Eine Kampagne, eine Inszenierung, eine Choreographie

Dieser Beitrag (Teil I und Teil II) wurde mit allen Grafiken und Fotos archiviert.

Teil I

In diesem Beitrag beschreibe ich Netzwerke und eine Kampagne, eine Inszenierung oder eine Choreographie, die nachhaltig Wirkung zeigte und noch zeigen wird. Denn der Radikalisierungsprozess ist längst nicht abgeschlossen.

Screenshot von einem Teil des Artikels „Wie ARD und ZDF unsere Kinder indoktrinieren“ veröffentlicht am 01.06.22 von Hümpel, Steinhoff, Galuschka, Korte und Vollbrecht. Darunter ist ein Bild von der Maus zu sehen, die ihre Sonnenbrille abnimmt oder aufsetzt.

Am 1.6.2022 erschien in Die Welt ein transfeindlicher Artikel verfasst von Rieke Hümpel, Uwe Steinhoff, Antje Galuschka, Alexander Korte und Marie Luise Vollbrecht.

Uwe Steinhoff war zu diesem Zeitpunkt bereits Mitglied des rechten und rassistischen Netzwerks Wissenschaftsfreiheit und Alexander Korte wurde es noch.

Am selben Tag erschien ein Aufruf im Blog von Eva Engelken. Dieselben Personen, nämlich Steinhoff, Galuschka, Korte und Vollbrecht, hatten zusätzlich ein 50seitiges Dossier verfasst [1] und den Aufruf unterstützt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der transfeindliche Aufruf, der von zahlreichen Mitglieder/Mitstreiter*innen Netzwerks Wissenschaftsfreiheit [.de] initiiert und erstunterzeichnet wurde.

Die Rolle von Frau Vollbrecht in dieser Gemengelage und wie sie ihre Follower*innen anstachelte, Unwahrheiten verbreitete und die Stimmung anheizte, wurde von vielen Accounts bereits ausführlich dargestellt.

Bedauerlicherweise hatte dies schwerwiegende Auswirkungen für die Accounts bzw. für die Menschen, die aufklärten und Quellen anzubieten hatten. Eine Meute von Terfs legte los und machte sogar große Twitter-Accounts fast platt, also so gut wie unbenutzbar.

Das alles wurde bereits ausführlich dargestellt und dokumentiert. In diesem Thread möchte ich auf einen größeren Kontext näher eingehen.

Denn Fakt ist, die Absage der HU Berlin wurde von Eva Engelken bereits einen Tag vor der offiziellen Absage veröffentlicht. Entnommen von Das Siebte Flugblatt.

Screenshot vom 1. Juli 2022 von Eva Engelken „Edit: HU cancelt Vortrag Jetzt erst Recht: Aktion für Frau Summer“ „Aktion für Summer Team Biologie: Helfen Sie mit, dass eine Frau und Wissenschaftlerin bei der Langen Nacht der Wissenschaften in Berlin frei reden kann! Hashtag LetWomenSpeak.“

Das Siebte Flugblatt konnte aufzeigen:

„In Anbetracht des Umstandes, dass und wie der Vortrag mutmaßlich ins Programm der „Langen Nacht der Wissenschaft“ geschmuggelt wurde, und dass, wie die Belege zeigen, der Unterstützerkreis um Vollbrecht bereits Propaganda mit einem angeblichen Canceln betrieb, als es NOCH GAR KEINE ABSAGE GAB, besteht der massive Verdacht, dass es sich hier um einen, durch besagte transfeindliche Kampagne, bewusst inszenierten Aufreger handelt.“ [2]

So weit so gut. Doch etwas fehlte in allen Analysen, Stellungnahmen oder Überlegungen. Das ist nämlich die unrühmliche Rolle, die das rechte und rassistische Netzwerk Wissenschaftsfreiheit dabei spielte.

Denn Fakt ist das rechte und rassistische Netzwerk Wissenschaftsfreiheit [.de] hat davon profitiert und kann die aufgeladene Stimmung hervorragend für sich nutzen

und Fakt ist, dass mit Stand vom 30.07.2022 mehr als 70 Personen neu oder wieder hinzugekommen sind.

