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Ein Beitrag über Christ*innen, die sich mit Rechten und extremen Rechten verbündet haben.
Während die Vertreter*innen von NAR (Neue Apostolische Reformation) (Teil 1 bis Teil 3 im Blog) die Dominanz in der gesamten Gesellschaft anstreben, sowohl politisch, gesellschaftlich und kulturell (Stichwort UNUM24) gibt es Entwicklungen im Bereich orthodoxer Christ*innen, die nicht positiv sind. Ganz und gar nicht.
Es reicht daher nicht aus die Fundi-Glaubenskonferenz UNUM24 kritisch zu begleiten, der Blick muss noch breiter sein und in die Tiefe gehen.
Denn wenn sich diese orthodoxe Christ*innen mit Rechten und extremen Rechten verbinden, wird es gefährlich. Darum geht es in diesem Beitrag.
Die orthodoxe Kirche ist die drittgrößte Gemeinschaft von gläubigen Christ*innen. Sie wird laut Wikipedia auch als „byzantinisch-orthodoxe Kirche“ bezeichnet. Sie ist vorreformatorisch, steht also in der Tradition der „alten Kirche“, also vor dem 16. Jahrhundert [1] und hat ihren Ursprung im Südosten Europas, nämlich im byzantinischen Reich. [2]
Orthodox bedeutet „strenggläubig“ bzw. genauer übersetzt „rechtgläubig“. „Es bezeichnet die enge Orientierung oder das Festhalten an der ursprünglichen Auslegung einer Lehre, Religion, Denkschule oder Ideologie, selbst im Angesicht sich ändernder äußerer Umstände.“ [34]
„Es gibt unter anderem die griechische, die russische, die serbische, die rumänische und die bulgarische orthodoxe Kirche mit insgesamt weltweit ungefähr 300 Millionen Mitgliedern.“ [3]
Etwa 1,5 Mio. Menschen in Deutschland gehören zu dieser Glaubensrichtung. [4] Domradio, ein katholischer Sender in Trägerschaft des Bildungswerkes e.V. der Erzdiözese Köln, schätzt ihren Anteil in Deutschland 2022 auf rund drei Millionen bei steigender Tendenz. [5]
Ein Beispiel dafür ist das deutsche Journal CRISIS, deren Redaktion aus „einer Gruppe orthodoxer Christen unterschiedlicher Herkunft,“ hervorgegangen ist, „deren Anliegen es ist, von einem christlich-orthodoxen Standpunkt aus Stellung zu geistlichen, ethischen, gesellschaftlichen und politischen Fragen zu beziehen.“ [6]
Die Redaktion hat sich vorgenommen sich kritisch mit dem Zeitgeist auseinanderzusetzen und sich konstruktiv auf Althergebrachtes zu besinnen, ist weiter zu lesen.
Das Journal wurde vor zwei Jahren gegründet. CRISIS 1 startete dann auch gleich mit „Great Reset“ als Endzeitideologie und Schwerpunkt des gesamten Journals.
Zur Buchrezension gehörte auch Alexander Dugins „Das große Erwachen gegen den Great Reset“ in der 1. Ausgabe.
Werner Olles, Autor für die rechtslibertäre Schrift eigentümlich frei, 2010 Autor in Sezession, Autor für die „neu“rechte Wochenzeitung Junge Freiheit, Autor für Wir Selbst, Autor für Nation & Europa, Neue Ordnung …, schrieb am 02.09.2022 in der Junge Freiheit über die erste Ausgabe des Journals CRISIS. [7]
Die Edition Hagia Sophia, die das CRISIS Journal verlegt, veröffentlichte diese Rezension auf ihrer Webseite. [8]
In der 2. Ausgabe von CRISIS fällt sofort der Namen Alexander Heumann (RA) auf. [9] Er schrieb schon für die Junge Freiheit, die Patriotische Plattform, war Organisator von Dügida in Düsseldorf und war bei Hooligans gegen Salafismus (HoGeSa) und gehört(e) zur Alternative für Deutschland (AfD).
Für die 3. Ausgabe mit dem Schwerpunkt „Kinder-Jugend-Familie“ gab Gabriele Kuby vom Forum deutscher Katholiken und bekanntgeworden als Abtreibungsgegnerin ein Interview mit der Überschrift: „Wenn eine Gesellschaft aufhört, die Jugend zur Tugend zu erziehen, verfällt der Raum der Freiheit“. [10]
Matthias Matussek, der auch für den Deutschland Kurier schreibt, verfasste für Ausgabe 6 mit dem Schwerpunkt „Krieg“ einen Text über „Mönche für den Glauben – die wahren Helden der Ukraine“. [11]
Für dieselbe Aussage interviewte Beile Ratut, orthodoxe Christin aus Finnland, Dr. Ulrike Guérot vom rechten und rassistischen Netzwerk Wissenschaftsfreiheit.
