Netzwerk Wissenschaftsfreiheit – Teil 3

Teil 1

Teil 2

Teil 3 steht auch im Archiv zur Verfügung

In einem Artikel in der FAZ wird Sandra Kostner, die Vorsitzende des Netzwerks, zur Teilnahme des Mitglieds Ulrich Vosgerau an der sog. „Deportationskonferenz“ gemeinsam mit Vertreter*innen der AfD im Landgasthof Adlon mit folgenden Worten zitiert:

(…) eine einzelne Person sei nicht repräsentativ für einen Verein mit mehreren Hundert Mitgliedern.[1]

Ich bin der Frage nachgegangen, ob Sandra Kostner die Wahrheit spricht und habe mir aus den 759 Mitgliedern/Mitstreiter*innen beispielhaft einige „Einzelfälle“ rausgepickt. Manche darunter spontan und ohne Hintergrundinformationen zu haben.

Uwe Wagschal ist so ein Fall. Er ist Politikwissenschaftler und Mitglied des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit. Er behauptete 2018 bei der Bundestagswahl 2017 solle es zu Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenauszählung gekommen sein und diese habe die AfD benachteiligt bzw. sei zu Lasten der AfD erfolgt.

Der Focus berichtete und stellte die Thesen von Wagschal vor. Interessant ist dabei die These 2: „Wahlhelfer manipulierten Stimmen der AfD“.
Nachzulesen hier

2. These: Wahlhelfer manipulierten Stimmen der AfD. Seine zweite These belastet die Wahlhelfer. Sie legt nahe, dass während der Auszählung oder der übermittlung der Wahlergebnisse manipuliert wurde. Das führt Wagschal darauf zurück, dass die AfD am stärksten polarisiert. Eine Möglichkeit wäre demnach, „dass einzelne Wahlhelfer, welche die AfD ablehnen, Stimmen für die Partei (bewusst oder unbewusst) für ungültig erklärt oder Ergebnisse nicht korrekt gemeldet haben könnten.“

Der Faktenfinder der Tagesschau befasste sich 2021 mit „Fake News über angebliche Manipulationen“, weil immer wieder irreführende Behauptungen über Wahlmanipulationen auch rund um die Bundestagswahl 2017 veröffentlicht wurden.

Nach seiner Niederlage hatte Donald Trump dies auch wieder und wieder behauptet und schließlich führte seine wiederholte Lüge zum „Sturm aufs Kapitol“. [2]

Grundsätzlich sollte ein den Fakten verpflichteter Wissenschaftler wissen, was Lügen, Unwahrheiten aber auch unbewiesene Thesen bedeuten und welchen Schaden sie anrichten können. Denn kaum war der Focus-Artikel erschienen konnte sich die AfD Neuwied positiv auf Wagschal beziehen.

Das las sich dann so: „Mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat außerdem ein wirklich seriöses Medium in der jüngsten Vergangenheit mehrfach über die Untersuchungen des Freiburger Universitätsprofessors Uwe Wagschal berichtet hat, der der Auffassung ist, dass es bei der vergangenen Bundestagswahl Manipulationen zu Lasten der AfD gab.“ [3]

Es ist erstaunlich wie Sandra Kostner im Fall von Ulrich Vosgerau von einem Einzelfall reden kann. Ich erinnere an Dieter Schönecker, der Marc Jongen (AfD) als Gastredner an die Uni Siegen eingeladen hatte.

Sebastian Lüning hat in der Vergangenheit auch schon Vorträge für die AfD gehalten, ebenso Fritz Söllner. Martin Wagener hielt einen Vortrag für die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES).

Über Alexander Dilger, ein weiteres Mitglied im Netzwerk Wissenschaftsfreiheit, fand ich dieses Plakat. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Dilger (Ex-FDP) 2015 wieder aus der AfD ausgetreten ist.

Zu sehen ist ein Plakat von der AfD aus dem Jahr 2013 und eine Veranstaltungsankündigung im Landgasthaus Wilhelmer Gasselstiege 631 mit dem Porträt von Alexander Dilger. „Eine kritische Analyse“.