Diese schauen „wir“ uns zunächst einmal an.
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Aufgeführt sind die Namen der 74 neuen oder wiedereingestiegenen Mitglieder/Mitstreiter*innen des Netzwerks.

Aufgefallen ist z.B. Prof. Dr. Gerhard Amendt als Unterzeichner des rechten Appells für freie Debattenräume und darüber hinaus bewegt er sich in antifeministischen und queerfeindlichen Strukturen. Er ist auch ein Gegner gegenderter Sprache.

Neu dabei ist auch ein gewisser Prof. Dr. Dr. Dr. Adorján Kovács. Er ist u.a. Gesichtschirurg und publizierte bis 2018 regelmäßig für die rechtslibertäre 2Monatsschrift Eigentümlich frei. Er unterzeichnete die rassistische Erklärung 2018 und die Charta 2017, ein Solidaritätsaufruf für extrem rechte und neofaschistische Verlage. Er publiziert auch für TUMULT.

Wieder dabei ist Matthias Brodkorb von der SPD, der erst jüngst bei einem Treffen des Instituts für Staatspolitik gesichtet wurde. [3]
https://www.queer.de/detail.php?article_id=41379

Mit dabei ist zusätzlich noch Dr. Magda Rosenmöller, die an der IESE Business School unterrichtet. Hierbei handelt es sich um eine Managementschule des Opus Dei.

Ulrich Vosgerau, der in der Vergangenheit als Referent für den Hayek Club Berlin fungierte, der die rassistische Erklärung 2018 unterzeichnete und u.a. für CATO publiziert ist mit an Bord.

Wer also genau hinschaut kann unter den Mitgliedern/Mitstreiter*innen des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit viele Rechte, Rassist*innen, christliche Fundis, Evangelikale und transfeindliche Menschen entdecken und findet an zahlreichen Stellen ihrer Veröffentlichungen immer und immer wieder rechte Kampfrhetorik, wie z.B. „Cancel Culture“.

Bis vor kurzem, also bis zur transfeindlichen Kampagne, war es beim Netzwerk relativ ruhig. Doch es scheint so, als ob die Kampagne dem Netzwerk Auftrieb verliehen hat.

Mehr Mitstreiter*innen, mehr Fälle von vermeintlicher „Cancel Culture“ in ihrer wenig wissenschaftlichen Dokumentation tauchten auf, darunter auch M.L. Vollbrecht als Opfer, und Veranstaltungen werden angekündigt.

So z.B. eine Veranstaltung am 4.8.2022 um 17.00 Uhr, die auf dem Youtube-Kanal live gestreamt wird. Wo die Veranstaltung stattfinden wird ist unbekannt.

Doch mann will eine freie Debatte führen zum Thema „Waffenlierungen für die Ukraine?[4] und wie die ausgehen kann, kann mensch sich vorstellen.

Debatte „Waffenlieferungen für die Ukraine?“ Darüber diskutieren der Rechtsphilosoph Prof. Dr. Reinhard Merkel, der sich öffentlich kritisch zu diesen geäußert hatte, mit dem Völkerstrafrechtler Prof. Dr. Kai Ambos und dem Militärhistoriker Prof. Dr. Sönke Neitzel, der sich öffentlich für mehr Waffenlieferungen ausgesprochen hatte. Moderiert wird die Diskussion von Prof. Dr. Peter Hoeres, Historiker und Vorstandsmitglied des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit. Mit dieser Veranstaltung eröffnet das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit seine Reihe der Diskussion in der Öffentlichkeit umstrittener Themen durch Wissenschaftler des Netzwerks. Wir treten für eine freie Debatte kontroverser Standpunkte ein und wollen diesen damit ein Forum geben. Die Veranstaltung wird am 4. August 2022 um 17 Uhr auf unserem Youtube-Kanal live gestreamt.

[4]

Dann gibt es noch Veranstaltungen in Siegen und Vechta,

Ankündigungen der Veranstaltungen in Siegen und in Vechta

Ankündigungen der Veranstaltungen in Siegen und in Vechta

abgesehen von den Beiträgen, die belegen sollen, dass es nur 2 Geschlechter geben soll.

Das Netzwerk nimmt jetzt Fahrt auf, denn es hat profitiert. Profitiert vom Hass und der Hetze, die auch einschlägig namentlich bekannte Accounts in den sozialen Medien vorangetrieben haben.

Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit hat sich aber auch, und das kann belegt werden, am transfeindlichen Aufruf beteiligt und damit an der Kampagne beteiligt.

Dem transfeindlichen Aufruf, den Eva Engelken am 1.6.2022 in ihrem Blog eingestellt hat und die Eva Engelken, die schon einen Tag vor der offiziellen Absage der Veranstaltung mit Vollbrecht durch die Universitätsleitung davon wusste.

Die Beteiligung des Netzwerks an der Kampagne kann belegt werden, denn der Aufruf, der von 99 Initiator*innen und Erstunterzeichner*innen unterstützt wurde, kann auf stolze 38 Personen, die zum Netzwerk gehören, zurückgreifen.

Das hier sind sie!

Uwe Steinhoff, Alexander Korte, Sandra Kostner, Axel Meyer, Aglaja Valentina Stirn, Jorge Ponseti, Klaus-Dieter Rosenbaum, Max von von Tilzer, Andreas Schmid, Felix Plamper, Jürgen Lampe, Jörg Matysik, Ernst-Erich Doberkat, Bernd Bohrmann, Klaus Wagner, Klaus Morawetz, Siegfried Scherer, Thomas Nattermann, Heribert Vollmer, Gerd Wagner, Helmut Niegemann, Gisela Müller-Plath, Paul Layer, Marion Felder, Georg Meggle, Markus Mock, Peter Bender, Bernd Ahrbeck, Barbara Holland-Cunz, Alan Rendall, Günter Reiner, Jochen Schaaf, Inken Prohl, Robert Wagner, Thomas Sukopp, Christian Mézes, Carsten Grötzinger, Timur Sevincer

Uwe Steinhoff, Alexander Korte, Sandra Kostner, Axel Meyer, Aglaja Valentina Stirn, Jorge Ponseti, Klaus-Dieter Rosenbaum, Max von von Tilzer, Andreas Schmid, Felix Plamper, Jürgen Lampe, Jörg Matysik, Ernst-Erich Doberkat, Bernd Bohrmann, Klaus Wagner, Klaus Morawetz, Siegfried Scherer, Thomas Nattermann, Heribert Vollmer, Gerd Wagner, Helmut Niegemann, Gisela Müller-Plath, Paul Layer, Marion Felder, Georg Meggle, Markus Mock, Peter Bender, Bernd Ahrbeck, Barbara Holland-Cunz, Alan Rendall, Günter Reiner, Jochen Schaaf, Inken Prohl, Robert Wagner, Thomas Sukopp, Christian Mézes, Carsten Grötzinger, Timur Sevincer

Darunter war auch Sandra Kostner. Sie ist Vorstandsvorsitzende des Netzwerks. Unter andere Disziplinen war noch Jantine Nierop. Auch sie gehört zum Netzwerk Wissenschaftsfreiheit. Insgesamt sind es bereits 39.

Sie alle haben sich an der transfeindlichen Kampagne beteiligt.

Diesbezüglich müssen sie in die Verantwortung genommen werden oder sollten es zumindest.

Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit nutzt aber auch seinen Einfluss, um engagierte Journalist*innen regelrecht vorzuführen und/oder ihnen ihre Kompetenzen streitig zu machen. Dieses Beispiel betrifft @ardenthistorian.

Ein dokumentierter Tweet von Annika Brockschmidt. Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit dazu: „Selbst wen man nicht selbst in die USA reist, kann man sich schnell einen Eindruck verschaffen, das ardenhistorian fake news verbreitet.“ Vom 29. Juli 2022.

Das Netzwerk selbst verlinkt mit ihrem Twitter-Account auch zu einem Radiosender namens Kontrafunk – „Die Stimme der Vernunft“.

Interview von unserem Vorstandsmitglied zum Fall Wagener bei Kontrafunk – Die Stimme der Vernunft. Das Morgenmagazin vom 20. Juli 2022

Dabei geht es um das „Morgenmagazin vom 20. Juli 2022 – Ilona Pfeffer im Gespräch mit Peter Hoeres, Thomas Mayer und Wolfgang Koydl“. Peter Hoeres ist übrigens Vorstandsmitglied des Netzwerks. Dass dieser einem hasserfüllten Terf-Account folgt (@Wanheda_I) sollte nicht wundern

Screenshot von der Ankündigung vom Morgenmagazin vom 20. Juli 2022. Ilona Pfeffer im Gespräch mit Peter Hoeres, Thomas Mayer und Wolfgang Koydl.

