Marsch für das Leben 2024

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Im September 2024 findet der jährliche „Marsch für das Leben“ (MdfL), organisiert vom Bundesverband Lebensrecht (BVL), statt und zwar in Berlin und in Köln, zeitgleich am 21.09.2024. Wir schauen genauer hin!

Anlässlich des MdfL finden auch Gottesdienste statt, darunter ein Requiem für die Ungeborenen.

Screenshot belegt die Angaben im Long-Skeet.

[1]

Mittlerweile gab es einen Wechsel im Vorstand des BVL. Hartmut Steeb (Evangelische Allianz in Deutschland …) gehört nicht mehr dazu. Ebenso wenig Cornelia Kaminiski und Mechthild Löhr. [2]

Der Abtreibungsgegner Paul Cullen vom rechten und rassistischen Netzwerk Wissenschaftsfreiheit und Vorsitzender der Ärzte für das Leben (ÄfdL) ist mittlerweile stellvertretender Vorsitzender des BVL. Susanne Wenzel, Vorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL), ist auch neu dabei.

Zusätzlich noch Albrecht Weissbach, Geschäftsführer des Vereins kaleb (Kooperative Arbeit Leben Ehrfürchtig bewahren), der Gründer von sundaysforlife Andreas Düren, sowie Dr. Georg Dietlein, der ehrenamtlich den Vorstand der Juristen-Vereinigung-Lebensrecht (JVL) vertritt, eine Organisation mit den sog. „furchtbaren Juristen“ und die Stiftungsmanagerin Elisa Ahrens, die bei der Stiftung Ja zum Leben die Geschäftsleitung und das Projektmanagement übernimmt. [3]

Wir sehen also hier schon wie gut vernetzt der BVL ist. Zu den Mitgliedern des BVL gehören mittlerweile weitere Organisationen.

Neu hinzugekommen ist die Ärztevereinigung St. Lukas e.V., das Institut für Ethik & Werte mit Sitz in Gießen. Besagtes „Institut“ gehört zur evangelikalen Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD).

Zum Team dieses „Instituts“ gehört Prof. Dr. Christoph Raedel in seiner Eigenschaft als Direktor. [4] Er wollte als Gutachter für den Prozess gegen den homosexuellen hetzenden Olaf Latzel fungieren, wurde jedoch von der Staatsanwaltschaft abgelehnt. Die evangelische Zeitung bezeichnete ihn als „umstritten“. [5]

Denn Raedel bezeichnete „Homosexualität als Sünde“. [6] Auch Mitglieder/ Mitstreiter*innen des wissenschaftlichen Beirats des „Instituts“ sind z.B. in der Vergangenheit durch Homosexuellenfeindlichkeit aufgefallen. Darunter Prof. Dr. Edith Düsing.

Das autonome Lesben- und Schwulenreferat der Uni Köln bezeichnete sie 2009 als „Homoheiler-Unterstützerin“. [7] 2020 war Düsing Mitglied des Beirats der kreationistischen „Studiengemeinschaft Wort und Wissen“. Nur soviel dazu!

Neue Mitglieder im Bundesverband Lebensrecht (BVL) sind KALEB und Lebensrecht Sachsen e.V.. Diese Organisation organisiert den jährlichen Schweigemarsch für das Leben in Anaberg-Buchholz.

Sundaysforlife e.V. mit Sitz in Greven ist auch neu dazugekommen. Dieser Verein betrachtet Schwangerschaftsabbrüche als „größte Menschenrechtsverletzung unserer Zeit“. [8]

Dass 161 Millionen Kinder unter fünf Jahren als Folge von Mangelernährung und Hunger unterentwickelt sind, interessiert sie nicht die Bohne.

Dass alle 10 SEKUNDEN ein Kind an den Folgen von Hunger stirbt, interessiert sie nicht die Bohne. [9]

Dass, so Terre des Hommes, rund 27 Millionen Kinder aufgrund von bewaffneten Kämpfen nicht zur Schule gehen können, [10] geht ihnen an ihrem ignoranten und/oder christlich-fundamentalen Barsch vorbei.

Dass 420 Millionen Kinder in einem Kriegs- oder Konfliktgebiet leben, [11] wird nicht einmal thematisiert.

In ihren Herkunftsländern droht Flüchtlingskindern Krieg, Gewalt, politische Verfolgung, die Rekrutierung als Soldat, Zwangsheirat oder Zwangsprostitution; auch davon kein Wort.

