Kongress gegen Menschenhandel

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Vom 21. – 24. April 2024 findet der Kongress „Gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung“ im christlichen Gästehaus Schönblick statt.

Verantwortlich für diesen Kongress ist der evangelikale Verein Gemeinsam gegen Menschenhandel, der sich als „ein offenes Bündnis von Organisationen und Initiativen, die sich gegen Menschenhandel einsetzen“ beschreibt. [1]

Aber nicht nur der Verein ist evangelikal, sondern auch das Gästehaus Schönblick ist fest in der Hand von Evangelikalen. Der Geschäftsführer ist nämlich Martin Scheuermann, der zugleich auch aktuell Vorsitzender des evangelikalen Kongress christlicher Führungskräfte (KcF) ist. [2]

Zum christlichen Gästehaus Schönblick gehören eine Beratungsstelle, eine Buchhandlung, ein Café, ein Pflegeheim, die Wohnanlage Schönblick und ein Waldkindergarten [3] und das alles im Umkreis von Schwäbisch Gmünd, wo der zweite Kongress gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung in diesem Jahr stattfinden soll.

Es handelt sich allerdings um einen Kongress, der von Evangelikalen organisiert wird. Zum Vorstand gehört nämlich der ehemalige Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich (CDU), der zugleich zum Hauptvorstand der evangelikalen EAD (Evangelische Allianz in Deutschland) gehört.

Beisitzerin des GGMH, so die Abkürzung, ist Gaby Wentland von Mission Freedom und der EAD.

Das katholische Filmwerk empfiehlt in ihrer Broschüre den Film „Mission unter falscher Flagge – Radikale Christen in Deutschland“.

In diesem pdf/Film taucht auch Gaby Wentland auf, die für ein entschiedenes Christentum kämpft und alles bekämpft „was sie nicht biblisch findet“, so z.B. vorehelichen Geschlechtsverkehr und Homosexualität.

Das alles und noch viel mehr kann im beigefügten Screenshot nachgelesen werden.

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Hinter Hecken im Süden Hamburgs befindet sich ein 2 Hektar großes Grundstück, hinter der sich Wentland und ihre bibeltreue Christengemeinde befindet. Zum Anwesen gehören mehrere Wohnhäuser und ein Gemeindezentrum. [5]

Und wenn das keine Sekte ist, dann weiß ich es nicht.

Zurück zum Kongress, der ein evangelikaler ist. Für die Organisator*innen, die zur EAD gehören, gelten die Glaubensgrundsätze der EAD.

Das ist wichtig, denn diese Glaubensgrundsätze werden auch den Kongress bestimmen. Deshalb ist es umso bitterer, dass als Referent*innen Politiker*innen teilnehmen, z.B. Maria Noichl (MdEP / SPD, Ausschuss für die Rechte der Frau und Gleichstellung).

Was schon absurd ist, denn die EAD hat noch niemals etwas unternommen um die Rechte von Frauen zu stärken oder sich für Gleichstellung eingesetzt.

Ganz im Gegenteil, zeigte sich doch in der „Karikatur der Woche“ von idea, dem Sprachrohr der EAD, welches verstörende Frauenbild hier vermittelt wird. Die inaktive Frau, die sitzend, betend und mit geschlossenen Augen wartet und der aktive Mann mit der Bibel unter dem Arm und weit geöffneten Augen.

Zu sehen ist der Bundesadler mit gefalteten Krallen. Ein Mann mit der Bibel in den Händen steigt eine Leiter hinauf und zeigt die Adler die geöffnete Bibel. Unter dem Adler sitzt auf einem Schemel eine Frau mit blonden Haaren. Ihre Augen sind geschlossen und ihre Hände zum Gebet gefaltet. Der Mann auf der Leiter trägt das Logo von idea auf seinem blauen Pullover. Darunter steht 40 Jahre idea spektrum.

Auch mit dabei beim Kongress ist Prof. Dr. Elke Mack, Professorin für Sozialethik, Erfurt, die Bundestagsabgeordnete der CDU Elisabeth Winkelmeier-Becker.

Sie ist zugleich Vorsitzende des Rechtsausschuss im Deutschen Bundestag und dann noch Tatiana Kotlyarenko, die als Internationale Expertin zur Bekämpfung des Menschenhandels bezeichnet wird.

Sie ist OSZE-Beraterin oder wie es im Original heißt: OSCE Advisor. Interessanterweise gehört auch Gudrun Kugler (ÖVP), dem OSZE an, dessen Büro 2021 gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung, GGMH und dem Office for Demoratic Institutions and Human Rights (ODIHR) die 1. Fachtagung gegen Menschenhandel organisiert hat. Mehr dazu hier

Bei diesem 2. Kongress setzen sich die Veranstalter*innen anders zusammen. Neben GGMH, sind die Evangelische Allianz in Deutschland, Mission Freedom, return Fachstelle Mediensucht, Aktion Hoffnungsland und Schönblick Veranstalter*innen.

