Kongress christlicher Führungskräfte

Will ein als gemeinnützig anerkannter Verein Profit erzielen, dann muss dieser einen Zweckbetrieb gründen. Der Informationsdienst der evangelischen Allianz, kurz idea, hat deshalb 1999 den Kongress christlicher Führungskräfte (KcF) als Zweckbetrieb gegründet.

Er setzt sich aus einem Vorstand

Screenshot von „Über uns und unsere Ziele“ nachzulesen hier: https://www.kcf.de/der-kcf/ueber-den-kcf/, war leider zu viel als Bildbeschreibung.

[1]

Vorstandsmitglieder: Martin Scheuermann, 1. Vorsitzender, Rainer Küchles, Geschäftsführer, Angelika Eckstein-Hänssler, Sebastian Loh, Matthias Pankau, Lorenz Reithmeier.

und einem Trägerkreis zusammen. Bei diesem handelt es sich um 20 Vertreter_innen „von Verbänden und Einzelpersönlichkeiten“, deren Aufgabe es ist den „jeweils bevorstehenden Kongress“ im Sinne einer Messe mit Aussteller_innen, mit Rahmenprogramm, Workshops und Diskussionsrunden, „vorzubereiten, zu begleiten und zu unterstützen“. [2]

Aufgeführt sind hier alle Personen, die zum Trägerkreis gehören. Nachzulesen hier: https://www.kcf.de/der-kcf/ueber-den-kcf/

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Der KcF hat sich das Ziel gesetzt Führungskräfte zu inspirieren und zu befähigen „christliche Werte“ im Berufsalltag zu leben und dadurch die Gesellschaft zu verändern, so die Selbstdarstellung, also die Innenansicht.

Von Außen betrachtet handelt es sich allerdings um eine evangelikale Großveranstaltung, die christlichen Fundis einen Rahmen bietet für sich zu werben, auszutauschen, zu bestätigen und bestätigt zu werden, zu vernetzen und dabei gleichzeitig Profit zu erzielen.

Geht es um die „Ethik der christlichen Botschaft“, die auch im Berufsleben umgesetzt werden soll, dann basiert diese auf den Glaubensgrundsätzen christlicher Fundis.

In diesem Fall stehen die Glaubensgrundsätze/Ideologie der EAD im Mittelpunkt und deren Botschaft, die stets mit Missionierungsabsichten verbunden ist, und alles andere als froh ist.

Einen ersten Überblick über christliche Wirtschaftsverbände, also evangelikale/christliche Fundis, sind die 14 Verbände, die den KcF 21 als Partner_innen unterstützen, darunter der Bund Katholischer Unternehmer [4]

Screenshot von den Partner-Verbänden nachzulesen hier: https://www.kcf.de/der-kcf/partner/

Screenshot von den Partner-Verbänden nachzulesen hier: https://www.kcf.de/der-kcf/partner/

die 7 Kooperationspartner_innen, darunter z.B. die Christliche Polizeivereinigung oder CHRISTIVAL22

Screenshot von den Kooperationspartner_innen nachzulesen hier: https://www.kcf.de/der-kcf/partner/

und die Sponsor_innen, darunter die Friedhelm Loh Group, die Deichmann-Stiftung oder Plansecur. [5]

Screenshot von den Sponsor_innen: HEWI G. Winker, Hoffnungsträger, Plansecur, Schomerus

Screenshot von den Sponsor_innen: HEWI G. Winker, Hoffnungsträger, Plansecur, Schomerus

Screenshot von den Sponsor_innen: HEWI G. Winker, Hoffnungsträger, Plansecur, Schomerus

Diese Verbindungen/Vernetzungen kann sich natürlich kein Mensch merken und das ist auch nicht beabsichtigt. Beabsichtigt ist vielmehr die Bandbreite der Verbindungen aufzuzeigen, die in die Politik führen.

Beispielhaft wäre hier Christine Lieberknecht (CDU) zu nennen. Sie gehört zum Trägerkreis des KcF und ist gut vernetzt.

Auch zu nennen wären die Schirmherren des evangelikalen KcF, wie z.B. Olaf Scholz (SPD, 2015, Hamburg), Ulrich Maly (SPD, 2017, Nürnberg), Martin Lenz (SPD, 2019, Karlsruhe). Sie alle taten dies in ihrer Eigenschaft als Bürgermeister/Oberbürgermeister der Stadt, in der KcF tagte.

Die Verbindungen führen aber auch zu einer Universität und zwar zum Institut für Ökonomische Bildung der Universität Münster.

Prof. Christian Müller, der hier forscht und lehrt und zum Trägerkreis des KcF gehört, ist gleichfalls gut vernetzt. Er ist u.a. Vorstandsmitglied des evangelikalen Vereins Gesellschaft zur Förderung von Wirtschaftswissenschaften und Ethik e.V. (GWE).

Er hat in der Vergangenheit auch für kath.net geschrieben, gehört dem Vorstand der List-Gesellschaft und der Joseph-Höffner-Gesellschaft an.

Die Verbindungen führen zusätzlich noch in die Welt des Kapitals und in die Wirtschaft hinein. Als Beispiele sind hier die Friedhelm Loh Group, die Deichmann-Stiftung oder auch Plansecur zu nennen.

Sie führen auch in die Untiefen von christlichen Fundis, von Interessenvertretungen, wie z.B. zur christlichen Polizeivereinigung, die die Polizeibibel herausgegeben hat, oder zum Bund Katholischer Unternehmer (BKU), der das Manager-Gebetbuch herausgegeben hat.

