Zustandsbeschreibung

Dieser Beitrag steht mit allen Grafiken und Screenshots im Archiv zur Verfügung

Allgemein herrscht die Annahme christliche Fundis inkl. Evangelikale und deren sektenartige Organisationen seien eine zu vernachlässigende Gruppe. Früher oder später hätte sich das sowieso erledigt. Das sei schon an den zahlreichen Kirchenaustritten erkennbar.

Richtig ist, dass die beiden Kirchen, die evangelische und die katholische Kirche, viele Mitglieder/Mitstreiter*innen verloren haben und das aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte dazu folgende Grafik: tagesschau.de/inland/gesells

Zu sehen ist eine Grafik, die 2006 beginnt mit unter 100.000 Austritten aus der katholischen Kirche und in 2019 bei über 250.000 angelangt ist.

Richtig ist auch, dass nur noch 51 % der Bevölkerung im Jahr 2020 Mitglied/Mitstreiter*in einer der beiden großen Kirchen gewesen ist, im Gegensatz zum Jahr 1960 als 93,7 % der Deutschen der evangelischen oder katholischen Kirche angehörten. [1]

Allerdings kann aus den Kirchenaustritten nicht zwangsläufig geschlossen werden, dass die Personen weniger religiös oder atheistisch geworden sind.

Der Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. – Baptisten veröffentlichte 2020 eine Mitgliederstatistik aus dem Jahr 2019 und konstatierte eine leicht rückläufige Mitgliederzahl nach zuvor stabiler Entwicklung. [2]

Doch unabhängig davon, ob die Mitgliederzahl stagniert oder leicht rückläufig ist, so ist es doch so, evangelikale/christlich-fundamentale/katholibane Paare haben üblicherweise sehr viele Kinder und erziehen diese in jenem unseligen Geist.

Bedauerlicherweise gelingt es nicht vielen sich komplett diesem Umfeld zu entziehen, weil ein konsequenter Ausstieg schwer ist. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Mitgliederzahlen vermutlich schwanken, sich aber nicht nennenswert verändern werden.

Angewachsen sind jedoch sogenannte Freie Evangelische Bekenntnisschulen. [3]

Diese Angabe von idea deckt sich auch mit den Zahlen, die der Verband evangelischer Bekenntnisschulen (VEBS), eine Art Dachverband, der sich 2012 offiziell zum Kreationismus bekannte, veröffentlicht hat.

Textauszug: Nach wie vor suchen vor allem Christen gezielt Bekenntnisschulen aus. Aber die Suche nach Werten gelte immer mehr auch für kirchenferne Familien. Nach den Worten von Stock stehen darum «an vielen Orten Eltern Schlange, um ihre Kinder an einer christlichen Schule anzumelden». Kein Lehrernotstand Nicht immer könnten alle Anmeldungen berücksichtigt werden: «Wir haben keinen Notstand bei den Lehrern, aber wir könnten mehr gebrauchen, um die grosse Nachfrage der Eltern zu decken.» Viele Schulstandorte müssten anbauen oder ganze Gebäude neu errichten. Während an staatlichen Schulen viele Lehrerstellen nicht besetzt werden könnten, seien an den Ausbildungsstätten des Verbandes Evangelischer Bekenntnisschulen nahezu alle Stellen zum Schuljahresbeginn besetzt. «Gott hat uns wieder wunderbar versorgt», sagt Stock. Für ihn sei das alles andere als selbstverständlich, viel mehr sei es ein «Wunder». An Lehrer der christlichen Bekenntnisschulen werden nämlich ganz besondere Ansprüche ges

[4]

2020 belief sich die Zahl auf etwa 160 christliche Schulen und Kindertagesstätten. Aktuell sind es bereits 180 christliche Bekenntnisschulen und Kitas, die bei VEBS organisiert sind. [5]

Da nicht alle christlichen Bekenntnisschulen und/oder Kitas bei VEBS organisiert sind, liegt der Anteil dieser Einrichtungen, darunter Privatschulen oder Schulen in Freier Trägerschaft, erheblich höher.