Denn ihr Einsatz für das Leben endet zum Zeitpunkt der Geburt und hier bei der BVL geht mensch immer noch davon aus, dass nur Frauen Kinder gebären können. Mal abgesehen davon, dass eine misogyne Grundhaltung hinter dem Gebärzwang steckt, so kann mensch bei der BVL auch LGBTIQ-feindlichkeit entdecken.

Die gesetzliche Regelung in den USA, wo in manchen Bundesstaaten Schwangerschaftsabbrüche fast unmöglich sind, werden als „lebensbejahendere Gesetze als vorher, (…)[12] bezeichnet.

In ihrer Stellungnahme zur Sendung „Glaube, Macht, Ideologie: Das gefährliche Netz der Abtreibungsgegner“ schreibt die BVL die „Lebensrechtsbewegung ist mit Rechtspopulisten und rechtsextremen in keiner Weise vereint“. [13]

Ist sie aber doch!!!! Im Blogeintrag von 2020 schrieb B. Kramer: „Bei fast allen Vorstandsmitgliedern lassen sich Verbindungen zu „neuen“ Rechten feststellen.“ [14]

2019 gehörten zu den ideellen Unterstützer*innen des Marsch für das Leben die die Zivile Koalition des Sven und Beatrix von Storch (AfD) und die Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF) in Berlin.

Sie ist die Trägerin der „neu“rechten Bibliothek des Konservatismus, einem Think Tank, der von Caspar von Schrenck-Notzing im Jahr 2000 gegründet wurde. [15] Er ist auch bekanntgeworden als Herausgeber der Criticon.

Cover der 100. Ausgabe Criticon

[16]

Mittlerweile stellt der BVL keine Auflistung der „idellen Unterstützern“ ein. Doch unvergessen ist das Interview mit Beatrix von Storch, die 2019 am Marsch für das Leben teilgenommen und kath.net ein Interview gegeben hat.

Dieselbe Frau schwafelte von einer „Kultur des Lebens“, die sich 2016 für den Schießbefehl auf geflüchtete Menschen an der Grenze und auf deren Kinder ausgesprochen hat. [17]

Später ruderte die Afdlerin zurück und teilte mit nicht auf Kinder schießen lassen zu wollen, doch auf deren Mütter und auf geflüchtete Frauen. [18]

Das Schweigen von Abtreibungsgegner*innen, die sich gerne in der Rolle der „Lebensrechtler*innen“ oder als „Menschenrechtler*innen“ sehen, war laut, SEHR LAUT.

Sie werben für sich mit dem Slogan „Stark sein. Schwache schützen.“ und veröffentlichen dazu das Bild eines Mädchens, das ein Down-Syndrom haben könnte.

„Stark sein. Schwache schützen“ BVL (Bundesverband Lebensrecht). Dazu das Foto eines Mädchens, das vermutlich das Down-Syndrom hat.

So informiert die Lebenshilfe über den Grundbetrag ab 1. August 2024 von 133 Euro monatlich. Kommt noch Arbeitsförderungsgeld hinzu in Höhe von 52 Euro, erhält ein behinderter Mensch in einer Werkstatt 185 Euro monatlich für die geleistete Arbeit.

An einer anderen Stelle wird ein Durchschnittgehalt von 222 Euro monatlich angegeben. Das ist jedoch KEIN Mindestlohn und die dort Arbeitenden gelten nicht als Arbeitnehmer*innen.

Mehr Kritik

Noch mehr Kritik

RND dazu

Von Abtreibungsgegner*innen hört mensch zu diesem Thema allerdings kein Wort.

Zurück zum Marsch für der Leben und der diesjährigen sog. „Fachtagung“ mit Kardinal Woelki als Redner, der Woelki, gegen den 2023 die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Meineid ausgeweitet wurden [19] und mit dabei auch die rechte Abtreibungsgegnerin Birgit Kelle.

Sie gehört seit 2010 zum Autor*innenkreis der „neu“rechten Wochenzeitung Junge Freiheit, wurde 2013 mit dem Gerhard-Löwenthal-Preis für rechte Publizistik geehrt, fungierte 2013 als Interviewpartnerin für das neofaschistische Magazin Sezession und gilt als Mitautorin des Buches „Renovatio Europae: Plädoyer für einen hesperialistischen Neubau Europas“ erschienen im Manuscriptum Verlag. Der Herausgeber ist der neofaschistische Historiker David Engels vom rechten und rassistischen Netzwerk Wissenschaftsfreiheit.

Und damit endet dieser Beitrag