[5]

Kontrafunk wiederum hat Platz für Sendungen mit Stefan Homburg, Erika Steinbach, Carlos A. Gebauer, Hendrik Sodenkamp,

Screenshot belegt die Angaben im Thread. Flg 30: Gegen das Erinnern mit Alexander Christ, Stefan Homburg und Erika Steinbach, die mit Burkhard Müller-Ullrich diskutieren. Flg 29: Sonste Volksaufstände mit Peter J. Brenner, Carlos a Gebauer und Burkhard Müller-Ulrich.

der Verleger (Hendrik Sodenkamp) dessen Kollege oder Geschäftspartner Anselm Lenz [6] auf der letzten Veranstaltung des Instituts für Staatspolitik mit Susanne Dagen in die Kamera lächelte.

Literaturleute Susanne Dagen, Anselm Lenz mit Grüßen aus dem Rittergut Schnellroda. Im Bild sind Susanne Dagen und Anselm Lenz zu sehen, die in die Kamera lächeln.

Hier bei Kontrafunk gibt es alles was das hässliche Herz von Impfgegner*innen, von Rechten, von Antifeminist*innen, von Verschwörungsideolog*innen … höher schlagen lässt.

So z.B. Hedwig von Beverfoerde von Demo für Alle im Gespräch mit Ulrich Vosgerau, der neuerdings auch zum Netzwerk Wissenschaftsfreiheit gehört.

01.August 2022: Punkt.Preradovic: Geburtenrückgang durch Impfung? 29. Juli 2022: „DemoFürAlle“: Interviews Maja Jovicic im Gespräch mit Martin Voigt, Hedwig von Beverfoerde im Gespräch mit Ulrich Vosgerau.

Auch Paul Brandenburg, Birgit Kelle, Ludger Kusenberg, bekannt geworden auch als Ludger K., Matthias Matussek, Gunnar Kaiser und Matthias Burchhardt können sich hier frei äußern. Es lassen sich zusätzlich über Personen Verbindungen zur Achse des „Guten“ finden.

Die Achse ist ein islamfeindlicher, rassistischer und mittlerweile auch verschwörungsideologischer Blog.

Alerta! NoPasaran!

Teil II

Wie festzustellen war, erlebt das rechte und rassistische Netzwerk Wissenschaftsfreiheit [.de] einen Auftrieb und auch Frau Vollbrecht kann sich glücklich schätzen.

Denn ihre Spendenkampagne hat sich gelohnt. Am 05.08.22 um 13.58 Uhr hatte sie bereits 33.855€ erhalten. [1] Vor ihren alten Twitter-Account als Frollein_VogelV hängte sie ein Schlösschen und eröffnete einen neuen Twitter-Account mit vermeintlich wissenschaftlichem Anstrich.

Ein Blick auf den neuen Twitter-Account von LuiseVollbrecht, die in einem Labor steht und in eine Flasche mit einem Deckel schaut. Sie trägt Einmal-Handschuhe.

Wie hoch die Spendengelder für das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit sind, konnte nicht ermittelt werden. Nur diese Spendenaufforderung am 17.07.2022.

„Unser Netzwerk wächst und konsolidiert sich weiter. Auf unserer MV in Ffm haben wir gestern einen neuen Schatzmeister gewählt, Prof. Dr. Klaus Ostermann (Uni Tübingen). Auch wir benötigen Spenden. Interessenten wenden sich bitte an den Schatzmeister oder die einzelnen Vorstände“. Vom 11.Juli 2022 ein Tweet vom Netzwerk Wissenschaftsfreiheit

Da möchte mensch behaupten, dass die Empörung über eine vermeintliche „Cancel Cultur“ genutzt werden konnte, um den eigenen Geldbeutel zu füllen und vielleicht liegt hier auch der Grund für das andauernde Heulen und Wehklagen.

Denn je lauter und länger sie wehklagen, sich als Opfer gerieren, umso mehr können sie a) Stimmung machen und b) finanzielle Interessen verfolgen. Derart finanziell ausgestattet können sie a) Stimmung machen und b) finanzielle Interessen verfolgen, der Spendentopf wächst.