Im August 2018 erschien sogar das dritte Gebetbuch für Führungskräfte im handlichen Taschenbuchformat mit einem Umfang von 256 Seiten. Herausgegeben von Michael Bommers, Hans Günther Ullrich

Screenshot, der die Angaben im Text bestätigt

[6]

und Mechthild Löhr (CDU), die als Abtreibungsgegnerin aus den Reihen der Christdemokraten für das Leben (CDL) bekannt geworden ist. Sie ist seit Mai 2018 Mitglied der WerteUnion und schrieb in der Vergangenheit auch für die Junge Freiheit.

Mechthild Löhr ist Mitglied im und ehemalige Bundesvorsitzende des BKU, der im Auftrag der Katholischen Bischofskonferenz innerhalb der Kirche und der katholischen Sozialverbände die Stimme der Unternehmer (Original!) vertritt. [7]

Wer den Spuren des BKU folgt, landet früher oder später bei der Jenaer Allianz, einem Kooperationsnetzwerk von neoliberalen und wirtschaftsnahen Organisationen, Institutionen und Persönlichkeiten. [8]

Was bisher eher langweilig zu lesen war, wird jetzt interessant. Denn zur Jenaer Allianz gehören neben dem BKU, auch die Lobbyorganisationen Die Familienunternehmer – ASU und die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, sowie die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Ludwig-Erhard-Stiftung, Gerd Habermann von der Hayek-Gesellschaft und u.a. auch Gunther Schnabl, 2019 ihr Sprecher, der das Institut für Wirtschaftspolitik der Universität Leipzig vertrat, gleichfalls der Hayek-Gesellschaft angehört und seit kurzem Mitglied im rechten Netzwerk Wissenschaftsfreiheit ist.

Diese Jenaer Allianz verleiht im Abstand von 2 Jahren einen mit 10.000 Euro dotierten Preis gemeinsam mit dem Institut für Wirtschaftspolitik.

Stifter des Preises sind der Rheinische Sparkassen- und Giroverband, die Sparkasse KölnBonn und die Kreissparkasse Köln.
(Stand 2019,
lobbypedia.de/wiki/Jenaer_Al)

Dieses Beispiel verdeutlicht wie sich christliche Fundis mit dem Kapital, seinen Interessenvertretungen, mit politischen Stiftungen, mit Lobbyorganisationen, mit Banken, mit der Politik, mit der Kirche … verbunden haben.

Dieses Beispiel verdeutlicht wie sie Einfluss nehmen können, weil es offensichtlich nur wenige zu interessieren scheint und sie es sich in ihren Wohlfühlzonen so richtig gemütlich machen können.

Das kann mensch auch sehr deutlich erkennen im Umgang mit dem KcF, der bisher nur ein Mal negativ in die Schlagzeilen geraten ist und das lag nur daran, dass Olaf Scholz (SPD) 2015 Schirmherr des KcF war.

Der NDR z.B. veröffentlichte im März 2015 einen Artikel mit der Überschrift „Scholz unterstützt Kongress radikaler Christen“ und berichtete u.a. von den „radikalen Missionswerken“, die ihre Arbeit bewerben und den Kontakten von idea zu „neuen“ Rechten. [9]

Auszug aus dem Text vom NDR. Absatz „Kritik an Nähe zu rechten Kreisen“. Nachzulesen hier: https://www.ndr.de/nachrichten/investigation/Scholz-unterstuetzt-Kongress-radikaler-Christen,fuehrungskraeftekongress100.html

[10]

In den Jahren danach, also 2017 und 2019, gab es keine Kritik am KcF und ebensowenig an an Wolfgang Schäuble, der die Schirmherrschaft über den Jugendkongress „CHRISTIVAL22“ übernommen hat. [11]

Die CHRISTIVAL-Kongresse, so Wolfgang Schäuble, seien „sichtbare Zeichen für gelebtes Christentum in unserer zunehmend pluralen und säkularen Welt“. [12]

Dass das CHRISTIVAL ein sog. „Werk“ der Evangelischen Allianz Deutschland (EAD) ist,

Screenshot von Christival e.V. von der Webseite von der EAD. Nachzulesen hier: https://www.ead.de/ueber-uns/netzwerk-und-struktur/werke-und-verbaende/selbstaendige-werke-der-evangelischen-allianz/

das sicher stellen will, dass auch die nächste Generation in Deutschland, Europa und darüber hinaus die Botschaft von Jesus vernehmen kann [13] und zwar streng bibeltreu versteht sich und kreationistisch, scheint kaum wen zu interessieren.

Doch das ist eine andere Geschichte, wäre ein anderer Thread, der wieder einmal bestätigt wieviel Einfluss Evangelikale nehmen können, weil es kaum wen interessiert und sie keinen Widerspruch erfahren und nicht in ihre Grenzen verwiesen werden. So wie es zu sein hätte!

Ein Trostpflaster gibt es aber doch. Denn der diesjährige KcF findet Pandemiebedingt als digitales Kompaktangebot statt und nicht wie ursprünglich vorgesehen live in Berlin unter der Schirmherrschaft eines regierenden Bürgermeisters von der SPD und die Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA), die Christdemokraten für das Leben (CDL), KALEB, die Stiftung Ja zum Leben und der Verband Evangelischer Bekenntnisschulen (VEBS) … in diesem Jahr keine Gelegenheit erhalten werden ihre Ideologie unter’s Volk zu bringen, so wie 2019.