Zu nennen wären hier noch die 10 Bekenntnisschulen der Siebenten-Tages-Adventisten, römisch-katholische Bekenntnisschulen, Schulen des Opus Dei, Schulen der Priesterbruderschaft Pius X … .

Und diese Schulen werden vom Staat subventioniert. 2017 berichtete die FAZ zum Thema „sogenannte Bekenntnisschulen – Hunderte Millionen Steuergeld für ein Unikum im Westen“. [6]

Textauszug: Nordrhein-Westfalen bezahlt immer noch Hunderte Millionen Euro jährlich für staatliche Grundschulen, die Kinder wegen ihrer Konfession ablehnen können. Es geht dabei nicht um Schulen in kirchlicher Trägerschaft, sondern die „öffentlichen Bekenntnisschulen“ – die es nur noch in diesem Bundesland und in Teilen Niedersachsens gibt. Fast jede dritte nordrhein-westfälische Grundschule ist eine solche staatliche konfessionelle Einrichtung. Der Staat finanziert sie zu 100 Prozent. Aber die Kirche, meist die katholische, gibt die Haltung vor: den Kindern wie den Lehrern. Das Lehrpersonal muss im Grundsatz die entsprechende Konfession aufweisen. Das Land bezahlt die Lehrer, die Kommunen bauen und unterhalten die Schulen. Wie das Schulministerium auf F.A.Z.-Anfrage mitteilte, veranschlagt es im Schnitt jährlich um die 50.000 Euro Kosten je Vollzeit-Lehrerstelle an Grundschulen, für das kommende Schuljahr insgesamt etwa 2 Milliarden Euro. Ein Sprecher nannte keinen Betrag für die Beke

Aufgrund des Anwachsens der Bekenntnisschulen besteht laut idea ein hoher Bedarf an christlichen Pädagog*innen. [7]

Diese werden z.B. an der FTH (Freie Theologische Hochschule) Gießen ausgebildet oder an anderen evangelikal geprägten theologischen Einrichtungen, für diese sich laut idea immer mehr Student*innen im deutschsprachigen Raum entscheiden würden. [8]

60 Studienanfänger*innen begannen im September 2021 ihr Studium an der FTH Gießen. [9] Gleichzeitig hat die Justus-Liebig-Universität Gießen das Rambach Pädagogicum zu bieten, eine studienbegleitende Einrichtung für Lehramtsstudierende an der J-L-U durch die FTH Gießen. [10]

2seitiger Flyer des Rambach Pädagogicums Gießen an der Freien Theologischen Hochschule Gießen. Seite 1.

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2seitiger Flyer des Rambach Pädagogicums Gießen an der Freien Theologischen Hochschule Gießen. Seite 2. Der Flyer bestätigt die im Thread getätigten Angaben.

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Selbst wenn sie also weniger werden sollten, so haben Evangelikale und christliche Fundis ausgeprägte Netzwerke, Ausbildungsstätten, „Akademien“, Interessenvertretungen, Verbindungen … , die es ihnen ermöglichen Einfluss nehmen zu können.

Doch selbst wenn sie weniger geworden sein sollten und eine Minderheit in der Bevölkerung darstellen, so werden Evangelikale und christliche Fundis zunehmend lauter und ein Teil von ihnen hat sich während der Corona-Pandemie weiter radikalisiert.

Unverblümt demonstrieren sie im Rahmen sog. Spaziergänge oder Gottesdiensten gegen die Maßnahmen zum Schutz vor Corona, gegen das Impfen, gegen Beschränkungen jeglicher Art, gemeinsam mit extremen Rechten, Holocaustleugner*innen, Reichsbürger*innen, Neonazis … .

In Wetzlar z.B. demonstrierte bisher dieBasis gemeinsam mit Vertreter*innen der NPD, der AfD, des III. Wegs und christlichen Fundis.

Mehr dazu hier

Organisator dieser Demonstrationen in Wetzlar ist der Handwerksmeister Heiko Schuster. Er ist Kv-Vorsitzender und Direktkandidat Lahn-Dill von dieBasis. Geht es nach ihm werden „Politiker entsorgt“ und „wie Ratten aus den Löchern“ gejagt.