[4]

Kaum hatte sich der Linguist Peter Eisenberg sehr ausführlich gegen gegenderte Sprache ausgesprochen, u.a. mit dieser Aussage: „Was im Augenblick passiert, ist eine politische Bewegung einer Pressure-Group, die der deutschen Sprache gefährlich werden kann“, (…)

— „Mit der Pressure-Group meint er vor allem Akteure der sogenannten Queer-Community, die für die Interessen von Menschen eintreten, die sich nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen.“ Nachzulesen beim Deutschlandfunk [5]

Auf dem Bild ist Eisenberg zu sehen, der an einem Tisch sitzt auf dem der Duden steht.

postete die AfD Berlin bei X – zu dieser Zeit noch Twitter – das hier:

Die AfD Berlin twitterte am 12.3.2018 folgendes: „Studierende, GärtnerInnen, Geflüchtete: Der Potsdamer Linguist Peter Eisenberg hält nichts von grammatischen Kunstformen, um die Genderneutralität zu erzwingen. So etwas zu verordnen, sei typisch für autoritäre Regimes, aber nicht für Demokratien, sagte er im DLF“. #noGenderGaga. 59 Personen hat es gefallen.

Als das Bildungsmagazin News 4 Teacher den Artikel veröffentlichte „Kulturkampf: Die CDU will gemeinsam mit der rechtsextremen AfD Schüler*innen und Lehrkräften das Gendern verbieten“ (erschienen am 29.3.2023), kommentierte dies eine gewissen Sieglinde. Sie bezog sich dabei auch auf auf den Wissenschaftler Peter Eisenberg.

„(…) In allen Genera des Deutschen gibt es Wörter, die generisch sind, sich nicht auf Personen eines bestimmten Geschlechts beziehen lassen. Dazu gehören im […] Femininum […] Person, Koryphäe, Leiche, Waise, Geisel […] Ein generisches Femininum existiert im Deutschen nur für einzelne Wörter, wie sie oben genannt wurden, aber nicht bei produktiven Wortbildungstypen.“ Peter Eisenberg (emeritierter Professor für deutsche Sprache, Uni Potsdam), https://merton-magazin.de/weiblich-maennlich-und-generisch-im-deutschen (...)“

[6]

Eisenberg und der rechte Statistikprofessor Walter Krämer vom Verein Deutsche Sprache, der auch zum Netzwerk Wissenschaftsfreiheit gehört und in der Vergangenheit u.a. durch ein Hitler-Zitat im Schaukasten der Uni aufgefallen ist, wurden durch ihre Veröffentlichungen zu den Stichwortgebern für ein Gendersprache-Vermeidungsgesetz WDR.

Dies belegt die Stellungnahme zum Antrag der Fraktion der AfD, Drucksache 18/1368. Dabei ging es um die Anhörung des Ausschusses für Kultur und Medien am 2.März 2023 „Gendersprache-Vermeidungsgesetz WDR“. [7]

Ursula Regine Stephan vom Verein Deutsche Sprache hatte diese 6seitige Stellungnahme verfasst, in der sie sich auf die beiden oben genannten „Wissenschaftler“ positiv bezog.

Zum Abschluss bestätigte sie ihre Unterstützung für den Entwurf des Gendersprache-Vermeidungsgesetz WDR. Damit unterstützte sie ein geplantes Sprach-Verbot für den Westdeutschen Rundfunk.

Der Westdeutsche Rundfunk muss als demokratisches Massenmedium sich seiner Verantwortung gegenüber der breiten Bevölkerung wieder bewusst werden und sollte sich, trotz seines Auftrags zur gesellschaftlichen Inklusion und Gleichstellung, von gut gemeinten, aber linguistisch widersinnigen sprachlichen Experimenten fernhalten. Nach dem Motto: „Taten zählen mehr als Worte“ kann der Programmauftrag des WDR, nämlich die verstärkte Sichtbarmachung und Wertschätzung der Frauen, zuvorderst durch Programminhalte, Personen und Berichterstattungen erfüllt werden. Einen ersten Schritt zu einem Mehr an verantwortungsvoller Verwendung der normierten deutschen Sprache hat Intendant Tom Buhrow bereits als Folge der Umfrageergebnisse angekündigt. Der vorliegende Gesetzesentwurf „Gesetz zur Vermeidung von Gendersprache in den Angeboten des Westdeutschen Rundfunks (Gendersprache Vermeidungsgesetz WDR) unterstützt und verstetigt dieses Anliegen und befürwortet dabei die durchgehend regelkonforme Verwendung

[8]

Kurz und knapp: Regine Stephan unterstützte einen AfD-Antrag, während der AfD Kreisverband Vorpommern-Greifswald sich in seiner Stellungnahme auf den Potsdamer Linguisten Peter Eisenberg bezog, der die geplanten Änderungen im Online-Duden als „Irreführung des Lesers bezeichnet“, so die AfD VG in 2021. [9]

