ADF International

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In diesem Beitrag möchte ich eine Organisation von christlichen Rechten vorstellen, die auch für Europa relevant ist. Das ist die Alliance Defending Freedom, kurz ADF International.

SPLC (Southern Poverty Law Center) beschreibt die Organisation folgendermaßen (in deutscher Übersetzung): „Die Alliance Defending Freedom wurde von etwa 30 Führern der christlichen Rechten gegründet und ist eine juristische Interessenvertretung und Schulungsgruppe, die Folgendes hat:

  • Unterstützt die Rekriminalisierung sexueller Handlungen zwischen einwilligenden LGBTQ-Erwachsenen in den USA und der Kriminalisierung im Ausland
  • Verteidigt die staatlich geförderte Sterilisierung von Transsexuellen im Ausland
  • Es wurde behauptet, dass LGBTQ-Personen eher zu Pädophilie neigen
  • Behauptete, dass eine „homosexuelle Agenda“  das Christentum und die Gesellschaft zerstören würde“.

Nachzulesen in deutscher Übersetzung

SPLC ordnet ADF unter den extremistischen Gruppen ein und deren Ideologie unter „Anti-LGBTQ“. Als Beweise wurden zahlreiche Äußerungen und Zitate zusammengetragen, die belegen, dass die ADF International eine Organisation ist, die Hass verbreitet. Hass gegen LGBTIQ.

Die Alliance Defending Freedom wurde von etwa 30 Führern der christlichen Rechten gegründet und ist eine juristische Interessenvertretung und Schulungsgruppe, die die Rekriminalisierung sexueller Handlungen zwischen einwilligenden LGBTQ-Erwachsenen in den USA und die Kriminalisierung im Ausland unterstützt. hat die staatlich geförderte Sterilisierung von Transsexuellen im Ausland verteidigt; hat behauptet, dass LGBTQ-Personen eher zu Pädophilie neigen; und behauptet, dass eine „homosexuelle Agenda“ das Christentum und die Gesellschaft zerstören werde. ADF arbeitet auch an der Entwicklung von Gesetzen und Rechtsprechungen zur „Religionsfreiheit“, die die Verweigerung von Waren und Dienstleistungen für LGBTQ-Personen aufgrund der Religion ermöglichen. Seit der Wahl von Präsident Trump ist die ADF zu einer der einflussreichsten Gruppen geworden, die den Angriff der Regierung auf die Rechte von LGBTQ-Personen informiert haben.

Interessant für den deutschsprachigen Raum ist folgender Satz: „Since the election of President Trump, ADF has become one of the most influential groups informing the administration’s attack on LGBTQ rights.[1]

Das bedeutet die Angriffe der US-Regierung auf die Rechte von LGBTQ wurden und werden von ADF International beeinflusst.

Was haben US-amerikanische Verhältnisse mit dem deutschsprachigen Raum und Europa zu tun? Die Antwort ist schnell gefunden, denn ADF International hat Vertretungen in Brüssel, Strassburg, Genf, London, New York, Washington, den Hauptsitz allerdings in Wien (Österreich). [2]

In Deutschland greifen u.a. die Evangelikalen der EAD (Evangelische Allianz in Deutschland) auf ADF International zurück. Beispiele folgen später. Besonders interessant im Hinblick auf Vernetzungen europaweit und deutschlandweit ist Sophia Kuby, die zum Team von ADF International gehört.

Sie leitet sogar die Abteilung für Strategische Beziehungen und Trainingsprogramm bei ADF International in Wien. [3] Darüber hinaus hat sie das EU-Büro von ADF International aufgebaut und dieses bis 2018 geleitet.

Ich möchte zunächst bei der Personalie Sophia Kuby verweilen, denn sie war bis zum 24.06.2021 stellvertretende Vorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL),

fungierte in der Vergangenheit als Referentin für das Studienzentrum Weikersheim, einem extrem rechten Think Tank, hat 2019 für den Marsch für das Leben ein Grußwort verfasst und sie ist sehr gut vernetzt.