Was dann in etwa so aussieht und immer mehr an Schwung oder Fahrt entwickelt, während bei gleichzeitigem finanziellen Zugewinn andere Menschen immer mehr in Gefahr gebracht werden.

Bild eines Teufelskreises, der aus Hetzen jammern Opferhaltung und Spenden sammeln besteht.

Netzwerk Wissenschaftsfreiheit und Biologin haben profitiert, auch unter finanziellem Aspekt.

Weniger Aufmerksamkeit erhielt hingegen der „Aufruf: Wissenschaftler kritisieren Genderpraxis des ÖRRR“. Initiiert wurde dieser von Fabian Payr. [2]

Payr veröffentlichte im letzten Jahr das Buch „Von Menschen und Mensch*innen 20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören“.

Screenshot vom Buchcover

„Gendern ist sexistisch. Gendern ist verfassungswidrig. (…) Die Praxis des Gendern ist nicht demokratisch legitimiert, dennoch kann man in einigen Lebensbereichen mittlerweile einen Zwang zum Gendern beobachten. (…),“

schrieb dieser in der Einleitung seines Buches.

Screenshot bestätigt die Angaben im Thread

[3]

Denn er stellte sich in seinem Buch u.a. auch die Frage „Wieviel Sexualisierung verträgt die Sprache?

Bürger und Bürgerinnen: Die Sexualisierung der Sprache Zusammenfassung Texte mit gehäuften Beidnennungen (Ärzte und Ärztinnen, Anwälte und Anwältinnen, Richter und Richterinnen) sind nicht angenehm zu lesen. Das räumen auch Freunde des Genderns ein. Solche Texte haben etwas Schwerfälliges, die ständigen Wiederholungen machen die Lektüre (aber auch das Verfassen) mühevoll. Dies betrifft vor allem Texte, in denen Personenbezeichnungen gehäuft vorkommen. Abgesehen von stilistischen und sprachökonomischen Einwänden lassen sich solche Formulierungen aber auch auf der Ebene der Semantik (Bedeutung) kritisieren.

[4]

„In öffentlich-rechtlichen Sendern machen sich „geschlechtergerechte Sprachformen“ breit. Dagegen protestieren jetzt rund 70 Linguisten und Philologen. Diese Praxis sei ideologisch, missachte gültige Regeln und produziere „sozialen Unfrieden““,

war am 31.07.2022 in der Welt zu lesen. [5]

Und auch dieser Aufruf wurde von Mitgliedern/Mitstreiter*innen des rechten und rassistischen Netzwerks Wissenschaftsfreiheit unterstützt. Insgesamt sind es bisher 15.

Ich beschreibe weitere Vernetzungen, die zu Netzwerken führen können und die langfristige Auswirkungen haben werden. Besonders dann wenn auch Wissenschaftler*innen, Hochschulprofessor*innen, Akademiker*innen beteiligt sind.

Sie verleihen fast jedem noch so menschenverachtenden Anliegen einen akademischen oder einen vermeintlich seriösen Schein.

Ich schaue noch genauer hin. Es fängt damit an, dass ein gewisser Fabian Payr auf einer Webseite den besagten Aufruf mit Namen von Unterstützer*innen einstellt.

Darunter Prof. i.R. Dr. Gisela Zifonun, Linguistin und Prof. i.R. Dr. Peter O. Müller, Germanistische Linguistik (FAU Erlangen-Nürnberg). Beide werden von Payr in der Danksagung seines Buches erwähnt. Sie haben seine Publikation unterstützt und jetzt seinen Aufruf.

Screenshot von der Danksagung mit den erwähnten Namen.

[6]

Und so kommt es wie es kommen muss, es schließen sich weitere Unterstützer*innen an. So z.B. Dr. Tomas Kubelik. Er ist schon seit mindestens 2014 erbitterter Gegner gegenderter Sprache und des Binnen-I’s.