Während GGMH, EAD, Mission Freedom und Schönblick sehr schnell als evangelikal eingeordnet werden können, ist bei der Fachstelle Mediensucht kein evangelikaler Bezug erkennbar, lediglich der Bezug zum christlich geprägten Menschenbild. [6]

Diese Orientierung gewissen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachstelle von einem christlich geprägten Menschenbild her. Die kritisch-konstruktive Auseinandersetzung mit Medieninhalten, die suchtpräventiven Ansätze und die Beratungs- bzw. Therapiearbeit werden von dieser Basis aus entwickelt und gestaltet.

Aktion Hoffnungsland bezeichnet sich selbst als „christliches Bildungs- und Sozialwerk“. [7] Beide Organisationen gehören nicht dem Netzwerk der EAD an.

Jede Organisation, jeder Verein, jede Politiker*in, die/der nicht aus den Reihen sog. Bibeltreuen stammen, und dennoch einen solchen Kongress unterstützen, adeln, ehren Evangelikale und werten sie durch ihre Anwesenheit auf und verharmlosen und verkennen/ignorieren deren toxischen Einfluss auf die Gesellschaft.

Wer das auch noch tut, sind die „weiteren Mitwirkenden im Plenum“. Darunter z.B. Christian Gehring (MdL, Vors. AK Inneres CDU-Landtagsfraktion), die Vorstandsvorsitzende des Diak. Werk Württemberg oder die Staatsanwältin Lilitha Sivarajah.

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So sind an den Seminaren und Workshops 22 Personen beteiligt. Darunter z.B. Annette Bauscher vom hessischen Verein Perlenschatz e.V., deren Thema „Die Würde von Frauen in patriarchalen Familiensystemen“ sein wird.

Perlenschatz ist ein evangelikaler Verein, der ein Frauenhaus für muslimische Frauen betreibt. Insofern dürfte der Schwerpunkt des patriarchalen Familiensystems der Islam sein und vermutlich dürfte die Auseinandersetzung dementsprechend rassistisch werden.

Zurück zu den Veranstaltungen. Am 24.4.2024 wird um 9.00 die Lügnerin Gaby Wentland über „Minderjährige in der Prostitution?“ berichten. Doch da schon die Gründungsgeschichte von Mission Freedom auf Lug und Trug basiert, dürfte es auf der Veranstaltung ähnlich verlogen und bigott sein. [9]

Und da ich schon bei Gaby Wentland angekommen bin, darf ich noch einmal an diesen Artikel aus Die Eule erinnern.

Sie ist oder war nicht nur eine Verehrerin von Donald Trump, sondern sie ist auch gesundheitsgefährdend, denn rät „gar vom Besuch von Ärzten und wissenschaftlichen Diagnosen ab, denn „unheilbare Krankheiten können im Namen Jesu einfach weichen.“

Das wird deutlich in einem Video auf Youtube. Hier beispielhaft ein Auszug aus dem Transkript: „das besteht in 203 dass wir dem herrn 2:55 danken sollen und wir sollen vertrauen 2:57 dass er alle unsere krankheiten heilt“. [10]

Das Grußwort für diesen Kongress übernimmt in diesem Jahr der 1. Bürgermeister von Schwäbisch Gmünd Christian Baron (CDU) und die Sozialarbeiterin Kerstin Neuhaus hat das Thema „Denn sie wissen was sie tun – Freier in Deutschland“.

Sie ist auch bekannt geworden als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit beim „Bündnis Nordisches Modell“, dem auch die EMMA angehört, die Feministische Partei Die Frauen, Radfem München, Sisters e.V., Terres des Femmes (Deutschland und Österreich) und z.B. die ÖDP. [11]

Wer sich das Bündnis genauer anschaut bzw. die Bündnispartner*innen sieht hier wie die christliche Lebenshilfe Neustart e.V., sich mit vermeintlich „feministischem“ verbündet, entdeckt aber auch Politiker*innen wie z.B. Leni Breymaier (SPD), Anja Karliczek (CDU), Dr. Katja Leikert (CDU), Yvonne Magwas (CDU), Beate Müller-Gemmeke (Die Grünen), Christine Schneider (CDU), Nadja Sthamer (SPD), Sabine Weiss (CDU), Annette Widmann-Mauz (CDU), Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU), Dr. Volker Ullrich MdB (CDU), Jens Peick MdB (SPD), … . Denn sie alle unterstützen das „Nordische Modell“. [12]

Das „Nordische Modell“ eint offensichtlich vermeintliche Feminist*innen und Evangelikale, die nie zuvor an Frauenrechten interessiert gewesen sind. Denn Frauenrechte und Gleichberechtigung sieht die Bibel nicht vor.