2021 war sie Referentin auf dem Eucharistischen Weltkongress in Budapest und das Bistum Passau hat sie aufgelistet unter „Referenten Adoratio 2021“. [4]

Ein Screenshot mit einem Foto von Sophia Kuby und Angaben zu ihrer Person vom Bistum Passau.

Fast könnte mensch mit dieser Referenz annehmen Sophia Kuby sei eine honorige Person, dabei verfügt sie über Verbindungen zum antifeministischen, queerfeindlichen europaweiten Netzwerk Agenda Europe und hat 2010 European Dignity Watch gegründet.

Eine Organisation, die sich selbst als „wirksames Instrument zur Lösung von Menschenrechtsproblemen“ bezeichnet. [5]

Sich Menschenrechte auf die Fahnen schreiben und gleichzeitig einer nicht unerheblichen Gruppe von Menschen ihre Rechte entziehen zu wollen, ist schon extrem verlogen, bigott und verachtenswert. Vor allen Dingen auch gefährlich.

Die Personalie Sophia Kuby ist bedeutsam, um ohne tiefgreifende Auseinandersetzungen mit ADF International verstehen zu können, was für eine hasserfüllte Organisation hinter den drei Buchstaben steckt.

ADF International stellt sich selbst als gemeinnützige GmbH mit Sitz in Wien vor; eingetragen im Handelsgericht Wien (Fn 460299 k). [6]

Das US-amerikanische Gesetz Roe vs. Wade (2022) bezeichnete ADF International als „extremstes Abtreibungsregime der Welt„, [7] begrüßte seinen Fall bzw. sein Ende und brüstet sich mit ihrer Vertretung von Parteien bei 15 Siegen am Obersten Gerichtshof. [8]

Das Sprachrohr der EAD, idea, mit Sitz im mittelhessischen Wetzlar, greift regelmäßig auf Stellungnahmen von ADF International zurück und das wohlwollend und/oder unkommentiert, so dass die evangelikale Leser*innenschaft permanent, wenn auch indirekt, mit Hass und Trumpismus konfrontiert wird.

Das wird Folgen haben. Genauso wie die Kommentartätigkeit für idea von Ludwig Brühl, Felix Böllmann und Sofia Hörder, die alle zum Team von ADF International gehören.

Alan Sears von ADF International sprach 2012 auf dem Weltfamilienkongress in Madrid, der ebenfalls von SPLC „als Hassgruppe gelistet wird, auch wegen der zunehmenden Vernetzung mit der extremen Rechten“. [9]

„Und im Laufe der inzwischen Hunderten von Fällen, die der Alliance Defense Fund im Zusammenhang mit dieser homosexuellen Agenda geführt hat, ist eines sicher: Es gibt keinen Raum für Kompromisse mit denen die das Böse „gut“ nennen würden.“ Alan Sears spricht beim Weltfamilienkongress in Madrid, Spanien, 2021.

2019 hielt die italienische Neofaschistin Meloni einen Vortrag auf dem Weltfamilienkrongress in Verona. „Meloni will für das „Recht einer Frau kämpfen, Mutter zu sein“ und nicht abtreiben zu müssen, schrieb der extrem rechte Josef Kraus, der zu dieser Zeit noch Ehrenpräsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL) war, im Oktober 2022 in Tichys Einblick, anlässlich Melonis gelöschter Rede durch Youtube. [10]

Bereits 2019 informierten Eike Sanders und Ulli Jentsch über „Fanatische Christen kämpfen in Deutschland gegen Feminismus, Homosexualität und die „Islamisierung des Abendlandes““.

Sie konstatierten in Jungle World: „Die deutsche »Lebensschutzbewegung« scheint international noch nicht Fuß gefasst zu haben. Jedenfalls war sie im März unter den etwa 1 500 erzkonservativen Christinnen und Christen, Frauenhasserinnen und Frauenhassern sowie extremen Rechten auf dem Weltfamilienkongress (WCF) im norditalienischen Verona kaum vertreten“, hatten zu dieser Zeit aber längst die Bedeutung der US-amerikanischen Alliance Defending Freedom erkannt.

Die ADF International hatte nämlich u.a. Klaus Annen, Betreiber der Webseite „Babycaust“ unterstützt, der durch diese Unterstützung nach mehreren verlorenen Prozessen schließlich einen Erfolg verbuchen konnte.