Screenshot belegt die Angaben im Thread.

Christliche Fundis/Evangelikale, wie z.B. die Calvary Chappel Herborn, die sich hier beteiligten, stören sich nicht an der Radikalisierung, die mittlerweile ins terroristische entgleitet.

Christliche Fundis/Evangelikale beteiligen sich an Diskussionen in den sozialen Medien über „Widerstand“, „Gewalt“ und wie weit diese gehen darf.

Im Blog Zeitkommentare, der betrieben wird von einem „Journalisten“ der sich selbst als „der Albrecht“ bezeichnet, also Christian Albrecht aus dem mittelhessischen Leun, veröffentlichte dieser im Oktober 2021 einen Text mit der Überschrift: „Todesstrafe und Gerechtigkeit“ und kam zu dem Schluss,

„(…) bei der Todesstrafe geht es nicht um Abschreckung oder Schutz der Gesellschaft, sondern um Gerechtigkeit für die Opfer“. [11]

Als Beispiel diente ihm die Hinrichtung eines „geistig behinderten Mannes“, der sich „als Christ bezeichnete“. Also Auge um Auge.

Als Bezug fand der fromme Mann, der Fundi-Journalist „der Albrecht“, der noch im August 2021 Praktikant bei idea war, [12] gleich die passende Bibelstelle:

„Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn im Bild Gottes hat Er den Menschen gemacht.“ (1. Mose 9,6).“  [13]

Deshalb ist das Interview mit Heiko Schuster für zeitkommentare.de geführt von Christian Albrecht nur konsequent. In diesem Interview erhält der Organisator von „Wetzlar steht auf“, der Mann, der Politiker entsorgen will, ausreichend Gelegenheit seine Ansichten unter das „Volk“ zu bringen. [14]

Und der Fundi Christian Albrecht aus dem mittelhessischen Leun ist kein Einzelfall. Ich erinnere an den Pastor Jakob Tscharntke, der sich in einer seiner Predigten ausführlich mit der Frage befasste: „Dürfen sich Christen wehren?[15]

Hier ein Zitat:

„Waffen und bewaffneter Kampf sind in dieser Welt des Bösen keineswegs allein Mittel des Bösen, sondern ebenso Mittel des Friedens, um das Böse einzudämmen.“

Textauszug: „Waffen und bewaffneter Kampf sind in dieser Welt des Bösen keineswegs allein Mittel des Bösen, sondern ebenso Mittel des Friedens, um das Böse einzudämmen. Deshalb sagt die Bibel: Die Obrigkeit hat das Schwert. Genau zu diesem Zweck. Der sogenannte Pazifismus mißbraucht ja genau genommen diesen Begriff „Pazifismus“. Denn der wahre Pazifist, der wahre Liebhaber und Förderer“

18.000 Aufrufe erhielt die Predigt „Dürfen Christen sich wehren?“ bei Youtube. [16]

Ausschnitte aus dieser Predigt landeten auch in einer beobachteten geschlossenen CoroNazi-Gruppe, die sich argumentative Rechtfertigungen für die offensive Anwendung von Gewalt zurechtlegten.

Ich erinnere an den ehemaligen Generalsekretär der EAD, den verschwurbelten Hartmut Steeb, der bei den CoroNazis angekommen ist. Davon zeugen seine Publikationen für das Gemeindenetzwerk.

Ich erinnere an die Christen im Widerstand, die noch vor kurzem schrieben:

„(…) “die Eindämmungs-Maßnahmen“ der Bundesregierung und auch die sogenannten mRNA/DNA – „Impfstoffe“ weitaus gefährlicher und zerstörerischer sind als die Gefahr, die von Covid-19 selbst ausgeht.“ [17]

Es gäbe noch viele Beispiele, die verdeutlichen, dass diese Minderheit in der Bevölkerung in Teilen lauter und radikaler geworden ist.

Deshalb wird es höchste Zeit christliche Fundis inkl. Evangelikale wahr- und ernstzunehmen und sie zu bekämpfen, wann und wo immer es geht. Denn sie sind sowohl ideologisch als auch epidemiologisch brandgefährlich.

Alerta!