Und das sog. „Nordische Modell“, das Sexarbeit faktisch verbieten will, drängt sie nur tiefer in die Illegalität. [13] Schweden ist damit bereits 1999 gescheitert und hat den Sexarbeiter*innen geschadet. [14]

Zitat: „Nach Angaben der Kläger*innen, die legal als Prostituierte arbeiten, hat die Kriminalisierung von Kund*innen der Prostitution Sexarbeitende in die Illegalität und Isolation gedrängt, sie einem erhöhten Risiko für ihre körperliche Unversehrtheit und ihr Leben ausgesetzt und beeinträchtigt ihre Freiheit, darüber zu entscheiden, wie sie ihr Privatleben führen möchten“, (…)“.

Screenshot belegt das eingefügte Zitat.

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Es ist erwiesen, dass Sichtbarkeit schützt, denn wenn Strukturen in die Illegalität verlagert werden, haben die Betroffenen, die Sexarbeiter*innen, weniger Schutz, weniger Rechte, mehr Stigma. [16]

Es ist erwiesen, dass das Nordische Modell Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung nicht verhindern kann und wird.

Im Blog gibt es bereits mehrere Teile über die Gemeinsamkeiten von Evangelikalen, Terre des Femmes (D) und der EMMA

Wer sich also fragt, wie derartige Gemeinsamkeiten entstehen können, sollte sich erinnern, dass der Begriff „Fanatismuseine Verbohrtheit bzw. das Besessensein von einer Idee, Vorstellung oder Überzeugung meint, laut Wikipedia. [17]

Das Jura-Forum definiiert Fanatismus folgendermaßen: „Völliges Durchdrungensein von einer Idee, Ideologie, Weltanschauung, Religion. Blinde Überzeugung und/oder Begeisterung, Unduldsamkeit und Intoleranz, ideologisch religiös oder politisch motivierter blinder Übereifer.

FANATISMUS: die einzelnen Buchstaben auf grauem Grund sind aus der Zeitung ausgeschnitten.

[18]

Die Ursache für derartige Gemeinsamkeiten und damit Schnittstellen kann also nur der ideologisch religiöse und der politisch motivierte „blinde“ Übereifer sein, der Organisationen wie Terre des Femmes (D), EMMA und z.B. evangelikale Organisationen wie Mission Freedom und Gemeinsam gegen Menschenhandel eint.

Das macht die erwähnten Organisationen und Vereinigungen ganz besonders gefährlich, sind diese doch mit Fakten nicht zu überzeugen und greifen, wenn es sein muss zur Durchsetzung ihrer Interessen auf Manipulation, auf Fake, auf Lug und Trug zurück.

Nachfolgend ein Beispiel aus der EMMA.

Susanne Schröter in der EMMA: Rassismus-Studien: Die Manipulation!

[19]

Und was Terre des Femmes (D) Anschluss an das Bündnis „Wir sind die Brandmauer“ betrifft,

Artikel von TdF und die Mitteilung Teil der Brandmauer geworden zu sein. Gegen Antifeminismus und Rechtsextremismus in Deutschland und Europa.

[20]

so möchte ich darauf hinweisen, dass Necla Kelek vom TdF (D) sich schon lange am rechten Rand bewegt. Sie schreibt für Tichys Einblick, erstunterzeichnete 2020 den rechten Appell für freie Debattenräume, fungiert als Gastautorin für den rechten und rassistischen Blog Achse des Guten, forderte einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Flüchtlingen, Migranten, Neubürgern und Gästen im Rahmen eines Besuchs bei dem extrem rechten CDUler Hans-Jürgen Irmer, der ihr daraufhin einen ganzen Artikel im Wetzlar-Kurier widmete. [21]

Und ich frage mich, was soll das für eine Brandmauer sein, die im Namen von Frauenrechten trans Personen, nonbinäre Menschen und Sexarbeiter*innen metaphorisch formuliert vor den Bus wirft.

Und ich frage mich weiter, was von diesem Teil der Brandmauer zu halten ist, die auch islamfeindliche Töne anstimmt und damit antimuslimischen Rassismus schürt.

Denn wäre dieser Teil der Brandmauer wahrhaftig und wehrhaft, würde er nicht gemeinsame Sache z.B. Dieter Nuhr machen, mit Lisa Fitz, mit Seyran Ateş … . Nachzulesen hier

Der diesjährige Zweite evangelikale Kongress „Gemeinsam gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung“ wird sich mit aller Kraft gegen Sexarbeit im Allgemeinen aussprechen und Sexarbeiter*innen bekämpfen und kann sich dabei auf die Unterstützung von Politiker*innen verlassen. Deshalb an dieser Stelle

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