Die „neu“rechte Wochenzeitung Junge Freiheit veröffentlichte 2019 einen Artikel mit der Überschrift: „Sprachwissenschaftler kritisiert Gender-Deutsch“ und weiter: „Der Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg hält gendersensible Formulierungen für eine Gefahr für die deutsche Sprache.[10]

Screenshot aus der Junge Freiheit. Mitten im Text befindet sich eine Anzeige mit dem Text: „NEIN! Zum AfD-Verbot!“ Der Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg hält gendersensible Formulierungen für eine Gefahr für die deutsche Sprache. Als Beispiel nennt Eisenberg eine neue Richtlinie der Stadt Hannover. „Die Empfehlung für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache der Stadt Hannover ruiniert die Sprache“, kritisierte er. BERLIN. Der Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg hält gendersensible Formulierungen für eine Gefahr für die deutsche Sprache. Als Beispiel nennt Eisenberg eine neue Richtlinie der Stadt Hannover. „Die Empfehlung für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache der Stadt Hannover ruiniert die Sprache“, kritisierte er gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

[11]

Der Verein Deutsche Sprache und die Eberhard-Schöck-Stiftung verliehen Peter Eisenberg 2019 den mit 30.000 Euro dotierten Jacob-Grimm-Preis. In seiner Dankesrede sagte Eisenberg: „Die Fixierung auf das Geschlecht aufzugeben, täte der Sprache gut.“ [12]

Und während die einen Mitstreiter*innen des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit sich mit Händen und Füßen gegen die sprachliche Inklusion von allen Menschen und damit allen Geschlechtern wehren, kämpfte der Kinderarzt Alexander Korte, der gleichfalls dem Netzwerk angehört, gegen das geplante Selbstbestimmungsgesetz und das für die CDU im Deutschen Bundestag. [13]

Alexander Korte ist durch seine transfeindlichen Äußerungen schon mehrfach aufgefallen. Annika Brockschmidt bekannt als @ardenthistorian verfasste für den Volksverpetzer den Artikel: „TRANSFEINDLICHKEIT ERMÖGLICHT DAS MAINSTREAMING RECHTSEXTREMER NARRATIVE“. [14]

In diesem Artikel wurde die unredliche Rolle des Alexander Korte ausführlich beschrieben.

Uwe Steinhoff, gleichfalls Mitglied im Netzwerk Wissenschaftsfreiheit, war verantwortlich für einen Beitrag in der Welt, der den Titel trug: „Wie ARD und ZDF Kinder sexualisieren und umerziehen.“

Auf der linken Seite ist die Maus zu sehen. Sie hält eine Regenbogenfahne für alle Geschlechter hoch. Darüber steht: „Wie ARD und ZDF Kinder sexualisieren und umerziehen“. Auf der rechten Seite ist vor einem großen Gebäude die Regenbogenfahne zu sehen.

[15]

Den Beitrag hatte er gemeinsam mit Rieke Hümpel, Antje Galuschka, Marie-Luise Vollbrecht und Alexander Korte verfasst. Erschienen war er am 1. Tag des Pride-Month. Queer.de berichtete darüber und auch im Blog gibt es dazu das

Im selben Jahr, also 2022, starb der 25jährige trans Mann C. an seinen Verletzungen, die ihm ein Angreifer nach dem CSD in Münster zugefügt hatte und im Tagesspiegel erschien der Artikel über die „Transfeindlichkeit in Deutschland: „Wir sind die neuen Sündenböcke“.

Fünf Betroffene berichteten über Drohungen, Hetze, Mord und Gewalt gegen trans Menschen, die zugenommen hat und verantwortlich waren und sind auch Wissenschaftler*innen, die dem Netzwerk Wissenschaftsfreiheit angehören und das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit als Gesamtes, weil es sich mit Kathleen Stock und Marie-Luise Vollbrecht solidarisierte.

Denn die Freiheit von ALLEM und ALLEN endet dort, wo die körperliche Unversehrtheit von Menschen, in diesem Fall von trans Menschen, angegriffen wird. #TransRightsAreHumanRights

Die kleine Reihe wird mit Teil 4 fortgesetzt. Denn über das Netzwerk und seine zahlreichen Einzelfälle gibt es noch viel zu sagen.
#Alerta

Teil 4

Teil 5