Guérot wurde in der Vergangenheit als „Putins Trollin“ oder „Stimme des Postfaktischem“ bezeichnet. [35]
Beile Ratut interviewte für die nächste Ausgabe (Ausgabe 7) den neofaschistischen Historiker David Engels (The Oswald Spengler Society, Netzwerk Wissenschaftsfreiheit) und unter Buch + Medien findet die Leser*innenschaft „Die Kehre – Zeitschrift für Naturschutz“ Nr. 16, Christentum und Ökologie mit Beiträgen von:
Alain de Benoist (Novelle Droite),
Nils Wegner (Sezessions-Autor),
Moritz Scholtysik (2023 Teilnehmer der Fatimaprozession der Piusbruderschaft), [12] Paul Kingsnorth (christlicher britischer Umweltaktivist aus) und
Reinhard Falter (Historiker und Naturphilosoph, der mit politisch rechten und esoterischen Gedanken in völkischer Tradition in Zusammenhang gebracht wird. [13]
Für die aktuelle Ausgabe führte Beile Ratut ein Gespräch mit Ellen Kositza „Über die weibliche Durchdringung der Gesellschaft: Hysterie oder Liebe!“ [14]
Es sollte nicht überraschen, denn Ellen Kositza, Götz Kubitschek und die gemeinsamen Kinder nahmen 2019 an einer Wallfahrt der Piusbruderschaft teil. [15]
Wir Selbst – Zeitschrift für nationale Identität veröffentlichte im Juli 2022 „CRISIS – eine Zeitschriftenkritik“: Zitat: „Herausgegeben und redigiert wird die Zeitschrift von zur Orthodoxie konvertierten Christen“. Die Redaktion sei davon überzeugt, dass alles auf einen bevorstehenden Untergang des Abendlands hindeute. [16]
Die Kritik wurde von Werner Olles verfasst und sie endete mit einer Empfehlung für das Journal, das vom Hagia Sophia Verlag herausgegeben wird, dessen Verleger Gregor Fernbach am 23. Dezember für sein Engagement bei der Verbreitung christlich-orthodoxer Schriften in deutscher Sprache von Erzbischof Tichon (ROK) mit einer patriarchalen Urkunde geehrt wurde. [17]
Doch es gibt noch mehr erschreckende Verbindungen und Schnittstellen zu „Konservativen“, Rechten und extremen Rechten.
Wer genau hinschaut wird schnell fündig. Zu den Autor*innen von CRISIS gehört u.a. der Erzpriester André Sikojev. Er ist Beauftragter der Synode der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland am Sitz der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages. [18]
Sein offener Brief, der von Demo für Alle weiterverbreitet wurde und wird, [19] richtete sich gegen die Kampagne „Hautnah“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Die Meisten kennen die Plakatwände mit Motiven wie dem nachfolgenden.
Kinder würden so frühsexualisiert, schrieb Sikojev stellvertretend für „Priester und Laien aller orthodoxen Kirchen und Gemeinden Berlins – Deutsche, Griechen, Serben, Bulgaren, Rumänen, Syrer und Russen“.
Als Autor taucht der Erzpriester auch bei Compact auf und zwar im Compact-Spezial „Feindbild Familie“. Hier schrieb er unter der Rubrik „Gendermainstream“ einen Text über „Der flexible Transmensch“. [20]
Mit dem neofaschistischen MdB Jan Nolte von der AfD diskutierte er 2020 über die Hagia Sophia. [21]
Fliege, Stockmann und Sikojev diskutierten 2020 im Rahmen des Corona-Ausschuss #32 über die Rolle der Kirchen. [22]
Sein bei Philosophia Eurasia 2021 (Hagia Sophia Verlag) erschienenes Buch steht auch im Antaios-Verlag zur Verfügung und ist versehen mit folgendem Text: „(…)Der dritte Teil des Buches besteht aus ergänzenden Betrachtungen christlicher Denker wie dem Publizisten und Theologen Dr. Wladimir Basenkow, Igumen Vitalij (Utkin) und dem Traditionalisten Prof. Alexander Dugin.“ [23]
Auch bei Kontrakfunk war Sikojev schon anzutreffen und das drei Mal. [24]
Kontrafunk ist ein rechter Radio-Sender. Zu den Moderator*innen gehören u.a. Birgit Kelle, Matthias Matussek, Ludger Kusenberg, Argo Nerd und auch der Antifeminst Bernhard Lassahn von der Achse des „Guten“.
Beim CRISIS-Autor Dušan Dostanić handelt es sich um einen serbischen Politikwissenschaftler, der im März 2019 gemeinsam mit Andreas Kinneging in der Bibliothek des Konservatismus, einem Think Tank „neuer“ Rechter, einen Vortrag hielt. [25]
Im Dezember 2023 verfasste er für das FPÖ-nahe Freilich Magazin eine Analyse zum Wahlergebnis der nationalen Parlamentswahlen in Serbien und bedauerte das schlechte Abschneiden des rechten und patriotischen Lagers in Serbien. [26]
An der Winterakademie 2024 des Instituts für Staatspolitik (IfS), vom Verfassungsschutz als gesichert „rechtsextremistisch“ bezeichnet, trat er als Redner auf. In seinem Vortrag ging es um „Die Serben und die Russen“. [27]
Um den Rahmen dieser Aufzeichnungen nicht zu sprengen, folgt ein letzter Autor, nämlich Sascha Rudenko.