Denn die Richter des EGMR (Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte) kamen zu dem Schluss: „(…) dass seine Meinungsfreiheit vorgehe und er Ärzte nicht direkt mit Nazis verglichen habe“. In Deutschland allerdings wurde Annen vier Mal verurteilt.

Mit Annen habe die ADF in Deutschland ihre Präzendenzfälle schlecht gewählt, so die Autor*innen.

„Die ADF scheint ihre Präzedenzfälle in Deutschland schlecht gewählt zu haben. Annen, der erwähnte Betreiber der Internetseite »Babykaust«, findet in der deutschen »Lebensschutzbewegung« wenig Unterstützung. Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es in Deutschland gegenwärtig keine nennenswerten Bestrebungen, Kinder zu Hause zu beschulen, um sie religiös zu indoktrinieren und beispielsweise vom Sexualkundeunterricht oder der Evolutionslehre fernzuhalten. Annens blutige Fötenbilder und Auschwitz-Vergleiche stoßen bei vielen Christen ebwenso wie bei einem Großteil der deutschen Bevölkerung auf Widerwillen. Dabei arbeitet mit Sophia Kuby eine profilierte und gut vernetzte »Lebensschützerin« im Wiener Büro der ADF. Kuby war Mitglied der rechtskatholischen »Generation Benedikt«, gründete die Antiabtreibungsorganisation ¬European Dignity Watch, ist stellvertretende Vorsitzende der jungen Christ¬demokraten für das Leben (CDL) und Mitunterzeichnerin des Manifestes »Restoring the Natural Order« d

Diese „Bewegung“ mag vielleicht ein wenig verspätet hinterhergestolpert sein, so wie die Autoren annehmen, dennoch sind die Vernetzungen bereits vorhanden und das Sprachrohr der EAD, idea, verbreitet munter die Ansichten des ADF weiter und das gilt auch für Sprachrohr Nr 2: das christl. Medienmagazin PRO.

Wer hier in die Suchfunktion ADF International eingibt, wird mit einer Reihe von Beiträgen „belohnt“. Mit Beiträgen wie diesem zum Beispiel:

Supreme Court stärkt Rechte von Christen- Das Oberste Gericht in den USA hat zwei Urteile gefällt. In beiden Fällen klagten Evangelikale – beide Male bekamen sie Recht.“ [11]

Hier einige weitere Beispiele:

Anlässlich des 8. März veröffentlichte das christliche Medienmagazin pro über die „Menschenrechtsorganisation“ ADF International, die auf die Lage von Frauen aufmerksam machen.

Geradeso als handele es sich bei ADF auch um eine feministische Organisation, dabei steckt in ADF International die geballte Ladung Antifeminismus und Antigenderismus.

Und als ob das noch nicht genug sei trug die Berichterstattung die Überschrift: „Internationaler Frauentag „Viele Männer behandeln Frauen, als ob sie weniger Rechte hätten“.

Wer allerdings aufmerksam gelesen hat, erkannte spätestens die volle Dosis Rassismus in folgendem Satz: „Vor allem in Entwicklungsländern leiden viele unter einem patriarchalischen Regime.“

Die stammte allerdings vom christlichen Medienmagazin pro, einem der Sprachrohre der evangelikalen EAD. Nachzulesen hier

Denn nicht nur in sog. „Entwicklungsländern“ leiden Frauen unter dem Patriarchat, sondern auch in Deutschland, Europa und weltweit, aber nicht nur Frauen, sondern auch trans- und queere Menschen und ebenso Männer.

Mit dem Finger auf sog. „Entwicklungsländer“ zu zeigen, während in Deutschland jeden dritten Tag ein Femizid geschieht und weltweit sogar alle elf Minuten, [12] während Evangelikale ihre Misogynie, ihren Antifeminismus und ihren Antigenderismus mit der Bibel begründen, ist schon mehr als dreist und brandgefährlich.

Deshalb lasst uns kämpfen für

#EineWeltOhneReligion
#NoNations
#NoBorders
#Alerta!