar“ Stand: 19.02.2021 04.10 Uhr“.

[8]

ber was kann ich von einem Netzwerk erwarten, dass sich ganz genauso anhört wie gewöhnliche CoroNazis bzw. Querfaschist*innen.

So wurde im Rahmen einer Demonstration am 24.04.2021 in Düsseldorf unter dem Motto „Studentendemo – Zurück auf den Campus“, an der auch Max Otte von der CDU, der WerteUnion und der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung als Redner teilgenommen hat, u.a. „eine Meinungsdiktatur an Hochschulen angeprangert“. [9]

Interessanterweise wurde die Veranstaltung mit Max Otte, Gunnar Kaiser und Martin Schwab im Vorfeld im sog. „Demokratischer Kalender“ angekündigt.

Screenshot, der die Angaben im Text belegt.

[10]

Gunnar Kaiser ist bereits bekannt, weil er u.a. im letzten Jahr gemeinsam mit Milosz Matuschek den rechten Appell für freie Debattenräume initiiert hatte und dieser von mittlerweile 70 Mitstreiter*innen des rechten und rassistischen Netzwerks Wissenschaftsfreiheit unterzeichnet worden ist.

Und damit endet Teil 9 zum rechten und rassistischen Netzwerk Wissenschaftsfreiheit