Rudenko hat das von Adorján Kovács herausgegebene und mit einem Vorwort versehene Buch von Iwan Iiljin „Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse“ aus dem russischen ins Deutsche übersetzt.
Über das Buch schrieb die NZZ, der Autor Iwan Iiljin sei in seinen Gedankengängen „mehr als nur ein Stichwortgeber des neuen Putinschen Nationalismus“. [28]
Der Herausgeber Kovács, laut Diskursatlas antifeministisch und christlich-fundamentalistisch orientiert, [29] schrieb bei Tabularasa eine Rezension über Iiljin’s Buch. In dieser bezeichnete er die Deutschen vom Pazifismus derart durchtränkt, „dass sie praktisch unfähig sind, sich zu verteidigen. Nicht nur als Nation, sondern auch privat haben sie das mittlerweile verlernt, wie sich spätestens bei den Silvesterereignissen auf der Kölner Domplatte gezeigt hat.“
Ursächlich dafür sei die unterschätzte Wirkung der „Gender-Ideologie“, [30] so Kovács. Es ist also kein Wunder, dass die Bücher von Adorján Kovács auch vom extrem rechten Arnshaugk-Verlag vertrieben werden. [31]
Die von Sascha Rudenko übersetzte Ausgabe „Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse“ gehört zum Sortiment des Antaios Verlags inkl. Buchbeschreibung.
Hier ein kleiner Auszug:
Iljin argumentiert gegen die westliche Lehre vom gerechten Krieg, dass Gewaltanwendung manchmal „notwendig“, aber nie „gerecht“ ist. Dennoch kann es gelegentlich sein, dass zu kämpfen der einzige Weg ist, mit dem der Mensch seine Pflicht, dem Bösen zu widerstehen, erfüllen kann. In solchen Fällen muss er es tun. Weil man aber immer wenigstens teilweise verantwortlich ist für die Situation, die Gewalt notwendig machte, muss man verstehen, dass das Handeln zwar notwendig, aber ungerecht ist. Ohne sich vor seiner Verantwortung zu drücken, muss der Kämpfer seiner Schuld ins Auge sehen, weil nur das verhindert, dass der Krieg sein seelisches Gleichgewicht unterminiert. Iljin liefert mit seiner anspruchsvollen Gewaltethik vor allem Christen, die zu unverantwortlicher Selbstaufgabe neigen und einem sentimentalen Pazifismus frönen, der aber nur Verrat an den Schwachen und Teilnahme am Bösen ist, eine über die bloße Selbstverteidigung hinausgehende Begründung für den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse. Iljin hilft durch die Exaktheit seiner Untersuchung, auch heute unter den neuen Bedrohungen das Böse zu erkennen, gegen das tatkräftig aufgetreten werden muss.
Herausgegeben und mit einem Vorwort von Prof. Adorján Kovács. Aus dem Russischen übersetzt von Sascha Rudenko [32]
Die rechtskatholische Die Tagespost, die im Übrigen zum Netzwerk der christlichen Fundikonferenz in München der UNUM24 gehört, schrieb: „Putins Selbstverständnis basiert auf Iwan Iljins Staatideologie“ (…) „Man sollte sein ideologisches Weltbild kennen, wenn man Putin und sein menschenverachtendes Handeln verstehen will.“ (…)
„Iljin gilt als der „Säulenheilige der konservativen russischen Staatsideologie“, der Putin bestätigt: Immer missbraucht der dekadente Westen die russische Unschuld.“ (…) „Stichwortgeber war Iljin sinngemäß jetzt auch bei Putins Rede vom 24. Februar bei seinem Angriff auf die Ukraine.“
Zum nachlesen ein Link zum Archiv
Es dürfte deshalb keine*n überraschen, dass das CRISIS Journal auch beim Antaios Verlag zur Verfügung steht und Werner Kirfel für die Junge Freiheit die „Zeitschriftenkritik: Crisis – Familiäre Bindungen festigen“ verfasste. [33]
Kirfel bezeichnete das Magazin mit dem Schwerpunkt „Kinder – Jugend- Familie“ als lesenswertes Heft.
Was „wir“ hier sahen, war die Entwicklung einer Verbindung aus orthodoxen Christ*innen und „neuen“ Rechte und extremen Rechten.
Und hier zum Abschluss noch ein wenig Lektüre:
Die Identitäre Versuchung des Christentums
Konservative Theologie im Kampfmodus
Die „Neue Rechte“ und das Christentum
Gleichzeitig findet auch … . Darüber berichten wir in Kürze.