Denn laut seiner Sicht versucht

„Eine kämpferische Minderheit versucht wieder einmal, der Mehrheit sprachlichen Unfug aufzudrücken. (…)Das Binnen-I ist unlesbar. Laut ausgesprochen wird es als Femininum verstanden und führt unweigerlich zu Missverständnissen. Wir sollten jedoch stets schreiben, wie wir sprechen, nicht umgekehrt. Am Anfang war das gesprochene Wort. (…)“

Das schrieb er übrigens 2014 in DerStandard. [7]

Das nachfolgende Bild entstand 2017 auf der Leipziger Buchmesse. Ganz rechts im Bild ist Tomas Kubelik, daneben der extrem rechte Ehrenpräsident des Deutschen Lehrerverbands Josef Kraus, Sebastian Moll und links außen Thomas Paulwitz.

Foto von der Leipziger Buchmesse. Im Rahmen von Leipzig liest sitzen hinter Mikrophonen von links nach rechts: Thomas Paulwitz, Sebastian Moll, Josef Kraus und Tomas Kubelik

An diesem Tag wurde Tomas Kubelik für seine antifeministische, LGBTQI-feindliche und misogyne Publikation mit dem Jürgen-Moll-Preis geehrt.

Buchcover von Genug gegendert von Tomas Kubelik

Auch bei dieser Veranstaltung konnten Netzwerke ermittelt werden, wie z.B. die Deutsche Sprachwelt, die Neue Fruchtbringende Gesellschaft zu Köthen, Einzelpersonen, die gegenderte Sprache und alles was mit Gender zu tun hat nicht nur ablehnen, sondern geradezu leidenschaftlich hassen.

Selbst das Binnen-I treibt sie zur Weißglut, denn sie wollen nicht nur LGBTIQ*, also queere Menschen, sondern auch Frauen unsichtbar machen oder unter dem generischen Maskulinum subsumieren.

Eine weitere Unterstützer*in des Anti-Gender-Aufrufs ist: Dr. Claudia Guderian, M.A. Studiengänge: Anglistik, Politologie, Soziologie, Psychologie. Journalistin/Autorin. Amtierende Generalsekretärin des PEN-Deutschland.

Sie setzt sich angeblich „Für das Wort und die Freiheit“ ein, will aber anderen die Freiheit nehmen sich sprachlich auszudrücken und sprachlich alle Gender anzusprechen.

Dieser Screenshot mit Angaben zur Person stammt von PEN Deutschland. Obendrüber steht in Großdruckbuchstaben Für das Wort und die Freiheit Daneben: Gefördert von die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

[8]

Und weil ihr das so wichtig ist, macht sie u.a. gemeinsame Sache mit dem Maskulisten Arne Hoffmann, der den Aufruf ebenfalls unterstützt hat und den rechten Appell für freie Debattenräume. [9]

Bereits 1996 schrieb Arne Hoffmann ein Buch mit dem Titel: „Political Correctness. Zwischen Sprachzensur und Minderheitenschutz“.

Es war und ist ein grauenhaftes Pamphlet. Das N-Wort, das Z-Wort … all das wurde immer und immer wieder verwendete. [10]

Und deshalb belegen transfeindliche Kampagnen oder Aufrufe gegen gegenderte Sprache, dass die, die das unterstützen, darunter Mitstreiter*innen des rassistischen und rechten Netzwerks Wissenschaftsfreiheit, wesentlich mehr wollen.

Mind. 90 von den Mitgliedern/Mitstreiter*innen des Netzwerks unterstützten den rechten Appell für freie Debattenräume, darunter Ulrike Ackermann, Susanne Schröter, Tonio Walter, Dieter Schönecker, Stephan Russ-Moll …, initiiert von Gunnar Kaiser und Milosz Matuschek. Sie unterstützten damit einen Appell, der das „freie Denken aus dem Würgegriff“ befreien wollte. [11]

Ich beschreibe das hier alles so ausführlich, weil Netzwerke zu synergetischen Effekten führen und Antifeminismus, LGBTIQ*-feindlichkeit, Rassismus … demokratiefeindlich und gesundheitsgefährdend sind.

Es muss als Angriff auf alle erkämpften Rechte verstanden werden und auf unveräußerliche Menschenrechte. Vernetzungen wie sie in Teil 1 und Teil 2 beschrieben wurden, sind daran beteiligt. Lassen „wir“ sie nicht damit durchkommen.

No Pasaran! Alerta! TransRightsAreHumanRights! Queerfeminismus!